Aus dem Weltraum betrachtet, ist die Erde der berühmte „blaue Planet“, rund 70 Prozent ihrer Oberfläche sind von Wasser bedeckt. Unendliche Weiten, unendliche Chancen – kein Revier ist wie das andere, jedes hat seine Besonderheiten, und wer einen Spot ganz nach seinem speziellen Gusto sucht, der wird die Möglichkeit dazu mit Sicherheit irgendwo finden. Hier vergleichen wir die charakteristischen Aspekte der Weltmeere und ihrer wichtigsten Randreviere.
Ausgewählte Meere im Vergleich
Der Sportplatz der Superlative
Den größten Teil der globalen Wasserfläche bilden die Ozeane Atlantik, Pazifik, Indik, Arktischer und Antarktischer Ozean. Hinzu kommen die Rand- und Nebenmeere, so bezeichnet man alle Seegebiete, die nur durch mehr oder minder schmale Durchlässe mit den Ozeanen verbunden sind oder auf einem Kontinentalschelf liegen. Nord- und Ostsee und auch das Mittelmeer, fallen in diese Kategorie. Weltweit gehört eine Vielzahl anderer Meere dazu, beispielsweise das durch den Antillenbogen und Mittelamerika begrenzte Karibische sowie das Südchinesische und das Rote Meer.
Selbst wenn die Gesamtoberfläche der Ozeane beeindruckend genug erscheint, bleibt ihre wahre Größe dem menschlichen Auge doch meist verborgen. Die höchsten Berge der Welt sind am Meeresgrund zu finden, vom Fuß an gemessen, ragt der hawaiianische Mauna Kea etwa 9000 Meter in die Höhe (der Mount Everest als höchster Berg an Land misst vom Fuß nur etwa 3500 Meter). Auch das längste Gebirge der Erde versteckt sich unter einer durchschnittlich 2000 Meter starken Wasserschicht: Der Mittelatlantische Rücken ist etwa 15000 Kilometer lang (sein Pendant über Wasser sind die Anden mit zirka 7500 Kilometer Länge).
Sichtbar wird das unterseeische Gebirge indes nur an den wenigen Stellen, an denen seine Gipfel als Inseln zu Tage treten. Island ist eine solche Erhebung, die höchsten Gipfel bilden die Azoren mit 2351 Metern über dem Meeresgrund.
Der Antrieb der Meere
Nicht nur Sonne und Mond setzen Wassermassen in Bewegung, Wind und Schwerkraft sind die stärksten Antriebskräfte für Meeresströmungen. Für das Weltklima sind sowohl die Tiefenströmungen (ab 1000 Meter) als auch Oberflächenströme wichtig, Navigatoren interessieren sich aber ausschließlich für die Wasserbewegungen der Oberfläche. Sie beschleunigen oder bremsen das Schiff bei der Fahrt über Grund ab.
Die großen Stromsysteme wie Golf-, Agulhas-, Brasil-, Kanarenstrom oder das äquatoriale Stromsystem werden alle hauptsächlich von zwei Mechanismen in Gang gesetzt: Wind und Dichte-Unterschiede.
Die oberflächennahen Wasserschichten werden von den vorherrschenden Winden angeschoben. Streicht die Luft übers Wasser, übt sie eine Kraft auf dessen Teilchen aus und versetzt sie in Bewegung. Die resultierenden Wasserbewegungen nennt man Driftströmung. Da die Wasserteilchen von der Erddrehung abgelenkt werden, folgen sie nicht, wie es im ersten Moment logisch erscheinen würde, genau der Richtung des Winds, sondern fließen in einem Winkel von etwas 45 Grad zur atmosphärischen Strömung. Mit zunehmender Tiefe nimmt die Stromgeschwindigkeit ab, und die Ablenkung wird größer. Das resultierende Strömungsprofil wird Ekman-Spirale genannt.
Wasser in Bewegung
Die größten Wassermengen geraten jedoch wegen vergleichsweise geringer Unterschiede in der Wasserzusammensetzung in Bewegung. Temperatur und vor allem der Salzgehalt spielen dabei die entscheidende Rolle.
Das Salz des Seewassers stammt aus den Gesteinen der Erdkruste. Es gelangt hauptsächlich durch Flüsse in die Meere. Da es beim Verdunsten von Seewasser zurückbleibt, hat es sich im Lauf der Erdgeschichte bis zur heutigen Konzentration von durchschnittlich 3,5 Prozent angereichert. Im Vergleich zur Gesamtwassermenge ist der Salzeintrag der Flüsse jedoch so gering, dass der Salzgehalt selbst über Jahrtausende als konstant angesehen werden kann.
Regional bestehen allerdings große Abweichungen von diesem Mittelwert. In die Ostsee beispielsweise münden über 200 Flüsse, und der Niederschlag übertrifft die Verdunstung. Daher nimmt der Salzgehalt von etwa 3 Prozent im Kattegatt bis auf 0,5 Prozent im Bottnischen Meerbusen ab. Im Mittelmeer hingegen verdunstet mehr Wasser als durch Niederschläge und Flüsse eingeleitet wird, daher erreicht der Salzgehalt hier bis zu 3,7 Prozent und formt so eine Wassermasse, die sich noch tausende von Kilometern entfernt im Atlantik nachweisen lässt.
Das Salz der Meere
Auch wenn diese Unterschiede auf den ersten Blick sehr gering erscheinen, so haben sie doch große Auswirkungen auf Strömungen im Meer. Salz und Temperatur bestimmen das Gewicht eines „Wasserpakets“ – kaltes, salzreiches Wasser ist schwerer als warmes Süßwasser. Wo immer solche Massen unterschiedlicher Dichte aufeinandertreffen, sinkt das schwerere Wasser ab und das leichte steigt auf.
Die Temperatur und der Salzgehalt des Seewassers ändern sich durch Vermischung im Ozean oder durch Wechselwirkung mit der Atmosphäre. Den weltweit wichtigsten Beitrag leistet dabei der Nordatlantik. Stark vereinfacht läuft folgender Prozess ab: In der Labrador- und Grönlandsee wird das Oberflächenwasser im Winter von sehr kalten arktischen Winden abgekühlt. Gleichzeitig steigt der Salzgehalt durch Eisbildung an. Da Salz nicht in die Eiskristalle eingeschlossen wird, erhöht sich seine Konzentration im zurückbleibenden Seewasser. Die Dichte des Wassers nimmt zu, es sinkt ab, fließt in der Tiefe nach Süden und gelangt bis in die anderen Ozeane, dort erwärmt es sich langsam und gelangt an die Oberfläche zurück.
Wieder im Atlantik angekommen, strömt es erneut nach Norden und gibt dort seine Wärmeenergie an die Atmosphäre ab. Auf diese Weise entsteht ein weltweites Band konstanter Strömungen.
Die für Europa wichtigste stellt der Golfstrom dar. Er setzt von der amerikanischen Ostküste nicht nur mit bis zu 4 Knoten nach Nordost und muss bei der Navigation somit intensiv beachtet werden, er transportiert auch die unvorstellbare Energiemenge von einer Milliarde Megawatt nach Norden. Das entspricht etwa der Leistung von einer Million Kernkraftwerken. Diese Warmwasserheizung Nordeuropas erhöht die mittlere Wintertemperatur in Hamburg um etwa 10 Grad gegenüber dem auf gleicher Breite gelegenen Süden Alaskas.
Störung im System
Ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen des Wärmetransports im Ozean ist der so genannte El Niño im tropischen Pazifik. Der stetige Südostpassat im tropischen Südpazifik schiebt das kalte Wasser des Perustroms (auch Humboldtstrom) mit dem Südäquatorialstrom nach Westen. Auf dem Weg über den Pazifik wird das Wasser von der Sonne stark erwärmt. Es entsteht eine Temperaturdifferenz: im Osten, vor Südamerika, der kalte Perustrom und im Westen, im Bereich der Philippinen, warmes Wasser.
Die unterschiedlichen Wassertemperaturen wirken sich auf die Lufttemperaturen und damit auf den Luftdruck aus. Über Südamerika bildet sich ein Hochdruckgebiet und über den Philippinen ein Tief. Diese Druckverteilung unterstützt die Ost-West-Zirkulation der Atmosphäre, das System ist stabil. Aus bisher nicht endgültig geklärten Gründen kommt es alle drei bis sieben Jahre zu einer Störung dieses Kreislaufs: Der Südostpassat schwächt sich so stark ab, dass das warme Wasser von Westen nach Osten zurückschwappt. Der kalte, nährstoffreiche Perustrom wird zurückgedrängt.
Hat das warme Wasser nach etwa zwei bis drei Monaten die südamerikanische Küste erreicht, kehrt sich die atmosphärische Zirkulation um. Der Passat erstirbt völlig. Statt der üblichen östlichen, wehen jetzt Westwinde. Mit der Umkehr des Windsystems gehen gewaltige Klimaveränderungen einher.
Die Niederschlagsverteilung im tropischen Pazifik ändert sich grundlegend. Über dem warmen Ozean entwickeln sich tropische Stürme, die bis nach Mexiko und Kalifornien reichen und dort große Verwüstungen anrichten. In Südamerika kommt es zu Überschwemmungen, und Australien und Indonesien werden von Dürreperioden heimgesucht, die zu Ernteausfällen und Waldbränden führen. Die Auswirkungen des El Niño reichen sogar bis über den Indik hinweg nach Afrika.
Plastikmüll bedroht Menschen und Tiere
Doch nicht nur klimatische Faktoren können das Gleichgewicht stören, ein weiteres großes Problem sind die großen Mengen Müll, die im und auf dem Meer treiben. Das reicht von Plastiktüten und -verpackungen, in denen sich Meerestiere verfangen bis hin zu Mikroplastik, das über Fische auch in den menschlichen Körper gelangt. Ein Großteil des Plastikmülls gelange weltweit über Flüsse ins Meer, weiß das Sozialunternehmen Plastik Fischer und setzt genau dort an: „Zum Welttag der Ozeane sollte das gesamte Ökosystem inklusive der Flüsse in den Blick genommen werden“, betont Mitgründer Karsten Hirsch. „Wenn wir die Verschmutzung der Ozeane effektiv bekämpfen wollen, müssen wir an den Flüssen ansetzen.” Das Unternehmen habe an Standorten in Indien und Indonesien mit einer eigens entwickelten Technologie bereits 1500 Tonnen Plastikmüll eingesammelt und lokale Arbeitsplätze geschaffen, so Fischer.
Das Meer erleben
Die spezifischen Bedingungen in den einzelnen Revieren sind das Ergebnis überaus komplexer Vorgänge und Zusammenhänge. Und es kommt, abseits aller Wissenschaft, noch etwas Wesentliches hinzu: die individuelle Wahrnehmung. Auch wenn ein Spot jeden Tag derselbe bleibt – Surfer können ihn immer wieder neu erleben.