Tourensurfen6000 Kilometer rund um Japan - Jono Dunnett im Interview

Manuel Vogel

 · 18.05.2024

Jono Dunnett surfte vor einigen Jahren einmal rund um Europa
Foto: José Gómez Vizcaíno
Extremsurfer Jono Dunnett bricht auf zu einem neuen Abenteuer. Diesmal will er binnen eines Jahres einmal rund um Japan surfen, wie er im Interview verrät.

Von 2018 bis 2019 surfte der Brite Jono Dunnett einmal komplett um Europa. Jetzt steht er in den Startlöchern für sein nächstes großes Abenteuer. Innerhalb eines Jahres will er einmal rund um Japan surfen - alleine, über knapp 6000 Kilometer.

Jono, du bist vor der Pandemie einmal rund um Europa gesurft, warst knapp zwei Jahre unterwegs. Wie hast du danach wieder in ein normales Leben zurückgefunden?

Puh, das war manchmal schwierig muss ich zugeben. Es fühlt sich so an, als wäre es schon so lange her. Als ich damals in Norwegen zum Round Europe gestartet bin, habe ich Helena kennengelernt. Nach dem Ende meiner Reise haben wir zusammen ein paar coole Abenteuer erlebt. Lange Paddeltouren und im Jahr 2022 sind wir mit einem kleinen Boot einmal rund um Irland gesegelt.

Deine Freundin ist also auch so extrem drauf wie du?

Nee, sie konnte bis dato gar nicht segeln und hatte sowas noch nie gemacht. Die Route auf der Atlantikseite war dann auch ziemlich wild, da hat sie gelitten und ich hätte es vielleicht etwas ruhiger angehen lassen sollen. Aber sie hat mir verziehen (lacht).

Was mich am Tourensurfen fasziniert ist, dass du nie weißt, was als nächstes passiert

Jetzt steht dein nächstes großes Abenteuer an - einmal rund um Japan. Warum Japan?

Ich hatte schon länger vor, wieder auf Reisen zu gehen. Ich bekam eines Tages eine Nachricht von einem Surfer, der mein Bucht In the Balance über meine Reise um Europa gelesen hatte. Er sagte: “Wenn du wieder was planst, komm nach Japan.” Ich recherchierte etwas und fand die Idee sofort interessant. Die japanischen Menschen, die ich bislang kennengelernt hatte, waren alle sehr freundlich - in der japanischen Kultur fühlt man sich sofort willkommen und sicher. Wenn die Reise aufs See schon gefährlich wird, will ich wenigstens an Land gut aufgehoben sein.

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surf/p6032792_18b59ab299007fcc01f28308e6a190edFoto: Jono Dunnett

Hört sich so an, als faszinieren die die Menschen auf deiner Reise mehr als die Landschaft oder die Surfbedingungen...

Die Leute sind ein großer Faktor. Ich bin ein Abenteurer, aber ich will mich nicht irgendwo komplett verloren fühlen. Japan wird außerhalb meiner Komfortzone sein - aber eben nur ein bisschen.

Wann geht’s los?

Gerade bin ich noch hier zuhause in Clacton-On-Sea, aber am 23. Mai fliege ich mit dem Material nach Tokio und einige Tage später werde ich aufbrechen.

Du fliegst mit einem 380 Zentimeter langen Raceboard um die Welt? Wie viele Airline-Mitarbeitende musstest du dafür bestechen?

(Lacht) Ja das war in der Tat eine Mission. Ich hab lange versucht, das Teil als Gepäck anzumelden, ohne Erfolg. Dann bekam ich einen persönlichen Kontakt, deren Namen ich nicht nennen möchte, bei einer Airline, deren Namen ich auch nicht nennen möchte und dann ging’s (lacht) ...

Verstehe. Stichwort Material: Verwendest du wieder dein Equipment der letzten Reise?

Ich nutze ein Unifiber Proteus Raceboard, das schneidet besser durch die Wellen und ich erhoffe mir davon, weniger Schleuderstürze auf tiefen Raumwindkursen zu machen. Außerdem nutze ich ein Loftsails Switchblade 8,5. Natürlich habe ich wieder mein wasserdichtes Fäßchen dabei, in dem ich mein Gepäck unterbringe. Ich hab’ ein paar Anpassungen an der Befestigung am Board gemacht, um etwas besser stehen zu können, ansonsten hat sich wenig geändert. Außerdem habe ich wieder meinen GPS-Tracker und auch einen Notfall-Sender dabei. Und jede Menge Haferbrei (lacht).

Wie schätzt du die Route ein? Was werden die größten Herausforderungen sein?

Ich hab mir die Strecke natürlich gut angeschaut. Im Wesentlichen wird es darauf ankommen, zur richtigen Zeit in der richtigen Gegend zu sein. Ich starte von Tokio entlang der Pazifikküste. Hier dürften die Pazifikswells und der regelmäßig auftretende Seenebel die größten Hindernisse werden. Ich surfe zunächst gen Norden, denn den Norden kannst du nur im Sommer runden. Im Winter gibt’s da Packeis, das wäre zu hart. Wie da oben der Wind ist, kann ich nicht sagen, ich lasse mich überraschen. Die Landschaft dort oben stelle ich mir vor wie die Fjorde in Norwegen. Aber du willst da oben nicht zu spät ankommen, sonst hast du Wind aus Norden, onshore und arschkalt (lacht). Dann surfe ich auf der Westseite im Japanischen Meer wieder runter.

surf/pb116401_a9a9212d3bceed13c22eb818453bc442Foto: Jono Dunnett

Du hast ja auch schon Nächte in Norwegen unter dem zugeschneiten Segel verbracht...

Ja, stimmt. Aber ich versuche das diesmal zu vermeiden (lacht). Auch im Süden Japans sollte ich wiederum nicht zu spät ankommen, weil es hier tropisch heiß ist und im Sommer die Taifunsaison startet. Das Gute an Japan ist, dass es recht dicht besiedelt ist, es dürfte also leicht sein, irgendwo Unterschlupf zu finden.

Wie lange wird die Reise vermutlich dauern?

Es wird etwa doppelt so lang sein wie einmal rund um Großbritannien. Das waren etwas mehr als 3000 gesurfte Kilometer, die ich in rund 100 Tagen abgerissen habe. Japan wird vermutlich so 6000 bis 6500 Kilometer zu surfende Strecke sein und ich schätze, dass es etwa neun Monate dauern dürfte. Die Bedingungen werden sicher herausfordernd sein und ich werde auch Geduld haben müssen. Schließlich werde ich nicht jünger (lacht).

Jono, viel Glück auf deiner Reise! Wir werden im regalmäßigen Abständen im Surf-Magazin von deinen Abenteuern berichten!

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