- Ideale Bedingungen: 4–6 Beaufort, glattes Wasser
- Ideales Material: Große Freeride- oder Allroundboards, camberlose Segel
- Lernvoraussetzungen: Basishalse & Segelsteuerung, Gleiten, Fußsteuerung
In diesem Artikel:
Angeblich üben knapp die Hälfte aller Windsurfer*innen weltweit die Powerhalse – kaum ein anderes Manöver fasziniert und frustriert also so stark wie dieser Richtungswechsel im Gleiten. Damit das Manöver klappt sind zwei Dinge entscheidend: Das richtige Material – sprich ein Board mit genügend Volumen samt leichtem Segel – und natürlich eine gute Technik.
Im Gegensatz zur “normalen” Halse wird die Powerhalse im Gleiten und demzufolge mit Fußsteuerung eingeleitet. Trotzdem gibt es zwischen beiden Halsenvarianten viele Parallelen, etwa beim Schiften des Segels am Ende. Aus diesem Grund, kann man die Grundlagen für gelungene Gleithalsen schon bestens bei Leichtwind legen.
Die wichtigsten Bausteine der Powerhalse
Baustein 1: Speeeeed!
Egal ob Powerhalse, Duck- oder Carving Jibe – wer mit wenig Speed einleitet, muss sich nicht wundern, wenn er mittendrin einparkt. Und weil der Raumwindkurs, also der Kurs schräg vom Wind weg, der schnellste Kurs beim Surfen ist, gehört das Speedholen auf diesem Kurs zur Vorbereitungsphase dazu. Überprüfe vorher den freien Raum in Lee und falle durch leichten Druck auf die Leekante ab. Nun wirst du merken, wie das Brett beschleunigt. Erst jetzt beginnst du mit der eigentlichen Halse, indem du den hinteren Fuß aus der Schlaufe ziehst und dich aus dem Trapez aushakst. Halte das Segel auch in dieser Phase voll dicht und das Brett flach auf dem Wasser, um keinen Speed zu verschenken.
Baustein 2: Segelkontrolle Schothorn voraus
Wenn du mal einen Powerhalsenkurs gemacht hast, hast du dich womöglich gewundert, dass der Surflehrer dich bei zwei Windstärken aufs Wasser geschickt hat. Recht hatte er, denn Segelkontrolle ist die Grundlage für jede Form von Brettkontrolle. Weil viele Gleithalsen zum Ende eine Schothorn-voraus-Phase beinhalten, ist das Beherrschen dieser Technik Grundvoraussetzung. Ideal zum Üben sind Leichtwind, ein großes Board sowie ein kleines, leichtes Segel.
Oben in der Galerie zeigen wir dir eine sehr gute Vorübung: Fahre eine Basishalse und wechsele wie üblich die Fußstellung auf Vorwind. Steuere die neue Fahrtrichtung weiter ohne zu schiften, indem du den Mast zum Wasser neigst – du fährst nun Schothorn voraus. Wie üblich kannst du den Segelzug über dichtholen und auffieren kontrollieren, dies übernimmt jetzt die Masthand. Auch Steuerbewegungen (anluven und abfallen) auf der Segelebene sind möglich. Durch bewusstes Verlängern dieser Schothorn-voraus-Fahrt vor dem Schiften trainierst du dein Segelgefühl ungemein – das wird dir bei jeder Powerhalse zugutekommen!
Baustein 3: Fuß- und Körpersteuerung
Im Zusammenhang mit Halsen wird immer von “Fußsteuerung” gesprochen – eigentlich falsch, denn im Prinzip steuerst du mit dem ganzen Körper. Diese Art der Steuerung kannst du ebenfalls isoliert üben.
Eine Kurve nach Lee initiierst du, indem du den hinteren Fuß aus der Schlaufe in Richtung Leekante versetzt. Lasse dich nun vom Segel in die Kurve ziehen, indem du den Mastarm streckst und das Segel mit der hinteren Hand dichthältst – du wirst jetzt spüren, wie es deinen Oberkörper nach innen und vorn in die Kurve zieht. Diese Körperverlagerung in Verbindung mit dem Vordrücken der Knie (”Knieschub”) sorgt dafür, dass du über die Fußballen Druck auf die Zehen ausüben kannst und das Brett abfällt. Zum Ancarven nach Luv versetze den hinteren Fuß etwas Richtung Luvkante. Druck über die Hacken kannst du ausüben, indem du das Segel etwas öffnest und die Beine mehr streckst. Dadurch wandert der Körper wieder nach außen, das Brett dreht nach Luv.
Die häufigsten Fehler bei der Powerhalse
Powerhalsen-Fehler 1: Speed- und Kontrollverlust
Hoppelt dein Brett oft beim Einleiten der Halse? Endet die Gleitfahrt meist schon auf Vorwindkurs? Dann liegt dies daran, dass du dich nicht aktiv vom Segel nach vorn in die Kurve ziehen lässt.
Ist der Mastarm beim Einleiten der Kurve angezogen und das Segel mit der hinteren Hand geöffnet, gerät der Körper in eine Rücklage. Die Folge: Heckbelastung, Speedverlust und ein Brett, das unruhig auf der Kante steht. Streckst du hingegen den vorderen Arm beim Einleiten der Halse und hältst mit der Segelhand voll dicht, entwickelt dein Segel viel mehr Zug, der deinen Oberkörper nach vorn und innen in die Kurve zieht.
Diese Vorlage lässt das Brett flach und wie auf Schienen im Wasser laufen, wodurch du auch den Speed besser mit durch die Kurve nehmen kannst! Auch die Beinarbeit ist wichtig: Wer steif wie ein Roboter an Deck steht, schafft es nicht, Druck auf die Leekante auszuüben. Ein Vorschieben der Knie (”Knieschub”) und ein Tiefgehen des Oberkörpers bringen ebenfalls spürbar Ruhe in den Turn.
Powerhalsen-Fehler 2: Zu frühes Schiften
Die beschriebenen Fehler beim Einleiten der Halse oder schlicht zu wenig Wind können der Grund dafür sein, dass man die Halse nicht durchgleiten kann. Unabhängig von der Ursache versuchen viele Halsenschüler dann bereits auf Vorwind, also direkt mit dem Umstellen der Füße, das Segel zu schiften – obwohl das Brett doch erst 90 Grad gedreht hat (1–2).
Besonders auf kleinen Brettern gerät das Schiften zu diesem verfrühten Zeitpunkt zur Wackelnummer, oft säuft dabei das Heck ab und man endet im Wasser (3–4).
Tipp: Fällt dein Brett auf Vorwindkurs aus dem Gleiten, fahre die Powerhalse wie eine Basishalse, also mit Segelsteuerung, zu Ende. Kippe nach dem Fußwechsel den Mast nach außen in Richtung Wasser und lasse dein Brett bis in die neue Fahrtrichtung weiterdrehen. Erst nachdem du die komplette 180-Grad-Drehung absolviert hast, schiftest du.
Powerhalsen-Fehler 3: Leesturz beim Schiften
Das Schiften stellt die letzte Hürde einer gelungenen Powerhalse dar – wer Übung auf dem Longboard hat, ist klar im Vorteil. Ein klassischer Fall ist, dass das Segel beim Schiften auf der Leeseite ins Wasser stürzt (siehe Bilder oben). Um dies zu vermeiden, sollte es dein Ziel sein, das Segel zum Schiften leicht und neutral zu stellen. Je aufrechter/senkrechter es beim Rotieren steht, desto leichter wird es für dich. Versuche deshalb, nach dem Lösen der Segelhand das Segel mit der Masthand nahe zum Körper zu ziehen (Mastarm gebeugt!). Auf diese Weise kommst du beim Griffwechsel auch leichter auf die neue Gabelbaumseite. Die alte Masthand wird dann zur neuen Segelhand.
Das Video-Tutorial zur Powerhalse
In diesem Clip zeigen wir dir, worauf es beim Üben ankommt, welche Vorübungen zu machen solltest und welche Fehler-Klassiker du besser auslässt.
Viel Spaß damit und natürlich beim Üben auf dem Wasser!