Jim DrakeSo hat er das Windsurfen erfunden

Andreas Erbe

 · 14.09.2022

Jim Drake: So hat er das Windsurfen erfundenFoto: Uli Stanciu/Surf Magazin
Jim Drake (r.) hat 1967 das Windsurfen erfunden und nicht nur seine Kinder, sondern gleich die ganze Welt mit der Windsurf-Begeisterung angesteckt.
Jim Drake hat das Windsurfen erfunden. Seine Söhne berichten, wie die Idee entstand, wie der Patent-Streit mit Hoyle Schweizer aufkam und was die Erfindung für sie bedeutet.

Im Mai 1967 ließ Jim Drake den ersten Prototyp des Windsurfers in Santa Monica in Kalifornien zu Wasser. „The rest is history”, sagt sein Sohn David in diesem Interview. Doch wir wollen es etwas genauer wissen, wie sich die Geschichte des Windsurfens aus Sicht der Familie Drake entwickelt hat. David war eines von sechs Kinder. Er und sein älterer Bruder Alex verraten uns, wie es war, beim Urvater des Windsurfens aufzuwachsen.

Jim hatte sechs Kinder. Wie sind du und deine Geschwister aufgewachsen?

Wir sind in einem Tal von Santa Monica in Los Angeles in einem Haus aufgewachsen, das mein Vater designt und gebaut hat und in dem Windsurfen erfunden wurde. Der progressive Westen von Los Angeles war für seine sehr zukunftsweisende Politik und seine atemberaubende Schönheit bekannt. Wir sechs Kinder konnten in zehn Minuten am Strand sein oder in der gleichen Zeit in wunderschönen Parks, wenn wir in die andere Richtung gingen.

Wir genossen eine sehr moderne Erziehung und lebten selbst für kalifornische Verhältnisse ziemlich naturverbunden. Meine Mutter sammelte Grünzeug am Bach, das wir aßen und unsere Familie verbrachte sehr viel Zeit zusammen im Freien. Wenn wir nicht gerade an der Baja California zum Campen waren, dann meist im Joshua Tree Nationalpark. Wir waren Junior-Rettungsschwimmer, surften, fuhren Skateboard, schwammen, kletterten, segelten oder waren mit Bikes unterwegs. Nur mit organisiertem Mannschaftssport hatten wir nicht so viel im Sinn. Da passte Windsurfen perfekt zu unserem Lebensstil.

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Jims Hauptberuf war Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik. Hat er vor dem Windsurfer auch schon andere Dinge erfunden?

Er arbeitete bei einer privaten Hightech-Firma, die für das amerikanische Verteidigungsministerium militärische Flugzeuge und ballistische Raketen entwickelte. 15 Jahre bevor er das Windsurfen erfunden hat, verließ er die Stanford University mit einem Abschluss als Maschinenbauingenieur mit der Fachrichtung Luftfahrt-Design. Danach wurde er von der Firma North American Aviation angeworben. Dort wurde er Leiter einer Forschungsgruppe, die X-15 Raketenflugzeuge erfand. Dabei handelte es sich um Hochgeschwindigkeitsflugzeuge, die vom Design her über alles hinausgingen, was man aus dem Flugzeugbau kannte. Es war mehr ein Raumfahrzeug, denn es flog außerhalb der Atmosphäre und hält bis heute die Rekorde für Geschwindigkeit und Höhe von bemannten Flugzeugen. Also man kann sagen, Jim hat schon immer außerhalb des bekannten Rahmens gedacht.

Der Raketen-Konstrukteur, der das Meer liebte

Bei Erfindern denkt man gern an Daniel Düsentrieb. War Jim ein durchgeknallter Typ?

Viele herausragende Ingenieure sind vielleicht exzentrisch und haben keine soziale Kompetenz. Aber das trifft auf meinen Vater ganz und gar nicht zu. Ich habe nie wieder einen so sozialen Menschen wie Jim kennengelernt. Er strahlte ein natürliches Selbstbewusstsein aus und hatte so eine unglaubliche Coolness, die er aus seiner außergewöhnlich hohen Intelligenz und Jahrzehnten voller vielfältiger Erlebnisse zog. Er liebte sein Leben lang den Ozean und war gleichzeitig ein begnadeter Raketen-Konstrukteur, und der Windsurfer verband diese beiden Leidenschaften nahtlos.

Hier in Amerika haben wir eine Werbung für ein mexikanisches Bier mit einem Typen, den sie „The World’s Most Interesting Man“ nennen. Der ist ein entspannter und gebildeter älterer Abenteurer, der sich bei extremen Sportarten genauso wohlfühlt wie bei einem Lunch mit ein paar Martinis mit dem Präsidenten eines Landes. Dieser Typ beschreibt meinen Vater ziemlich gut, wie ich finde. Er war ein sehr warmherziges, gut aussehendes, athletisches kalifornisches Original.

Jim Drake in seiner Werkstatt - ein begnadeter Tüftler und ErfinderFoto: Uli Stanciu/Surf MagazinJim Drake in seiner Werkstatt - ein begnadeter Tüftler und Erfinder

Wie wirkte sich diese Einstellung auf euer Leben aus?

Fast alle unsere Nachbarn waren sehr interessante Menschen. Um uns herum lebten berühmte Hollywood-Schauspieler, Wissenschaftler, die Nobelpreise gewonnen haben. Unser kleines soziales Netzwerk beeinflusste tatsächlich maßgeblich die Welt der Ingenieure, der Kunst, Medizin, Raumfahrt, des Films, der Musik und viele andere Bereiche des Lebens. Es war ein echt kreativer Schmelztiegel. Meine Mutter schmiss regelmäßig Parties, auf denen sich die Familien trafen, wir Kinder am Strand surfen gingen und die Erwachsenen ihre Ideen austauschten. In diesem Umfeld wurden auch die Familien Drake und Schweitzer Freunde und Jim offenbarte Hoyle Schweitzer erstmals seine Idee von einem Segelfahrzeug mit einem frei beweglichen Rigg, was später zum Windsurfer führte. Es war dieser Haufen von intellektuellen, Meer-liebenden Familien, die den Aufstieg des Windsurfens ermöglichte.

So entstand das erste Windsurf-Brett

Hat Jim den Windsurfer einfach bei euch in der Garage gebaut?

Er hatte eine wirklich beeindruckende Werkstatt in unserer Garage, in der er die einzelnen Teile für den Prototypen eigenhändig baute. Seine Gabe, Dinge zu kreieren, die Schönheit und Funktion miteinander verbanden, hat mich immer beeindruckt. Aus wiederverwendetem Stahl von der Marine konstruierte er das erste Kardangelenk für den Mastfuß. Für den Gabelbaum schnitt er das Holz zurecht, verklebte es in Schichten und bog es in die richtige Form. Das Schwert laminierte er erst aus Kiefern- und später aus Teakholz. Das erste Board war ein modifiziertes Tandem-Wellenreitbrett aus einem Surfshop in der Nähe. Unsere Adresse in Santa Monica war auch die erste Geschäftsadresse von „Windsurfing International“, der Firma, die Jim mit seinem Freund und Geschäftspartner Hoyle Schweitzer gegründet hatte.

Diese Konstruktionszeichnung von Jim Drake aus dem Jahr 1967 bildete die Grundlage für die Patenterteilung 
für den Windsurfer – damals noch mit dem Arbeitsnamen „The Skate“.Foto: Jim DrakeDiese Konstruktionszeichnung von Jim Drake aus dem Jahr 1967 bildete die Grundlage für die Patenterteilung für den Windsurfer – damals noch mit dem Arbeitsnamen „The Skate“.

War Jim Drake immer davon überzeugt, dass seine Idee funktionieren würde, oder hat er auch manchmal daran gezweifelt?

Schon vor den ersten Tests war sich Jim sicher, dass es funktionieren würde. Aber eine lustige Geschichte beschreibt, dass er nicht an alles gedacht hatte. Jim hatte sich immer vorgestellt, dass das Segel in den Händen des Surfers lag, aber er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie es dort hinkommt. Und so kam es, dass das Segel beim ersten Test des Prototypen im Wasser lag und Jim auffiel, dass er keine Leine zum Aufholen des Segels hatte. Zum Glück war Bob Broussard, das war der Segelmacher, der das erste Segel für den Windsurfer-Prototypen geschneidert hatte, mit am Strand und er konnte das Rigg im flachen Wasser aufrichten und Jim in die Hand geben. Am nächsten Tag hatte Jim dann eine Aufholleine ans Rigg gebaut und dann ging es ab. Wenn es euch interessiert. Es gibt ein kleines Video auf Youtube, auf dem die ersten Versuche auf dem Wasser dokumentiert sind.

Wer war noch in die Entwicklung des Windsurfers eingebunden. In alten Ausgaben las ich Namen wie Fred Payne, Alan Parducci, den Segelmacher Bob Broussard und natürlich Hoyle Schweitzer. Welchen Einfluss hatten sie?

Fred Payne war ein Kollege von Jim aus den frühen 60er-Jahren. Fred wohnte in einem kleinen Haus direkt am Potomac River in Washington D.C. Die Inspiration für die Erfindung des Windsurfers kam aus einer Diskussion der beiden über ein kleines, transportables Segelfahrzeug, auf dem der Segler stehen und nicht sitzen sollte. Sie wollten etwas kreieren, das einfach von nur einer Person getragen und zusammengebaut werden konnte und das man ganz einfach auf dem Fluss hinter Freds Haus zu Wasser lassen konnte. Ihre Vision war ein frei bewegliches Segel, das ein Steuerruder überflüssig machen sollte.

Der Knackpunkt war das in alle Richtungen drehbare Kardangelenk, das es ermöglichte, das Segel in der Hand zu halten. Diese Diskussion fand tief in der Nacht in Jims Haus in Santa Monica unter Einfluss von einigen Remy Martin Cognacs statt. Jim stellte später fest, dass Alkohol die Intelligenz verdirbt und was in der durchzechten Nacht noch wie eine blendende Idee aussah, stellte sich in nüchternem Zustand am nächsten Tag oft als weit weniger brillant als gedacht heraus. Jim liebte ingenieurstechnische Puzzle und so gab er das Konzept niemals auf. Jahre später erzählte er dann Hoyle Schweitzer auf einer Party von seiner Idee und der bestärkte ihn darin, einen Prototypen zu bauen und auszuprobieren, ob sein Konzept wirklich funktionierte. Das tat Jim und der Rest ist Geschichte.

surf-Gründer Uli Stanciu mit dem ersten Mastfuß. Er brachte die wahre Geschichte des Windsurfens ans Licht.Foto: Markus Grebersurf-Gründer Uli Stanciu mit dem ersten Mastfuß. Er brachte die wahre Geschichte des Windsurfens ans Licht.

Als Windsurfen nach Europa kam, galt Hoyle Schweitzer hier als Erfinder des Sportes, der auch das Patent hielt und Lizenzen an europäische Hersteller vergab oder auch nicht. Viele Produzenten klagten gegen die aus ihrer Sicht willkürliche Lizenzvergabe. Das Thema füllte viele Meter Leitzordner bei Juristen und Gerichten. Erst die Recherche des Gründers des surf Magazins, Uli Stanciu, brachte ans Licht, dass Jim Drake der eigentliche Erfinder des Windsurfens war. Jim hatte für wenig Geld, sagte man damals, seine Hälfte des Patents des Windsurfers an Hoyle abgetreten. Wie habt ihr die Situation erlebt?

Die ursprüngliche Geschichte des Windsurfens ist teilweise von so einer Art politischem und journalistischem Nebel verschleiert. Das macht die objektive Dokumentation der Historie ziemlich schwierig. Es gibt immer mehrere Seiten einer Geschichte und jeder hat die Freiheit, seine Version zu erzählen. Aber die Fakten zeigen meiner Meinung nach ohne Zweifel, dass Jim der wirkliche Erfinder des Windsurfens ist. Ich glaube aber auch, dass Hoyle Schweitzer einen maßgeblichen Anteil daran hatte, dass Windsurfen sich so rasant verbreitete. Ohne die einzigartigen Fähigkeiten von Jim und Hoyle wäre aus der Idee wahrscheinlich niemals dieser großartige Sport geworden, den wir 50 Jahre später immer noch so lieben.

Jim und Hoyle lernten sich durch ihre Frauen kennen und wie ich bereits sagte, Hoyle ermunterte Jim, seine Idee in die Tat umzusetzen. Soweit ich weiß, hatte Hoyle mit der eigentlichen Entwicklung nichts zu tun, außer, dass er im Auftrag von Jim einen gebrauchten Mast von einer Racing-Jolle besorgte. Den gab Jim dann dem Segelmacher Bob Broussard, der darauf dann das erste Segel schnitt. Hoyle war weder bei der Entwicklung des original Windsurfers dabei noch war er mit Jim in der Werkstatt oder war bei der Jungfernfahrt in Marina del Rey im Mai 1967 dabei. Hoyle hatte einen engen Freund, der Patentanwalt war. Sie entwarfen eine Patentschrift, deren maßgeblicher Inhalt der original Entwurf von Jim war. Das Patent wurde anerkannt und die Namen Drake und Schweitzer wurden als gemeinsame Erfinder eingetragen.

Jim Drake vs. Hoyle Schweitzer: Der Streit ums Windsurf-Patent

Hoyle hatte gerade seinen Job als Computerverkäufer verloren. Jims Karriere als Luft- und Raumfahrtingenieur dagegen ging durch die Decke. Er wurde zum Pentagon entsandt, um ein Raketen-Abwehrsystem für die Regierung zu entwerfen. Während seiner Abwesenheit ließ er den Prototyp und auch die Firma Windsurfing International, die er zusammen mit Hoyle gegründet hatte, zu treuen Händen von Hoyle zurück. Kaum war Jim vorübergehend Tausende Kilometer weit von Zuhause weg in Washington D.C., bekam er einen Anruf von Hoyle. Er drängte ihn, ihm seine Hälfte des Patentes zu verkaufen. Hoyle trat sehr hartnäckig, gerissen und geschäftlich auf. Vorbei war es mit der Freundlichkeit, die Hoyle zuvor ausmachte, vorbei war es mit der Familienbande der Frauen und Kinder bei den Parties und Strandausflügen. Über Nacht hatte sich Hoyle von einem engen Freund in einen schikanösen Unternehmer verwandelt, der Jim aus der Firma herausdrängen wollte, um alleine den Profit der Erfindung des Windsurfers einzufahren.

Über Nacht hatte sich Hoyle Schweitzer von einem engen Freund in einen schikanösen Unternehmer verwandelt

Jim war geschockt und wollte dem Buyout nicht zustimmen. Er wollte Hoyle weiter als Freund sehen und glaubte daran, dass Freunde sich gegenseitig unterstützen und einvernehmlich handeln. Drake hatte sich getäuscht. Schweitzer stellte sich als hinterlistig und nicht vertrauenswürdig heraus. Er versuchte Jim auf aggressive Weise aus dem gemeinsamen Geschäft zu drängen. Er hatte bereits einen lukrativen Deal mit europäischen Importeuren eingefädelt und bereitete hinter dem Rücken von Jim eine große Lieferung von Windsurfern vor. Außerdem verschwieg Hoyle Jim, dass er sich bereits die Lizenzrechte für die Marke Windsurfer in vielen Ländern der Welt gesichert hatte.

Einen moralischen Tiefpunkt erreichten die Verkaufsangebote von Hoyle, als er Jim im Gegenzug einen Job als mittlerer Verkaufsrepräsentant bei „Windsurfing International“, der Firma, die sie gemeinsam gegründet hatten, anbot. Das große Geschäft war die einzige Motivation von Hoyle Schweitzer und am Ende erfüllte Jim ihm seinen Wunsch und verkaufte ihm seine Hälfte des Patents ohne weitere Verpflichtungen. Hoyles falsche Darstellungen der Fakten zu dieser Zeit führten später zu einem Gerichtsverfahren gegen ihn – aber das ist eine andere Geschichte. Heute sind die Streitigkeiten zwischen den Familien Schweitzer und Drake zum Glück Vergangenheit. Die nächste Generation schaut nach vorne und versucht, das Vermächtnis des Sports weiter zu teilen. Svein Rasmussen, Gründer und Chef von Starboard, fungierte übrigens als Friedensstifter zwischen den beiden Familien.

Auch das Windsurfen hat Jim Drake schon lange vor dem aktuellen Trend angedacht.Foto: PrivatarchivAuch das Windsurfen hat Jim Drake schon lange vor dem aktuellen Trend angedacht.

Das Leben der Familie Drake dreht sich ums Windsurfen

Hat die Erfindung des Windsurfers das Leben der Drake-Kinder verändert?

Windsurfen bestimmt mein Leben in den letzten 40 Jahren. Von uns sechs Kindern widmeten die drei Jungs einen großen Teil ihres Lebens dem Windsurfen. Mein ältester Bruder Matthew war in den 80ern einer der Top-Profis auf der California Surf Sailor’s Tour. Mein Bruder Alex und ich arbeiteten als Windsurftrainer an der Gorge in Hood River und leiteten Coachings rund um die Welt für Rhonda Smith und Vela Surfcenter. Heute surfen Alex und ich fast täglich auf Slalombrettern in Kalifornien und gehen Stand-up-Paddeln mit der Familie und Freunden. Außerdem arbeiten wir als Botschafter für Starboard und testen für Svein Rasmussen neue Designkonzepte. Wenn es die Zeit irgendwie zulässt, versuchen wir ein paar Wellen an der Baja California zu surfen.

Wie siehst du deinen Vater in der Rückschau, worauf bist du besonders stolz?

Meine beiden wundervollen Schwestern Holly und Stephanie schrieben mir neulich einige schöne Gedanken an ihren Vater:

‚Ich bin stolz auf meinen Vater, weil ihn Windsurfen begeisterte, ihn aber nicht bestimmte. Seine Bescheidenheit stand in wohltuendem Kontrast zu der Selbstgefälligkeit anderer, deren Leistungen gegenüber denen von Jim einfach verblassten. Er war belesen, wurde geliebt und war sich bewusst, dass er Teil einer Legende ist.’ Holly

‚Alle seine Antworten auf meine Fragen waren ein wenig zu lang und zu tiefgründig für mein junges Alter. Aber sie gaben mir das Gefühl wichtig zu sein und geliebt zu werden.’ Stephanie

Ich selbst erinnere mich an seinen tollen Surf Style, den er selbst noch mit über 70 hatte und den ich immer versucht habe zu kopieren. Ich höre ihn noch immer seine Anweisungen zu mir übers Wasser rufen: ‚Häng dich rein’. Er war auch noch im hohen Alter in der Lage, für eine führende Marke ausgefeilte Windsurf- und SUP-Boards zu entwickeln. Da sind viele andere schon längst in Rente. Und er war in der Lage, mit allen Leuten am Strand oder auf Messen auf Augenhöhe zu sprechen – immer ohne jede Spur von Überheblichkeit.

Auch im hohen Alter war Jim Drake noch auf dem Wasser und hat den Sport immer weiter entwickelt.Foto: privatAuch im hohen Alter war Jim Drake noch auf dem Wasser und hat den Sport immer weiter entwickelt.

SUP und Foiling: Jim Drake hätte Freude am modernen Windsurfen

Wie siehst du die Entwicklung des Windsurfens, gab es Momente, in denen sie in die falsche Richtung lief?

Der Sport wuchs in den frühen Jahren so vehement, weil in der Windsurfer One Design Class viele Menschen bei relativ wenig Wind bei Freizeit-Regatten mitmachten. Der pure Spaß, auf dem Wasser zu sein, mit seinen Freunden und der Familie hatte einen großen Charme. Doch der Schönwettersport auf Longboards wurde von den Shortboards für viel Wind und Highspeed auf dem Wasser verdrängt. Im Wettrüsten, die Boards immer kleiner und wendiger zu machen, wurde Windsurfen sehr teuer und sehr spezialisiert. Der Sport wurde zurückgedrängt an immer weniger Plätze in der Welt, die die perfekte Kombination aus viel Wind und warmen Wasser boten und war nur noch für die eingefleischten Fans und Hardcore-Surfer interessant. Seine universelle Anziehungskraft der frühen Jahre hatte Windsurfen verloren.

Jim hätte es genossen, seine Ingenieurskunst in das futuristische Designpuzzle beim Foiling einzubringen.

Das klingt etwas deprimiert. Wie wird „Windsurfing great again“?

Windsurfen ist magisch. Das Gefühl, über das glitzernde, blaue Wasser zu fliegen, angetrieben von der Windkraft, hat etwas zutiefst meditatives. Es verbindet uns auf kreative und spontane Weise mit unserer Umwelt und verleiht uns ein Gefühl von Unbekümmertheit und purem Leben. Windsurfen versorgt unseren Körper mit Gesundheit und Vitalität. Ich glaube, Windsurfen wird ein ganz starkes Comeback feiern, wenn die Leute realisieren, dass sie sich einfach ein Rigg auf ein SUP-Board, mit dem sie seit Jahren herumpaddeln, stecken müssen und so schnell die Faszination des Windsurfens entdecken.

Jim Drake und Svein Rasmussen haben über zehn Jahre eng zusammengearbeitet und dabei oft die ausgetretenen Pfade verlassen. Dabei kamen kurze und breite, lange und schmale Boards, Tandems und Katamarane heraus, um nur ein paar zu nennen. Jim starb 2012 im Alter von 83 Jahren, gerade bevor der Hydrofoil-Trend so richtig los ging. Er hätte es ohne Zweifel genossen, seine Ingenieurskunst in dieses futuristische Designpuzzle einzubringen. Windsurfen stehen die besten Tage noch bevor. Die besten und hellsten Köpfe werden den Sport mit kreativem Mut, Zusammenarbeit und neuen Erfindungen immer weiter entwickeln.

Gemeinsam mit Svein Rasmussen hat Jim Drake immer weitere Ideen realisiert.Foto: StarboardGemeinsam mit Svein Rasmussen hat Jim Drake immer weitere Ideen realisiert.

Dieses Interview erschien erstmals in surf 3/2017 zum 50. Geburtstag des ersten Windsurf-Versuches von Jim Drake.

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