Es gibt Liverpools “The Kop” im Fußball, es gibt die “Hölle Nord” im Handball - und es gibt den Brandenburger Strand beim Windsurfen. Orte also, an denen Fans und Zuschauer die “eigenen” Sportler durch die Stimmung zu ungeahnten Höchstleistungen antreiben können. Dass das Sylter Publikum mehr kann als Schampus und Schalentiere zu vernichten, hat es schon oft genug bewiesen: Ganz früher bei Robby Naish, 2009 bei Klaas Vogets zweitem Platz im Waveriding oder in den letzten Jahren, wenn Philip Köster um den Titel mitgefahren ist.
Doch 2023 hatte der schauinsland-reisen Windsurf World Cup Sylt presented by got2be eine besondere Magie. Viel Sonne, oft ausreichend Wind, aber dennoch ungewöhnliche Bedingungen. Es war das Jahr der Überraschungssieger, der Underdogs und der ganz großen sportlichen Momente.
Becker, Neubauer, Behrens - die Gesichter des World Cups Sylt 2023
Da war Michele Becker, bärenstark in seine erste PWA-Saison gestartet, der gleich am ersten Tag auf Sylt in der ersten Wettfahrt einen Kindheitstraum wahr machte: Er gewann die erste Elimination und konnte am Strand die Freudentränen nicht zurückhalten. Mit hochspannenden Fights gegen Nicolas Goyard und Pierre Mortefon war er später einem zweiten “Bullet” zum Greifen nahe. Packendes Racing, von den Drohnen spektakulär festgehalten - mehr davon!
Dann war da natürlich Lennart Neubauer: Mega-Talent auf dem Aufstieg, dann eine schwere Verletzung und der lange Weg zurück. Auf Fuerte noch nicht ganz ideal in die Saison gestartet, traf der für Griechenland startende Deutsche gleich in der ersten Runde auf den WM-Führenden Yentel Caers. Der Sieg gegen den Belgier gab im das Momentum, bis ganz nach vorne zu fahren. Caers wiederum legte in der Double Elimination ein fulminanten Comeback hin und arbeitete sich über neun Heats bis ins Finale vor - wo er wiederum auf Lennart Neubauer traf. Dass sich Yentel den WM-Titel holte und Lennart gleichzeitig seinen ersten Sieg im World Cup feiern konnte, machte den Herren-Freestyle zu einem fast schon kitschigen Sportlermärchen.
Und da war Maria Behrens: Vor dem Waveriding der Damen schaute alles auf Lina Erpenstein, die große Hoffnung auf einen Spitzenplatz. Statt Onshore-Chaos bot Sylt in diesem Jahr Float-and-Ride-Bedingungen mit Wind von links. Und gleich in der ersten Runde holte Behrens mit herausragenden Wellenritten die beste Wertung des Tages gegen Lina. Die erste Überraschung war perfekt, die zweite kam wenig später: Auch Marine Hunter aus Frankreich kamen die ungewöhnlichen Bedingungen zupaß, sie gewann gegen Sarah-Quita Offringa und traf im Finale dann auf Behrens. Wieder so ein Sport-Märchen, und auch wenn schließlich - in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages und dann auch wieder mit auflandigem Wind - die Französin gewann, ist Maria Behrens ein Platz in der Sylt-Historie sicher.
Drohnen liefern tolle Bilder für den Livestream
Drei tolle Geschichten, die den 2023er Event geprägt haben. Dass es ausnahmsweise mal nicht die Wave-Herren waren, sondern auch die anderen Disziplinen ihre Faszination voll ausspielen konnten, zeigt die ganze Diversität unseres Sports. Das Herren-Waveriding kam wegen Windmangels nicht über die erste Runde hinaus, doch fast die ganze Woche hindurch spielten viele Starter im Sylter Swell abseits der offiziellen Wettfahrten und sorgten somit dennoch für viele tolle Bilder! Apropos Bilder: Der Livestream mit doppelter Drohnen-Begleitung, Live-Scoring, Replays und Interviews direkt vom Strand war wieder einmal absolut sehenswert - und bot teilweise bessere Perspektiven als vom Strand aus!
Die neuen World Cup-Organisatoren der Agentur MMP können also zufrieden sein. Hinter der Kulissen laufen bereits zahlreichen Gespräche mit vielen neuen Ideen für das kommende Jahr. Der nächste World Cup Sylt ist für den Zeitraum von 27. September bis zum 6. Oktober 2024 angekündigt - das wird dann die 40. Auflage!
Hier könnt ihr die sportlichen Highlights noch einmal in den Tagesberichten nachlesen:
- Eröffnung und Sundowner-Session
- Michele Becker gewinnt seine erste Elimination, Johan Søe führt
- Lennart Neubauer gewinnt sein erstes Freestyle-Finale
- Yentel Caers ist Freestyle-Weltmeister, Lennart Neubauer gewinnt den Event
- Michele Becker kratzt an der Spitze, Vrieswijk führt
- Maria Behrens surft sensationell ins Wave-Finale
- Marine Hunter gewinnt, Herren geht im Waveriding der Wind aus