Bastien Escofet - der Sieger des Defi Wing im Interview

Manuel Vogel

 · 12.07.2022

Bastien Escofet - der Sieger des Defi Wing im Interview
Bastien Escofet schockte beim Langstreckenrennen Defi Wing die Konkurrenz und holte sich den Sieg beim Premierenrennen. Wir haben ihn zum Interview gebeten.

Ende Mai 2022 fand in Gruissan die erste Auflage des Defi Wing statt, ein Langstreckenrennen mit Läufen über jeweils 40 Kilometer. Am Start waren 150 Teilnehmer - und wohl nur die Wenigsten hätten dabei auf einen Sieg des jungen Franzosen Bastien Escofet getippt. Warum es trotzdem geklappt hat, verrät er im Interview.

Bastien, du hast Ende Mai das erste Defi Wing gewonnen. Auf dem Zettel hatten dich nur die Wenigsten. Überrascht?

Ehrlich gesagt habe ich nicht soooo viel dafür trainiert, so richtig vorbereiten kann man sich auf ein Rennen wie das Defi ohnehin nicht. Ich war zuvor ein paar Tage in meiner Heimat Leucate draußen und hab’ schon versucht, lange Schläge zu machen. Zum Schluss habe ich auch mal 80 Kilometer innerhalb von drei Stunden abgerissen, vor allem, um mit dem Trapez zu trainieren. Dass es am Ende dann so gut läuft, war natürlich jetzt nicht unbedingt zu erwarten.

Wie waren die Bedingungen beim Defi?

An den drei Contest-Tagen war es sehr unterschiedlich. Am ersten Tag so 20 bis 25 Knoten und ziemlich choppy. Dann ein Tag mit relativ leichtem Wind. Und zum Abschluss nochmal Terrorhack mit 40 Knoten, das waren dann echte Survival-Bedingungen.

Welche Rolle spielt das passende Material bei Rennen wie dem Defi?

Natürlich ist das Material wichtig, aber es ist auch kein Hexenwerk. Ich habe an allen drei Tagen ein 5’0er Patrik Wingboard verwendet, also ein recht langes Brett. Das hilft, wenn man mal ungewollt absetzt. Mit einem längeren Brett fliegt man nicht gleich vorne rüber wenn man mal eine Kabbelwelle trifft. Dazu hatte ich einige Wings dabei, das waren Racing-Prototypen von Patrik.

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Was unterscheidet Racing-Wings von “normalen” Freeride-Wings auf dem Markt?

Die Mittelstrut ist bei solchen Race-Wings ein bisschen länger, das macht den Wing stabiler in der Luft. An der Fronttube wird härteres Material und ein bisschen mehr Material-Spannung verwendet. Man kann diese Wings gut anpumpen aber in erster Linie sind sie sehr druckpunktstabil. Am letzten Tag, bei 40 Knoten, habe ich dann einfach nur einen 3,0er Serienwing verwendet, da ging es nur ums Überleben (lacht).

Bastien Escofet sahen die anderen Winger bei den Defi Wing Rennen meist nur von hintenFoto: Jean SouvilleBastien Escofet sahen die anderen Winger bei den Defi Wing Rennen meist nur von hinten

Welche Foilgrößen muss man fahren, um richtig schnell zu sein?

Ich habe an allen drei Tagen das gleiche A.I.O. Board und das gleiche Foil verwendet - ein Kitefoil mit 550er Frontwing auf einem 105er Mast. Letztlich habe ich also nur den Wing, abhängig vom Wind, getauscht. Einige Wochen vorher war ich ja schon beim GWA Wingfoil World Cup in Leucate dabei, da ahnte ich schon, dass ich vom Speed her gut dabei sein könnte. Trotzdem kann man natürlich nicht erwarten, mal eben das Defi zu gewinnen. Nach dem Rennen, gab es schon ein paar Leute, die ein bisschen pissed waren und mich offensichtlich nicht so auf dem Zettel hatten.

Aktuell kann man sich auf der World Tour nie sicher sein, ob nicht ein bislang völlig unbekannter Gegner einem im Rennen die Löffel lang zieht.

Braucht man für Rennen wie das Defi ein Trapez?

Ich benutze das zum Racen schon regelmäßig. Ich verwende ein normales Windsurftrapez, das bietet guten Rückenkomfort. Dazu verwende ich sehr lange Trapeztampen mit 44 Inch.

Warum sollten die Tampen beim Wingen so lang sein?

Damit der Wing weit weg vom Körper ist. Ideal ist es, wenn die Arme gestreckt sind, man aber noch den vollen Zug ins Trapez geben kann. (Hinweis der Redaktion: HIER gibt’s einen Artikel zum den Trapez-Basics).

Du surfst beim GWA Wingfoil World Cup mit, hast du olympische Windsurf-Disziplin IQ-Foil gemacht und windsurfst, seit du sechs Jahre als bist. Wo liegt aktuell dein Fokus?

Ich fokussiere mich schon auf die Wingfoil-Tour. Aber wenn es in Australien richtig gute Wellen hat, gehe ich aber weiterhin auch gerne windsurfen.

Kann’s auch beim Freestylen - Bastien EscofetFoto: RomantsovaKann’s auch beim Freestylen - Bastien Escofet

Beim Kiten und Windsurfen haben sich die Disziplinen und das Material sehr stark auseinander entwickelt. Was erwartest du im Wingfoilen?

Ich denke es wird schnell voranschreiten. Im Racen werden Wings mit Latten der Standard sein. Die Foils sind natürlich vom Kitefoilen schon da, diese können zum Wingen im Prinzip 1:1 übernommen werden. Insgesamt wird der Speed natürlich immer krasser werden, aber solange im World Cup auch Elemente wie Pumpen dabei sind, werden die Foils nicht extrem klein werden. Letztlich kann jeder mit einem Board, einem schnellen Foil und zwei kleinen Wings ein Rennen wie das Defi Wing mitfahren.

Im World Cup stellen die Franzosen einen großen Teil des Starterfeldes. Ist Frankreich die erste Wingfoil-Supermacht?

Das Level hier in Frankreich ist schon der Wahnsinn. Aber auch anderswo auf der Welt sprießen neuen Talente aus dem Boden wie Unkraut. Aktuell kann man sich auf der World Tour nie sicher sein, ob nicht ein völlig unbekannter Gegner einem im Rennen die Löffel lang zieht. Das macht die Sache sehr spannend.

Danke Bastien für das Interview und weiterhin alles Gute!

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