Die Themen in diesem Artikel:
Interview mit Christian Pessl
Christian „Pessi“ Pessl bildet im VDWS-Lehrteam SUP-Instruktoren aus und gestaltet für den SUP Club Starnberg viele Kinderkurse und Kindergeburtstage auf dem SUP. Damit Kinder mit Freude beim Paddeln bleiben, hat er einige Tipps parat.
Ab wann können Kinder auf dem SUP loslegen?
Wenn die Kinder schwimmen können, Seepferdchen ist Voraussetzung. Etwa sechs Jahre alt sollten die Kinder mindestens sein, da haben wir gute Erfahrungen. Die müssen ja auch ein Mindestverständnis für die Sicherheitserläuterungen zum Beispiel mitbringen.
Wie sehen die idealen Bedingungen für die ersten Versuche aus?
Ein flaches, ruhiges Gewässer, optimal ist ein Stehbereich für die ersten Übungen, um dann im tiefen Wasser, wo man gefahrlos reinfallen kann, mit Spielformen weiterzumachen.
Welche Bedingungen sollte man vermeiden?
Wenn zu viel Wind weht zum Beispiel. Dann ist es für Kinder noch schwieriger als für Erwachsene, das Board zu manövrieren. Da frustriert man Kinder sehr schnell.
Wie sieht der ideale Start aus?
Am schönsten für Kids ist es auf jeden Fall, wenn man in der Gruppe unterwegs ist. Da beginnt man mit Boardgewöhnung auf dem eigenen Board: Zuerst knien, dann stehen, sich auf dem Board bewegen, weit vor- und zurückgehen. Dann machen wir auch schon Partnerübungen in der Gruppe, wie im Knien das Brett tauschen, im Stehen tauschen, mit allen Boards eine große Insel formen, über die Boards laufen. Je mehr Bewegungserfahrung man zu Anfang macht und die Scheu verliert, ins Wasser zu fallen, umso cooler geht es nachher weiter. Aufgaben wären noch solche wie „Wer schafft es, auf dem Board zu springen, wer schafft einen One-Eighty, wer schafft vielleicht sogar, eine ganze Drehung zu springen?“ Känguru-Jumps, also beim Paddelzug zu springen, kommen gut an. Damit kann man Kinder begeistern und sie merken gar nicht, wie sie dabei sogar ein bisschen Strecke machen.
Wie bleibt die Gruppe bei den Spielformen ohne Paddel zusammen ?
Im Stehrevier ist das einfach. Aber auch sonst muss man dabei lernen, wie man im Knien oder Liegen mit den Händen paddelnd ein bisschen Strecke machen kann – auch dafür, wenn man später mal das Paddel verliert.
Welches Material ist für Kinder zwischen sechs und elf Jahren geeignet?
Definitiv ein kindgerechtes, also kürzeres und schmaleres Board. Die Größe 9'0" x 28" verwenden wir meistens.
Welchen Fehler sollten Eltern vermeiden?
Es ist beim Stand-up-Paddeln genauso wie beim Radfahren oder Skifahren: Es gibt Material für Erwachsene und geeignetes Material für Kinder. Wenn ich einem Kind das Radfahren auf einem Erwachsenenrad beibringen will, wäre ich auch zum Scheitern verurteilt. Deshalb muss auch das Paddel leicht, der Schaft dünn und das Blatt klein genug sein. Ansonsten schaffen es die Kinder konditionell und koordinativ nicht und werden den Spaß verlieren.
Sehen Kinder SUP eher spielerisch oder eher sportlich?
Für die meisten beginnt es spielerisch und je besser sie klarkommen, umso eher kommt auch ein kleiner Wettkampfgedanke ins Spiel. Die wollen sich schon ein bisschen matchen und das kann man super in einen Kurs einbauen.
Ab wann können Kinder auf einem eigenen Board auf Touren mitpaddeln?
Kleinere Touren baue ich schon in Anfängerkurse ein. Das sind dann so 500 Meter bis ein Kilometer. Aber immer mit einem interessanten Ziel. Wir paddeln dann zur Wasserwacht und schauen uns das dort mal an. Ich sage auch nicht Tour dazu, sondern eher Schnitzeljagd. Wir paddeln ein Stück, dann gibt es eine Aufgabe, dann geht es weiter zur nächsten Station. So kann man das für Kinder interessanter gestalten. Wenn ich sage „Komm, wir paddeln jetzt eine Fünf-Kilometer-Tour“, wird es für die meisten Kinder vermutlich sehr schnell langweilig. Das ist wie beim Wandern. Wenn ich nur wegen des Wanderns auf den Berg gehe, wird es für das Kind weniger interessant sein, als wenn ich zwischendrin ein paar coole Action-Stationen einbaue. Dann schafft man einige Kilometer ganz locker mit denen.
Wie sieht es mit Leash und Schwimmweste aus? Bei den Spielformen ist die Leash ja kaum anlegbar.
Leash und Schwimmweste sind bei uns obligatorisch. Es gibt wenige Ausnahmen, bei den gemeinsamen Spielformen etwa, wo wir die Leash abnehmen, aber die ist ja elastisch, das meiste geht auch mit Leash. Die Leash ist wie der Sicherheitsgurt im Auto, das gehört einfach dazu. (Red.: Ausnahmen sind möglich, im Wildwasser ist eine unsachgemäß verwendete Leash potenziell lebensgefährlich).
Was ist von den längeren, schmalen Jugend-Raceboards zu halten, so 12" 6' mal 22" etwa?
Das ist für erfahrene Kinder, die sportlich ambitioniert sind und mal eine längere Tour paddeln wollen, oder sogar an Rennen teilnehmen. Das ist ein sehr cooles Gerät, aber nicht für Anfänger geeignet. Man lernt Skifahren auch nicht auf einem Rennski. Ein kurzes Allroundboard dreht leichter und die Kinder können besser Gleichgewicht halten.
Erwachsene kämpfen oft mit dem Gleichgewicht, was sind die Knackpunkte für Kinder?
Gleichgewichtsfähigkeit ist bei den meisten Kindern recht gut ausgeprägt. Die Schwierigkeit ist eher die Koordination mit dem Paddel – es richtig herum zu halten, auf der richtigen Seite zu paddeln oder es tief genug einzutauchen. Oder sie stehen halb verdreht auf dem Board
Gibt es dafür Hilfestellungen?
Ich erkläre zum Beispiel, wenn wir anfangs im Knien paddeln, sie sollen das Paddel greifen, als würden sie eine Stange raufklettern. Dann sind auf jeden Fall die Daumen oben. Oder man kann mit Isolierband eine Markierung aufs Paddel kleben, wie weit das Paddel ins Wasser getaucht werden sollte.
Was sind deine abschließenden Worte an SUP-begeisterte Eltern?
In der Gruppe lernen Kinder am besten, es sind soziale Wesen, die auch mal eine Challenge wollen, sich messen, da bietet sich vielleicht ein Kindergeburtstag an, um einfach mit Spaß beginnen. Und ganz wichtig für die ganz motivierten Paddler, die es ja auch gibt, die ihre Kinder auch zu sehr guten Paddlern machen wollen: Am Anfang sollte man die Kinder nicht überfordern und auch Fehler machen lassen, Kinder lernen auch durch eigene Fehler gut. Wenn man gemeinsam paddeln geht, sollte man sich nach den Kindern richten, nach ihren Bedürfnissen und nicht danach, was die Eltern vielleicht gerne machen.
Beratung Kindermaterial
Sollte ich jemals in die Lage kommen, einen umgekippten Landrover wieder auf die Räder hebeln zu müssen, würde ich gerne das Fanatic-Paddel dabeihaben. Unzerstörbar ist hier vermutlich untertrieben. Wer seine Kinder zu den Alleszerstörern zählt, ist damit bestens beraten. Allerdings schnellt auch bei Kindern und Jugendlichen vor allem mit besonders leichten und dünnen Paddeln der Fun-Faktor nochmals in die Höhe, so wie bei Erwachsenen. Für ein hochwertiges Kinderpaddel deutlich unter 600 Gramm sind allerdings schnell über 200 Euro fällig, daneben wirkt das Fanatic Ripper Carbon 25 mit einem Preis unter 100 Euro geradezu als Schnäppchen. Und auch das robuste Fanatic-Paddel ist für Kinder bereits eine spürbare Erleichterung gegenüber teils viel schwereren und meist deutlich zu langen Erwachsenenpaddeln. Beim Paddelkauf für Kinder und Jugendliche sind drei Ziele erstrebenswert: Ein Gewicht um oder unter 600 Gramm, ein Durchmesser unter 27 Millimeter und ein robustes, kleines und vielleicht auch etwas kürzeres Paddelblatt als bei Erwachsenenmodellen. Für engagierte Jugendliche, die bereits wissen, dass man mit Carbon-Sportgeräten nicht den Strand umgräbt, findet man auch hochwertige kleine Paddel mit Carbon-Paddelblatt im Racesegment, wie beispielsweise bei Makaio.
Boards: Allrounder oder Racer
Ähnlich aufgespalten präsentiert sich der Boardmarkt. Boards von etwa neun Fuß Länge oder kürzer und mit maximal 28 Inch Breite sind gute Allround-Kinderboards. Das RRD Air Evo Convertible fällt da mit 30 Inch Breite etwas aus dem Rahmen, hier wurde auch auf die Windsurfeignung geachtet. Generell können Kinder auf schmaleren Boards mit besserer Technik paddeln, das Paddel schön gerade durchs Wasser ziehen und so deutlich besser den Kurs halten und kommen flotter voran. Lange, breite Allroundboards von 11 Fuß Länge und über 30 Inch Breite lassen einem Kind keine Chance, richtig paddeln zu lernen. Boards wie unten von F2, Starboard oder STX stehen exemplarisch für die Boardgattung der Kids-Allrounder, die auch für erste Touren geeignet sind. Wollen die Kinder auf längeren Touren mit Erwachsenen mithalten, könnten auch die Jugend-Raceboards eine Option sein. Mit 21 bis 22 Inch Breite sind diese Boards für normal talentierte Erwachsene über 50 Kilo kaum zu beherrschen. Für geübte Jugendliche reduziert sich der Widerstand und die erforderliche Kraft deutlich und die Eltern stehen schnell vor der nächsten Herausforderung, nämlich mit den Kindern noch mitzuhalten.
Die richtige Blattgröße
Die Paddelblätter von Kinderpaddeln müssen deutlich kleiner als Erwachsenenpaddel sein.
Starboard (1) bietet mit dem Kids Tiki Tech (565 Gramm, ø 26,5 mm) in Blattgröße XS (69 Inch2) ein Paddel mit obendrein besonders kurzer Blattlänge an. Das hilft kleineren Paddlern, denn beim vergleichsweise langen Blatt (4) des Fanatic-Paddels Ripper Carbon 25* (675 Gramm, ø 30,3 mm), müssen Kinder – im Verhältnis zur Körpergröße – mehr Höhe beim Ausheben überwinden als größere Paddler mit dem gleichen Blatt. RRD (591 Gramm, ø 26,2 mm) stattet das Kinderpaddel (3) ebenfalls mit einem kürzeren Blatt aus. Das Starboard Enduro S Skinny (2) spricht mit längerer Basislänge des schlanken Schafts (ø 26,5 mm) eher größere Jugendliche an, passend dazu fällt die Blattgröße in S mit 76 Inch2 aus. Mit 601 Gramm ist es für diese Klasse noch als leicht einzustufen.
Schäfte/Griffe: Dünn und griffig
Der Schaft ist idealerweise nicht dicker als 26 bis 27 Millimeter. Wie hier 26,5 Millimeter bei Starboard (Bild oben 1+2) oder 26,2 Millimeter beim RRD-Paddel (Bild oben 3). Das Fanatic-Paddel ist mit 30,3 mm sogar dicker als die meisten Erwachsenenpaddel. Der Griff von RRD (7) passt auch zu kleinsten Händen, Starboard (5) hat ebenfalls einen besonders schlanken Griff, der Fanatic-Griff (6) ist griffig strukturiert und ebenfalls etwas kleiner als bei Erwachsenenmodellen.