Wenn in den 1950er-Jahren zwischen all den Zelten auf Campingplätzen ein ausgebauter VW Bulli auftauchte, war das ein absoluter Hingucker. Auch heute erregt ein kultiger T1- oder T2-Bus großes Aufsehen. Die selten gewordene Spezies blitzt dann meist in bunten Farben zwischen großen, weißen Kästen hervor, die die vielen Wigwams früherer Urlaube fast verdrängt haben. Die Bequemlichkeit moderner Wohnmobile hat sich eben durchgesetzt. In den letzten paar Jahren sieht man aber neben Kastenwagen, Wohnmobilen, Caravans und Luxuslinern wieder mehr Zelte auf den Campingplätzen Europas. Allerdings nicht auf dem Boden, sondern ein Stockwerk höher.
Ausgeklügelte Dachzelte, die man einfach auf dem eigenen PKW befestigt, werden immer beliebter. Die Auswahl an mobilen Behausungen ist heutzutage riesig. Wer einmal über eine der beliebten Reisemessen wie den Caravan Salon in Düsseldorf oder die CMT in Stuttgart geht, wird schier erschlagen von der Masse an unterschiedlichsten Lösungen fürs autarke Reisen. Die Ansprüche sind vielfältig: ein Paar, das zum Surfen ans Meer fährt, sucht ein anderes fahrbares Zuhause als eine Familie mit drei Kindern, die fünf Räder mitnimmt. In unserer Typenübersicht zeigen wir die Vorzüge, aber auch Nachteile der jeweiligen Camper. So kannst du die Suche nach deinem Traummobil bereits stark eingrenzen und dir auf der nächsten Messe den Besuch der ein oder anderen Halle sparen. Oder du setzt beim Gebrauchtkauf gleich die richtigen Filter.
Der Van
Die Urvariante des Europäischen Campervans hält sich trotz vieler Modernisierungen weitgehend an das Original der 1950er-Jahre. Die hinteren Sitzplätze werden zum Bett umgebaut, ein kleiner Tisch wird eingehängt oder ausgeklappt und eine Mini-Küchenzeile reicht zum Kaffeekochen oder Warmmachen von Speisen. Mit Aufstelldach, in dem zwei Kinder schlafen können, passt das alltagstaugliche Vehikel sogar in Tiefgaragen (kein Duplex). Der Bus ist mehr Schlaf- als Wohnraum. Man lebt eher draußen. Auf den meisten Aufstelldächern kann man auch - in gewissem Umfang - die Windsurfausrüstung unterbringen.
alltagstauglich, wendig, PKW-ähnliches Fahrgefühl, günstig im Verbrauch
eingeschränkte Stehhöhe, nicht wintertauglich, wenig Stauraum, kein Bad
- Zielgruppe: Paare oder Kleinfamilien mit wenig Ausrüstung, die ihren Camper auch im Alltag nutzen.
- Personen: max. 2 Erwachsene und 2 Kinder
Der Kastenwagen
Die beliebten „Kästen“ sind der beste Kompromiss aus Fahren und Wohnen. Mit kompaktem Bad ist man für alle Lebenslagen gerüstet. Auch bei schlechtem Wetter kann man autark im Fahrzeug kochen und sich aufhalten, der Platz ist allerdings begrenzt. Von der Pärchenwohnung mit Quer- oder Längsbetten bis zum Familienmobil mit Aufstell- oder Hochdächern gibt es eine Vielzahl an Varianten. Als Basis für den Ausbau findet man am häufigsten den Fiat Ducato, seine Breite lässt platzsparende Querbetten zu. Auf einem normalen Hochdach ist dann reichlich Platz für Windsurf-Gepäck, wenn man auf einige Dachfenster verzichten kann. Allerdings muss man dafür hoch hinaus, ohne Leiter geht nichts.
sichere Blechzelle, stadttauglich, da kein breiter Aufbau, unauffällig
Stauraum begrenzt, Komforteinbußen, schlechte Dämmung
- Zielgruppe: Paare oder Kleinfamilien, die den Komfort eines kleinen Bades schätzen und gern autark mit vielen Ortswechseln reisen.
- Personen: max. 2 Erwachsene und 2 Kinder
Das Alkovenmobil
Der Klassiker mit der prägnanten Kuppel über dem Fahrerhaus eignet sich perfekt für Familien, da Wohnen und Schlafen ohne Umbau möglich sind. Zum Zweierbett im Alkoven gibt es Varianten mit Stockbetten, Einzelbetten oder französischem Bett im Heck. Auch die Mittelsitzgruppe kann bei Bedarf zum Schlafen umgebaut werden. Bis zu 6 für den Straßenverkehr zugelassene Sitzplätze bieten dann der größeren Familie alle Urlaubsoptionen. In Alkovenmobilen mit großen Heckgaragen findet auch das umfangreiche Familienequipment Platz. Ansonsten gibt es für fast alle Modelle auch Dachträger-Optionen, die bequem per Heckleiter zu beladen sind
viel Platz, gute Raumausnutzung, Schlafen ohne Umbau, Rückzugsort für Kinder, schönes Wohngefühl durch viel Kopffreiheit
mehr Spritverbrauch durch erhöhten Luftwiderstand, Fahrzeughöhe, hoher Schwerpunkt, seitenwindanfällig
- Zielgruppe: Das ideale Gefährt für Familien mit viel Gepäck und Ausrüstung, die unkompliziert Urlaub machen möchten.
- Personen: max. 4 Erwachsene und 2 Kinder
Teilintegriertes Wohnmobil
Während sich bei Alkovenmobilen in der Regel zwei feste Sitzgruppen gegenüberstehen, werden bei den eleganter wirkenden Teilintegrierten die Sitze der Fahrerkabine zum Wohnraum gedreht. Das schafft eine großzügige Wohnatmosphäre. Daher entscheiden sich neben Paaren auch immer mehr Familien für teilintegrierte Reisemobile. Neben dem Heckbett wird über der Sitzgruppe ein Hubbett herabgelassen. Den Wohnraum kann man dann allerdings nur noch eingeschränkt nutzen. Je nach Bauart gibt es verschieden große Heckgaragen, oder aber man wählt auch hier ein Modell mit Dachgepäckträgern und Heckleiter. Eine weitere Option für Wohnmobile, egal ob mit Alkoven, integriert oder teilintegriert. ist die Unterbringung des Materials an der Heckwand. Dafür sind aber in der Regel individuelle Lösungen notwendig.
geringe Höhe, gute Aerodynamik, viel Platz bei geringer Baulänge
Sitzgruppe bei abgesenktem Hubbett nicht mehr nutzbar
- Zielgruppe: Paare oder Familien, denen Wohnkomfort wichtig ist oder die eine geringere Durchfahrtshöhe bei Tunneln und Brücken schätzen
- Personen: max. 4 Erwachsene
Vollintegriertes Wohnmobil
Die „Weißwale“, wie sie oft spöttisch genannt werden, sind die Luxusappartements unter den Reisemobilen: Der Aufbau, der komplett um den „Rohling“ des Fahrzeugherstellers gebaut wird, erlaubt die flexibelsten Grundrisse. Der doppelte Boden bietet Stauraum satt, in riesige Heckgaragen passt großes Equipment. Längere Modelle bieten zwei abgetrennte Zimmer. Vollintegrierte sind die Luxusliner unter den Wohnmobilen, entsprechend tiefer muss in die Tasche gegriffen werden.
bestes Raumgefühl, voll wintertauglich, maximaler Stauraum
teuerste Variante, oft über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, Größe beim Fahren
- Zielgruppe: Das Raumwunder für Paare oder Familien, die den größten Komfort wünschen und dafür auch bereit sind, tiefer in die Tasche zu greifen.
- Personen: max. 6 Erwachsene
Das Dachzelt
Wer ein Dachzelt sieht, denkt vielleicht: Ist halt billig, sonst würde man sich das doch nicht antun. Aber weit gefehlt. Dachzelt ist toll! Es ist weder Camping noch draußen schlafen, sondern irgendwas dazwischen. Es ist Abenteuer, aber ganz bequem mit dem Auto. Es erinnert an früher, als man sein Zelt unter dem Sternenhimmel aufgeschlagen hat, aber im Rucksack muss man es dann doch nicht mehr transportieren. Das Windsurfequipment soll ja auch noch mit. Das geht allerdings nur eingeschränkt, da alles ins Auto passen muss.
eigener PKW nutzbar, günstig, Abenteuerfeeling
Leiteraufstieg, nur PKW-Stauraum, keine Isolierung, Auf- und Abbau kosten Zeit
- Zielgruppe: Paare oder Familien mit kleinen Kindern, die den Urlaub draußen lieben, wenig Budget ins Campen stecken möchten, und alle, denen andere Formen des Reisens zu spießig erscheinen.
- Personen: max. 2 Erwachsene und 2 Kinder
Wohnwagen
Vom Kuschel-Ei für zwei bis zum Doppelachser mit acht Schlafplätzen findet sich im Wohnanhänger-Segment für jeden das Passende. Die Reisephilosophie ist ausschlaggebend, ob man sich statt fürs Wohnmobil für einen Caravan entscheidet. Von Ort zu Ort reisen wird man mit dem langen Gespann eher nicht. Einmal häuslich eingerichtet, bleibt man meist den ganzen Urlaub stehen. Für Ausflüge nimmt man den PKW. Platz für die Sportausrüstung inklusive Rädern ist gegeben. Der PKW muss sich zum ziehen des Anhängers eignen.
Vor Ort mobil mit PKW, günstiger als Wohnmobil
Nur Campingplatz-Übernachtungen, Abstellplatz zu Hause erforderlich
- Zielgruppe: Paare oder Familien, die sich auf einem Campingplatz einrichten und ihren Caravan neben Urlaubsreisen sogar ganzjährig stationär als Wochenend-Domizil nutzen.
- Personen: max. 4 Erwachsene und 4 Kinder
Das Expeditionsmobil
Welcher Reisemobilist träumt nicht davon: Anstatt am Ende des Urlaubs nach Hause fährt man einfach weiter, durch ganz Europa – oder per Schiff auf einen anderen Kontinent, um dort entlegenste Gegenden zu erkunden. Mehr Menschen, als man denkt, erfüllen sich diesen Traum. Die Branche der Ausbauer, die sich auf Weltreise- und Expeditionsmobile spezialisiert hat, wächst unaufhörlich. Auch Gebrauchtfahrzeuge, z. B. aus alten Feuerwehr- oder THW-Beständen zum Selbstausbau sind mittlerweile rare Güter.
auch im Gelände nutzbar, prädestiniert für langes und autarkes Reisen
extrem teuer, nicht von der „Stange“ zu haben, Spritfresser, fast immer über 3,5 Tonnen
- Zielgruppe: Für Individualisten, die lange Reisen unternehmen und dabei auf keinen Komfort verzichten wollen.
- Personen: individuell