In der rechten Hand die Slalomgabel und in der linken Hand ein Waveboard einer anderen Marke, was noch nebenbei zu testen ist, „Ich habe es eilig, in einer Stunde startet das erste Slalom-X-Training!“ Keine Frage, der Worldcup-Profi, Surfshop-Anteilseigner, Youtuber und neue Präsident der Profifahrervereinigung PWA ist viel beschäftigt.
Drei Tage später, morgens um 07.30 Uhr, wollen wir uns am Strand von Cabezo treffen, um ein paar Bilder gemeinsam mit Michele Becker zu machen, aber wer fehlt noch? Nico! Das Handy mit der Schulter ans Ohr gedrückt und gleichzeitig das Foilboard tragend, macht er uns Zeichen, dass er seinen Chef Manfred Rassweiler (Geschäftsführer der Pryde Group, die Red.) dran hat, und den kann man ja nicht so einfach links liegen lassen. Nun gut, nach einer halben Stunde steht er uns zur Verfügung.
Nico, noch mal herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Amt! Was sind deine Aufgaben im Einzelnen?
Ich bin der „Chairman of the board“, also der Vorstandsvorsitzende, damit leite ich die „Boardmeetings“ vom Managementboard, mit drei von der Industrie und drei von den Ridern gewählten Mitgliedern. Ich bin die „Chairperson“, die immer ein Rider sein muss, damit wir immer – zu viert – eine Mehrheit haben. Meine Aufgabe ist es, eine Heli-Perspektive auf die Themen zu haben, Themen einzuordnen, Argumente zusammenzufassen und die Gespräche in eine Richtung zu lenken, die uns voranbringen.
Wie viel Entscheidungsgewalt hast du?
Das hängt davon ab, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird. Ich kann keine Sachen allein entscheiden, alle Entscheidungen liegen beim Board. Als Präsident bin ich der Ambassador für die World Tour, sozusagen das Gesicht nach außen. Zur Eröffnung und zum Ende der Worldcups halte ich Ansprachen. Ich vertrete zudem die Fahrer gegenüber den Sponsoren, und wenn sich unser Tourmanager Rich Page mit den Sponsoren trifft, dann kann ich dazukommen, muss aber nicht.
Wir arbeiten alle im Interesse der PWA als Non-Profit-Organisation, die Motivation ist eine andere als bei den Wingfoilern und Kitesurfern. Meine Position ist freiwillig, wir wollen eine gesunde Tour haben, nach oben hin ist alles offen und ich kann Rich so viel helfen, wie ich möchte. Ich kann Sponsorenakquise betreiben, ich kann Sponsoren kontaktieren, aber in der Realität ist es eine freiwillige Stelle. In der PWA macht eben vieles eine Person.
Welche Ziele hast du dir gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist es, den Windsurfsport populärer zu machen, dass mehr Leute dazu animiert werden, unseren Sport betreiben und die Industrie und Rider gut davon leben können. Und da gehört eine gesunde Wettkampftour mit etwa acht bis zehn Worldcups in den Disziplinen Wave, Freestyle und Slalom dazu.
Welche Herausforderungen gibt es?
Es ist ein Henne-Ei-Problem. Weil wir natürlich in Medienarbeit investieren müssen, um Rider zu emotionalisieren und mehr Reichweiten zu generieren. Und das kostet Geld, aber dieses kriegen wir erst, wenn wir Sponsoren und Eventorganisatoren finden.
Die Organisatoren des GKA Kitesurf World Cups haben einen Drei-Jahres-Vertrag mit Qatar Airways abgeschlossen, während die Fußballer vom FC Bayern München ihren Sponsoringvertrag mit dieser Airline auf Druck der Fanszene nicht verlängert haben. Wo ziehst du Grenzen bei der Auswahl von möglichen Partnern?
Das ist eine tricky Frage. Aber für mich ist die Antwort klar, wir haben selber gar keine Ressourcen, Sponsoren zu finden, die Organisatoren der Events finden die Sponsoren. Das wollen wir gern ändern, im besten Falle haben wir einen Toursponsor, sodass wir Events unabhängig davon veranstalten können, ob der Organisator einen Sponsor findet oder nicht.
Wir sind in einer Situation, dass wir das Geld nehmen sollten, fast egal woher es kommt.”
Wir sind in einer Situation, dass wir das Geld nehmen sollten, fast egal woher es kommt. Und warum sollten wir das Geld nicht nehmen, wenn es die Fußballer nicht haben wollen? Wir wollen etwas Tolles schaffen, aber na klar, es gibt auch klare rote Linien.
Gibt es Synergien zu Wingfoil World Cups?
Ja und nein. Natürlich gibt es Synergien, wir nutzen das gleiche Spielfeld, aber jeder kämpft darum, eben möglichst viel von den Veranstaltern zu bekommen. Es gibt einen Wettkampf untereinander. Aber auf den Kapverden kann es ein guter Ansatz sein und auf Fuerteventura nutzt der Veranstalter dasselbe Set-up.
Welcher zusätzliche zeitliche Aufwand steht hinter deinem neuen Amt?
Etwa drei bis fünf Stunden pro Woche, mit Ausreißern nach oben und unten.
Möchtest du zum Abschluss sonst noch was loswerden?
Nein, ich muss da auch gar nicht so ein großes Ding daraus zu machen, ich sehe mich eher als Rider.