- Ideale Bedingungen: 2–3 Beaufort, glattes Wasser
- Ideales Material: Longboards oder Wind-SUPs mit Schwert, leichte Segel
- Lernvoraussetzungen: Starten
Dein Fixpunkt beim Windsurfen ist der Wind, deshalb gibt es auf dem Wasser kein links und rechts, sondern nur Steuerbewegungen nach
- Luv (zum Wind) und
- Lee (weg vom Wind).
Hast du den Start richtig ausgeführt (wie der Schotstart geht, erfährst du hier), startest du automatisch auf Halbwindkurs, also genau 90 Grad zum Wind. Du hast nun zwei Möglichkeiten, deine Richtung zu verändern – entweder durch Anluven zum Wind hin, oder durch Abfallen vom Wind weg. Beide Steuerbewegungen werden durch eine Verschiebung des Segels eingeleitet.
In diesem Artikel:
Anluven/Amwind fahren beim Windsurfen
Das Anluven ist eine Steuerbewegung, bei der das Brett eine Kurve nach Luv fährt.
Alle windgetriebenen Sportarten haben gemeinsam, dass es nicht möglich ist, direkt gegen den Wind zu fahren. Aus diesem Grund musst du das Anluven rechtzeitig – bevor dein Brett komplett gegen den Wind gedreht hat – beenden. Bringe dazu das Segel wie oben gezeigt zurück in die normale Fahrposition, der Gabelbaum steht wieder nahezu waagerecht. Rutsche jetzt auch mit der Segelhand am Gabelbaum wieder nach hinten und halte das Segel dicht.
Abfallen/Raumwind fahren beim Windsurfen
Das Abfallen ist eine Steuerbewegung, bei der das Brett eine Kurve nach Lee fährt – sie stellt also das Gegenteil des Anluvens dar.
Wichtig: Weiche dem steigenden Segelzug während des Abfallens nicht aus, indem du das Segel öffnest, sondern halte mit der Segelhand konsequent dicht und nutze dein Körpergewicht, um nicht nach vorne übers Brett gezogen zu werden!
Die Physik hinter dem Steuern
Ohne zu tief in die physikalischen Hintergründe einsteigen zu wollen, hilft es doch, das zugrundeliegende Prinzip zu kennen: Dort, wo sich die Kräfte im Segel bündeln, liegt der Segeldruckpunkt, er stellt gewissermaßen das Kraftzentrum des Segels dar. Der Segelkraft entgegen wirkt die sogenannte Lateralkraft. Die Lateralkraft beinhaltet beispielsweise den Widerstand des Schwerts, der Finne und der Brettkanten im Wasser. Das Zentrum dieser Lateralkräfte ist der Lateraldruckpunkt, dieser liegt meist im Bereich des Schwertes und stellt gewissermaßen den Drehpunkt des Bretts dar.
Bei normaler Fahrt (Bild oben) liegen Segeldruckpunkt und Lateraldruckpunkt genau übereinander, das Brett fährt geradeaus. Luvt man an, verschiebt man den Segeldruckpunkt hinter den Lateraldruckpunkt (= Drehpunkt), das Heck wird gewissermaßen weggedrückt, der Bug dreht folglich in den Wind. Umgekehrt beim Abfallen: Der Segeldruckpunkt wandert vor den Drehpunkt, der Bug wird nach Lee gedrückt.
Steuern in der Segelebene
Beim Steuern wird das Segel auf einer gedachten Linie, der sogenannten »Segelebene«, verschoben. Diese beschreibt den Winkel, in dem das Segel beim normalen Geradeausfahren zum Brett steht. Die Steuerbewegungen – Anluven und Abfallen – sollen auf genau dieser Linie vollzogen werden, was übersetzt bedeutet, dass das Segel beim Steuern weder dichtgeholt noch geöffnet werden sollte.
Damit du das Segel auf der Segelebene verschieben kannst, musst du die Hände am Gabelbaum wandern lassen. Wird das Segel beim Anluven in der Segelebene nach hinten gekippt (1), verschiebe die Hände am Gabelbaum näher zum Mast.
Das Abfallen auf der Segelebene erfordert hingegen einen breiten Griff am Gabelbaum, die Segelhand rutscht weiter nach zurück und hält das Segel konsequent dicht (2).
Fehleranalyse: Anluven
Beim Anluven soll sich nur das Segel in der Segelebene verschieben, der Körper soll gerade bleiben. Damit du beim Nach-hinten-Kippen des Segels selbst aufrecht stehen bleiben kannst, ist das Verschieben der Hände am Gabelbaum essenziell. Im Fehlerbild (1) wurde die Segelhand nicht nach vorn verschoben, steigender Segelzug und eine spürbar abnehmende Geschwindigkeit des Bretts, bedingt durch ein ungewolltes Überziehen des Segels übers Brett, sind die Folge.
Tipp: Stellst du fest, dass dein Brett beim Anluven trotz spürbarem Segelzug nicht vom Fleck kommt, gehe zurück in die Grundstellung, starte erneut und achte dann beim Anluven darauf, die Hände am Gabelbaum nach vorn zu verschieben und das Segel auf der Segelebene, also in unverändertem Winkel zum Brett, zu verschieben.
Fehleranalyse: Abfallen
Wie bereits erwähnt, ist es beim Abfallen völlig normal, dass der Segelzug spürbar ansteigt. Deshalb passiert es oft, dass man vom Segel nach vorn über das Brett gezogen wird und den Segelzug nicht beherrschen kann
Während du beim normalen Geradeausfahren dem steigenden Segelzug durch ein kontrolliertes Auffieren, also Öffnen des Segels mit der Segelhand, entgegenwirken kannst, bringt dich dies beim Abfallen nicht weiter. Warum? Zwar lässt beim Auffieren der Segelzug wie gewohnt nach, allerdings dreht das Board dann auch nicht mehr weiter nach Lee. Aus diesem Grund musst du dem steigenden Segelzug dein Körpergewicht entgegensetzen: Versuche bereits vor dem Abfallen dein Gewicht einen Schritt weit nach hinten in Richtung Heck zu verlagern und auch die Hände am Gabelbaum nach hinten zu verschieben. Falle nun in der Segelebene ab und halte das Segel mit der hinteren Hand konsequent dicht. Halte dein Gewicht über dem hinteren Bein und lehne die Schultern zurück – auf diese Weise kannst du dein Segel auch bei viel Wind kontrollieren und den Segelzug in Geschwindigkeit ummünzen.