WorkshopWarum sollte man sein Foil schleifen, Herr Voget?

Manuel Vogel

 · 14.09.2023

Ex-Worldcupper Klaas Voget ist bei Fanatic in die Foil-Entwicklung involviert.
Glaubt man Foil-Profis, kann das Schleifen des Foils wahre Wunder bewirken. Wann das Sinn macht und worauf man achten sollte, verrät Klaas Voget im Interview.

Flügel und Mast schleifen - für viele Hobbysurfer klingt das wie Feintuning für Foil-Nerds. Doch zum Schleifpapier greifen längst nicht mehr nur Surfer, die im World Cup um Platzierungen kämpfen oder den ufernahen Findling im Foil verewigt haben, sondern längst auch normale Hobbysurfer. Wann die Schleifkur Sinn macht, wie man das Foil am besten schleift und warum die Sache auch gut für die Ohren sein kann, erklärt Foil-Experte Klaas Voget im Interview.

Klaas, bist du ein Schleifer?

Auf jeden Fall! Das Schleifen der Foils macht in vielen Fällen absolut Sinn. Foils kommen ja aus einer Form und sind vom Finish dann erstmal nie ganz perfekt. In der Produktion wird hinterher dann eine Deckschicht aufgetragen, damit das Foil ein schönes Finish bekommt und kleine Unreinheiten versiegelt werden. Die Oberfläche ist danach entweder glänzend oder leicht matt, aber noch nicht ideal für einen perfekten Strömungsverlauf. Durch das Schleifen kann man sein Foil noch spürbar leistungsstärker machen - mit einem ruhigeren Flugverhalten und höherem Topspeed.

Wie funktioniert das genau?

Die geschliffene Oberfläche verursacht weniger Verwirbelungen, die für reduzierten Strömungsabriss und Drag sorgen. Stattdessen bildet sich an den durch’s Schleifen herbeigeführten Mikrokratzern ein permanenter Wasserfilm, ein sogenannter “Boundary Layer”. Dieser Wasserfilm wird dann vom umfließenden Wasser mit geringerem Widerstand umströmt.

Idealerweise haftet am geschliffenen Foil ein Wasserfilm (”Boundary Layer”). Dieser wird dann vom Wasserstrom umflossen, was die Verwirbelungen minimiert.Idealerweise haftet am geschliffenen Foil ein Wasserfilm (”Boundary Layer”). Dieser wird dann vom Wasserstrom umflossen, was die Verwirbelungen minimiert.

Welche Komponenten des Foils sollte man schleifen, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen und wie genau geht die Prozedur vonstatten?

Schleifen sollte man alle Komponenten, also beide Flügel, den Mast und die Fuselage. Man beginnt mit einer 400er Körnung und arbeitet sich dann über ein 800er bis zum 1200er Schleifpapier vor, manche gehen sogar noch feiner, aber ich denke das macht am Ende keinen großen Unterschied mehr. Dabei sollte man darauf achten, gleichmäßig zu schleifen, also nicht eine Stelle stärker zu bearbeiten als andere. Ebenfalls wichtig ist, dass man nicht eine Seite mit frischem Schleifpapier schleift und die andere Seite dann mit dem ausgenudelten - dann hat man eine Asymmetrie, die man hinterher merkt.

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Klaas Voget ist bei Fanatic und Duotone stark in die Entwicklung von Foils, Boards und Wings eingebunden
Foto: Boards & More

Schleift man die Flügel in Fahrtrichtung? Oder ist die Schleifrichtung weniger wichtig?

Darüber streiten sich die Experten. Auch unser Foil-Designer bei Fanatic hat viel Erfahrung mit dem Schleifen von Foils aber noch keine wirklichen Performance-Unterschiede in Abhängigkeit von der Schleifrichtung entdeckt. Ich persönlich schleife immer in kleinen Kreisen. Ich nehme Nass-Schleifpapier und arbeite mich von der Mitte des Flügels bis zum Wingtip in kleinen Kreisen vor. Dann nehme ich neues Papier und schleife von der Mitte kommend zur anderen Flügelspitze hin und so weiter. Besonders achte ich auf gleichmäßig und dünn geschliffene Abströmkanten von Mast und Flügeln.

Mal Hand aufs Herz - merken Hobbysurfer den Unterschied überhaupt? Oder ist das eine Sache für Profis?

Am meisten Sinn macht es natürlich im Racebereich. Hier macht das jeder. Und wer es nicht macht, hat keine Chance vorne mitzufahren. Generell gilt: Je kleiner das Foil und je höher die gefahrenen Geschwindigkeiten, desto wichtiger wird die Sache. Auch als ambitionierter Hobbysurfer merkt man aber einen Unterschied, einfach weil ein sauber geschliffenes Foil ruhiger, kontrollierter und mit weniger Widerstand durch’s Wasser schneidet, das macht am Ende auch einen Unterschied beim Topspeed.

Wenn ein Foil pfeift, ist das ein Zeichen dafür, dass es nicht optimal arbeitet
Wenn’s pfeift, ist das höchstwahrscheinlich kein Tinnitus, sondern eine unsaubere Abrisskante am Heckflügel des Foils.Foto: Si CrowtherWenn’s pfeift, ist das höchstwahrscheinlich kein Tinnitus, sondern eine unsaubere Abrisskante am Heckflügel des Foils.

Was ist mit Hobbysurfern, die ein dicker profiliertes Low-Aspect-Foil verwenden?

Bei der Performance merkt man wahrscheinlich kaum einen Unterschied, wenn man ein dickes und damit naturgemäß langsameres Cruiserfoil verwendet. Trotzdem kann das Schleifen Sinn machen, z.B. wenn Foils pfeifen.

Wodurch entsteht das Pfeifen des Foils?

Das Pfeifen entsteht durch Verwirbelungen, die wiederum verursachen Vibrationen. Jedes Pfeifen ist also ein Hinweis darauf, dass das Foil nicht ideal arbeitet. Oft wird das Geräusch durch unsaubere Abströmung vom Heckflügel ausgelöst und es heult durch das ganze System und den Mast. Beim Auftragen der finalen Deckschicht sammelt sich in der Herstellung an der Hinterkante des Flügels manchmal etwas Material an und verfestigt sich dort. Dadurch entstehen die Verwirbelungen und das nervige Pfeifen. Wenn man, wie beschrieben, die Hinterkante der Flügel schärfer schleift, was eine verbesserte Abströmung verursacht ist das Problem meist schnell behoben. Nur sollte man drauf achten, dass es nicht messerscharf wird, denn dann wird es gefährlich!

Klaas, danke für das Interview!


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