Indian Summer mit leichtem Ostwind und herrlichem Sonnenschein oder Sturm aus West und Sauwetter mit Regen quer – das scheinen traditionell die beiden Alternativen für den Windsurf World Cup am Brandenburger Strand zu sein. Bei aller Liebe zu sonnigem Wetter sind es doch die Stürme und die brutalen Bedingungen, die den Sylter World Cup so berühmt (und berüchtigt) gemacht haben. Mal sehen, was das Überraschungsei 2023 für die Profis und die vielen Zuschauer bereithält. Auch in diesem Jahr werden wieder Zehntausende über die Promenade pilgern und die Kombination aus Sport und Unterhaltung genießen.
Auf dem Wasser kämpfen über 100 Männer und Frauen nicht nur um die begehrten Event-Trophäen. Im Freestyle der Herren fällt definitiv die Entscheidung um dem Weltmeister-Titel. Im Waveriding der Damen und Herren werden sich die Favoriten für den WM-Titel vor dem abschließenden Event in Hookipa auf Maui positionieren. Dort können die speziellen Bedingungen das Ergebnis aber noch mal gehörig durcheinanderwürfeln. Im Slalom der Herren wird auch auf Sylt sicher der Kampf zwischen Foil und Finne wieder äußerst spannend. Die Entscheidung um den Weltmeistertitel fällt allerdings erst im November im japanischen Yokosuka.
Waveriding Damen
Sarah-Quita Offringa kommt als Führende in der Jahreswertung nach Sylt und ist auch dort eine der Favoritinnen. Lina Erpenstein überzeugte in Pozo mit Platz drei und wird auch auf Sylt das Podium anpeilen – vielleicht ist sogar ihr erster World-Cup-Sieg drin. Die WM-Entscheidung wird aber erst beim Aloha Classic auf Maui fallen, das Ende Oktober beginnt.
Vor dem World Cup auf Sylt sieht das Ranking deutlich anders aus als in den vergangenen Jahren - auch wegen der gemeinsamen Events mit der IWT. Mit Chile, Fidschi und Peru gab es bereits drei Contests mit Down-the-line-Bedingungen, bei denen starke Waveriderinnen wie Sarah Hauser, Maria Andres oder die beiden Legenden Jane Seman und Jessica Crisp nach vorne gefahren sind. Auf Sylt wird man diese Fahrerinnen aus dem IWT-Feld eher nicht sehen, dafür dann wieder auf Maui.
Mit Daida Moreno ist zudem die vielfache Weltmeisterin und Pozo-Siegerin nicht mehr dabei. Sie hatte nach ihrem Heim-Event auf Gran Canaria ihren Rücktritt von der PWA-Tour verkündet. Von deutscher Seite sind neben Lina Erpenstein noch Steffi Wahl und Caroline Weber dabei, außerdem Newcomerin Maria Behrens und zum ersten Mal Sybille Bode. Auch Justyna Sniady aus Polen und das belgische Wunderkind Sol Degrieck sind für Sylt gemeldet.
Wave Damen: Favoritinnen und deutsche Starterinnen
Waveriding Herren
Kann sich Ricardo Campello 2023 endlich den Traum vom Wavetitel erfüllen? Er grüßt momentan vom Platz an der Sonne in der Weltrangliste - und trainiert schon fleißig in den ungeliebten Onshore-Bedingungen, wie er neulich bei Instagram durchblicken ließ. Hinter Campello liegt Marcilio Browne, der zwar in Pozo gewinnen konnte, auf Fidschi allerdings früh ausschied. Beide sind sowohl in ungemütlichen Bedingungen wie auf Sylt als auch bei klassischen Hookipa-Wellen absolute Spitze und haben allerbeste Chancen auf den WM-Titel. Mitfavorit Philip Köster musste die Saison verletzungsbedingt leider beenden, damit fehlt der Publikumsliebling auf Sylt.
Wie auch bei den Damen sorgen die unterschiedlichen Spots in diesem Jahr für viel Spannung - und mit den unterschiedlichen Sterne-Bewertungen für kaum berechenbare Auswirkungen eines guten oder schlechten Ergebnisses. Auf Platz drei im Ranking lauert Marc Paré, den viele als kommenden Weltmeister sehen. Hinter ihm Antoine Martin, der mit großer Mut immer wieder für Überraschungen sorgen kann und offenbar an einem neuen Kombi-Manöver arbeitet.
Leon Jamaer ist auf Sylt ein Kandidat für die Top 5, er ist auch in Pozo stark gefahren. Julian Salmonn hat ein starkes Chile-Ergebnis auf dem Scoresheet, auf Fidschi und in Pozo lief es für ihn allerdings nicht optimal. Greift er auf Sylt nochmal an?
Neben diesen beiden erfahrenen Profis sind mit Nick Spangenberg, Henri Kolberg und Laurin Schmuth auch drei Newcomer mit dem G im Segel auf Sylt dabei. Routinier Klaas Voget hat bekanntlich im vergangenen Jahr seine Profi-Karriere beendet.
Wave Herren: Favoriten und deutsche Starter
Freestyle Herren
So unberechenbar die Sylter Bedingungen sind, so schwer ist auch die Favoritenrolle zu definieren. Yentel Caers führt vor Adrien Bosson und Antony Ruenes – einer der drei wird wohl auf Sylt zum Weltmeister gekürt. Wer es ist, ist völlig offen. Niclas Nebelung dürfte mit einem Platz in den Top 5 liebäugeln.
Ebenfalls im Fokus dürfte der für Griechenland startende Lennart Neubauer stehen, der beim einzigen anderen Freestyle-Event auf Fuerteventura Sechster wurde und sich in der Spitzengruppe etabliert. Dort schon seit Jahren zuhause ist Amado Vrieswijk, der sich jedoch in letzter Zeit vor allem aufs Racing konzentriert - oder will es der Weltmeister von 2021 nach dem Aus auf dem iQFoil nochmal wissen? Immer für einen Hingucker gut ist auch Balz Müller, der vermutlich auch abseits des Wettkampfes mit dem Foil zu sehen sehn sein wird.
Freestyle Herren: Favoriten und deutscher Starter
Slalom
Foil oder Finne – das werden auch auf Sylt die Bedingungen entscheiden. Selbst bei Starkwind wie in Pozo oder auf Fuerteventura zeigte sich das Foil in dieser Saison oft überlegen. Da bei viel Wind auf Sylt meistens die Waver und Freestyler den Vorrang haben, dürften die allermeisten Fahrer auch hier aufs Foil setzen. Eine große Hürde ist dabei der Shorebreak, schon so mancher Fahrer geriet mit dem kostspieligen Material in die Sylter Waschmaschine.
In der Jahreswertung ist noch alles offen, derzeit führt Weltmeister Maciek Rutkowski. Hinter ihm liegen mit Pierre Mortefon und Matteo Iachino zwei Fahrer, die ebenfalls schon einen WM-Titel in der Tasche haben. Pozo-Sieger Enrico Marotti lauert auf Rang vier. Doch wenn es auf Sylt eine Wertung gibt, kommt ein Streicher ins Spiel, der das Ranking massiv durcheinanderwirbeln könnte.
Ein Geheimfavorit ist der Däne Johann Søe, der ebenso wie Nicolas Goyard in dieser Saison noch nicht alle Events mitgefahren ist. Mit Nico Prien und Michele Becker liegen nach drei World Cups gleich zwei Deutsche auf den Plätzen sechs und sieben in den Top 10. Becker und Søe haben in den letzten Wochen ausgiebig in den rauhen Nordsee-Bedingungen trainiert. Auch iQFoil-Vizeweltmeister Sebastian Kördel ist auf Sylt dabei, außerdem sind zum jetzigen Zeitpunkt Lars Poggemann und Malte Reuscher gemeldet.
Nach dem World Cup Sylt geht es für die Slalom-Fahrer im November ins japanische Yokosuka zum Tour-Finale. Dort fällt dann die WM-Entscheidung
Slalom: Favoriten und deutsche Starter
Rahmenprogramm beim World Cup Sylt
Gefeiert wird auf Sylt natürlich auch, das große Partyzelt ist allabendlich Treffpunkt der Fans und Profis. Die trefft ihr aber auch am Stand des surf Magazins ganz entspannt zu Autogrammstunden und Interviews mit unserem Radio-Partner Antenne Sylt.