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Als vor einigen Jahren die ersten Foils zum Windsurfen auf den Markt kamen, entzweite das die Szene. Von heller Begeisterung bis hin zu leidenschaftlicher Ablehnung war alles dabei. So mancher Leser hätte sich im surf Magazin noch viel mehr Themen rund ums Foilen gewünscht, andere äußerten den Wunsch, „fürs Foilen doch bitte ein eigenes Magazin zu machen, weil es mit Windsurfen nichts zu tun hat“. Einige Jahre später hat sich der Staub gelegt und Windfoilen hat sich wie Freestyle, Slalom oder Freeride als eigene Disziplin innerhalb des Windsurfsports etabliert.
Dass dem so ist, hat viel mit den Vorzügen des Windfoilens zu tun: Das einzigartige, geräuschlose Flugerlebnis fasziniert viele. Weil die Reibung des Boards auf dem Wasser entfällt, kann man bei gleichem Wind kleinere Segel fahren als mit Finne, oder mit dem gleich großen Segel früher Spaß haben. Kein Wunder, dass sich innerhalb kurzer Zeit unzählige Marken auf den neuen Trend gestürzt und eine Vielzahl von Foils, Boards und sogar speziellen Segeln auf den Markt gebracht haben. Vor allem bei Neueinsteigern ins Windfoilen sorgt diese Vielfalt immer wieder für Verunsicherung.
Grundlegende Begriffe rund ums Foil
- Mast: Besteht aus Carbon oder Aluminium; sitzt am Brett in der Deep Tuttlebox oder einer Doppelschiene und wird unten mit der Fuselage verschraubt.
- Frontflügel: Herzstück eines jeden Foils; Generiert den kompletten Auftrieb. Form, Profil und Spannweite beeinflussen die Fahreigenschaften grundlegend.
- Heckflügel/Stabilisator: Produziert Abtrieb und verhindert, dass das Board um die Kippachse mit dem Bug nach vorne kippt.
- Fuselage: Längsträger, auf dem die Flügel montiert werden
- low aspect ratio: Foils mit geringer Spannweite und eher schmalen Flügeln mit dicken Profilen - heben leicht ab und sind gutmütig, werden aber nicht so schnell
- high aspect ratio: Foils, bei denen die Flügel eine große Spannweite haben, dabei aber schmaler und dünner profiliert sind - werden sehr schnell, sind aber schwieriger ins Fliegen zu bekommen und reagieren empfindlicher auf Steuerimpulse
Das richtige Foil-Material für alle Typen
Es gibt auf dem Markt unterschiedliche Typen von Foils und Boards. Für welchen du dich entscheiden solltest, hängt in erster Linie von deinem Fahrkönnen, vor allem aber von deinen Präferenzen ab. Wir haben im Folgenden drei Typen fürs Foilsurfen entworfen - ordne dich einfach einem davon zu und wähle das entsprechende Material aus.
Typ 1: Foilstyler
Wenn du wenig Erfahrung auf einem kleinen Funboard gemacht hast und trotzdem ins Foilsurfen einsteigen willst. Du surfst überwiegend mit Wave- oder Freestylesegeln unter 6 qm und auf dazu passenden Boards der Kategorien Wave, Freestyle oder Freemove? Dein Fokus liegt auf Manövern, Sprüngen oder sogar Loops und Freestyletricks, dafür lassen dich Speedduelle und extreme Winkel auf der Kreuz ziemlich kalt? Du möchtest vor allem dann aufs Foil, wenn der Wind noch nicht zum Waven oder Tricksen reicht, dabei aber deine kleinen Segel nutzen? Dann gehörst du in diese Kategorie!
Board-Tipp: Kompakte Foilboards mit geringer Länge (< 2,10 Meter), die die Möglichkeit bieten, die Fußschlaufen weiter nach innen in Richtung Brettmitte zu versetzen. Alternativ können auch Windsurfboards der Kategorien Freestyle oder Freestyle-Wave eine Alternative sein, sofern sie mit einer Finnenbox ausgestattet ist, die „foil ready“ ist.
Foil-Tipp: Foils mit moderater Spannweite, breiteren Flügeln und einem etwas dicker profilierten Frontflügel („low aspect ratio“) sorgen für frühes Abheben auch mit kleinen Segeln. Auch bei niedrigem Speed bleiben solche Foils in Manövern noch lange in der Luft – ideal zum Üben von Halsen, Duck Jibes und Carving 360s. Ideal sind moderate Mastlängen von 80 bis 95 Zentimetern, der Mast kann wahlweise aus Aluminium oder Carbon sein. Schwere Fahrer (>85 Kilo), die auch viel springen wollen, können mittelfristig zum Carbonmast tendieren, da dieser sich nicht verbiegen kann. Passend zur manöverorientierten Ausrichtung solcher Foils sind die Fuselages hier deutlich kürzer als zum Beispiel bei Freeride- oder Racefoils.
Segel-Tipp: Perfekt ergänzt werden solche Board-Foil-Kombis mit weich getrimmten Wave-, Freestyle- oder kleinen Freemovesegeln – Hauptsache ohne Camber. Die ideale Segelgröße liegt bei 4,2 bis 6,5 qm, womit man, je nach Gewicht und Fahrtechnik, schon bei zehn bis zwölf Knoten aufs Foil kommen kann.
Typ 2: Foilsurfen für Freerider & Aufsteiger
Du surfst überwiegend mit camberlosen Freeridesegeln oder 2-Cam-Freeracesegeln? Passend dazu verwendest du sportliche Boards zum einfachen Angleiten, Speedfahren und genüsslichen Halsen? Für extrem raceorientiertes Material wie Slalomboards mit auf der Kante liegenden Schlaufenpositionen in Verbindung mit reinen Racesegeln kannst du dich ebenso wenig erwärmen, wie für Freestyletricks und wilde Sprünge? Kurzum, du willst in erster Linie früh abheben, flott über den See flitzen und schnittige Halsen fahren? Dann bist du eindeutig ein Typ „Freerider“. Gleiches gilt, wenn du zwar Schlaufensurfen kannst, du aber auf kleinen Funboards bislang recht wenig Erfahrung sammeln konntest.
Board-Tipp: Breite Freeride- oder Freeraceboards, die mit einem „foil ready“ Finnenkasten ausgestattet sind, können für dich eine günstige und unkomplizierte Möglichkeit sein, ins Windfoilen einzusteigen – einfach Finne gegen Foil tauschen und los geht’s. Spezielle Foil-Freerideboards bieten aufgrund ihrer kompakteren Länge und der breiteren Heckbereiche noch etwas mehr Stabilität in der Luft, vor allem beim Üben von Halsen.
Foil-Tipp: Auch bei den Foils solltest du zur goldenen Mitte tendieren – Freeride! Typische Freeridefoils liegen bezüglich Spannweite, Flügelbreite und Profildicke zwischen denen für Foilstyle und Freerace. Damit bieten sie unkompliziertes Abheben auch ohne viel Pumparbeit, eine stabile Fluglage und genügend Sicherheit für Halsen oder 360s.
Segel-Tipp: Perfekt ergänzt werden solche Board-Foil-Kombis mit weich getrimmten Freemove- oder Wavesegeln, aber auch camberlosen Freeridesegeln bis hin zu 2-Cam-Freeracesegeln.
Typ 3: Freeracer
Du surfst gerne mit großen Cambersegeln über 7 qm, in Kombination mit breiten Slalom- oder Freeraceboards? Dementsprechend hast du auch beim Foilsurfen kein Problem mit weit außen liegenden Schlaufenpositionen und auch dass das Wasserstarten mit großen Cambersegeln mühsam sein kann, kann dich nicht stoppen? Für dich sind Speedduelle gegen deine Kumpels und bestmögliche Winkel auf Am- und Raumwindkurs die Erfüllung deines Daseins? Abgesehen von Halsen sind dir Manöver auf dem Foil wie Duck Jibes, Carving 360s oder sogar Sprünge relativ egal? Wenn du dich hier wiederfindest, bist du eindeutig der Typ „Freeracer“. Deine Board-Foil-Kombi sollte folgende Eigenschaften haben:
Board-Tipp: Zum sportlichen Racen passen Boards mit weit außen montierten Schlaufen am besten – ideal sind spezielle Foilboards, die mit ihren breiten Hecks und den kompakten Maßen maximal kontrollierte Flüge erlauben. Für den Einstieg können aber auch Formula- oder Slalomboards mit einer Breite von mindestens 80 Zentimetern eine gute Alternative sein, sofern sie mit einer verstärkten Finnenbox („foil ready“) ausgestattet sind.
Foil-Tipp: Wer auch auf dem Foil den Geschwindigkeitsrausch sucht, sollte in jedem Fall ein Foil mit einer „high aspect ratio“ wählen – das sind Flügel, die eine große Spannweite mit schmaler Flügelbreite und dünnen Profilen kombinieren. Die Fuselages solcher leistungsorientierten Foils sind länger, was extreme Winkel auf Am- und Raumwind erlaubt. Lange Carbonmasten (90-105 Zentimeter) erlauben ein starkes Ankanten der Boards, ohne die nötige Bodenfreiheit zu verlieren, treiben aber auch den Preis in die Höhe. Raceorientierte Foils sind nicht zwangsläufig schwerer zu fahren als Freeridefoils, laufen sie doch äußerst stabil um alle Achsen. Allerdings setzen sie voraus, dass man keine Probleme damit hat, auf einem Board mit weit außen liegenden Schlaufenpositionen und großen Cambersegeln zu fahren, um das Leistungspotenzial der Foils überhaupt auszureizen.
Segel-Tipp: Board-Foil-Kombis für Freeracer machen nur Sinn, wenn man sie entsprechend motorisiert – ideal sind große Cambersegel zwischen sechs und neun Quadratmetern. Erfahrene Foilracer schwören auf spezielle Foil-Racesegel, die mit einem sehr weit vorne liegenden Druckpunkt und straffem Achterliek schon bei Leichtwind maximale Power bieten – zum Windsurfen sind diese allerdings nur bedingt zu gebrauchen oder sogar ungeeignet.
Auch im folgenden Video gehen wir auf die Unterschiede beim Material fürs Foilsurfen ein - klick mal rein!
Interview mit Tiesda You, dem Mastermind und Designer von Starboard
Tiesda, welche verschiedenen Foiltypen kann man generell unterscheiden?
Man kann, grob gesagt, die Windsurf-Foils auf dem Markt in drei Klassen einteilen, die sich vor allem aufgrund ihrer Geometrie unterscheiden: Erstens, raceorientierte Foils für sportliches Foilen, mit Schwerpunkt Maximalspeed und extreme Winkel auf Raum- und Amwindkurs. Zweitens, Foils zum Cruisen, Tricksen und Springen – oft werden diese unter dem Begriff „Foilstyle“ vermarktet. Und drittens, Foils, die irgendwie dazwischen liegen, für einfaches Abheben, sportliches Freeriden und Manöver – diese gelten gemeinhin als Freeridefoils.
Wie unterscheiden sich diese Foiltypen anhand ihrer Geometrie?
Die raceorientierten Foils haben sehr lange Masten, schmale Frontflügel und große Spannweiten, sind also bezüglich ihrer Flügelform sehr gestreckt. In Produktkatalogen oder auf den Websites der Hersteller liest man dann immer wieder von Foils mit einer „high aspect ratio“. Der Begriff „aspect ratio“ bezeichnet, vereinfacht gesagt, nichts anderes als das Verhältnis von Spannweite zu Fläche. Flügel mit viel Spannweite und weniger Fläche haben also eine „high aspect ratio“. Umgekehrt haben Flügel mit viel Fläche im Verhältnis zur Spannweite eine „low aspect ratio“ – das sind dann breitere Flügel mit weniger Spannweite und dickeren Profilen, die üblicherweise zum gemütlichen Cruisen, für Manöver und frühes Abheben konzpiert sind, weniger für Top-Speed.
Mit welchen Foiltypen sollte man deiner Meinung nach anfangen?
Einer der größten Irrtümer ist, zu glauben, dass z.B. die gemütlichen, dicken Foils der Kategorie „Foilstyle“ oder „Freeridefoils“ einfacher zu fahren sind, als raceorientierte Foils. Es ist also nicht so, dass man mit dem einen Foiltyp beginnt und sich dann hocharbeitet, bis man irgendwann ein Racefoil fahren kann. Windsurfer, die sonst auch große Cambersegel fahren wollen und es lieben, auf breiten Slalom- oder Freeracebrettern mit weit außen montierten Schlaufen durch die Gegend zu heizen, sollten auf einem raceorientierten Foil anfangen. Umgekehrt gibt es Windsurfer, die sonst eher in der Welle oder im Freestyle aktiv sind und nur Segel bis 5,7 oder 6,0 qm fahren wollen, mit Schwerpunkt Manöver oder Sprünge. Diese sollten unbedingt auf ein Foil der Kategorie „Foilstyle“ setzen.