Kieler WocheFabian Wolf über Heim-Regatten, DWC und iQFoil im Vergleich und die Kördel-Dominanz

Tobias Frauen

 · 20.06.2023

Kieler Woche: Fabian Wolf über Heim-Regatten, DWC und iQFoil im Vergleich und die Kördel-DominanzFoto: Kieler Woche/Sascha Klahn
Fabian Wolf ist bei der Kieler Woche auf Podiums-Kurs
Er ist im iQFoil “Erster hinter Kördel”, fährt aber auch im DWC immer vorne mit. Fabian Wolf ist voll motiviert und will ganz nach oben - doch er steht vor der Entscheidung, worauf er sich in den nächsten Jahren konzentrieren soll. Wir haben während der Wartezeit bei der diesjährigen Leichtwind-Kieler Woche mit ihm gesprochen.

Ihr müsst hier auf der Kieler Woche oft und lange auf Wind warten, zerrt das an den Nerven oder bist du da noch ganz entspannt?

Nein, an den Nerven zerrt das nicht. Dieser Wettkampf ist ja für uns recht entspannt, es ist kein wegweisender Event und viele gute Fahrer sind eh nicht hier. Deswegen ist das eher ein Trainings-Event. Klar, das Warten ist anstrengend und nervig, man wird sehr müde davon - aber die Anspannung hält sich in Grenzen, deswegen alles easy!

Vor eineinhalb Wochen bist noch Dritter bei der IFCA-EM auf Borkum geworden, jetzt bist du hier im iQFoil am Start. Ist das eine große Umstellung?

Also, die Umstellung ist nicht ganz so groß, weil wir bei der IFCA-EM größtenteils auf dem Foil gefahren sind und hier ja auch Foil fahren. Das iQ-Material ist ja schon ein bisschen in die Jahre gekommen im Vergleich zu modernem Foil-Slalom-Material. Da geht man dann einmal mit aufs Wasser und ist direkt wieder eingefahren, weil man da schon so viel Zeit drauf verbracht hat, da ist das Feeling dann sofort wieder da. Wenn ich im Foil-Slalom vorne mitfahren will, dann brauche ich drei oder vier Sessions, bis ich wieder eingefahren bin, aber andersherum geht das echt gut!

DWC und olympische Events, das sind zwei Welten!”

Und wie ist es von der Atmosphäre, wie ist da der Unterschied zwischen DWC-Regatten und den olympischen Events?

Oh, das sind echt zwei Welten, die aufeinandertreffen. Im DWC oder generell unter den Slalom-Leuten ist eine ganz andere Atmosphäre, die sind alle nicht so angespannt, viel cooler, viel chilliger. Und wenn man dann ins Olympische rübergeht, da haben alle Druck, alle müssen ihre Leistung bringen, weil es sofort das Funding beeinflusst. Die Unterstützung beruht ja auch darauf, wie du vorher gefahren bist. Da ist ein ganz anderer Druck, ein ganz anderer Stress, und das ist auch bei den anderen Nationen so, und da ist jeder etwas angespannt. Nicht unbedingt hier bei der Kieler Woche, aber bei den großen Wettkämpfen wie in Palma oder in Griechenland oder bei der WM im August. Das ist für alle ein wegweisender Event, wo man seine Leistung bringen muss. Und im Slalom, da hab ich natürlich auch Ambitionen, aber ich stecke da grad nicht so viel Zeit rein, sondern gehe dahin, weil ich da Lust drauf habe und nicht weil ich muss. Ich mache das quasi zum Spaß. Und iQ macht man, um nach vorne zu fahren und die Unterstützung zu bekommen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Wie sieht das bei dir aus, in welchem Kader bist du grade?

Ich bin zur Zeit im Perspektiv-Kader vom Deutschen Segler-Verband, und dann bin ich noch in der Spitzensportförderung von der Bundeswehr.

Bei euch steht, wie schon erwähnt, die WM in Den Haag und das Testevent in Marseille an. Wie ist da der sportliche Stellenwert der Kieler Woche?

Wenn wir hier aufs Wasser gehen, ist es gutes Training. Einen Titel oder auch einen zweiten, dritten Platz nimmt man gerne mit, aber mehr auch nicht. Es sind ja auch kaum internationale Fahrer dabei. Viele trainieren jetzt in Marseille, weil da ja das Testevent im kommenden Monat ist. Ein paar andere trainieren grad in Belgien und Holland und bereiten sich auf die WM vor. Kiel hat keine Bedingungen, die für diese Reviere relevant sind, deswegen ist das eher nebensächlich. Klar, es wird ein nationaler deutscher Titel vergeben, aber der ist nichts Besonderes im iQFoil.

Wie ist es für dich persönlich, als Heimspiel vor der Haustür?

Ich bin ja von Hamburg nach Kiel gezogen zum Studieren und bin in den letzten Jahren am meisten vor Kiel auf dem Wasser gewesen. Klar ist das mein Homespot und man wohnt hier nah dran, aber tatsächlich finde ich es spannender, eine Regatta im Ausland zu fahren. Hier ist man dann schnell in seinen sonstigen Routinen drin und es ist mit mehr Stress verbunden als im Ausland. Da kann man sich dann voll auf den Wettkampf fokussieren, hier gibt es viele Ablenkungen. Wenn es wirklich wichtig wäre, wäre das hier eher stressig, aber so ist es eine schöne Regatta für mich (lacht).

Kördel zu schlagen ist schwierig, der ist in der Form seines Lebens.”

Was sind denn deine Ziele für die Kieler Woche?

Ziel ist auf jeden Fall das Podium! Kördel zu schlagen ist schwierig, der ist zur Zeit in der Form seines Lebens. Aber wenn ich alles zusammenbekomme, dann sollte ein zweiter oder dritter Platz drin sein.

Wie ist das untereinander bei euch Fahrern, habt ihr viel Austausch oder macht jeder sein eigenes Ding?

Wir haben alle denselben Trainier und trainieren auch zusammen, ein individueller Austausch über Einstellungen herrscht auch, aber die ganz geheimen Tipps bekomme ich dann eher selten.

Auch im Deutschen Windsurf Cup und bei der IFCA-EM gehört Fabian Wolf zu den Top-FahrernFoto: Choppy Water/Nicklas WittAuch im Deutschen Windsurf Cup und bei der IFCA-EM gehört Fabian Wolf zu den Top-Fahrern

Vor ziemlich genau zwei Jahren hast du mal im surf-Interview gesagt, dass du im DWC in die Top Fünf und am Podium kratzen möchtest. Da bist du ja jetzt, zweimal Dritter auf Borkum und auf Sylt - wie geht es da weiter, willst du noch weiter nach oben?

Da mache ich mir auch gerade Gedanken drüber. Im letzten Jahr hab ich den letzten DWC gewonnen, bei den Deutschen Meisterschaften war ich Dritter, knapp hinter Nico (Prien) und Vincent (Langer). Da hatte ich noch voll den Fokus auf iQFoil, auch wegen der Unterstützung. Ich weiß aber auch: Wenn ich in den Slalom so viel Aufwand investieren würde, wie ich es in den letzten Jahren ins iQFoil gesteckt habe, dann könnte ich die anderen auch schlagen. Deswegen überlege ich da auch gerade. Die Perspektive für 2024 schrumpft Tag für Tag, weil Kördel extrem stark ist. Die Motivation ist auf jeden Fall da, deswegen werde ich im nächsten Jahr vermutlich im Slalom voll angreifen, wenn Basti weiter so stark ist. Da will ich dann schauen, was geht und dann 2028 nochmal in Richtung Olympia angreifen!

Wenn ich in den Slalom so viel Aufwand investieren würde, wie ich es in den letzten Jahren ins iQFoil gesteckt habe, dann könnte ich die anderen auch schlagen.”

Dann auch im Worldcup oder erstmal nur auf nationaler Ebene?

Wenn ich sage, ich fahre Slalom, dann würde ich auch international voll mitfahren!

Fühlst du dich auch auf der Finne wohl oder liegt dein Fokus auf dem Foil?

Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich in diesem Jahr schon mit der Finne auf dem Wasser war (lacht). Mit dem Foil ist man viel konkurrenzfähiger, weil man ja auf der obersten Ebene auch gute Finnen haben muss. Außerdem gab es da Leute wie Vincent oder Gunnar, die extrem viel Erfahrung haben, und da war es schwierig ranzukommen. Deswegen hab ich in den letzten Jahren voll aufs Foil gesetzt, und das hat sich auch ausgezahlt. Finne muss ich noch viel trainieren, dass hängt dann auch ein bisschen davon ab, wie die WM im iQFoil läuft, aber ich da auf jeden Fall angreifen!


Auch interessant:

Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen