Taaroa kommt mit neuen Foils - auch selbstfliegenden!

Manuel Vogel

 · 25.08.2022

Taaroa kommt mit neuen Foils - auch selbstfliegenden!
Foto: Intothewaves
Die französische Marke Taaroa macht mit Neuheiten bis hin zu autonom fliegenden Foils auf sich aufmerksam. Im Interview stellen wir euch die spannendsten Konzepte und die Köpfe dahinter vor.

Vor einiger Zeit macht eine Meldung zum iUP die Runde, einem autonom fliegenden Foil. Was wie ein Aprilscherz klang, wird tatsächlich weiterentwickelt und soll bis zur Serienreife gebracht werden. Darüber hinaus hat die Marke Taaroa aber auch andere, deutlich bodenständigere Produkte im Portfolio. Wir haben Antoine Raval von Taaroa und Andi Wirtz vom deutschen Vertreiber Norden Surfboards während des Foil Festival Schönberg zum Interview gebeten.

Antoine, verrate uns erstmal etwas über die Hintergründe eurer Marke. In Frankreich seid ihr ja sehr bekannt - wie fing alles an?

Taaroa kommt aus dem Kitefoil-Racing, hier sind wir bereits seit 2012 dabei. In den Jahren danach haben wir uns neu orientiert und von den sehr speziellen Racing-Produkten den Fokus mehr auf massentaugliche, benutzerfreundliche Produkte gelegt.

Als quasi ein Weg vom Extremen zum Bodenständigen?

Genau, unsere ersten Foils waren in der Tat Produkte für Spezialisten. Aber diese Expertise hilft uns auch jetzt noch beim Designen von Produkten für Ein- und Aufsteiger. Mittlerweile haben wir eine komplette Range beisammen, die sowohl Anfänger als auch Experten das Passende bietet.

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Foto: IntothewavesFoto: Intothewaves

Wo werden eure Foils produziert?

Wir haben eine eigene Fertigung in Thailand. Dort werden aber auch noch andere Carbon-Teile gefertigt - mit nahezu allem, was man sich im Bereich der Faserverbundtechnologie so vorstellen kann: Autoteile, Bootsrümpfe, Drohnenflügel etc.

Es hieß immer, dick profilierte Low-Aspect-Foils sind für Anfänger ideal, schlanke und dünn profilierte High-Aspect-Foils eher für geübte Winger. Wird dieses Foil-Gesetz aus den Anfangszeiten des Sports gerade umgeschrieben?

Ich denke, es verschiebt sich in der Tat. Für die meisten Winger*innen ist ein High-Aspect-Foil nicht mehr schwer zu fahren, denn die Foils haben sich rapide weiterentwickelt. Ein dünn profilierter Flügel reduziert den Fahrwiderstand im Wasser, das macht den Flügel schneller und bietet mehr Glide. Ich denke die Zukunft wird für viele Wingsurfer bei Foils liegen, welche die Vorzüge von Low- und High Aspect verbinden.

Ihr bringt mit dem Front Wing HA 1700 einen sehr markanten Flügel auf den Markt, der in der Mitte recht dick profiliert ist, zu den schlanken Flügelspitzen dann aber sehr dünn ausläuft. Geht dieser genau in die von dir beschriebene Richtung?

Genau. Der Front Wing HA (”HA” steht hier für High Aspect, die Red.) hat in der Mitte einen dicken Bereich, dieser bringt viel Auftrieb. Die Flügelspitzen sind dann aber dünn und auch recht schlank gehalten, was die Drehfreudigkeit stark verbessert und auch den Widerstand im Wasser reduziert. Auf diese Weise kombiniert der Flügel viel Lift mit hohem Speedpotential und guter Drehfreudigkeit.

Breit und dick profiliert im Mittelbereich, dünn an den Flügelspitzen - der Taaroa Front Wing HA soll die Vorzüge von Low- und High-Aspect-Foils vereinenFoto: IntothewavesBreit und dick profiliert im Mittelbereich, dünn an den Flügelspitzen - der Taaroa Front Wing HA soll die Vorzüge von Low- und High-Aspect-Foils vereinen

Andi, bei Taaroa gibt’s den Front Wing LA 1600 (LA steht für ”Low Aspect”, HIER gibt’s einen Test) und den angesprochenen Front Wing HA 1700. Wie würdest du die Zielgruppe für diese Modelle definieren?

Der Front Wing LA 1600 ist ja z.B. Teil unseres Freeride-Foil-Sets. Hier liegt der Fokus ganz klar auf einfachem Fahrverhalten. Die Flügelspitzen haben hier mehr Fläche, dadurch bietet dieser Flügel viel Stabilität in Manövern, auch bei Belastungsfehlern. Dafür ist dieser Flügel natürlich nicht ganz so agil. Der Front Wing HA 1700 ist schneller und drehfreudiger. Wer halbwegs sicher Foilen kann, wird aber auch davon nicht überfordert. Besondere Stärken hat der HA 1700 beim Glide, also dem Fliegen auf kleinen Dünungswellen. Hier fliegt er nahezu endlos weiter. Und auch zum Pumpfoilen wird dieser Flügel oft verwendet.

Antoine, ihr habt vor einiger Zeit das autonom fliegende iUP-Konzept präsentiert - serienreif ist die Idee aber noch nicht, oder?

Das iUP ist ein längerfristiges Projekt. Ich denke es ist der Schlüssel für Einfachheit und Performance. Es funktioniert wie eine Drohne, hat also Sensoren verbaut, die Flughöhe und Speed messen. Darauf basierend regelt das Foil dann über eingebaute Klappen die Flugposition selbst.

Also ein Autopilot für Foiler?

Genau. Das Foil kann theoretisch alleine fliegen, man kann unterschiedliche Modi für Einsteiger oder Fortgeschrittene einstellen und die Unterstützung auch ganz abschalten. Die Technik funktioniert, aber es ist noch nicht serienreif.

Geht mit autonom fliegenden Foils nicht die Seele des Sports verloren?

Das Taaroa iUP ist eher als Performance-Foil oder als Lernhilfe für Schulen gedacht. Gerade um die ersten Versuche zu machen, ist es großartig und bietet schnelle Lernerfolge. Es liefert Lernenden erstmal dieses schwerelose Gefühl, welches Foilen so einzigartig macht. Wem das zu langweilig ist, kann jederzeit den Modus ändern oder die Unterstützung komplett abschalten. Damit lässt sich das Foil auch für unterschiedliche Bedingungen anpassen. Bei wenig Wind kann es mehr Lift liefern, bei mehr Wind eine bessere Performance. Rein wirtschaftlich interessant wird das Produkt für uns vermutlich aber nur, wenn wir einen Partner ins Boot bekommen.

Danke für das Interview!

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