RückspiegelDas waren die Highlights in surf 4/1990

Tobias Frauen

 · 29.10.2022

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Foto: surf-Archiv
Auf dem Titel der surf 4/1990: Mark Angulo, fotografiert von Darrel Wong
Wir steigen ins Archiv und werfen einen Blick in alte Ausgaben! Hier zeigen wir euch die besten Fundstücke, bemerkenswerte Test-Ergebnisse, skurrile Anekdoten und vieles mehr! Zum Auftakt geht es ins Jahr 1990!

Im Einheits-Jahr 1990 ging der Blick Richtung Osten: surf zeigte die besten Spots an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns und suchte gespendetes Material für ostdeutsche Surfer. Auffällig ist dabei vor allem die Optik: Neben krachend bunten Anzeigen und Reportagen wirken schwarz/weiß-Abschnitte aus heutiger Sicht sehr trist.

Neben den Inhalten haben auch die Werbe-Seiten einen hohen Nostalgie-Faktor. Die zahlreichen Auto-Werbungen lassen jeden Oldtimer-Fan aufseufzen, die allgegenwärtige Zigaretten-Werbung verursacht eher Kopfschütteln. Und so manche Marke, die damals noch große Anzeigen schaltete, ist heute (fast) in Vergessenheit geraten.

Homestory bei Dunkerbeck

1990 war der spätere Dominator “erst” zweifacher Weltmeister, surf-Chefredakteur Gerd Kloos besuchte Dunki auf Gran Canaria. Neben Homestory-artigen Bildern (Pokal-Regal mit Ghetto-Blaster im Jugendzimmer), Schwester Britt und Katze “Surfy” ging es auch aufs Wasser. Auf der Suche einem ruhigen Spot nahm Björn ihn mit zu seinem Geheimspot, inklusive abenteuerlicher Fahrt und mehreren Täuschungsmanövern, um eventuelle Verfolger abzuhängen. “Ich möchte einfach nur mal allein an einem Spot sein mit meinen Freunden”, seufzt Dunkerbeck. Bevor es weitergeht folgt ein Mini-Beachcleaning und die Aussage “Ich hätte Probleme, Chemiekonzerne als Sponsoren zu akzeptieren.” Apropos Sponsoren: Auf die Frage, ob Gerüchte über angeblich eine halbe Million Mark Gehalt von F2 stimmen, gibt sich Björn nebulös: “So viel verdiene ich nicht.” Es habe auch schon bessere Angebote als die von F2 gegeben.

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Recht offen gibt Dunkerbeck allerdings zu, meistens gar nicht die Boards seines Sponsors zu fahren. “Serienboards fahr’ ich nur noch für Fototermine. Das sind alles Kompromissboards mit viel zu wenig Rocker.” Sagte es und stieg auf eine für damalige Verhältnisse mit 2,60 Meter radikal kurze “Wellenbanane” aus dem Shape-Hobel von niemand Geringerem als Rick Naish. Während Dunkerbeck selber behauptet, er dominiere nirgends, hatte Deutschlands Surf-Legende Jürgen Hönscheid schon damals die Ahnung: “Björn wird den Worldcup dominieren wie früher Robby”. Er sollte recht behalten.

Deutschland einig Waterkant

Unter dieser immer noch wunderbaren Headline begab sich surf-Autor Günther Heyden im Frühjahr 1990 auf die Suche nach Surfspots in die damals noch offiziell existierende DDR. Wenige Monate nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 waren an Mecklenburgs Ostseeküste noch NVA-Soldaten damit beschäftigt, Stacheldrahtzäune abzubauen. So schön die Strände, so abenteuerlich der Rest: “Es gibt fast keine Hotels, nur wenige Campingplätze und erst seit Kurzem private Zimmervermittlung. Man findet nur wenige, dafür aber richtig volle Restaurants. Lebensmittelläden sind deutlich dünner gestreut als im Westen. Auch Tankstellen sind selten, Super- und Bleifrei-Ausschank nur an den Inter-Tankstellen”, weiß der Autor zu berichten.

Während die Strände in unmittelbarer Nähe zur damaligen innerdeutschen Grenze zwangsweise unberührt sind, sind Boltenhagen, Salzhaff und Co. durchaus ein Begriff. Für den Sommer 1990 wird ein Ansturm erwartet. Während westdeutsche Touristen die unbekannten Küstenabschnitte erkunden wollen, bleibt auch zahlreichen DDR-Bürgern wegen fehlender Devisen nur der Urlaub im (noch) eigenen Land. Doch unter “Surftrips” wird zugleich verkündet, dass zum 1. Mai insgesamt elf neue Surfstationen (”mit etwa 15 Melody-ACDS-Boards von Bic und 30 UP-Segeln”) eröffnen. Auch neue Unterkünfte soll es geben, darunter eine ehemalige Stasi-Suite für 3.900 D-Mark pro Person.

Inner Surfing: Halsen im Kopf

Damals wie heute ist die Powerhalse der heilige Gral für viele Surfer. Und schon 1990 zeigte surf einen Weg auf, der heute wieder topaktuell erscheint. Mit mentalem Training soll die Halse - oder ein anderes Manöver im Gehirn einprogrammiert werden. “Wenn Sie sich sechs Tage lang 20 Minuten Zeit nehmen, haben Sie ihr Problem-Manöver perfekt im Kopf”, so das Versprechen.

Das Programm des Heidelberger Professors Hans Eberspächer hat surf-Autor Heinart Giebel fürs Windsurfen adaptiert und an einer Surfstation in Ägypten ausprobiert. Für den Beachstart als Beispiel bot die surf einen detaillierten Plan fürs mentale Trainingsprogramm.

Und sonst so?

  • Zur ersten Surfsaison nach dem Fall der Mauer ruft surf zur Material-Spende für ostdeutsche Windsurfer auf
  • Das surf-Testteam bekommt mit Kutte Priessner einen neuen Leiter, unter anderem sind Jürgen Hönscheid und Jutta Müller mit an Bord
  • Tiga steht kurz vor der Pleite - weil Windsurf-Queen Jenna de Rosnay ihr Jahresgehalt von 150.000 Mark eingeklagt hat. Der französische Markt fürchtet eine Übermacht des “Kampfpreis-Anbieters” Bic.
  • Im Test der großen Slalomboards (ca. 3 Meter, 120-130 Liter) brechen bei der Fanatic Lite Bee reihenweise Finnen ab. Der Hifly Slalom 290 handelt sich einen Verriss ein: “Wer mit Volldampf einen Richtungswechsel oder eine Halse plant, muss damit rechnen, sofort aus dem Gleiten zu fallen. Schon beim Einleiten des Turns verliert der Hifly so viel Geschwindigkeit, dass an durchglittene Halsen nicht zu denken ist.”
  • Worldcup: Beim PBA-Worldcup in Almanarre wirbeln 45 Knoten das Feld durcheinander, in Paris startet der erste Indoor-Cup. PBA-Chef Christian Herles träumt schon von Windsurfen im Madison Square Garden.

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