Undercover-Test im Surfshop
1988 war die Shop-Landschaft noch deutlich vielfältiger als heute, der Laden war nicht nur ein reiner Verkaufspunkt, sondern oftmals auch Treffpunkt und Lifestyle-Vermittler. 23 Shops nahm surf anonym unter die Lupe und beurteilte Service, Beratung und Ausstellung. Einige zeigen gravierende Mängel bei der Beratung und vernachlässigen das “Überschussvolumen”, also die Reserve für einen Schotstart. Perlen aus den Beratungsgesprächen: “Je früher man ins Gleiten kommt, desto armschonender ist es!”, “Der Bullitt lässt sich surfen, wie sich eine Ziege reiten lässt!” oder “Wenn ich das Brett fahre, ist das auch gut für Sie!”. Unterm Strich überzeugt aber die Qualität der Beratung in den allermeisten Shops!
Epoxy- gegen Alu-Masten und “Killergabeln”
Alu-Masten sind heute maximal noch akzeptabel, um eine Flagge der Lieblings-Marke (oder -Fußballvereins) zu hissen, 1988 galten sie als Experten-Material. Im Gegensatz zu den butterweichen GFK-Spargeln waren sie leicht, “lebendig” und sorgten für Topp-Twist. Dunkerbeck, Naish und Co., sie alle fuhren mit Leichtmetall ihre Rennen. Robby probierte auch in der Welle ein neues Alu-Modell aus: “Wenn mich eine Welle erwischt, bricht auch ein schwerer GFK-Brandungsmast. Der leichtere Alumast erlaubt bei böigen Bedingungen ein größeres Segel, wodurch ich drohenden Wellenbergen auch im Windloch davonfahren kann.” Auch Carbonmasten gibt es damals bereits, diese sind wegen des hohen Preises nur für Profis interessant.
Außerdem geht surf den Ursachen für gebrochene Masten auf den Grund und findet heraus: Die Frontstücke der “Klappgabeln” quetschen häufig den Mast so stark, dass eine Sollbruchstelle entsteht. “90 Prozent aller Gabeln sind Mastenkiller”, lautet die Bilanz. Ein Spezialist prophezeit gar: “Das Ende der Klappgabel-Ära ist in Sicht!” Eine Alternative wird freilich nicht aufgezeigt.
Surfer-Typen in der Charakterstudie
In Sachen Mode sind die Achtziger ohnehin speziell, das ist beim Durchblättern des Heftes unübersehbar. Knalliges Neon, kreischend bunte Farben und abenteuerliche Frisuren zeichnen ein beeindruckendes Stilbild der Ära. Windsurfer als lässige Funsportler gehen in Sachen Mode oft voran, doch auch die Szene an sich ist divers. surf zeigt die verschiedenen Surfer-Typen und woran sie zu erkennen sind. Der Fanatic-Typ findet “eine Drei-Megabyte-Festplatte genauso aufregend wie drei Meter Ultra-Carbon”, der Klepper-Typ hat sich für eine Marke “ohne jedes Hawaii-Image” entschieden, deren Name “umgangsdeutsch für ein altersschwaches Huftier” steht. Lange nicht auf dem Wasser war der Mistral-Typ (”hat angefangen drüber nachzudenken, ob er sich nicht endlich einmal eine richtige Yacht kaufen soll”), der frankophile Tiga-Fahrer geht hingegen sogar bei Graupel aufs Wasser. Der Windsurfing Chiemsee-Typ hingegen ist seiner Zeit voraus und findet Windsurfen maximal noch auf den Kapverden oder in der Beringstraße interessant.
Die Leiden der Surfer-Frauen
“Surferfrauen - eine der unterprivilegierten Gruppen dieser Republik?” fragt surf und zeigt dazu eine wartende Schönheit, die im tiefergelegten 190er am Ufer sitzt und “Beim nächsten Mann wird alles anders” liest, während der Freund/Gatte ins (spiegelglatte) Wasser stapft. Diverse Szenarien werden skizziert: Die Herzdame wird im Sturm gesandstrahlt, bei den eigenen Surf-Versuchen ruppig zurechtgewiesen oder aber mit der Kinderschar alleine gelassen. Ein Psychologe konstatiert: “Surfen ist ein zeitintensives, kommunikationsfeindliches Hobby. Es kann Probleme, die in einer Ehe existent sind, oft noch verstärken!” Die Lösungen: Entspannte Warmwasser-Reviere statt kalte Ostsee, professionelle Surflehrer statt überambitionierter Freunde und klare Einteilungen von Familien- und Surfzeiten.
Und sonst so?
- Schutz der der Nordsee und Erhalt der Surfspots: Im Umschlag ist eine Karte angefügt mit der Bitte an die Leser, diese unterschrieben zurückzusenden. Wortlaut: “Ich verpflichte mich, bei der Ausübung meines Sports größtmögliche Rücksicht auf die Natur zu nehmen und mich an die Umwelt-Regeln für das Verhalten von Wassersportlern [...] zu halten. Ich fordere aber auch, daß Politiker auf internationaler Ebene - nötigenfalls im Alleingang - alles Erdenkliche tun, um die Vergiftung und Verschmutzung der Nordsee zu stoppen.” Die Karten sollen gesammelt und an den Bundesumweltminister übergeben werden.
- Die besten Bilder des Jahres sollen die Motivation steigern, ob Loop-Versuch, Maui-Trip oder Regatta-Start
- surf setzt sich für eine Abschaffung der Schwimmwesten-Pflicht am Gardasee ein und organisiert einen runden Tisch. Das zuständige Tourismus-Ministerium kündigt an, das Gesetz zu ändern - “schon in zwei bis drei Monaten”.
- Einige führende Hersteller wollen 1989 nicht zur boot nach Düsseldorf kommen - aus Protest gegen den “Händlerbazar” in der Nachbarhalle.
- Nach einer Reihe von Unfällen sorgt surf dafür, dass Fanatic die spitzen Boardnasen einiger Modelle entschärft. Aber auch andere Hersteller halten sich nicht an die DIN-Norm für Surfbrettnasen.
- Ein neuer Trend im Zubehör-Bereich sind Topp-Trimm-Systeme. Dabei wird das (Sturm-)-Segel am Mastfuß nur eingehakt, der Trimm erfolgt am Masttopp mit einer speziellen Vorrichtung.
- Im Ford-Windkanal testet surf, wie sehr der Spritverbrauch durch das Surfzeug auf dem Auto steigt. Der größte Luftwiderstand kommt vom Dachträger, die Last selber ist dann kaum noch ausschlaggebend.
Auch interessant:
- Das waren die Highlights in surf 4/1979
- Das waren die Highlights in surf 4/1981
- Das waren die Highlights in surf 9/1984
- Das waren die Highlights in surf 8/1986
- Das waren die Highlights in surf 4/1990
- Das waren die Highlights in surf 3/1992
- Das waren die Highlights in surf 4/1994
- Das waren die Highlights in surf 7/1997