In diesem Artikel:
Diese Freemoveboards sind im Test dabei:
(Per Klick geht’s zur Einzelbewertung)
Freemove– das ist nach unserer Idee die Freiheit, mit einem Board oder Segel bei unterschiedlichsten Bedingungen zu surfen und im Kabbelwasser, auf flacher Piste oder in der Welle gleichermaßen Spaß zu haben. Dabei wird vermutlich kein Board an die Spezialisten für Welle oder Freeride herankommen, aber in Summe die meisten Punkte einheimsen. Die hier getestete Größe von 115 Litern eignet sich gut für Segel von viereinhalb bis knapp sieben Quadratmeter und deckt damit einen besonders breiten – und für viele Windsurfer auch gleichzeitig wichtigsten – Windbereich ab.
115 Liter mit einem 4,5er Segel, wird mancher kritisch fragen, folgt so eine Empfehlung nicht ein bisschen sehr der Marketing-Spur? Wer einen 115-Liter-Freerider im Kopf hat, liegt mit der Einschätzung vermutlich richtig. Die Erklärung, warum diese Freemoveboards aber auch mit recht kleinen Segeln noch gut funktionieren, liegt im Shape und der Finnenbestückung der Boards: V im Unterwasserschiff, zusätzliche Konkaven und vor allem die Bestückung mit drei (kürzeren) Finnen lässt die Boards auch bei viel Wind ruhig laufen – ohne die Tendenz, in Böen mit dem Bug nach oben „wegzufliegen“. Viel Volumen schadet ja auch nicht grundsätzlich – vor allem, wenn man es im Gleiten und bei Manövern nicht störend spürt.
Boards für Aufsteiger und Schwergewichte
Mit rund 115 Litern haben Aufsteiger bis etwa 65 Kilo, die bereits Schlaufensurfen können und jetzt die Powerhalse anpeilen, mit diesen Boards genügend Auftrieb unter den Füßen für einen sicheren Schotstart und für die ersten Halsenversuche einen Untersatz, der willig und ohne allzu viel Druck in die Halse geht. Leichter als manch breites Freerideboard, das auf Gleiten und auch schwerere Surfer optimiert wurde.
“Hier findet jeder Familienvater ein Starkwindbrett, das auch die Kinder benutzen können.” - surf-Tester Christian Winderlich, Surfschule Norderney
In der Größe von 115 Litern Volumen ist der Welleneinsatz dagegen naturgemäß etwas eingeschränkt. Geht man nämlich von der Formel aus, dass gute Wavesurfer zum Wellenabreiten in gemäßigter oder großer Brandung das Boardvolumen etwa fünf bis acht Liter über Körpergewicht wählen, muss man für diese Board-Gruppe mit durchschnittlich 115 Liter Volumen dafür schon ein stattliches Gewicht mitbringen. Allerdings sind gute 100 Kilo auch nicht die Eins-unter-einer-Million-Ausnahme. Für Surfer jenseits der 100er Marke bietet diese Gruppe Volumen, Gleitpotenzial und Drehqualitäten.
Freemoveboards mit ordentlichem Wave-Potential
Aber in kleiner bis mittlerer Welle und bei leichtem Wind laden diese Boards auch bei „nur“ 70 bis 80 Kilo auf den Rippen zum Spielen in der Welle ein. Denn die Boards vertragen deutlich größere Segel als ein 85-Liter-Waveboard – sechseinhalb Quadratmeter sind überhaupt kein Problem – und das Rausdümpeln durch die Brandung oder zum weiter draußen liegenden Riff gelingt plötzlich mühelos.
Die Boards halten in gemächlichen Turns gut den Speed – was für Wave-Einsteiger oft der entscheidende Schlüssel zum ersten Cut Back ist – der nur mit genügend Speed an der Wellenlippe gelingen kann. Wave-Einsteiger, die nicht schon auf Flachwasser kleinere Boards sehr gut beherrschen, sollten in der Welle daher eher mit etwas mehr Volumen die ersten Versuche wagen. Bei den ersten Wellen-Ausflügen kommen sowieso genügend neue Störfaktoren hinzu – obendrein ein kleineres Board zu surfen, erschwert die ersten Fortschritte unnötig.
Die größte Stärke haben diese Boards aber als All-in one-Board. Ein Board für alle Segel, für den wichtigsten Windbereich. Oder als ein Board für die gesamte Familie eben. Wer seine Windsurfausrüstung möglichst günstig und platzsparend auslegen will, kommt mit so einem Board und drei Segeln ebenfalls sehr weit. Eine typische Palette wäre für einen 90 Kilo-Surfer das 115er Board mit Segeln in 4,7, 5,6 und 6,8. Eine leichte Person von 60 Kilo deckt mit dem shape-ähnlichen 100er Modell und Segeln von 4,2 über 5,0 bis 6,0 ebenfalls einen Windbereich von vier bis fast sieben Windstärken ab.
“Ein Board, drei Segel – das reicht für 80 Prozent aller Bedingungen.” - surf-Tester Frank Lewisch
Ausstattung und Details der Freemoveboards 115
Shapes
Beim Vergleich mit anderen Board-Gruppen in dieser Volumensklasse (Freeride und Freerace) fällt zuerst die geringere Breite im Vergleich zum Volumen auf. Bei 115 Liter Volumen haben Freerideboards üblicherweise eine Breite von rund 70 Zentimetern. In dieser Gruppe sind dagegen nur etwa 65 bis 66 Zentimeter das typische Maß. Freerideboards profitieren dadurch von höherer Kippstabilität und mehr Gleitleistung. Diese Freemoveboards dagegen sind leichter zu drehen, wirken agiler und bieten so vor allem auch leichteren Surfern einerseits genügend Volumen zum Segelaufholen, lassen sich aber andererseits leichter und enger drehen – ohne viel Gewicht auf die Kante bringen zu müssen wie bei einem breiten Freerideboard.
Finnen
Auch die Finnenausstattung fällt eine Nummer kleiner aus als bei vergleichbaren Freerideboards. Die Boards in diesem Test mit Single-Finne werden mit 30er bis 36er Finnen ausgestattet. Ein Freerideshape in gleichem Volumen – aber mit mehr Breite – wird typischerweise mit Finnen zwischen 36 und 38 Zentimeter ausgeliefert. Längere Finnen können das Durchgleiten verbessern, kleinere Finnen sind dafür immer leichter zu drehen. Die meisten Modelle in diesem Testfeld werden allerdings sogar serienmäßig mit drei Finnen (Thruster-Set-up) ausgeliefert. Damit wird die Drehfreudigkeit nochmals erhöht (die kürzeste Center-Finne hat dabei Starboard mit 22 Zentimetern) und oft auch die Kontrolle im mittlererm Speedbereich verbessert. Vor allem bei engen Halsen und bei Ausflügen in die Welle ist das Thruster-Set die erste Wahl.
Im Kabbelwassser und bei mittelweiten Powerhalsen ist die längere Solo-Finne kein Nachteil, sie kann dem Board sogar mehr Stabilität und Gleitpotenzial in der Kurve geben. Alle Thruster-Boards (außer Starboard) sind in der Mitte mit einer Powerbox ausgestattet und können so nachträglich mit einer Einzelfinne nachgerüstet werden. Die beiden äußeren Boxen werden dann mit passenden Blindstopfen verschlossen, die üblicherweise mit den Boards ausgeliefert werden. Umgekehrt lassen sich auch Boards wie der Fanatic Freewave von der Single-Finne zum Thruster umbauen – dafür sind dann aber gleich drei neue Finnen fällig, was an der Kasse anders klingelt als bei nur einer. Bei den Thruster-Sets fallen JP und RRD aus dem üblichen Rahmen. Die Center-Finne bei JP ist mit 29 Zentimetern bereits überdurchschnittlich lang (und breit), RRD treibt es mit einer 30er Centerfinne plus Sidefins flächenmäßig auf die Spitze. Patrik und Tabou 3S Classic verzichten dagegen ganz auf Boxen für optionale Seitenfinnen – was auch zu dem extrem leichten Gewicht beim 3S Classic beitragen dürfte. Und auch das Patrik-Board liegt mit sieben Kilo unter allen Thruster-Shapes.
Standposition und Schlaufen
Außerdem fällt bei den meisten Boards der recht stark verrundete Deckshape im hinteren Bereich auf. Dadurch wird auch bei innen montierten Schlaufen ein angenehmer Winkel im Fußgelenk ermöglicht. Starboard und Severne betonen dies besonders stark, bei RRD fällt diese Rundung etwas geringer aus.
Auch in der Anordnung der hinteren Doppelschlaufe – eine Lochleiste für die Einzelschlaufe in der Mitte bieten alle – unterscheiden sich die Konzepte. Es überwiegt eine gemäßigte Position, bei der die Doppelschlaufen immer noch weit genug vom Rail entfernt sind, um leicht reinzuschlüpfen. Im Vergleich dazu findet man auf Freerideboards dieser Größe sehr leistungsorientierte Positionen ganz nahe am Rail. Eine Nuance in diese sportlichere Freeride-Richtung – aber noch gemäßigt und nicht zu extrem – gehen die Positionen bei Exocet, Patrik und beiden Tabou-Boards. Bei RRD liegen die beiden Schlaufen am Heck so nahe zusammen, dass nur ein geringer Unterschied zur Einzelschlaufe besteht und der Abstand zum Rail etwas größer ist als üblich. Den angenehmsten Stand empfanden die Tester auf dem Starboard Kode, bei dem Schlaufen, Shape und der verrundete Deckshape sich zu einer sicheren Softbindung ergänzen. Beim RRD störte dagegen manche Tester die etwas härtere Kante der Foot Pads, wenn man genau dort mit der Ferse steht.
Auf dem Wasser – Spiel ohne Grenzen
Draufsteigen, in die Schlaufen schlüpfen – und losgleiten. Und dann schauen, was geht. Genau so sind wir an den Test gegangen. Mit Option auf kleine Wellen am Hausriff am Pigeon Point in Tobago, mal gemäßigter, mal stärkerer Kabbelwelle in der großen Lagune, so wie an vielen Homespots. Und Freestylemoves gehen sowieso immer irgendwie. Tatsächlich wirken diese Boards – mit Ausnahme von Patrik und Tabou Classic – nicht ganz so sportlich schnell wie reine Freerider, bieten dann aber bei gutem Gleitwind maximales, spielerisches Potenzial. Powerhalsen, Carving Jibes, Duck Jibe, Sprünge, sogar Loops und geslidete Freestylemoves sind möglich. Dann ein Schlag ans Hausriff und dort ein paar Turns vor der moderat heranrollenden Welle – auch das gelingt überraschend gut. Drei verschiedene Einsatzbereiche haben die Tester beurteilt.
Die Einsatzbereich-Empfehlungen für die Freemoveboards 115
Bei allen Boards findest du die Eignung für drei verschiedene Einsatzbereiche. Und das ist vielleicht die weit wichtigere Währung als die Einzelnoten, die für Halsen, Gleiten und Speed die Feinheiten herausarbeiten.
- Für Aufsteiger sollte ein Board leicht und kippstabil angleiten, stabil durch die Halse gehen und dabei auf Belastungsfehler nicht allzu zackig reagieren.
- Der typische Freerider sucht vor allem ein sportliches Fahrgefühl, will das Board auch mal auf der Finne „fliegen lassen“ – und dann schnell durch die Halse gleiten. Sollte das Board dabei etwas sensibler reagieren – dafür bringt der Freerider bereits ausreichend Brettgefühl mit. Hauptsache, es geht mit reichlich Speed durch den Turn und beschleunigt danach wieder flott.
- Für Freestylewave wird die Manöverlatte höher gehängt. Enges Drehen steht auf dem Programm – vor der Welle und auch am Ende der Halse für 360er zum Beispiel. Außerdem sollte das Board gut springen und auch eine Mindesteignung für geslidete Manöver mitbringen.
surf-Typenempfehlung für das richtige Freemoveboard
Unentschlossene finden hier eine Vorab-Sortierung. Wir empfehlen aber auf jeden Fall zusätzlich das Studium der entsprechenden Board-Beschreibungen.
- Familienbretter: Hier sind die Alleskönner gefragt. Boards ohne Schwächen, die gleichermaßen die ersten Wave-Erlebnisse ermöglichen, aber auch das Lernen der Powerhalse unterstützen. Exocet, Fanatic, JP-Australia, RRD und Starboard haben Shapes in dieser Liga, die in keiner Disziplin richtige Schwächen zeigen und damit dem weit gefächerten Freemove-Gedanken in alle Richtungen folgen.
- Dem fortgeschrittenen Windsurfer, der als nächsten Schritt Welle und Manöver im Fokus hat, drängen sich Fanatic Freewave, JP Freestylewave, Starboard Kode, Severne Dyno und Tabou 3S+ förmlich auf.
- Wer als Aufsteiger ein Board für möglichst schnelle Lernfortschritte bei Mittelwind sucht, lernt vermutlich auf Exocet, Fanatic, JP, Starboard und Tabou Classic besonders schnell.
- Für Binnenseesurfer, die ein Board für Freeride und Bump & Jump suchen, bieten Exocet und Patrik reichlich Leistung bei gleichfalls großem Windeinsatzbereich.
Stärken und Schwächen der Freemoveboards
Alle Freemoveboards in der Einzelbewertung
Hier kommt ihr zu den detaillierten Test-Ergebnissen aller Freemoveboards: