„Achtung – Felsen voraus!“ Dieser Ausruf ist typisch für einige Abschnitte auf dem bayerischen Regen zwischen Nittenau nach Ramspau. Warum Paddler nicht nur die wunderschöne Landschaft genießen, sondern immer auch einen Blick ins Wasser vor dem Bug des SUP-Boards werfen sollten, dazu später mehr. So viel vorweg: Unter und über Wasser hält der wunderbare Wanderfluss so einiges bereit.
Von Blaibach bis Regensburg ist der Regen als Wasserwanderweg hervorragend ausgebaut. Für einen Tagesausflug, eine Wochenendtour oder für eine Tour auf den kompletten 107 Kilometern – der Regen ist für alle Stand-up-Paddler ein wunderschönes Gewässer. Bis zur Mündung in die Donau inmitten von Regensburg wartet eine abwechslungsreiche Landschaft mit naturbelassenen Wäldern, ruhigen Flussabschnitten und leichtem Wildwasser mit Stufe WW I auf. Über weite Strecken wird durch grüne Landschaft mit wenigen Siedlungen oder Ortschaften gepaddelt. Hinweistafeln informieren über Rastplätze, Ein-, Aussetz- und Umtragestellen oder Übernachtungsmöglichkeiten. Insgesamt ein herrlicher Einklang zwischen Natur und Freizeitaktivität!
Als Tagestour haben wir uns die Etappe von Nittenau nach Ramspau herausgesucht, die oft als landschaftlich schönster Abschnitt beschrieben wird. Rund 21 Kilometer liegen vor uns.
Praktischer Startplatz
Der Start unserer Tour liegt mitten im Ortszentrum von Nittenau. Wer mit dem Camper anreist und übernachten möchte, findet am Freibad einen Campingplatz, der auch Campingfässer für bis zu vier Personen vermietet. Dort kann auch direkt das SUP zu Wasser gelassen werden. Für alle anderen bietet der große Parkplatz bei der Brücke, direkt am Regen, gute Parkmöglichkeiten. Der offizielle Einstieg mit Treppe liegt wenige Meter flussabwärts. Wer sein Board nicht auf dem Parkplatz aufpumpen mag, nutzt die großzügige und schattige Wiese rund um den Einstieg. Da es auf der gesamten Strecke nicht wirklich Einkehroptionen gibt, hatten wir ein gutes Frühstück im Ort geplant. Aber Achtung: Wir zumindest haben sonntags um kurz vor zwölf nur noch Halbe Ente mit Blaukraut bekommen. Das hält auch lange an, aber beim nächsten Mal packen wir uns ausreichend Proviant und Getränke in die Trockensäcke.
Nachdem wir – also die cleveren Paddler unter uns – klappbare Flussfinnen für seichte Passagen in die Finnenkästen gesteckt haben, lassen wir unsere aufblasbaren Touringboards zu Wasser und starten auf dem wenige Meter schmalen Seitenkanal des Regens, und es geht erst mal ein Stück durch den Ort. Nach dem Zusammenfluss mit dem Hauptarm wird der Fluss gleich deutlich breiter und fließt zunächst gemächlich aus Nittenau hinaus. Nach der Straßenbrücke über den Flusslauf kommen die ersten größeren Seegrasteppiche in Sicht, die umsichtiges Paddeln und Ausweichen von uns erfordern. Und auch die ersten größeren Steine erblicken wir – noch liegen sie alle oberhalb der Wasseroberfläche, sind daher gut sichtbar und stellen keine Probleme dar.
Nach etwas mehr als fünf Kilometern und 50 Minuten Paddelzeit erreichen wir den Ort Hof am Regen, der am linken Ufer liegt. Nur schwer zu erkennen liegt im Ort die Burg Hof, gebaut auf einem Granitfelsen. Sie ist nicht so bedeutend wie die anderen Burgen und Schlösser der Region, beherbergte jedoch jahrhundertelang mit den Hofern bayerischen Uradel. Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Burg lässt sich heute nur mehr erahnen. Die Schätze liegen hinter gut zweieinhalb Meter dicken Mauern verborgen. Gut 1,5 Kilometer weiter erblicken wir das deutlich besser sichtbare Schloss Stefling. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort um 996. 1196, mit dem Aussterben der Grafen von Stefling, ging das Schloss in den Besitz des bayerischen Herzogs. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz, weshalb eine Besichtigung leider nicht möglich ist.
Mutprobe oder Schleppen
Auf Höhe Stefling versperrt ein Wehr unser Weiterpaddeln. Das lange Schrägwehr leitet das Wasser in Richtung des am linken Ufer gelegenen Kraftwerks. Das Wehr selbst ist nicht fahrbar, weshalb ein Umtragen am rechten Ufer nötig ist – es besteht aber auch die Option, das Board durch den schmalen Fischpass zu manövrieren. Wer sich traut, versucht dabei auf dem Board zu hocken oder zu stehen. Die Umtragestelle ist am Beginn des Schrägwehrs mit einem großen Schild gut zu erkennen, der Ausstieg ist dort problemlos. Entlang der asphaltierten Straße gilt es dann, das SUP rund 300 Meter weit zu tragen.
Wer den schmalen Fischpass befahren will, checkt diesen am besten vorab auf Wassertiefe und mögliche Hindernisse. Wir entscheiden gemeinsam, dass es heute passt. Bei der Einfahrt merken wir, dass die nach links gerichtete Eingangskurve punktgenau getroffen werden muss, um eine bestmögliche Ausrichtung zum Befahren des Fischpasses zu erzielen dann sind immer wieder kleinere und auch zwei größere Lenkmanöver nötig, um im Hauptstrom runterzukommen.
Wir meistern das irgendwie – nur Stephan legt auf halber Strecke an, schießt ein paar Bilder und hatte dabei den Fotokoffer wohl recht lässig auf dem halb an Land gezogenen Board liegen lassen. Worauf dieser kurz darauf wild schaukelnd und von den Felsen wie eine Flipperkugel gestoßen die Strömung herunterrumpelt – mit einem wild durch die Brennnesseln nebenher rennenden und hüpfenden Fotografen. Nach dem zwar erfolgreichen Einfang des Koffers – nicht mit trockenem Gewand – verfahren wir uns dann doch noch in den mangrovenartigen, verzweigten Wasserläufen hinter dem Fischpass und müssen ein kurzes Stück gegen die Strömung zurück paddeln. Daher der Tipp: Nach dem Fischpass möglichst links halten, um so schnell wie möglich wieder in den Hauptlauf des Regens zu kommen. Hinter dem Wehr hat der Fluss eine gute Fließgeschwindigkeit, die wir gerne mitnehmen, so geht es jetzt richtig flott weiter.
Nach einer kurzen Trinkpause auf den Boards lassen wir Stefling schnell hinter uns. Der Regen biegt kurzfristig nach Norden ab. Das Tal wird hier enger, der Fluss schmaler. Die Bewaldung nimmt merklich zu. Grüne Landschaft umrahmt den Fluss in allen Facetten. Wir paddeln durch die reine Natur. Doch was auch zunimmt: die Gefahren, die unter Wasser lauern. Von hier an ist der Regen gespickt mit kleinen und auch großen Steinen sowie Untiefen. Hinter Stefling ist also sehr aufmerksames Paddeln angesagt, um keinen unfreiwilligen Abgang ins Wasser zu machen. Die ersten Meter verlaufen diesbezüglich bei uns noch unfallfrei. Noch.
Beim kleinen, idyllischen Ort Marienthal ändert der Regen grundlegend seine Richtung – von Ost nach West jetzt auf Nord nach Süd. Quasi auf direktem Weg nach Regensburg. Versteckt im Wald und vom Wasser kaum sichtbar liegt die sehenswerte Burgruine Stockenfels. Der älteste Teil der Burg entstand um das Jahr 1338. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ist die Burg bis auf den Wohnturm eine Ruine. Wer zur Burg aufsteigen möchte parkt sein SUP am besten dort, wo eine kleine Zille (Red.: kleines Boot) Fußgänger über den Fluss bringt. Auf der Burgruine werden regelmäßig Führungen angeboten, ebenso wie Ritteressen oder eine Burgweihnacht.
nWir paddel weiter, und dann passiert es: Nicht aufgepasst, einen der großen Steine unter Wasser übersehen und schon fliegt Stephan über den Bug ins Wasser. Gut, dass er in diesem Moment seine Kamera gerade wieder sicher im Koffer verstaut und nicht mehr in der Hand hatte. Und die komplette Wechselgarnitur war so wenigstens nicht umsonst im Packsack dabei. Die Steine liegen teilweise zwar gut sichtbar über der Wasserlinie, teilweise aber auch fies darunter. Und dann häufig so knapp darunter, dass wir mit den Finnen hängen bleiben. Flussfinnen, die bei Berührung hochklappen, sind hier kein Nachteil. Die dunkle Wasserfarbe und die Lichtverhältnisse tragen am späten Nachmittag nicht gerade dazu bei, die Steine rechtzeitig zu erkennen. Besonders aufmerksames Paddeln im Abschnitt von Marienthal bis Hirschling hilft, schützt aber nicht hundertprozentig vor dem Fall.
Tour für Selbstversorger
In Hirschling bietet sich eine gute Gelegenheit, eine weitere Pause einzulegen. Einkehroptionen entlang des Flusses gibt es leider weniger, daher packen wir dort unsere mitgebrachte Brotzeit aus und genießen den Blick auf den Fluss und die Ruhe. Dann stehen für uns die letzten fünf Kilometer an bis zu unserem Tagesziel nach Ramspau. Die störenden Steine werden weniger, der Fluss schlängelt sich durchs Land. In unserem Zielort Ramspau wartet ein Schloss mit ungewöhnlicher Architektur auf uns – mit Walmdach und vier runden Ecktürmen mit achteckigen Aufsätzen, welche wiederum von Zwiebelkuppeln überragt werden. Und dazu noch ein gelber Anstrich. So ein Schloss gibt es wohl kein zweites Mal, rufen wir uns beim Abklatschen zum Tourende zu. Auf unserem gut 21 Kilometer langen Abschnitt haben wir einen sehr guten Eindruck des Wanderfluss Regen bekommen, der Lust auf mehr macht!