RückspiegelDas waren die Highlights in surf 5/1989

Tobias Frauen

 · 22.07.2023

Die Highlights aus surf 5/1989
Foto: surf-Archiv
Robby Seeger ”dreht sich einen” auf dem surf-Titel im Mai 1989, fotografiert hat Gianni Squitieri
Wir steigen ins Archiv und werfen einen Blick in alte Ausgaben! Hier zeigen wir euch die besten Fundstücke, bemerkenswerte Test-Ergebnisse, skurrile Anekdoten und vieles mehr! In dieser Folge geht es zurück ins Jahr 1989!

“Jetzt zeigen wir’s den Männern!” - unter dieser Headline stellt surf die damals radikalsten und prägendsten Surferinnen vor. Allen voran Natalie Siebel, damals 19 Jahre alt und amtierende Wave-Weltmeisterin. “Das Können der Frauen ist in den letzten Jahren extrem gestiegen”, berichtet sie von Maui. Im Artikel von Autorin Susanne Schuler geht es dann aber leider weniger um die Surferinnen, sondern vor allem um die Befindlichkeit der sensiblen Männer-Gemüter. Während Vance Killan noch findet, man müsse den Männern ein wenig Vorsprung lassen, um sie nicht zu verstören, darf kurz darauf Ober-Macho Mike Eskimo vom Leder ziehen. Über Lena Kerr oder Angela Cochran sagt er “mit einem nicht zu überhörenden verächtlichen Unterton”: “Das sind doch richtige Machogirls. Klar, die sind mutig, aber die haben [...] ja breitere Schultern als ich und sind halt so auf dem Emanzipationstrip.” Immerhin hat Mike seiner eigenen Frau auch erfolgreich Windsurfen beigebracht, und dabei gleich mit dem Wasserstart angefangen um ihr das lästige Segelaufholen zu ersparen. Unbeeindruckt von Eskimos Macho-Allüren resümiert Angela Cochran: “Ich gehe nicht bei brutalen Bedingungen raus, weil ich den Männern imponieren möchte. Ich möchte vielmehr all die anderen Mädchen aufmuntern, möchte ihnen zeigen, daß sie auch in so extremen Bedingungen surfen können.”

Bretter-Folter

Neun Bretter testet surf gemeinsam mit dem TÜV auf ihre Haltbarkeit: Sind Serienboards für “Freaks” in der Brandung genauso robust wie Custom Mades? Das einzige Brett, dem alle Folter-Methoden nichts anhaben konnten, war der HiFly 275 Extreme. Einen Bruch der Außenhaut herbeizuführen war “unmöglich”, das Board konnte danach einfach weiter gesurft werden, während alle anderen Testkandidaten nur noch Sondermüll waren. Neben der buttrigen Thermoplast-Bauweise des HiFly erwiesen sich die Stringer bei Mistral und F2 als besonders haltbar. Als schwächstes Modell erwies sich die Fanatic Ultra Bee, ausgerechnet das High-Tech-Modell der Marke. Fanatics Marketing-Mann Adolf Hetzer bleibt gelassen: “Wir gehen davon aus, daß es sich um einen Ausreißer handelt, der unter 1000 Brettern einmal auftritt.”

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Der Sucht-Faktor beim Windsurfen

“Wie schlimm ist Sucht-Surfen?” fragt Autorin Annegret Becker und geht dem Sucht-Faktor des Windsurfens auf den Grund. Die Symptome: Der oder die Betroffene hat “zu wenig Freizeit für die Arbeit”. Einer der Süchtigen aus dem Artikel: Abiturient und “Szenen-Insider von St. Peter-Ording” Ingo Meyer (19): “Wenn’s draußen pfeift, wetze ich unruhig auf meinem Hosenboden hin und her. Die Konzentration ist hin, ich warte auf den erlösenden Schulgong.” Dahinter stecken laut medizinischer Auskunft die Endorphine, die beim Surfen ausgeschüttet werden. Doch Sportpsychologe Günther Bäumler hat Verständnis für süchtige Windsurfer: “Surfen übt eine große Faszination aus, es birgt so viele Überraschungen, Erfahrungen und Verbesserungen der eigenen Fähigkeiten, daß es nie monoton wird. Dieser Ansatz allein genügt für eine gesunde Person, um süchtig zu werden.” Im Gegensatz zu “echten” Drogen jedoch hebt Surfen das Selbstbewusstsein und das Körpergefühl nachhaltig, oder wie Professor Bäumler es ausdrückt: “Die psychohygienischen Vorteile des Surfens überwiegen weit die Nachteile.” Auch das Gesetz ist auf der Seite der Windsurf-Süchtigen: Paragraph 20 StGB erlaubt das unerlaubte Fernbleiben vom Arbeitsplatz für jeden, der “wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen.”

Damals wie heute: Amateur-Regatten boomen

Was heute der Racer of the Sea oder die German Wave Tour, war 1989 der Wave-Slalom-Cup. Die Grundideen gleich sich: Unkomplizierte Regatten für Neu-Einsteiger, ohne Vereinszwang oder Profi-Allüren. “Proteste und Bürokratismus sind verpönt”, es gehe um Spaß und faire Duelle. Drei Contests in St. Peter-Ording, Sylt und Klitmöller sind geplant, wer kein eigenes Material hat kriegt F2-Boards und -Riggs gestellt. Echte Profis dürfen zwar mitfahren, kommen aber bis auf eine Supersession nicht in die Wertung. Stattdessen fungieren Björn Schrader und Axel Ohm als Schiedsrichter: “Die Show war besser als manches Worldcup-Waveriding”, so ihr Fazit nach dem Auftakt-Event.

Und sonst so?

  • Eine neue DIN-Vorschrift besagt, dass Surfmasten schwimmen müssen. Damit sollen Unfälle durch abgesoffene Riggs verhindert werden.
  • Neuer Dreh bei der Schwimmwesten-Pflicht am Gardasee: Angeblich sollen die Westen auch während des Surfens als Mastprotektor genutzt werden können und müssen nur in Seenot oder bei Kontrollen angezogen werden. Ob die örtlichen Carabinieri das auch so sehen werden, ist allerdings mehr als fraglich.
  • surf ruft die Aktion “Sauber an den See” ins Leben, Ziel ist eine umweltfreundliche Anreise an den Spot. In Holland sind schon damals Fahrradanhänger fürs Material verbreitet, am Walchensee hat Surfschul-Betreiber Florian Brunner einen Shuttlebus eingerichtet
  • Perlen der Werbung: Die F2-Anzeige auf Seite 21 hinterlässt Fragen: Warum steckt der Typ seinem Kumpel einen Fisch in die Shorts? Warum steht eine Frau mit Ananas dahinter? Was hat das mit Windsurfmaterial zu tun?
  • Während heute die Mastspur immer einheltich ist, hatte bis Mitte der Neunziger noch fast jeder Hersteller eine eigene Variante. surf zeigte 1989 die verschiedenen Modelle mit Vor- und Nachteilen
  • Wie sieht der ideale Surfshop aus? Gute Auswahl aller Marken und Preislagen, geschulte und adrette Verkäufer, nettes Ambiente, Parkplätze und guter Service - so die Zusammenfassung der surf.
  • Powerhalse auf großen Aufsteigerboards und kleinen Slalomboards - auch 1989 schon ein Dauerbrenner. Außerdem gibt’s Tipps zum Surfen bei Überpower
  • Fanatic bietet eine Beachwear-Kollektion mit dem Design der Mamba- und Boa-Modelle an. Gab es 2020 dann auch wieder zum40. Jubiläum.
  • Worldcupper verraten ihre In- und Out-Reviere. Unter den Tops sind Maui, Margaret River, Heiligenhafen und Barbados, bei den Outs findet man unter anderem den Gardasee, Florida, Holland - und Maui

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