GuideVom Wingsurfen zum Foilen - das sind die passenden Boards

Manuel Vogel

 · 20.05.2023

Guide: Vom Wingsurfen zum Foilen - das sind die passenden BoardsFoto: Toby Bromwich
Nicht zu foilen, ist kein Verbrechen. Auch ohne Foil kann Wingsurfen großen Spaß machen. Wir verraten dir, welche Boards dafür geeignet sind – und mit welchen du sogar am Ende doch mal abheben kannst.

Schaut man auf die Websites der Surfindustrie oder quer durch die Sozialen Medien, könnte man den Eindruck bekommen, Wingfoilen wäre ein Extremsport. Überall werden riesige Wellen gesurft, meterhohe Back Flips zelebriert oder es wird mit winzigen Foils um die Wette geracet. Was die zunehmende „Radikalisierung“ mit einem jungen Sport machen kann, hat der Windsurfboom in den 80er- und 90er-Jahren gezeigt. Zu Zeiten des Stehsegelns ging die Kurve steil nach oben, angeblich besaß Ende der 80er-Jahre jeder dritte Haushalt in Europa ein Windsurfboard. Dann schwappte die Shortboardwelle von Hawaii herüber – rückblickend hat diese Entwicklung dem Sport nicht nur gutgetan.

Im Wingsurfen passiert gerade Vergleichbares: Zu Beginn stürzten sich vor allem wassersportaffine Menschen auf den neuen Trend und lösten, unterstützt vom Corona-Booster, einen wahren Hype aus. Die Industrie entwickelte in Rekordzeit teilweise sehr spezielle Produkte, mit dem Ergebnis, dass Neueinsteiger ins Wingsurfen heute im Dickicht der Boards, Foils und Wings kaum noch durchblicken. Zudem wird der Eindruck vermittelt, es geht dabei immer nur ums Foilen. Wingsurfen ohne Foil findet gefühlt kaum statt.

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Bei Leichtwind geht’s auch auf dem SUPFoto: SlingshotBei Leichtwind geht’s auch auf dem SUP

Der Traum vom Fliegen

Keine Frage, laut- und schwerelos übers Wasser zu fliegen, ist absolut faszinierend und viele, die mit dem Wingsurfen beginnen, träumen davon. Wer etwas Vorerfahrung aus anderen Wassersportarten mitbringt, lernt Wingfoilen in einer Wing-Schule in knapp einer Woche. Ein Problem aber bleibt: Selbst mit dem besten Leichtwindmaterial braucht man zehn bis zwölf Knoten Wind, um abheben zu können. Und die gibt’s im Binnenland vor allem im Sommer recht selten. Aus diesem Grund wollen wir euch im Folgenden zeigen, auf welchen Boards ihr bei Leichtwind auch ohne Foil euren Spaß haben könnt und welche Modelle auf dem Wasser und in der Luft gleichermaßen funktionieren.

SUPs als ideale Boards zum Lernen

Bretter zum Stand-up-Paddeln (SUP) sind eine ideale Plattform, um an typischen Leichtwindspots mit dem Wing seinen Spaß zu haben. Im Prinzip ist jedes SUP mit einer Länge zwischen acht und zwölf Fuß zum Wingen geeignet. Damit dies allerdings funktioniert, ist die Verwendung einer Mittelfinne gegen die seitliche Abdrift essenziell. Ausgewiesene Wind-SUPs zum Paddeln und Windsurfen haben die Möglichkeit, eine Mittelfinne zu montieren. Diese trägt nicht nur zur Kippstabilität bei, sondern verhindert auch, dass man beim Wingsurfen seitlich abdriftet. Normale SUPs bieten serienmäßig keine Mittelfinnenoption, können aber mit entsprechenden Systemen aufgerüstet werden. Bewährt haben sich hierfür mehrere Systeme, die wir teilweise bereits testen konnten.

Beim Add on Drift Stopper sorgen kleine Seitenfinnen für verringerte Abdrift

Add on Drift Stopper

Duotone, Fanatic und Arrows bieten für 119 Euro ein pfiffiges System, mit dem sich SUPs für die Nutzung mit dem Wing aufrüsten lassen. Zwei Finnen werden mit einem Gurtband am Brett verzurrt – und unser Test hat gezeigt, dass das funktioniert. Die Schiene unter dem Board ist längenverstellbar, das Gurtband haben wir ordentlich stramm gezogen und auf der Oberseite durch den Tragegriff gefädelt. Die Centerfinnen verhindern die seitliche Abdrift unterm Strich nicht so effektiv wie ein langes Schwert oder eine lange Centerfinne. Trotzdem bieten sie genug Fläche, um das Brett sauber auf Kurs zu halten und die seitliche Abdrift zumindest deutlich zu minimieren. Sogar Wenden sind damit möglich, das gelingt ohne Mittelfinne(n) deutlich mühsamer. Zwischen fünf und 15 Knoten Wind funktioniert das Set ordentlich. Bei noch mehr Wind bremsen die Finnen dann spürbar – die meisten aufblasbaren SUPs haben dann allerdings ihr natürliches Speedlimit längst erreicht.

Ezywing Fin Kit

Ähnlich wie der Add on Drift Stopper funktioniert auch das Ezywing Fin Kit. Es kostet 129 Euro und besteht aus einer Aluminiumschiene, auf die zwei große Kunststofffinnen aufgesteckt werden. Die Montage ist einfach und dauert rund zwei Minuten, ein simples Spanngurtsystem fixiert das Konstrukt unter dem Brett. Aufgrund der Breite der Aluschiene lässt sich das System nur auf Boards montieren, die eine Mindestbreite von knapp 29 Inch (ca. 74 Zentimeter) aufweisen – was allerdings auf die meisten SUP-Boards auf dem Markt zutrifft. Eine kleine Schwäche hat das System allerdings: Die kleinen Metallstifte, welche die Spanngurte an den Finnen fixieren, können in entspanntem Zustand schnell herausfallen.

Das Verspannen erfolgt maximal simpel über ein langes Klett auf dem Deck. Dieses hat den Vorteil, dass keine harten Teile auf dem Deck stören und keine Verletzungsgefahr darstellen. Ob der Klett für die Ewigkeit gemacht ist, konnten wir aufgrund unseres begrenzten Testzeitraums nicht beurteilen. Die Gurte lassen sich im Notfall aber einzeln nachbestellen. Auf dem Wasser funktionierte das Ezywing Fin Kit vorzüglich, die beiden Seitenfinnen bieten sehr viel Fläche und verhindern damit die seitliche Abdrift sehr effektiv. Auch bei Leichtwind lässt sich damit die Höhe gut halten, egal, ob man sein Board mit einem Wing oder Windsurfsegel motorisiert. Weil die Finnen viel Fläche bei gleichzeitig geringem Tiefgang bieten, lässt sich das System auch an sehr flachen Spots problemlos verwenden.

Slingshot SUP Winder

Hersteller Slingshot bietet den SUP Winder (119 Euro) an, eine Box zum Aufkleben, in der dann eine Mittelfinne montiert werden kann. Ursprünglich wurde das System nur für Hardboards entwickelt, allerdings empfiehlt Slingshot das Produkt mittlerweile auch zum Aufkleben auf aufblasbaren SUPs. Idealerweise klebt man die Finnenbox auf der Mittellinie (vorher anzeichnen!) etwa auf halber Länge zwischen Bug und Heck auf.

Die Finne hat immens viel Fläche, nahezu wie ein richtiges Schwert — ideale Voraussetzungen zum Wingen oder Windsurfen bei Leichtwind. Die Finne selbst ist abnehmbar, der Kasten bleibt fest verklebt mit dem Board. Tipp: Beim Einrollen des Boards dieses nicht direkt am Kasten falten!

FitOcean Wing-Fin

Ebenfalls ein guter Tipp ist das Wing-Fin System des Herstellers FitOcean. Auch hier wird eine Centerfinne über zwei simple Spanngurte unter dem Board verspannt. Die Position kann daher frei gewählt werden. Aufgrund seiner recht üppigen Länge bieten die Wing-Fins einen guten Schutz vor seitlicher Abdrift. Ebenfalls positiv: Mit einem Preis von nur 59 Euro ist das System von FitOcean vergleichsweise günstig.

Boards zum Wingsurfen lernen

Im folgenden Video gibt’s viele nützliche Tipps rund um das Thema Wingsurfen auf dem SUP. Klickt mal rein und abonniert gerne auch unseren YouTube-Kanal.

Ready for Take-off - mit diesen Boards

Wer sein SUP, wie beschrieben, mit einer Mittelfinne aufrüstet, kann im Windbereich von fünf bis 15 Knoten entspannt cruisen. Der Traum vom Fliegen bleibt dann aber eben ein Traum, schließlich bieten solche Boards keine Möglichkeit, ein Foil zu montieren. Außerdem wären sie zum Foilen viel zu lang.

Umgekehrt sind die meisten Wingboards ausnahmslos aufs Foilen ausgelegt, da sie sehr kurz sind. Zum Dümpeln bei Leichtwind fehlen dann wieder die Länge und vor allem ein Abdrifthemmer. Aus diesem Grund haben einige Marken Modelle entwickelt, die beides können sollen – Cruisen bei Leichtwind ohne Foil, aber auch entspannte Flüge mit Foil. Solche Konzepte sind unter Foil-Gesichtspunkten recht lang, unter SUP-Aspekten ziemlich kurz. Zudem bieten sie die Möglichkeit, sowohl das Foil, als auch Zusatzfinnen zur Begrenzung der seitlichen Abdrift zu montieren.

Welche Boards es auf dem Markt gibt, stellen wir euch im Folgenden vor:

Fanatic Sky Air 6’10

Das Modell Sky Air von Fanatic ist eigentlich ein reines Wingfoilboard zum Aufblasen. In der Größe 6’10 (208 Zentimeter, 200 Liter Volumen) hat der Hersteller dieses aber speziell angepasst, um es auch ohne Foil einsetzen zu können. Dazu besitzt das Board nicht nur die Doppelschiene für die Montage des Foils, sondern sowohl im Heck als auch in der Brettmitte zusätzliche Finnen, mit denen die seitliche Abdrift effektiv reduziert wird.

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Am Heck sorgt zudem eine aufgeklebte Gummikante für einen sauberen Wasserabriss, damit sich das Board in der Angleitphase nicht festsaugt. Zusätzlich bietet das Modell die Möglichkeit, Fußschlaufen zu montieren, zwei Tragegriffe garantieren ein leichtes Handling an Land. Das Fanatic Sky Air gibt’s im Set mit Tasche, Pumpe und Schlaufen für 999 Euro.

STX iConvertible Board 7’8

Das aufblasbare STX iConvertible Board 7’8 (234 Zentimeter, 170 Liter) bietet gleich mehrere mögliche Anwendungsbereiche. Auch bei diesem Modell ist eine Doppelschiene für die Foilmontage verbaut. Zusätzlich gehören fünf Steckfinnen zum Lieferumfang, mit denen sich das Brett für den Einsatz als SUP, Windsurf- oder Wingsurfbrett ohne Foil umrüsten lässt.

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Zwar verhindern – unser Test hat es gezeigt – die kleinen Steckfinnen die seitliche Abdrift nicht ganz so effizient, trotzdem funktioniert das Brett bei Leichtwind tadellos. Im Foileinsatz surft man hiermit aber nur ohne Schlaufen. Vor allem der große Einsatzbereich als SUP, Foilboard oder als Windsurfbrett für Kinder (im Deck ist ein Gewinde für den Mastfuß eingebaut!) machen das Brettkonzept interessant. Das STX iConvertible 7’8 kommt ebenfalls im Set mit Pumpe, Finnen und Tasche und kostet nur 829 Euro. Hinweis: Bis 2022 wurde das gleiche Modell unter der Bezeichnung STX iFoil Crossover 7’8 verkauft!

Ensis Twist

In drei Größen (95/125/145 Liter) wird das Modell Twist des Schweizer Herstellers Ensis verkauft. Grundidee ist es, ein Board für unterschiedlichste Wassersportarten anzubieten. So verfügt das feste Board über eine Doppelschiene für die Montage eines Foils. Schlaufen lassen sich zwar montieren, diese passten bei unserem getesteten Twist 125 allerdings eher für den Einsatz zum Windsurf-Foilen. Zum Wingen sind diese einfach zu weit hinten und außen – man wingsurft also am besten strapless (ohne Schlaufen).

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Foto: Oliver Maier

Dafür kommt das Board überaus früh auf Abhebegeschwindigkeit. Im Leichtwindeinsatz lassen sich im Mittelbereich zwei kleine Seitenfinnen montieren. Diese verringern die Abdrift, tun dies allerdings nicht so effektiv wie die größeren Mittelfinnen anderer Modelle. Trotzdem hat das Twist einen großen Einsatzbereich – dieser erstreckt sich vom Wingsurfen bei Leichtwind, über Foilen bis hin zum SUPen in der Welle. Dank einer verbauten Mastspur kann der Nachwuchs das Ensis Twist 129 oder 145 auch zum Windsurfen nutzen. Mit einem Preis von 2148 Euro ist das Board aber auch kein Schnäppchen.

Indiana All in One

Der Schweizer Hersteller Indiana bietet das feste Modell All in One in zwei Größen an – mit 135 und 166 Liter Volumen. Beide Varianten sind neben einer Doppelschiene für die Foilmontage noch mit weiteren Finnenboxen ausgestattet. Dank der mitgelieferten großen Centerfinne wird die seitliche Abdrift wirkungsvoll reduziert, somit lässt sich das Modell auch zum Wingsurfen ohne Foil wunderbar einsetzen.

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Zusätzlich ist der Einsatz als SUP in kleinen Wellen sowie als Windsurfbrett für Kinder und Jugendliche möglich. Das Indiana All in One kostet 1839 Euro und wird mit Finnen und einer passenden Boardbag ausgeliefert.

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