Unsere nächste Zeitreise geht ins Jahr 1986: Im August-Heft der surf standen damals die Frauen im Mittelpunkt, außerdem wurden günstiges Material und Windsurf-taugliche Kombis getestet. Der letzte Schrei war damals die schnelle Boom-to-Boom Halse.
Traumkurven: Die Powerhalse
“Wer träumt nicht von rasanten Powerhalsen, so radikal ins Wasser geschnitten, dass die hohe Wasserfontäne wie eine glänzende Mauer hinter dem Heck steht?” Mit solch blumigen Worten wurde schon 1986 das Manöver umschrieben, was auch heute noch für viele Surfer ein absoluter Meilenstein ist. Worldcupper Maui Meyer (ja, der heißt wirklich so) zeigt in diesem Heft die “völlig neue” Variante “Baum-zu-Baum”. Die Tipps und Geheimnisse sind damals die gleichen wie auch heute noch: Tiefgehen, Druck auf dem Mastfuß, Segel dynamisch nach Luv ziehen. Orthopädisch bedenklich allerdings der Tipp: “Wenn Sie das Knie so weit nach hinten drehen, bis Sie einen deutlichen Widerstand im Gelenk spüren - und das während der ganzen Kurve - haben Sie die Leekante optimal belastet.”
Wie gut ist günstiges Windsurf-Material?
Boards und Segel aus dem mittleren bis unteren Preissektor wurden in surf 8/1986 getestet. Überall wird deutlich, dass die Technologie damals in einer Umbruch-Phase war. Während bei den Segeln durchgelattete Tücher und “Komfortsegel” mit ein bis zwei kurzen Latten miteinander konkurrierten, waren es bei den Brettern verschiedene Technologien und technische Details. Der Alpha 230A bekam das Prädikat “für PE erstaunlich schnell”, beim Ten Cate Swinger wird der störrische Mastfuß schon damals als “antiquarisch” bezeichnet, beim Red Marlin platzte gar eine Kante auf. Bemerkenswert: Alpha gab sage und schreibe fünf Jahre Garantie auf seinen PE-Tanker. Bei den damals üblichen mitgelieferten Segeln wurden unter anderem zu lange Masten bemängelt.
Surfer-Autos im Test
Sechs Mittelklasse-Kombis traten im surf-Test um das beste Auto für Windsurfer gegeneinander an. Der Weg hin zu durchgelatteten “Profilsegeln” hatte dazu geführt, dass das Tuch statt als kompaktes Päckchen nun als lange Wurst transportiert werden musste - Limousinen kamen da an ihre Grenzen. Wichtiges Kriterium im Test: Die Eignung als “Sinker-Safe”, sprich: Lassen sich kurze Boards (Maßstab war ein 275er) zum Schutz vor Diebstahl auch ins Auto packen? Zudem gab es den “surf-Typ-Tipp”: Der Citroen BX war der “Guincho-Racer für legere Shortstypen mit Fernweh”, während der Toyota Tercel als “Knubbliger Kraxler für alle, die sich aus der Parklücke am Gardasse boxen und im Winter sicher auf den Underberg kommen wollen” bezeichnet wurde.
Kommen Flextails in Serie?
“Laufruhe bei Starkwind und Spitzenleistungen in Manövern”, das sollten zur Saison 1987 neuartige Flextails bringen. Das Prinzip dahinter: Statt eines soliden Hecks werden variable Elemente verbaut, die Kanten und Unterwasserschiff formbar machen. Eine Idee, die bis heute immer mal wieder aufkommt, deren Schwäche aber die technische Umsetzung ist. Auch 1986 schon sind die von surf befragten Shaper skeptisch: “Der weniger geübte Surfer...kann die Vorteile noch gar nicht ausschöpfen”, sagt Philip Pudenz von Fanatic. “Wir haben durch Beobachtung und Befragung festgestellt, dass die Zahl der Leute, die die hintere Fußschlaufe benutzen, verschwindend gering ist.” F2-Legende Peter Thommen sagt: “Mit der derzeitigen Fertigungstechnologie ist ein Serienprodukt nur schwer herzustellen”. Der Weg zum Flextail ist bei den Marken unterschiedlich: Von Weichschaum im Heck über bewegliche Platten bis hin zum komplett wechselbaren Hinterteil ist alles dabei.
Und sonst so?
- Worldcup USA wegen Patentstreit auf Sparflamme: Kurz vor dem Auslaufen seines berühmt-berüchtigten Patents hat Hoyle Schweitzer 1986 nochmal für Aufregung gesorgt. Er ließ allen Marken, die keine Lizenzgebühren zahlten, den Start beim Worldcup vor San Francisco verbieten. Die Bühne für den Sport wäre perfekt gewesen: Traumhafte Bedingungen für das stark ausgedünnte Feld und TV-Berichterstattung am 3. Juli, dem Abend vor dem amerikanischen Nationalfeiertag, direkt nach der Ansprache von Präsident Ronald Reagan.
- Test von Surf-Brillen: Von Helmut-Kohl-Gedächtnis-Gestell bis hin zur spaßigen Skibrille: Der Optik-Test zeigt die ganze Bandbreite des 80er-Jahre-Geschmacks
- Jenna de Rosnay auf dem Laufsteg: Zwei Jahre nach dem Verschwinden ihres Ehemannes Arnaud de Rosnay steht Jenna in Paris für Dior auf dem Laufsteg. Gleichzeitig will sie noch einmal Speed-Weltmeisterin werden, wie sie im Interview mit surf-Redakteurin Susanne Hoebel verrät. “Es ist die elemntarste Form von Wettkampf: Surfer gegen Zeit.” Sind blaue Flecken und Schürfwunden vom Surfen als Model nicht eigentlich Tabu? “Fit sein, gesund sein, das ist heute in - die makellose, zerbrechliche Frau ist nicht mehr gefragt!” so Jenna.
- Pump-Proteste: Bei der Kieler Woche bricht eine Fluwelle an Protesten über die Regattaleitung hinein. Grund: Pumpen war damals offiziell verboten.
- Dunki, die erste: Ein erstes Kurz-Porträt des neuen Wunderkindes von Gran Canaria. “Was soll ich dir erzählen? Bring doch einfach nur Fotos!” lautete die Ansage des damals 16 Jahre alten Björn Dunkerbeck. Ein paar Worte hat er am Ende dann doch verloren, unter anderem über seine damaligen Laster: Mc Donalds, Eis-Palatschinken und Videospiele.
- Test der Kippstabilität: Mit einer aufwändigen Apparatur (siehe Bildergalerie oben) testet surf 13 Boards auf ihre Kippstabilität. Ergebnis: “Das Brett, das kaum aus der Ruhe zu bringen ist, hat relativ füllige Kanten, ist im Standbereich bis zu 70 cm breit, mindestens 3,60 Meter lang und hat keine ausgeprägten Rundungen im Unterwasserschiff.”