Christoph Krahe – der mit Extrempaddler Timm Kruse bereits mit dem 13’8” ein spezielles Board erschaffen hat – gibt uns Einblicke in den Entwicklungsprozess und erzählt, warum es am Ende manchmal doch ganz anders wird als geplant.
Was hat dich zur Entwicklung eines neuen Modells motiviert?
Der Wunsch war ein kleineres Packmaß zu erzielen, die Anregung kam aus der Van-Life-Szene. Ich dachte, ein würfelförmiges Packstück kann man in einem Van noch besser positionieren. Das Board sollte auch leichter werden, darum habe ich zwei Prototypen bauen lassen: einen in sechs Inch Dicke, einen in 4,75 Inch. Ich dachte, dass ich für meine 105 Kilo ein Sechs-Inch-Board benötige. Das Board sollte mit einer Länge von 10’8” und 34 Inch Breite gut geradeaus laufen und dennoch ermöglichen, dass man da auch gut zu zweit drauf sitzen kann. Dafür ist auch das Heck breiter als üblich.
Waren die Prototypen außer der Dicke ansonsten gleich gebaut?
Grundsätzlich sind beide Prototypen vom weiteren Aufbau und hinsichtlich Verstärkungen identisch. Beim dickeren wird als Basis ein Single Layer Dropstitch verwendet, beim dünneren ein Pre-Laminated-Material, weil ich dachte, dass ich das beim dünneren für die Steifigkeit benötige.
Was bedeutet das genau?
Beim Single Layer kommt eine Lage 0,7 Millimeter starkes PVC zum Einsatz. Pre-Laminated bezeichnet eine Konstruktion, bei der bereits vom Materialhersteller zwei Lagen 0,45 Millimeter starkes PVC zusammenlaminiert wurden.
Einige Hersteller kleben nachträglich auf das Single Layer noch eine Lage, warum?
Das hat auch mit dem gewünschten Design zu tun. Ich habe weiße Bretter und kann auf Standardmaterial zurückgreifen. Darauf kommen dann aber zusätzliche Verstärkungen, die die Steifigkeit und Robustheit weiter erhöhen.
Bei unserem Test wirkte das dünnere Board fast steifer. Was ist dein Urteil?
Ich hatte beim Paddeln ebenfalls den Eindruck, dass ich mit dem 4,75 Inch starken Brett gute Steifigkeit unter den Füßen hatte. Ich habe keinen Unterschied gespürt. Ich fand das dünnere Board aber angenehmer zu paddeln und zu steuern. Erstaunlicherweise ist das 4,75-Inch-Board in der Pre-Laminated-Bauweise sogar schwerer (Red.: Wir haben 1,2 Kilo Unterschied gemessen). Außerdem lässt sich das vom Material dickere Pre-Laminated-Board nicht so gut zusammenrollen wie das Single-Layer-Board. Am Ende ist so für meine Einschätzung ein Patt entstanden.
Was ist mit dem Packmaß?
Im Vergleich zum Paddelbrett 11’8”er ist das Packmaß bereits auch wegen der Finnen-Boxen kleiner. Wenn man die Prototypen vergleicht und ein Board davon erst über die Mitte faltet, entsteht beim Einrollen eine starke mechanische Beanspruchung des PVC, das könnten nach meiner Einschätzung Sollbruchstellen werden. Außerdem ist das eine Paket dann zwar kürzer, aber – ich habe das ausgerechnet – die normale, ungefaltete Rolle hat vier Liter weniger Volumen als das gefaltete Päckchen, da lässt man sich von der kompakter wirkenden Form leicht täuschen.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich glaube, ich werde mich nach den Erfahrungen doch für ganz andere Abmessungen entscheiden, und es wird ein 11’8”er in Pre-Laminated-Bauweise in 4,75 Inch. Vielleicht mit dem geteilten Finnenkasten, der beim Rollen auch schon Platz spart. Das Thema Falten ist jedenfalls raus, das Risiko ist mir zu groß. Wir haben bei unseren aktuellen Boards extrem wenig Reklamationen, und das soll auch so bleiben.