Neue Racing-Disziplin im World Cup“Slalom X – Das ist das neue coole Ding!”

reemedia

 · 25.05.2024

Nico Prien (links) und Michele Becker sorgten 2023 aus deutscher Sicht mit den Plätzen acht und fünf für eine außergewöhnliche Slalom-Saison. Für surf geben sie einen Ausblick auf 2024 und die neue Disziplin Slalom X
Foto: reemedia
2024 geht im World Cup eine neue Disziplin an den Start: Slalom-X bringt Rennen auf der Finne zurück und soll durch Hindernisse besonders spannend sein. Nico Prien hat’s schon probiert, Michele Becker bleibt lieber beim Foil. Im surf-Interview erzählen die beiden, wie sie Slalom-X sehen.

„Für das, was Finne leisten kann, ist es eine klasse neue Herausforderung!“, bringt es Nico Prien auf den Punkt. Die Finne ist zurück! Denn mit der neuen „Slalom-X-Disziplin“ kommt zur neuen Saison ein Racingformat, welches auf die Finne zugeschnitten ist, die Profis vor neue spannende Aufgaben stellt und den Zuschauern – so viel steht schon vor dem ersten Worldcup fest – noch mehr Action und Spannung verspricht. Wir waren beim allerersten Slalom-X-Training der Profis auf Teneriffa live dabei, konnten spektakuläre Szenen verfolgen und haben mit Profis gesprochen.

Michele, wir haben dich gestern beim allerersten Slalom-X-Training, das im Rahmen vom TWS Training seine Premiere feierte, nicht auf dem Wasser gesehen.

Michele Becker: Richtig, denn ich werde das gar nicht mitmachen!

Du hast doch so viel Lust darauf, dich mit anderen zu matchen. Warum nicht?

Michele Becker: Vor zwei Jahren habe ich schon angefangen, mich auf das Foil zu konzentrieren, weil ich darin die Zukunft gesehen habe und weil ich gemerkt habe, dass ich es weder körperlich noch vom Material her gut unterkriege, zwei Sachen auf einem hohen Level zu machen. Dementsprechend konzentriere ich mich auf das Foil. Ich habe hier Talent und es macht mega Spaß!

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Im letzten Jahr hast du zu den Worldcups noch deine Finnen Set-ups mitgenommen.

Michele Becker: Die ich aber gar nicht mehr benutzt habe und zum Abschlussevent nach Japan schon gar nicht mehr im Gepäck dabeihatte. Und der logische Schluss ist, dass ich die Finnendisziplin nicht mitfahre. Mein Potenzial ist dort auch nicht so groß, denn auch mit einer Vorbereitung würde ich nur vielleicht die Top 15 packen. Aber bis hierhin ist mein Level auf der Finne nicht konkurrenzfähig. Aber wenn ich im Foil in die Top 5 fahren kann, dann werde ich nicht beides auf das gleiche Level bringen.

Nico Prien: Es ist schon eine Doppelbelastung, das muss man auch sagen, wie zum Beispiel über sechs Tage auf Fuerte. Wenn wir an den ersten zwei Tagen Slalom-X fahren, dann hat man eben schon zwei Tage Slalom-X in den Knochen und Michele tritt für die Foildisziplin frisch an und hat dann einen Vorteil. Das ist die Abwägung, die du machst.

Michele Becker: Bei den Events muss ich zudem ein bis zwei Bags weniger mitnehmen, bin mehr im Fokus und körperlich weniger belastet.

Du machst sozusagen innerhalb der Slalomdisziplinen eine Superspezialisierung.

Michele Becker: Na ja, ich finde, dass Foil und Finne genauso weit auseinanderliegen wie Freestyle und Wave. Und kaum jemand fährt die Wave- und Freestyletour mit. Das sind zwei komplett verschiedene Dinge.

Ich finde, dass Foil und Finne genauso weit auseinanderliegen wie Freestyle und Wave.” (Michele Becker)

Nico Prien: Ich habe das genauso abgewogen. Für mich war die Motivation so groß, ich habe da mega Lust drauf und deshalb nehme ich es in Kauf, dass ich eine Doppelbelastung habe, aber auch doppelte Chancen. Für das, was Finne leisten kann, ist es eine klasse neue Herausforderung!

Gestern fand hier in El Medano das erste Slalom-X- Training statt. Die TWS (Tenerife Windsurf Solution) hatte eine Barriere ausgelegt, über die ihr springen musstet. In der ersten Stunde spielten sich wirklich spektakuläre Szenen ab, es gab’s einige Stürze!

Nico Prien: Ja, das war von der ersten Sekunde an super-klasse, wir hatten sofort ein breites Grinsen im Gesicht! Es war ein super Nervenkitzel, mit drei Leuten auf das Obstacle zuzufahren. In der Formel 1 gehen die Fahrer auch kurz hintereinander in die Kurve und genauso sind wir auch über das Obstacle gesprungen. Teilweise sind wir auch gleichzeitig gesprungen. Das wird auch ein Risikomanagement sein.

Michele Becker: Und dieses einmal zu trainieren, macht dich gleich um 50 Prozent besser.

Slalom-X war von der ersten Sekunde an super-klasse, wir hatten sofort ein breites Grinsen im Gesicht!” (Nico Prien)

Beim Training gab es hier in Cabezo fette Dünungswellen und da ist es nicht einfach, auf den Punkt genau zu springen. Und von den Ridern mit eher unbekannteren Segelnummern gab es mehr Stürze zu sehen.

Nico Prien: Genau! Wir haben uns häufig danach angeguckt und uns gefragt, wie bin ich da nun rübergekommen?

Mit einer kleinen, kurzen Chopwelle am Gardasee ist es viel einfacher, oder?

Nico Prien: Ja, du musst hier auch mal einen hohen Sprung machen, weil du es sonst nicht über das Obstacle schaffen würdest. Das ist schon richtig spannend.

Weiterhin sind sogenannte Schikanen geplant. Was ist darunter zu verstehen?

Nico Prien: Das sind zwei Bojen, die so kurz hintereinanderliegen, dass du eine Halse machst und bis zur zweiten Tonne vielleicht gar nicht schiftest. Und je nach Location kann ein Beachstart, ein Beachfinish oder ein tiefer, raumer Kurs eingebaut werden.

Warum wird Slalom-X ein Erfolg werden, während die alte, zumindest artverwandte Disziplin Super X von vielen eher belächelt wurde und sich letztendlich nicht durchsetzen konnte?

Nico Prien: Weil es wenig mit Super-X zu tun hat. Sie mussten damals immer einen Sprung und Tricks machen. Es sind keine Slalomboards und keine reinrassigen Slalomsegel gefahren worden und nun fahren wir reinrassige Slalomboards und -segel. Diese Unterschiede wurden in den letzten Monaten von den Medien teilweise nicht richtig dargestellt. Nun wird es technischer und es ist eine andere Disziplin als Super-X!

Damals wurde es von einigen gar nicht so richtig ernst genommen, ist das bei euch nun anders?

Nico Prien: Ganz klar, das ist das neue coole Ding und jeder von uns will den WM-Titel haben.


Das sagen aktive und frühere Fahrer über Slalom-X

Jordy Vonk

Niederlande, Platz elf 2023 PWA Slalom

Jordy Vonk (30) freut sich auf die neue Disziplin.Foto: reemediaJordy Vonk (30) freut sich auf die neue Disziplin.

„Wir haben gestern beim TWS-Slalom-Training bei unserer allerersten Slalom-X-Session viel, viel Spaß gehabt. Die Jungs vom TWS haben ein langes Obstacle ausgelegt, über das wir rüberspringen mussten. In den ersten Stunden war jeder Rider noch etwas verhalten und hat den einen oder anderen Sturz hingelegt!

Der Unterschied zur alten Super-X-Disziplin besteht darin, dass wir nun unser normales Slalommaterial einsetzen, es viel mehr auf Speed ankommt und nur vereinzelt „Aufgaben“ an uns gestellt werden. Deshalb heißt diese neue Disziplin auch richtigerweise Slalom-X, also ein konventioneller Slalom auf Finne gefahren mit dem X-Faktor, also der einen oder anderen Aufgabe für die Rider.“

Bernd Flessner

„Flessi“ hat viele Veränderungen im Worldcup erlebt.Foto: reemedia„Flessi“ hat viele Veränderungen im Worldcup erlebt.

„Die größte Herausforderung ist es, das optimale Material zu haben bzw. zu finden. Sprich, Geschwindigkeit und Handling zugleich sind sehr wichtig, da es beim Slalom-X nicht nur um den Top-Speed geht, sondern auch ums Springen und Manöver um die Bojen (damals Duckjibe). Da brauchst du einen perfekten Mix, denn es nützt dir wenig, wenn du der Schnellste bist, aber beim Sprung über die Hindernisse oder beim Manöver um die Bojen scheiterst.

Es war damals dasselbe wie mit Freestyle. In den 90er-Jahren sind alle 64 Fahrer Wave, Slalom und Kursrennen gefahren und auf die Overall-Wertung gegangen. Mit Slalom und Kursrennen waren mit zwei Disziplinen die Racer natürlich im Vorteil. Zudem gab es einige Events, wo wir guten Wind hatten, aber die Wellen für Wave nicht ausreichend waren. Um den reinen Wavefahrern eine zweite Disziplin zu geben und bei schlechten Wellenbedingungen doch gute Action auf dem Wasser zu haben, wurde Freestyle aus der Taufe gehoben.

Ähnlich war es bei Super X! Hier hatten die kleinen, leichten Fahrer plötzlich eine Chance gegen die großen, schweren Fahrer. Den Speedvorteil, den die schwereren Fahrer beim Slalom haben, wurde durch das Springen und die Manöver ausgeglichen.“


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