Kommen wir mal zu der Zeit auf dem Wasser. Ihr habt eure Testgruppen zusammengestellt, ihr habt das Material von den Herstellern bekommen, der Wind passt. Wie geht ihr dann vor, wenn ihr an den Strand ankommt? Gibt es dann ein Prozedere, was ihr immer durchlauft?
MV: Man kann schon sagen, dass es für jede Testgruppe ein gewisses Prozedere gibt. Erstmal versucht man sich mit den Testern nochmal vor Augen zu führen, was wichtige Kriterien für die jeweilige Gruppe sind. Bei Waveboards machen wir keine Vergleichsfahrten, sondern fahren jeweils 20 bis 30 Minuten und achten dabei auf die wichtigsten Punkte. Wann kommt das Board ins Gleiten, dann gibt man einmal richtig Gas, fällt ab und heizt raumschot durch den Chop, um zu gucken, wie ist die Kontrolle? Dann macht man zwei, drei enge Halsen, dass man mal den Speed rausnimmt und richtig eng dreht, dann macht man eine weite Halse, guckt wie es durchgleitet, dann macht man eine Halse komplett ohne Körperspannung um festzustellen, wie ruhig läuft das Brett, wie gut gleitet es durch. Dann macht man mal ein, zwei Jumps.
Ein anderer Fall wären eben diese eher leistungsorientierten Boards, wo es dann in erster Linie um Vergleichsfahrten geht. Dazu braucht man dann die Teams mit gleich schweren Leuten, die dabei nebeneinander fahren. Immer so, dass man sich nicht überlappt. Also der, der in Luv surft, fährt ein kleines Stückchen weiter nach hinten versetzt, dass beide freien Wind haben, aber auch nicht zu weit auseinander sind. Und dann legt man eben los, auf Kommando gibt man Gas und versucht dann rauszufinden, welches Board kommt früher los? Wie sind die Speedunterschiede auf der Geraden und auf den verschiedenen Kursen?
Das heißt, ihr habt auch eine Art Fundus an Material, um etwa gleiche Segel für die Vergleichsfahrten zu haben?
SG: Genau, wenn wir einen reinen Board-Test machen, dann gibt es in der Regel mindestens zwei Segel-Pärchen in zwei unterschiedlichen Größen, also zum Beispiel für Freeride-Boards würde man zwei mal 7,0 und zwei mal 8,0 mitnehmen, mit gleichem Mast, gleicher Gabel, Variotampen dran, die dann jeder für sich einstellen kann, aber ansonsten alles identisch, so dass man bei diesem Vergleichsfahrten wirklich identische Segel hat.
Wir machen beim Testen auch manchmal Sachen, die man so im Normalfall nicht machen würde. Da versucht nicht jeder, so gut und schön zu surfen wie er kann, sondern man versucht auch mal ein Board so in die Halse reinzupressen, bis es wirklich raus fliegt, also bis man stürzt. Das Ziel ist es rauszufinden, wo der engste Radius ist, wann das Board aus der Kurve springt. Oder man stellt sich ohne Körperspannung drauf.
Wie oft ändert ihr dann Trimm-Einstellungen, also beispielsweise beim Segeln mehr Vorlieksspannung oder auch bei Brettern die Finne ein Stückchen vor oder zurück, Mastfuß vor oder zurück? Habt ihr da auch irgendwie so eine so eine gewisse Routine?
SG: Bei Segeln für die Vergleichsfahrten wird immer das „schlechtere, langsamere“ Segel so lange umgetrimmt, bis es nicht mehr besser wird. Bei den Boards haben wir bei den Vergleichsfahrten meistens die Fußschlaufen im zweiten Loch von hinten, das ist ein Standard, das ist eine gute sportliche Position. Da kann man schon schnell mit fahren. Ansonsten beschränkt sich das meistens auf die Mastfuß-Position, die aber bei modernen Boards nicht so wahnsinnig viel Spielraum erfordert. Das passt meistens im Bereich der Mitte
MV: Bei den Wave- und Freestylewaveboards fangen wir meistens mit einer mittleren Position an. Also Finnen in die Mitte, Schlaufen in die Mitte, weil das erfahrungsgemäß die Position ist, die jeder, der sich ein Board kauft, erstmal wählt. Wenn wir merken, dass etwas nicht richtig funktioniert, passen wir das an. Es ist nicht so, dass wir bei jedem Board alle Fußschlaufenpositionen durchprobieren, das sprengt komplett den Rahmen.
SG: Wenn wir Freestylewaveboards auf Flachwasser fahren, nehmen wir bei einem Vier-Schlaufen-Setup auf der einen Seite die eher außen liegende Position, auf der anderen die eher innen liegende Position. Dann kann man bei einer Fahrt gleich feststellen, ob man in beiden Positionen bequem steht. Da gab es auch schon mal Frotzeleien der Hersteller, dass wir die Schlaufen nicht richtig anbauen könnten.
Manuel hatte gerade schon erzählt, dass sich dann jeder Gedanken macht, Notizen, Sprachfiles und ihr sprecht dann hinterher darüber. Wie läuft das dann so ab? Gibt es dann auch schon mal kontroverse Meinungen?
MV: Nach drei, vier oder fünf Boards versucht jeder, seine Eindrücke für sich festzuhalten, meistens per Soundfile. Nach der Test-Session setzen wir uns dann zeitnah hin und tragen alle Eindrücke zusammen. Auch da endet das Testen also nicht mit dem Ausziehen des Neos. Vor allem in Südafrika ist das auch anstrengend, wenn wir lange auf dem Wasser waren, sich abends noch mal hinzuhocken, wenn eigentlich alle platt sind, und dann noch mal eine Stunde lang drüber zu diskutieren. Im Wesentlichen stimmen wir meistens überein
SG: Diese Diskussionen, die führen manchmal auch dazu, das man noch mal neu raus geht mit dem Produkt. Wenn wir uns nicht einig sind, wie das in der engen Halse ist, dann nimmt man das in die nächste Runde nochmal mit. Wir testen ja nicht alle zehn Boards einer Gruppe an einem Tag. Wenn wir die erste Runde von fünf oder sechs Boards besprechen, dann können wir auch entscheiden, dass wir davon drei vielleicht wirklich nicht mehr benötigen, weil wir uns sehr, sehr sicher sind, wie die Charakteristik ist und bei zwei anderen sind wir uns nicht sicher, dann nehmen wir die in die nächste Runde wieder mit.
Bei peinlichen Aktionen muss eine Torte fürs Testteam spendiert werden
Kommt es vor, dass ihr euch nicht mehr sicher seid, welches Board war jetzt welches?
MV: Es gibt ja auch Tester, die wissen nicht mal, mit welcher Segelgröße sie aufs Wasser gehen, das ist auch schon vorgekommen (lacht). Das muss ich zu meiner Schande gestehen, das war ich. Ich glaube, das war auch in einem meiner ersten Jahre, da bin ich tatsächlich mit irgendeinem Wavesegel erbost vom Wasser gekommen und hab mich aufgeregt. Das Ding hat null Kontrolle und so weiter….
SG: Es war an dem Tag die Überlegung, nimmt man jetzt 4,2 oder 4,7. Manuel hat hinterher dann geflucht, kam allerdings mit einem 5,3er vom Wasser. Wer so was macht, der muss eine Torte fürs Team spendieren. Also Torten gibt es zum Beispiel, wenn jemand den Neoprenanzug des Test-Partners anzieht und damit surfen geht, oder wenn Material kaputt geht, oder Aufholleinen mit der Gummi-Seite am Gabelbaum festgemacht werden. Eben so Dinge, die einem normalen Surfer auch passieren, aber bei uns merkt dass dann immer sofort ein anderer, weil wir immer durchtauschen.
MV: Oder auch Masten zusammenkleben, aber an der falschen Stelle der Hülse zusammenkleben!
Und nach dem Test wiegen dann alle fünf Kilo mehr?
SG: Es wiegen vielleicht alle mehr, aber die Paare bleiben gleich!
MV: Ich hab die eigentliche Frage vergessen…
Die war, ob du später immer noch die Charakteristika den einzelnen Brettern zuordnen kannst?
MV: Ja, man darf einfach nicht so viele Produkte nacheinander fahren, ohne seine Sachen aufzuschreiben, das ist das Entscheidende.
SG: Also für mich ist das Maximum drei Produkte hintereinander, die kann ich mir gut merken, das gilt bei den anderen glaube ich auch so. Das versuchen wir dann so schnell wie möglich runterzuschreiben. Das ist einfacher geworden, wenn man sich das schnell ins Handy diktieren kann. Früher haben wir alle mit karierten Blöcken und nassen Fingern am Strand im Wind gesessen und haben unsere Eindrücke hingekritzelt. Das wird ein bisschen ausführlicher, wenn man das spricht, da sagt man auch mal drei Wörter mehr, als man sich aufschreiben würde.
Zu jedem Test gibt es jede Menge Bilder, wie macht ihr die? Wie läuft das ab?
MV: Generell machen wir alle Action- und Produktbilder selbst. Erstens, weil das dann im Layout hinterher einheitlicher aussieht. Zweitens, weil wir natürlich selbst alles ausprobieren und uns nicht auf Marketing-Angaben verlassen wollen. In der Praxis geht auch dafür eine Menge Zeit drauf. Für eine kleine Segelaufsicht im Heft riggt zum Beispiel ein Tester das Segel auf und steht damit auf der Düne, bis das Foto im Kasten ist. Das geht dann wie am Fließband. Das ist auch ein Grund, weshalb es während der Tests auch an Flautentagen eigentlich keinen Leerlauf gibt. Wir nutzen solche Tage dann für Produktfotos, die begleitenden Videos zum Test auf unserem YouTube-Kanal oder eben für das Schreiben der Testberichte und Noten.
Wir haben jetzt über die großen Vergleichs-Tests gesprochen, es gibt ja auch die Einzeltests unter „Schon Gefahren“, wie geht ihr das an? Hat das auch eine gewisse Systematik oder geht es da wirklich nur um das erste Gefühl?
MV: Bei den Einzeltests suchen wir die Sachen auch nach Interesse aus. Es ist oft so, dass man über etwas stolpert, was man interessant findet. Manchmal kommen auch die Hersteller auf einen zu und sagen „Wir haben da was Neues, wäre das nicht interessant mal vorzustellen?“. Bei „Schon gefahren“ ist es aber nicht so, dass da immer vier Leute mit fahren, wie es bei einer Testgruppe üblich ist, sondern dann kann es auch mal sein, dass nur Stephan etwas ausprobiert oder nur ich. Das hat natürlich nicht die Wertigkeit wie ein vollwertiger Test in der in der Gruppe. Nichtsdestotrotz, glaube ich, haben wir mittlerweile auch genug Erfahrung, dass man trotzdem ganz gutes Bild von so einem Produkt hat. Damit ist „Schon gefahren“ für die Leute immer noch wesentlich gehaltvoller als einfach nur eine Produkt-Meldung, die nur Marketing-Text beinhaltet. Es gibt ja auch nicht für jedes Produkt eine richtige Testgruppe, und es wäre schade, wenn man die dann gar nicht vorstellen würde.
Wie wählt ihr denn die Spots aus? Sagt ihr auch mal, ich gehe jetzt an einen Spot, der vielleicht nicht ideal ist, um das auch dort mal zu testen?
SG: Im Normalfall suchen wir natürlich den Spot passend zu den Produkten aus. Aber man geht manchmal natürlich auch an komische Spots, um die Produkte dort testen zu können, das ist schon ein bisschen absurd manchmal. Am Gardasee hatten wir im Sommer die beste Südwindwoche seit Jahren, aber wir mussten Leichtwind-Foils testen. Wir wollten gerne etwa 12 Knoten haben, sind dann extra 15 Kilometer in den Süden gefahren, um weniger Wind zu haben. Das darf man anderen Windsurfern gar nicht erzählen. Aber da sieht man, wir versuchen wirklich, das Produkt auch unter den Bedingungen zu testen, in denen es dann auch genutzt wird. Bei Waveboards und Wavesegeln ist das sicherlich Nord- und Ostsee. Bei Freeride-Boards ist es nach unserer Erfahrung eigentlich egal, ob wir die am Gardasee testen, in Südafrika oder auf dem Selenter See, das muss nur eine ähnliche Wasseroberfläche haben. Dann kann man da wirklich überall die gleichen Ergebnisse erzielen. Das ist absolut übertragbar.
Was ist für euch der schönste und der schlimmste Spot zum Testen?
MV: Der schönste Spot ist finde ich immer noch Langebaan, das ist so ein universeller Spot, deswegen waren wir da auch so oft, weil man da einfach alles machen kann, von Flachwasser, Leichtwind bis Welle, das ist einfach so ein super Multi-Spot. Und beim Wavetest den ganzen Tag in Hanstholm zu shredden, ist auch keine Strafarbeit.
SG: Ja, das auf jeden Fall, da kann man wirklich jeden Tag eigentlich irgendwas machen. Wenn man ein bisschen fährt, findet man immer Wind oder Wellen oder beides. Dadurch, das wir ja auch SUP dazu machen, haben wir in den letzten Jahren immer Paddel dabei gehabt, so dass wir wirklich überhaupt keinen Leerlaufen hatten, und das über fünf Wochen. Von daher ist es für mich der effizienteste, beste Spot der alle Bedingungen bietet, die wir eigentlich haben wollen.
MV: Ein schlechter Spot zum Testen kann privat ein toller Spot sein. Wir haben mal in Agger getestet, ist ein toller Spot, hat mit die besten Wellen an der Nordsee, aber da läufst du erstmal 700 Meter bis zum Spot. Das dann im Herbst an einem kalten Tag im Nieselregen mit Sack und Pack und Kamera, Tasche und fünf Segeln und zehn Boards. Da schleppst du dir den Wolf durch den weichen Sand, da bist du eigentlich schon fertig, bevor es losgeht. Aber ist natürlich ein toller Spot. Man hat einfach zum Testen andere Ansprüche als zum privat surfen. Oft entscheiden wir danach, wo können wir die besten Fotos machen und haben für die Produkte die besten Testbedingungen?
SG: Wenn man das unter diesen Komfortaspekt sieht, dann gibt es natürlich Spot, die besonders toll sind. Wie in Hurghada, da surft man mit Wind bis an den Strand, geht einen Meter, legt das Board hin und 20 Meter weiter ist die Surfschule, wo die anderen Boards alle liegen. Am Walchensee kann man super Foilmaterial testen, aber wenn man da an der Galerie parkt, da muss man alles eine Treppe die Böschung runter schleppen, da will man nicht vier oder fünf mal das Material wechseln und jeweils das Foilboard mit Foil eine ganz schmale Stiege hoch schleppen. Da gibt es auch keinen Platz das hinzulegen. Wenn man nur einmal zum Surfen reingeht und dann nach drei Stunden wieder rausgeht ist das top, aber da kann man eigentlich kein Material tauschen, das geht gar nicht.
Wenn man sich als Normal-Surfer alle paar Jahre neues Material kauft, dann spürt man schon immer direkten Unterschied. Merkt ihr noch von Jahr zu Jahr einen Unterschied zum Vorjahr?
MV: Die Unterschiede sind natürlich nicht mehr so groß, wie sie in den Anfangszeiten des Windsurfens waren. Wir versuchen das, wie Stephan vorhin schon sagte, zu umgehen, indem wir die Größen der Test-Gruppen anpassen, dass wir jetzt nicht drei Jahre nacheinander Freestyle-Wave 95 testen, sondern dann nehmen wir mal die 90er, oder die 105er oder die 115er. Und wenn man dann wieder zurück zu den 95ern kommt, dann ist auch wieder ein Unterschied spürbar. Wir haben auch Jahre, wo wir den Eindruck haben, bei einzelnen Produkten ist es in die falsche Richtung gegangen. Das gehört dann natürlich auch zum Testen dazu, dass man solche Sachen anspricht, gerade wenn es um neue Trends geht.
SG: Ich sehe auch eigentlich gar nicht die Hauptaufgabe des surf-Testes, diese allgemeine Material-Verbesserung zu dokumentieren, weil die wirklich schwierig ist. Ich sehe unsere Aufgabe eher darin, die großen Unterschiede zwischen den Boards in einer Gruppe aufzuzeigen, denn die sind teilweise riesig. Unter zehn Boards im Test sind acht gute Boards, aber acht ganz unterschiedlich gute Produkte. Da ist kein Board dabei, was für jeden das Beste wäre, und genau deshalb gibt es bei uns keine Testsieger. Weil dann müssten wir nämlich fünf Testsieger haben: Den Testsieger für Powerhalse, für Geschwindigkeit, für Frühgleiter und so weiter.
Von zehn Boards im Test würde ich im Schnitt sieben nicht geschenkt haben wollen” (Manuel Vogel)
MV: Das ist eine ganz typische Frage von Leuten, die den Test von außen betrachten und sagen, es gibt doch gar kein schlechtes Material mehr. Ich sehe das immer bei den Waveboards, von den zehn Boards im Test würde ich sieben nicht geschenkt haben wollen. Aber das heißt nicht, dass die sieben schlecht sind, das sind vielleicht genau die Boards, die sich jemand anders gerade aussuchen würde. Und das ist genau unser Job, das zu zeigen.
Kommt es vor, dass ihr aufs Wasser geht und denkt „Was ist das für eine Gurke?“
MV: Ja! Es gibt immer noch so Boards, die plötzlich zwei Kilo mehr wiegen als andere, oder wo man merkt die Mastspur ist an der falschen Stelle eingebaut. Ich weiß noch, als die ersten Multifin-Boards auf den Markt kamen, da gab’s Boards, die die Finnen wie Wellenreiter angestellt hatten, wo man dachte man hat eine Plastiktüte an der Finne. Die meisten Produkte sind schon gut und haben auch eine bestimmte Zielgruppe, aber es gibt auch Produkte, die objektiv betrachtet in Summe einfach schlechter sind als die anderen. Das muss natürlich beim Test auch rauskommen.
SG: Wir haben ja diese drei Punkte, wo wir plus, durchschnittlich und minus auflisten, und da ist es im Normalfall wirklich leicht, bei jedem Board was zu finden, was positiv ist. Beim Negativen, da muss man schon immer aufpassen, ob das jetzt wirklich negativ ist oder ob es nicht nur so eine kleine Einschränkung ist.
Wir haben ganz viel über Bretter und Segel gesprochen, aber es gibt ja auch regelmäßig Test von Kleinteilen wie Mastfüßen oder Trapeztampen, wie geht ihr da dran?
SG: Auch das unterliegt einem gewissen Turnus. Bei Mastverlängerungen werden nicht so häufig neue Produkte auf den Markt gebracht, die haben einfach eine längere Laufzeit als Segel oder Boards. Nach drei, vier Jahren kann man auch mal wieder einen Test von Trapeztampen machen. Es kommen auch immer neue Leute in den Sport
MV: Es gibt gewisse Sachen wie Trapeztampen oder einen Mastfuß oder eine Verlängerung, die braucht jeder Surfer. Und auch da gibt es Unterschiede, wie die verarbeitet sind, oder baugleiche Modelle aus der gleichen Fabrik, aber die eine kostet 50 % mehr. Ein Drittel unserer Leser sind erst seit fünf Jahren oder weniger dabei, für die ist das eine sehr wertvolle Information!
Wenn man nur drei Stunden Wind hat und dann passt was nicht, das kann einen echt fuchtig machen. (Stephan Gölnitz)
Hat euch schon mal ein Teil total zur Verzweiflung getrieben?
SG: Ja! Früher war das die Ratschen-Verlängerung von North Sails. Heute ein wirklich tolles Teil, welches das Trimmen super erleichtert, aber zu Anfang gab es immer mal den Fall, dass man damit am Strand stand und es nicht funktionierte, das hat mich auch schon mal zur Verzweiflung gebracht. Und dann natürlich Sachen, die nicht passen. Das ist beim Foilen teilweise sehr schlimm, wenn man viele Foils hat und einen ganzen Eimer voll Schrauben. Wenn man da mal was durcheinander gebracht hat, ist es wirklich ein tolles Puzzlespiel…
MV: Oder wenn man die Schrauben noch nicht festgezogen hat, Stephan, und damit einfach auf den Gardasee fährt und nach zehn Metern das Foil versenkt und solche Sachen! Oder wenn man mit aufblasbaren SUPs in die Tiefen des Gardasees hinabsinkt…
SG: Am meisten nervt es, wenn Dinge nicht zusammenpassen. Man ist nicht darauf vorbereitet, dass die eine Gabel nur RDM und die andere nur SDM kann oder die eine braucht einen Adapter, die andere hat gar keinen Adapter. Oder bei Foils passen die Schraublöcher nicht übereinander, da kann man wirklich zum Rumpelstilzchen werden. Da muss man dann teilweise zur Feile greifen und die Löcher im Board größer feilen, weil einfach die die Bohrungen von Foil und Board nicht zusammenpassen. Wenn man nur drei Stunden Wind hat und dann passt so was nicht, das kann einen echt fuchtig machen.
MV: Man muss ja auch immer im Hinterkopf haben, dass es meistens nicht nur ums Testen geht. Oft gucken wir, dass wir erstmal die Fotos kriegen. Du hast tolles Licht, die Leute stehen da, du willst raus und dann passt irgendwas nicht zusammen, du siehst da hinten die nächste Wolkenfront ankommen und willst aufs Wasser. Das macht einen natürlich wahnsinnig. Es ist viel Vorbereitungszeit, die man braucht, damit alles dann, wenn es losgeht, auch richtig läuft.
Was waren die extremsten Testbedingungen, an die ihr euch erinnern könnt?
MV: Wir haben oft Gewaltmärsche gemacht, oder wir sind abends nach Hause gekommen, umgeladen und morgens wieder weitergefahren, sowas gehört schon dazu. In der Corona-Zeit, wo wir nicht nach Südafrika fliegen konnten, haben wir vieles auch hier gemacht. Da haben öfter mal die Zähne zusammenbeißen müssen. Da ist Stephan dann auf dem SUP mit Eiszapfen an der Nase rumgepaddelt und wir haben zeitgleich hier an der Ostsee bei drei Grad versucht, Fotos zu machen, die halbwegs noch nach Spaß-Surfen aussehen ohne Haube. Das sind dann schon so Tage, wo man abends durch ist.
SG: Also, ich muss ehrlich sagen, da beneide ich das Nord-Team nicht, wenn die im Februar Freewaveboards testen. Da bin ich froh, dass ich hier unten gemütlich SUP paddeln kann. Ich glaube das ist schon echt kernig, wenn man da oben bei zwei Grad Windsurfen geht und eben nicht nur so lange, wie man will, sondern immer wieder an Land steht um das Material zu tauschen.
Letzte Frage: Im WindsurfingTV-Podcast mit Maciek Rutkowski gibt es immer die „Worst Check-In Story“. Was habt ihr bei all den Reisen Lustiges erlebt?
SG: Lustig sind solche Geschichten immer erst, wenn man im Flieger sitzt und den ersten Drink hat und das Material tatsächlich im Flugzeug ist!
MV: Lustig ist es auch erst, wenn man den Hexenschuss hinter sich hat, den man sich beim Schleppen geholt hat. Schlimmster Check-In ist immer beim Rückflug von Kapstadt, wo man 25 Boardbags einzeln in diesen bescheuerten Aufzug einladen muss, damit man zum Sperrgepäck-Schalter kommt. Ansonsten sind wir immer froh, wenn alles drin ist und vor allem, wenn es alles ankommt.
SG: Vom Handling ist es teilweise wirklich schon grenzwertig, muss man ehrlich sagen. Ich bin auch schon mit 15 oder 16 Triple-Boardbags alleine in Frankfurt gelandet. Das ist wirklich ein bisschen zum Verzweifeln, aber bisher ist eigentlich immer alles gut gegangen. Und was wir sonst machen beim Check-In, da haben wir schon ein paar Tricks auf Lager, aber die sollte man hier nicht weitergeben (lacht).