Mit gleich zwei neuen Modellen will Naish den Wavemarkt aufmischen. Wir haben bei Naish-Produktentwickler Michi Schweiger nachgefragt, welche Ideen hinter den Konzepten stecken:
Michi, wie unterscheidet sich der Global Quad von den Vorgängermodellen Assault und Assault Custom Thruster bezüglich des Shapes?
Der Global ist ein ganz neuer Shape den wir zusammen mit Ricardo Campello entwickelt haben. Ein schnelles, aber drehfreudiges Allround-Waveboard, das gerade für Onshore- und Sideonshore-Bedingungen funktioniert, schnell gleitet und großes Potential für Sprünge hat. Es hat im Unterwasserschiff ein “V” in Verbindung mit einem Quad-Setup.
Ist der radikalere Hookipa Quad eine Fortführung des Assault Custom Quad? Ist dieser Shape neu oder läuft das Vorgängermodell hier unter anderem Namen weiter?
Der Hookipa Quad ist eine verfeinerte Weiterentwicklung des Custom Quad. Wir haben das Unterwasserschiff angepasst und den Wasserabriss an der Hinterkante verbessert. Auch die Kanten in Mittelbereich haben etwas mehr “Release” bekommen, damit sie weniger Wiederstand produzieren und das Board besser gleitet. Insgesamt sind es eher kleine aber wichtige Änderungen, die das Fahrverhalten etwas beeinflussen aber die DNA des Originalshapes behalten.
Haben sich die Boards bezüglich ihrer Bauweise verändert?
Auch die Bauweise hat sich etwas verändert. Die Boards kommen jetzt als “PVC S-Glass Sandwich”, mit punktuellen Carbon-Verstärkungen. Ziel ist es, die richtige Steifigkeit zu erreichen, um die Balance zwischen Haltbarkeit und einem steifen, sportlichen Gefühl beim Fahren zu bekommen. Die Konstruktion hat auch einen Doppelstringer im Unterwasserschiff, um die Haltbarkeit zu erhöhen.
Wir konnten beide Naish-Waveboards bereits zwei Tage lang auf der Nordsee testen. Hier lest ihr unsere Eindrücke:
Naish Global und Naish Hookipa im Detail
Der Global Quad ist dabei als Allrounder konzipiert und in insgesamt vier Größen (75/85/95/105 Liter) verfügbar. Mit 220x57,5 Zentimetern und eher parallelen Kanten fällt der von uns getestete 85er etwas schmaler aus als manch anderes Board in dieser Volumengröße. Im Heck stecken Quadfinnen von MFC. Sichtbar radikaler wurde der Hookipa Quad abgestimmt, den es in den Größen mit 78/84/88 und 96 Litern geben wird – wir haben die 84er Größe getestet. Bug und Heck sind beim Hookipa Quad sehr schmal, die Outline runder, die Kanten im Heckbereich viel dünner – und auch das Unterwasserschiff weist deutlich mehr Kurve (Rocker) auf, als es beim Global der Fall ist.
Auch setzten die Designer beim Hookipa Quad auf ein durchweg monokonkaves Unterwasserschiff, während beim Global Quad ein V für Fahrkomfort und sanftes Einsetzen sorgen soll. Alle Schlaufen werden bei beiden Boards doppelt verschraubt, trotzdem fallen die Gewichte mit 5,87 Kilo (Hookipa Quad) und 6,29 Kilo (Global Quad) ziemlich leicht aus.
So fahren sich Naish Hookipa und Naish Global
Der Global Quad liegt im Dümpeln recht stabil im Wasser, mit der ersten Böe zieht das Board gut los und erreicht einen hohen Topspeed. Die Gleitlage ist kontrolliert und bietet ein ansatzweise schienenartiges Gefühl, trotzdem gleitet das Brett quirlig und sportlich frei genug, damit keine Langeweile aufkommt – und man sich auf dem Weg durch die Brandung auch als weniger geübter Wavesurfer absolut sicher fühlt. Zum Wohlfühl-Feeling an Deck tragen auch die bequemen Schlaufen und die Tatsache bei, dass der in der Vergangenheit doch sehr schmale Stance auf Normalmaß angepasst wurde. In Halsen dreht der Global überraschend eng über den hinteren Fuß, enge Radien gegen die Welle gelingen damit hervorragend. Auch auf der Welle zeigt sich der Global Quad erfreulich ausgewogen. Mit weniger Speed entlockt man dem Board schön enge Turns über den hinteren Fuß. Trotzdem kann das Brett auch lange Radien mit guter Kontrolle carven und nimmt den Speed gut mit hoch zur Wellenlippe. Erst bei viel Wind und hohem Speed auf der Welle kommt der Shape bezüglich der Drehfreudigkeit etwas ans Limit.
Der Hookipa Quad wirkt – und das ist absolut so gewollt – in jeder Phase spezieller und fordernder. Allein die schmalen Bug- und Heckpartien sorgen schon dafür, dass man im Dümpeln und beim Wellenqueren deutlich weniger Kippstabilität hat – und der 84er Hookipa Quad sich nicht nur einen Liter kleiner anfühlt als der Global Quad 85, sondern eher zehn. Wer zwischen zwei Größen schwankt, sollte das Modell lieber eine Nummer größer wählen. Beim Angleiten will der Hookipa Quad sensibel belastet und auch aktiver gefahren werden – wer dieses Feingefühl mitbringt, entlockt dem Brett aber eine überraschend gute Gleitleistung – samt druckvoller Beschleunigung. Auf dem schmalen Heck gerät das Queren von Weißwasser aber zu einer ziemlich wackligen Angelegenheit. Das Fahrgefühl auf der Geraden ist weniger schienenartig, sondern eher quirlig, gefühlt wird jedes Zucken mit dem Zeh sofort in eine Richtungsänderung umgemünzt. Dies bedeutet, dass das Hookipa-Modell auf der Welle deutlich radikaler fährt – die Radien lassen sich spielerisch und mit weniger Druck variieren. Auch bei hohem Speed und druckvollen Ozeanwellen bleiben die Radien gut variierbar. Umgekehrt fehlt bei wenig Wind- oder Wellenschub aber auch spürbar Durchgleitpotenzial, hier zollt man dem schmalen Heck mit seinen dünnen Kanten Tribut.
Naish Global Quad und Hookipa Quad - das surf-Fazit:
Mit dem Global machen neun von zehn Wavesurfer alles richtig – Gleitleistung, Kontrolle und Drehfreudigkeit sind auf einem wirklich guten Niveau, was den Global nicht nur zu einem global einsetzbaren Waveboard macht, sondern sogar zu einem universellen. Egal, ob in dicken Nordseewellen oder auch mal als Flachwasserboard für Starkwind: Der Global Quad nimmt alles dankbar mit und hat eigentlich keine Schwächen. Nur wer auf maximales Drehen auch in großen Wellen schielt, kommt hier bezüglich der Drehfreudigkeit ans Limit.
Der Hookipa Quad hat hingegen im Flachwasser nichts verloren, Wave-Aufsteiger werden hier ebenfalls schnell überfordert sein, die Zielgruppe ist somit ungleich kleiner. Trotzdem kann der Radikalinski für bestimmte Surfer und Spots genau das Richtige sein: Wer sich eher Gedanken macht, ob er auf der nächsten Welle einen Aerial oder lieber eine Wave-360 versuchen sollte, als darum, sicher über die Brandung nach draußen zu kommen, erhält hier maximales Drehpotenzial.
Die Naish Wave-Modelle
- Global: 75/85//95/105 Liter
- Hookipa: 78/84/88/96 Liter
- Preise: 2699 Euro
- Infos: www.naishsails.com