RückspiegelDas waren die Highlights in surf 6/1991

Tobias Frauen

 · 01.04.2023

Die Highlights aus surf 6/1991
Foto: surf-Archiv
Auch dem surf-Titel im Juni 1991: Jason Polakow, fotografiert von Erik Aeder
Wir steigen ins Archiv und werfen einen Blick in alte Ausgaben! Hier zeigen wir euch die besten Fundstücke, bemerkenswerte Test-Ergebnisse, skurrile Anekdoten und vieles mehr! In dieser Folge geht es zurück ins Jahr 1991!

”Remember the name Polakow!”

“Robby ist ratlos, die Szene sprachlos, Björn brennt auf Revanche” schreiben Björn Schrader und Andreas Erbe im Bericht über den Maui Invitational vor Hookipa. Dort, wo sonst Locals und vielleicht noch Björn Dunkerbeck gewinnen dürfen, ist ein 19-Jähriger aus Australien allen um die Ohren gefahren. Sein Name: Jason Polakow. Damals hatte der Event-Sprecher noch seine Mühe mit dem ungewohnten Klang, heute kennt fast jeder Windsurfer JP.

Auch sein Werdegang ist heute schon fast Legende: Weil die Eltern ihm das Motocross-Fahren verboten, landet Jason beim Windsurfen. Keine Angst gepaart mit Kreativität sorgen für spektakuläre Bilder, doch auch im Contest kann Polakow auf den Punkt genau seine Leistung bringen. Sein Ziel: Weltmeister. Damals trat Jason auch im Slalom an, nur im Kursrennen mag er nicht starten, die Bretter sind ihm zu groß. Ein Kenner prophezeit: “Robby war der dominierende Wellensurfer in den 80ern, Jason wird es in den 90ern!” Und auch heute noch gehört Jason Polakow zu den besten Waveridern der Welt und lässt kaum einen großen Swell aus.

Lenkdrachen als Flautenkiller

Schon 1977 schrieb Peter Brockhaus im “Windsurfing Magazin” über Lenkdrachen als “ideales Spielzeug für Windsurfer, ihre Bräute, Frauen und Kinder”. 1991 haben auch Windsurf-Marken wie F2 und NPU Lenkdrachen im Programm, auch Björn Dunkerbeck ist gemeinsam mit Schwester Britt beim Fliegen zu sehen: “Bei zwei Beaufort entspann’ ich mich mit dem Lenkdrachen. Da vergeht das Warten wie im Flug.” surf stellt 15 Modelle vor - alle jedoch nur für den Einsatz an Land konzipiert. An Surfen mit dem Kite denkt 1991 noch niemand.

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Spotguides für Köln und Hamburg, Schleichwege für München

Beim Spot Guide Renesse und Brouwersdam drängt sich der Verdacht auf, es handle sich um einen Stadtteil der Rhein-Metropole: Nicht nur wegen der berühmt-berüchtigten “Kölner Bucht”, sondern auch weil es hier zugeht “wie im Müngersdorfer Stadion”. Wer “statt BAP lieber Bach” hört, findet aber auch ruhigere Spots. Surf-Infrastruktur ist damals noch Fehlanzeige, heute ist das Surfcentrum Brouwersdam perfekt aufgestellt.

Für Hamburger ist die potentielle Spot-Auswahl noch größer: surf zeigt jede Menge Anlaufstellen aus der Hansestadt. Neben Klassikern wie St. Peter-Ording, Heidkate oder Heiligenhafen werden auch eher unbekannte Spots wie Sahna bei Großenbrode vorgestellt, dazu mit Plöner See und Oortkatensee auch Binnenreviere.

“Klettern statt brettern” ist das Motto bei alternativen Routen für den Gardasee-Trip von München aus. surf zeigt “Schleichwege” über die Alpen, mit Spots für die Spontan-Session am Wegesrand.

Britt Dunkerbeck - mehr als nur “die Schwester von”

Mit 17 in den Worldcup eingestiegen, hatte Britt Dunkerbeck schon alleine wegen ihres Nachnamens mit einem immensen Druck zu kämpfen. “Ich war anfangs schüchtern und stand unter Erfolgsdruck. Wenn ich dann noch kurz vor einem Start gestört wurde, hab ich nicht sehr freundlich reagiert.” Das brachte ihr einen Ruf als launische Diva ein, doch 1991 sah das schon ganz anders aus. Mit drei WM-Titel wurde Britt selbstbewusster und entspannter, wie surf-Autor Andreas Erbe in seinem Porträt mit dem Titel “Britty Woman” schreibt. Björn ist ihr Trainingspartner und Maßstab, und auch Britt geht “nicht in einen Wettkampf, um Zweite zu werden!”.

In Sachen gewonnenes Preisgeld läge die damals 21-Jährige bei den Männern auf Platz fünf, der Traum sind alle acht Titel für die Familie Dunkerbeck. Auch damals schon ein großes Thema: Die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern im Worldcup: Weder bei den Bedingungen, in denen gestartet wird, noch bei Preisgeldern und medialer Aufmerksamkeit herrscht Gleichberechtigung. Ihr eigenes Preisgeld haut Britt gerne für Shopping-Touren raus, auch die damals herrschende Kleiderordnung bei Siegerehrungen findet sie gut: “Viele halten sich nicht daran. Ich finde, die PBA sollte das härter bestrafen!”

Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!

Und sonst so?

  • Bei einem Shooting für NeilPryde bekommen die Fahrer den Auftrag, fünf Segel möglichst spektakulär zu zerstören. Björn Dunkerbeck, Rush Randle, Mark Angulo und Laird Hamilton “sprangen sich die Segeltopps reihenweise vom Mast”. Dies sollte in den folgenden Jahren eine liebgewonnene Tradition werden.
  • Für 99 Mark hat F2 einen lebensgroßen Papp-Aufsteller von Björn Dunkerbeck im Angebot
  • Laut einer Umfrage ist Windsurfen der beliebteste Wassersport, vor Segeln, Motorboot/Wasserski fahren und Kanu/Paddeln/Rudern
  • Das ZDF will mehr Windsurfen zeigen und produziert eine Robby-Naish-Porträt sowie eine Reportage für den Kultur-Sender 3sat
  • Das Raceboard stirbt aus: Immer mehr Profis fahren bei Leichtwind auf großen Slalomboards. Shaper Peter Thommen sagt: “”Wir wären schon länger in der Lage gewesen, Slalomboards zu bauen, die auch bei drei Windstärken ins Gleiten kommen. Nur die Riggentwicklung war bisher noch nicht so weit.”
  • Die legendäre Dudelsack-Anzeige, die über Jahrzehnte in der surf zu lesen war, hat einen genervten Leser zu dem Aufruf animiert “Kauft ihn endlich!” Der Anbieter hingegen will weiter annoncieren, schließlich habe er schon mehrere Exemplare verkauft
  • surf hat ein eigenes, DIN-zertifiziertes Verfahren zur Härtemessung bei Masten entwickelt und zeigt, welche Masten zu welchem Segel passen.
  • “Was ist viel anstrengender als Windsurfen? Anzug an- und ausziehen!” Deswegen gibt surf eine Anleitung, wie man in den Anzug rein- und wieder rausschlüpft
  • Die Klassiker im Bereich Fahrtechnik: Schnelle Wende und Wasserstart - letzterer auch mit Mental-Training, um Ängste zu überwinden
  • Windsurf-Camps sind auch 1991 schon angesagt: In St. Peter-Ording lädt Ian Boyd zum Wavecamp, außerdem besucht surf einige “Yatties” (”Young-action-travellers”) in Jugend-Camps. Alle sind begeistert, einziges Manko: “Hier gibt`s leider zu wenig Kavaliere, die das Board für uns zum Strand tragen”, wie die Teilnehmerinnen Nathalie und Johanna finden.

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