Nach einem Monat Feilschen um ein halbwegs akzeptables Honorar mit dem Verlag kann es im Juni 2021 los gehen. Es soll ein richtiges Buch werden – weil wir selber gerne gedruckte Reiseführer dabei haben. Darin lässt sich einfach besser auf der Fahrt nochmal stöbern, auf dem Wasser ist es praktischer als ein Handy und auch für uns bleibt es immer noch eine sehr relevante Form.
Neben dem Ganzkörpertraining, welches das Paddeln mit sich bringt, bekommen wir vom häufigen Schleppen auch ein paar Muskeln auf die Arme.
Wir besorgen uns also einen alten Renault Espace, die französische Wunderkiste. Im Kofferraum unser mehrteiliges Hardboard – der Bomber und zwei i-Sups sowie Paddel und eine Menge Ausrüstung, mutiert das Auto dank seiner zahlreichen Tiki und CrosLake-Aufkleber zu einem echten Blickfang. Der fixe Dachträger trägt die Boards beim Wechsel zu nebeneinander liegenden Seen, wie im Salzkammergut. Das ständige Aufpumpen und Entlüften gewöhnen wir uns auf dieser Tour schnell ab. Zu vielen der 44 Seen bekommen wir bei der Internet-Recherche nicht viel heraus. Dafür hatten wir vorab aber schon viel persönliches Wissen _ auf vielen der Seen sind wir vorher auch schon mal gewesen. 44 Seen sind uns allerdings nicht aus dem Stehgreif eingefallen. Einige Seen, die wir ausgespäht hatten, sind aber komplett für Paddler gesperrt oder erfordern ganz komische Genehmigungen. Parkplatz und Zugang zum Wasser müssen wir so häufig vor Ort herausfinden. Die Boards sofort vom Autodach zu holen und loszumarschieren gewöhnen wir uns dabei schnell ab. Wir checken lieber vorher die Lage. Die Boards befestigen wir mittlerweile schon routiniert mit den Zurrgurten in einer Minute, noch schneller sind sie am nächsten See wieder herunter. Neben dem Ganzkörpertraining, welches das Paddeln mit sich bringt, bekommen wir vom häufigen Schleppen auch ein paar Muskeln auf die Arme.
Auch ein paar Freunde sind gerne dabei, um mit uns gemeinsam durch Österreich zu kurven. Die Tiroler Seen bestreiten wir von Zuhause aus. Für die restlichen Bundesländer dürfen wir uns bei Verwandtschaft in Oberösterreich, Salzburg und Wien einquartieren. In Kärnten dient uns ein Jugendhostel eine Woche lang als Basis. Wir brausen also vom Boden- bis zum Neusiedler See, wo es das Wetter gut mit uns meint, aber ein paar eher härtere Touren mit bewölktem Himmel und Wind bleiben uns dennoch nicht erspart. Obwohl ich kein Freund von kaltem Wasser bin, wird mir sehr bald bewusst, dass mich meine Zimperlichkeit nicht weit bringen wird. Des Öfteren quatscht man uns an, ob es denn nicht ein bisserl kalt ist für’s Paddeln. Natürlich nicht, sagen wir dann: solange wir gegen den Wind ankommen, hält uns schlechtes Wetter sicherlich nicht auf. So auch beim Hallstätter See, an dem wir in den typischen Nebel des Salzkammerguts geraten und mich eine Schwanenfamilie nicht auf den See lassen will.
Vielfältig sind Österreichs Seen. Sie bieten Ruheoasen, wie den Hechtsee oder Irrsee, aber auch spektakuläre Bergkulissen und atemberaubend blaues Wasser, wie am Achensee oder am Vorderen Gosausee. Kein See ist wie der andere und jede der 44 SUP-Touren hat ihren ganz eigenen Charme, aber auch ihre Widrigkeiten. Speziell im Salzkammergut ist es quasi unmöglich, einen kostenfreien Zutritt zum Wasser zu bekommen. Nicht nur ziemlich eintönig können die kilometerlangen Privatparzellen am Ufer werden, sondern auch anstrengend ist es teilweise: Eine Pause zu machen ist an den privaten Seeufern nicht möglich. Zähneknirschend zahlen wir also hin und wieder den Eintritt ins Strandbad.
Natürlich haben auch wir unsere Favoriten, unsere absoluten Highlight-Touren, die uns neben der Arbeit auch viel Spaß bereiten. Der oberösterreichische Mondsee zum Beispiel, wo wir einen tollen Blick auf die Drachenwand genießen. Seinen Namen hat dieser See übrigens von einer alten Sage _ laut der vor langer Zeit ein Herzog vor einem fatalen Sturz bewahrt wurde, weil er nachts den Mond erblickte, der sich im dunklen Wasser des Sees spiegelte und ihm so sein Leben rettete.
Ein weiteres Highlight (das zwar streng gesehen nicht mehr in Österreich liegt, aber definitiv einen Besuch wert ist), ist unsere Reschensee-Tour. Bei ausreichend hohem Wasserstand führt sie uns einmal um den versunkenen Kirchturm von Alt-Graun , was etwas scary ist, wenn man die dunkle Geschichte der Zwangsabsiedelung des Ortes kennt.
Unser Fazit:
Es war ein cooler Sommer 2021. Die größte Herausforderung war das Timing mit dem sehr wechselhaften Wetter. Die Grenzen zwischen Job und Vergnügen verflossen am Wasser. Wir haben ein paar der schönsten Flecken Österreichs kennen gelernt. Wir werden nicht vergessen, wie sehr sich die Leute, speziell an den kleineren Seen, teilweise gefreut haben, dass wir zu ihnen gekommen sind und ihr See im Buch vorkommt.
Traunsee: “Lacus felix” - der glückliche See
Der Traunsee ist eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen in Oberösterreich. Trotz seines auch im Sommer ziemlich kalten Wassers zieht es Jahr für Jahr Erholungssuchende an seine kulturreichen Ufer. Speziell mit dem SUP-Board lässt sich der Traunsee ideal erkunden und so führt uns unsere ausgedehnte Tour vorbei am Schloss Ort, über die Gmundner Esplanade bis hin zu einem absoluten kulinarischen Klassiker, dem Hois’n Wirt: Da ist für jeden was dabei.
Wir starten unsere Tour im Gmundner Strandbad. Dort gibt es auf einer Gesamtfläche von 6.000 Quadratmetern neben sanitären Anlagen auch einen beheizten Wasserbereich mit Wasserrutsche, Kinderspielplatz, einem Sportbereich und ein SB-Restaurant. Am Traunsee sind öffentliche Seezugänge absolute Mangelware, der Start im Strandbad empfiehlt sich für uns also am ehesten. Wer ein SUP-Board ausleihen möchte, macht das am besten in Altmünster beim SUP Center Traunsee.
Von dort aus starten wir also unsere Tour und schlagen den Kurs Richtung Norden ein. Unsere erste Etappe führt uns am Toscanapark vorbei, der sich halbinselartig in den See erstreckt. Sobald wir ums Eck gebogen sind, erblicken wir vor uns schon unser erstes Etappenziel: das Schloss Ort. Es zählt nicht nur zu den ältesten Gebäuden des Salzkammerguts, sondern es ranken sich auch zahlreiche Mythen um das Seeschloss. Heute ist das Schloss Ort im Besitz der Stadtgemeinde Gmunden und für die Öffentlichkeit sowohl zugänglich als auch Austragungsort für Seminare, Feste und Hochzeiten. Ins Wasser fallen sollte man hier aber wegen der klirrend kalten Wassertemperatur von gerade einmal 17 °C nicht. Rund um das Schloss befinden sich Pfeiler unter Wasser, bei denen man extra gut aufpassen muss. Wir umrunden das Gebäude einmal und setzen unsere Tour dann fort.
Schon nach wenigen Minuten kommen wir beim Zentrum der Stadtgemeinde Gmunden an. Besonders berühmt ist dort die Gmundner Keramik, die größte Keramikmanufaktur Europas, deren Produkte nach alter Tradition und mit einer ganz speziellen Technik von Hand hergestellt werden.
Entlang der Gmundner Esplanade tummeln sich Spaziergänger und Sonnenanbeter, einen Elektrobootverleih gibt es natürlich auch und in Kombination mit der Gmundner Linienschifffahrt kann es an den Ufern schnell einmal ganz schön zugehen. Davon lassen wir uns aber natürlich nicht irritieren. Wir paddeln weiter, vorbei am Mündungsbereich der Traun und am Ufer entlang Richtung Süden, um unsere dritte Etappe zu beginnen.
Jetzt kommen wir so richtig in den Genuss der Traunseer Natur. Vor uns erblicken wir schon den Traunstein, Hausberg der Traunseer und beliebter Wanderberg. Seine schroffen Wände lassen ihn wie einen riesigen Felsen aussehen. Wenn der Wind die Wolken Richtung Osten bläst, sieht es so aus, als würde der Berg nach vorne in den See fallen. Der Traunsee ist außerdem Heimat von vielen verschiedenen Fischen wie der Forelle, dem Saibling und vielen mehr. Auch den Höckerschwan treffen wir hier an.
Nach etwa einer Stunde kommen wir beim Hois’n Wirt an. Wenn man dort einkehren möchte, sollte man sich eine Reservierung überlegen _ an schönen Tagen ist der Seegasthof schnell einmal pumpvoll. Es rentiert sich aber auf jeden Fall _ dort kann man allerlei Schmankerln genießen und die Nachmittagssonne auf der Sonnenterrasse auskosten. Wer danach nicht zurückpaddeln möchte, lässt sich einfach von einem Linienschiff wieder nach Gmunden bringen und paddelt dann nur die restlichen paar Kilometer zurück zum Strandbad Gmunden.
Traunsee: Start & Ziel & Anreise
Einen Parkplatz in Seenähe zu finden ist am Traunsee, speziell am Nordende in Gmunden, nicht so einfach. Entlang der Esplanade gibt es eine Reihe Parkplätze und das Strandbad Gmunden stellt einige wenige zur Verfügung. Am leichtesten bekommt man einen Parkplatz beim Toscana, von dem aus es nur ein Katzensprung bis zum Strandbad Gmunden (Tageskarte sechs Euro) ist. Mit den Öffis kommt man problemlos in ganz Gmunden voran, direkt vor das Strandbad bringen uns die Linien 505 und 509.
44 kurze und knackige, abenteuerliche und fordernde Touren sind nun beschrieben.
Unser erstes Buch wird gedruckt.