BasicsSo findest du den richtigen Foil-Typ zum Wingfoilen

Manuel Vogel

 · 11.04.2023

Basics: So findest du den richtigen Foil-Typ zum WingfoilenFoto: Manuel Vogel
Entscheidend für die Fahreigenschaften ist der Frontflügel
Auch bei Foils haben Wingsurfer die Qual der Wahl. Welchen Foil-Typ man auswählen sollte, wie sich diese unterscheiden und welche Stärken und Schwächen sich für unterschiedliche Zielgruppen wie Wingfoil-Einsteiger, Freestyler und Wave-Foiler dabei ergeben, haben wir exemplarisch ausprobiert.

Die Fahreigenschaften von Foils hängen maßgeblich vom Frontflügel ab. Nahezu jeder Hersteller bietet, neben unterschiedlichen Größen, auch verschiedene Flügel-Typen an, die markenübergreifend unter den Bezeichnungen “High-aspect-Foils” und “Low-aspect-Foils” verkauft werden. Welcher Foil-Typ für dich geeignet ist, haben wir ausprobiert.

Hinweis: Wenn du generelle Fragen zu den Foil-Begriffen hast oder Tipps zur richtigen Größe des Frontflügel suchst, findest du diese hier.

Was verrät die “Aspect Ratio” über den Foil-Typ?

Der englische Begriff “aspect ratio” beschreibt im Prinzip nichts anderes als das Verhältnis von Spannweite zu Fläche. Tiesda You, Foil-Designer bei Starboard, erklärt die Zusammenhänge: “Flügel mit viel Spannweite und weniger Fläche haben eine „High-aspect-Ratio“. Umgekehrt haben Flügel mit viel Fläche im Verhältnis zur Spannweite eine „Low-aspect-Ratio“ – das sind dann also breitere Flügel mit weniger Spannweite und dickeren Profilen”.

High-aspect-Foils haben im Verhältnis zur Fläche eine große Spannweite

Die Frage, für welchen Foil-Typ man sich entscheiden sollte, beschäftigt auch uns schon lange. Im Rahmen vieler Tests haben wir im Laufe der Jahre unzählige Foils verschiedener Typen miteinander verglichen - und dabei folgende Erkenntnisse gewonnen, die sich auch auf GPS-Aufzeichnungen stützen. Was sind also die Unterschiede auf dem Wasser, wenn man gleich große Low-und High-Aspect-Flügel miteinander vergleicht?

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Take-off & Speed

Aufgrund der dünneren Profilierung heben High-aspect-Flügel im Durchschnitt einen Tick später ab als gleich große Low-aspect-Foils, benötigen also eine geringfügig höhere Startgeschwindigkeit. Allerdings ist bei den zumeist dicker profilierten Low-aspect-Flügeln auch der Fahrwiderstand beim Anfahren etwas größer. Unserem Eindruck nach sind die Unterschiede beim reinen Abheben nur marginal, auch weil das Abheben beim Wingfoilen meist ohnehin mit entsprechender Pumparbeit verbunden ist.

Die Unterschiede beim reinen Abheben sind marginal

Größer sind die Unterschiede beim Verhalten in Windlöchern – hier bleibt der Dicke (”low aspect”) spürbar länger oben und sackt erst bei gefühlter Schrittgeschwindigkeit ab, während dem ähnlich großen aber dünner profilierten High-aspect-Foil schon früher die Puste ausgeht. Beim Speed sind die Unterschiede ebenfalls nicht wegzudiskutieren - wenngleich diese in vielen Fällen geringer als erwartet ausfallen: Ein Beispiel aus einem Vergleichstest zwischen zwei 1750er Flügeln von Starboard: Mit dem dickeren Low-aspect-Flügel cruist man gemütlich – in unserem Fall, bei zehn bis 13 Knoten Wind und einem 5,4er Wing – mit knapp 30 km/h übers Wasser. Das schlankere High-aspect-Foil war laut GPS-Aufzeichnung 2-3 km/h schneller. Positiv umsetzen lässt sich der Speedvorteil des High-Aspect Flügels E-Type vor allem beim Springen – je größer der Speed bei Absprung, desto höher logischerweise auch der Sprung.

Die Geschwindigkeit wird mehr von der Flügelgröße beeinflusst als vom Foil-Typ. Wer hoch hinaus will, sollte daher auf kleine Foils setzen.Foto: Lukas K. StillerDie Geschwindigkeit wird mehr von der Flügelgröße beeinflusst als vom Foil-Typ. Wer hoch hinaus will, sollte daher auf kleine Foils setzen.

Kontrolle & Pumpen

Für Jedermann spürbar sind die Unterschiede auch bei der Kontrolle. Dünner profilierte High-aspect Flügel reagieren im Schnitt deutlich sensibler auf Fehlbelastungen. Wer also dem Foil im Wellental mal kurz ungewollt Frischluft verpasst, hat schneller mit Strömungsabriss zu kämpfen, als beim stabiler angeströmten Low-aspect Foil, welches sich oft wieder fängt und den Surfer oben hält. Aufgrund ihrer Gutmütigkeit werden Low-aspect-Foils deshalb auch für die Anfängerschulung verwendet.

Anders sieht es beim Thema Gleiten auf Dünungswellen aus, Glide genannt: Hier sind High-aspect-Foils mit ihrer gestreckten Flügelform klar im Vorteil. Bereits runde und kraftlose Dünungswellen lassen sich damit nahezu ohne Zutun des Piloten abreiten. Sind Flügel mit viel Spannweite also auf der Welle prinzipiell besser? Wenn es um den erwähnten Glide geht, dann ja. High-aspect Flügel gleiten auf kraftlosen Wellen einfach länger. Aufgrund ihrer größeren Spannweite sind allerdings die Radien limitiert. Wer also richtige Turns in brechender Welle fahren möchte und ein wendiges Fahrgefühl sucht, der holt aus einem Low-aspect-Foil mehr raus - idealerweise dann mit kurzer Fuselage.

Das Surfen kleiner Dünungswellen gelingt mit einem dickeren Low-aspect Flügel besserFoto: BulgenslagDas Surfen kleiner Dünungswellen gelingt mit einem dickeren Low-aspect Flügel besser

Welcher Foil-Typ? Das Fazit:

Unsere Vergleiche haben gezeigt: Jeder Foil-Typ hat seine Berechtigung. Wenn es ums reine Abheben geht, sind die Unterschiede marginal, wer aber auf böigen Binnenrevieren Wingen will und ein Foil sucht, welches in Windlöchern und Manövern möglichst lange in der Luft bleibt und besonders gutmütig ist, sollte sich eher zu einem dicker profilierten Flügel mit einer Low-aspect-Ratio orientieren.

Die dünner profilierten und schlankeren Flügelformen typischer High-aspect-Foils haben hingegen vor allem beim Thema “Glide”, also dem entspannten Mitfliegen auf runden Dünungswellen, Vorteile - ideal zum Beispiel für Downwinder auf der Ostsee oder großen Binnenseen. Wer Jumps und Freestyletricks anstrebt, wird meist ebenfalls eher zu schlanken High-aspect-Foils tendieren. Allerdings ist beim Thema Topspeed (= Sprunghöhe) eher die Größe des Frontwings maßgeblich, weniger die Frage ob High- oder Low-aspect-Ratio.

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