Ein Lobgesang auf die Hardboards ist oft die Reaktion nach einer Testfahrt mit einem Board dieser Kategorie. Ob es sich um ein Touring-, Race- oder Waveboard handelt, Hardboards bieten bei speziellen Anforderungen des Stand-up-Paddelns ein direkteres, lebendigeres Gefühl, das den Spaßfaktor steigern kann.
Das Norden Touring macht da keine Ausnahme. Mit 14,5 Kilo ist es an Land natürlich schwerer als ein aufblasbares Touringboard, was teilweise an der robusteren Bauweise von Norden liegt, es ist auch in einer “Carbon Ultra Light”-Version erhältlich, die über drei Kilo weniger wiegen soll und damit extrem leicht ausfällt. Aber auch die Standardbauweise lässt sich mit dem integrierten Tragegriff an Land gut manövrieren und fühlt sich auf dem Wasser lebhafter an als vergleichbare, leichtere iSUPs. Das Board präsentiert sich in einem dezent attraktiven Design mit der für Verdränger typischen leichten Durchbiegung längs und einem leicht abgerundeten Bug an der Unterseite. Der vordere Bereich ist voluminös gestaltet, gefolgt von einem abgesenkten Deck im Standbereich, das seitlich zu den Rails hin leicht ansteigt. Man steht quasi direkt über dem Wasserniveau in einer leichten Mulde. Am Heck endet das Board mit einer scharfen Kante. Die hochwertige GFK-Finne ist fest in der US-Box verankert.
Auf dem Wasser beeindruckt die Kippstabilität des nur 29 Inch breiten Boards. Es wirkt nicht nur allgemein stabil, sondern auch der spürbare Stopp-Punkt, wenn das Board zur Seite kaum noch weiter kippt, vermittelt viel Sicherheit. Der tiefe Stand nahe der Wasseroberfläche ermöglicht dies, und wenn beim Kippen der Fuß seitlich auf Wasserniveau gelangt, erhöht sich das aufrichtende Moment deutlich, sodass das Board deutlich stabiler wirkt als ein gleich schmales, aufblasbares Board mit dicken, runden Kanten.
Norden Touring 12’6”x29”: Verdränger mit guter Beschleunigung
Beim Anpaddeln beschleunigt das Board flüssig; der schlanke Verdränger-Rumpf liegt fast auf ganzer Länge im Wasser und eignet sich gut für Paddlergewichte zwischen 60 und knapp 90 Kilo. Je nach Standposition können schwerere Paddler die Boardnase im flachen Wasser direkt in die Wasserlinie trimmen oder durch einen kleinen Schritt zurück mehr Freibord für Kabbelwellen unter raueren Bedingungen schaffen. Selbst wenn Wellen etwas Wasser über die Bugspitze spülen, leitet der Dome-förmige Bug das meiste seitlich ab, bevor es das Cockpit erreichen kann. Man steht dort nicht nur stabil, sondern auch größtenteils trocken.
Das Board überzeugt mit sehr guter Richtungsstabilität, was viele Paddelschläge auf einer Seite ermöglicht. Wer möchte, kann durch leichte Fußsteuerung den Kurs unterstützen. Dafür wird die Gegenseite belastet, in die man steuern möchte, was den Geradeauslauf noch weiter verbessert und Seitenwechsel - bei sehr guter Technik - fast überflüssig macht. Besonders gefällt, wie das Board nach jedem Paddelschlag weiter gleitet und so sehr gutes Durchschnittstempo ermöglicht.. Turns, bei denen man in der Mitte stehen bleibt, gelingen bereits ordentlich, wenn auch nicht so schnell wie bei aufblasbaren Boards, die wie ein Ponton hoch auf dem Wasser schwimmen. Doch Turns mit zwei Schritten zum Heck machen im Vergleich richtig viel Spaß: Das Heck lässt sich spürbar ins Wasser drücken, bleibt aber kippstabil, sodass man mit etwas steiler angestelltem Board schön um Bojen navigieren kann oder einfach nur auf der Stelle kreiseln.
SUP-Fazit: Das Norden Touring 12’6” x 29” ist ein sportliches Touringbrett, das auch Fitnesspaddlern gefallen dürfte - diese könnten sich bei Bedarf sogar die besonders leichte Carbon-Edition (Aufpreis 500 Euro) gönnen. Das Board läuft sehr schön geradeaus, der tiefe Stand sorgt für ein sicheres Gefühl und gemessen an der Breite sehr gute Kippstabilität. Das Board kostet 1999 Euro und dürfte viele Jahre Freude bereiten. Wer wissen möchte, wer hinter der Marke Norden und dem Hardboard-Enthusiasmus steckt, findet hier das Interview mit Norden-Gründer Andy Wirtz.