Live your dreams: Als Lebensmotto kennt man das eigentlich als abgedroschene Phrase in Form eines Wandtattoos im Wohnzimmer eines gefrusteten Mittdreißigers. Doch bei Lars Bubelach wird dieser Spruch von der Realität mit Leben erfüllt. Der 19-jährige Abiturient ist drauf und dran, seine nächsten Jahre traumhaft zu gestalten, ohne den Blick auf die Wirklichkeit zu verlieren.
Hi, Lars. Wie schön, dass wir dich trotz deiner Klausurenphase für das Abitur treffen können. Wir hoffen, du hast in diesem Jahr schon viele Stürme mitgenommen.
Die Vorbereitungen für das Abitur liefen bisher gut und ich habe viel lernen können. Dennoch habe ich mir an den Sturmtagen mal den Luxus gegönnt, aufs Wasser zu gehen. Diese Tage habe ich sehr genossen, da ich beim Windsurfen mal voll abschalten und den Stress hinter mir lassen konnte. Außerdem ist Windsurfen ein enorm guter Ausgleich für mich. Ich muss mich manchmal einfach richtig auspowern, um wieder einen frischen Kopf zu bekommen – und mich somit wieder auf das Lernen konzentrieren zu können.
In welchem Alter hast du mit dem Windsurfen angefangen? Auf dem Wasser sieht man oft, dass dein Vater mit dir die Wellen teilt. Hast du den Sport durch ihn gelernt?
Meine erste Erfahrung mit einem Surfbrett und Segel hatte ich mit fünf oder sechs Jahren. Da bin ich mit einem 1,5er Segel hin und her getuckert. Eine Zeit lang habe ich aber auch höherklassig Basketball in der Landesauswahl gespielt und konnte deshalb nicht immer windsurfen. Mit zwölf Jahren habe ich meinen Fokus dann jedoch wieder dem Wassersport gewidmet. Meine Eltern surfen schon sehr lange, mein Vater sogar bereits seit 40 Jahren. Daher war seine Freude natürlich immer groß, wenn wir als Familie zusammen ans Meer gefahren sind und zusammen Zeit auf dem Wasser verbrachten. Die Leidenschaft zum Windsurfen habe ich somit von meiner Familie, und zusammen mit meinem Vater teilen wir uns noch oft ein paar Wellen.
Du lebst in Neumünster. Das ist doch die perfekte Lage. Du bist schnell an der Ostsee und schnell an der Nordsee. Erzähl mal, wie dein Alltag aussieht, wenn du nicht gerade lernen musst.
Das stimmt. Neumünster hat die beste Lage, um schnell an Ost- und Nordsee zu sein. Ich schaue täglich die Windvorhersage an und freue mich immer, wenn grüne bis orangene Farben in Klitmøller über das Wochenende angezeigt werden. Dann packe ich meistens donnerstags meinen Bulli und fahre am Freitag direkt nach der Schule nach Dänemark – und mache mich dann sonntags nach der letzten Session auf den Weg nach Hause. Wenn alles gut läuft, verbringe ich dann um die sieben Stunden pro Tag auf dem Wasser. Aber auch in der Woche kann ich fast täglich aufs Wasser gehen. Sowohl nach Sankt Peter Ording als auch nach Heiligenhafen brauche ich nur knapp 90 Minuten. Gerade im Sommer, wenn die Tage länger sind, habe ich dann oft viel Spaß und kann mich gut auspowern und trainieren.
Im letzten Jahr konntest du die ganze PWA Youth Tour mitfahren. Auf Gran Canaria warst du sogar knapp einen Monat und hast dort fleißig trainiert. Was konntest du von dieser Zeit mitnehmen?
Letztes Jahr war ich das erste Mal auf Gran Canaria. Dort hatte ich mir zusammen mit Sebastian Bail und dir ein Appartement direkt am Spot geteilt. Da ich bereits zwei Wochen vor dem Weltcup viel trainieren konnte, kannte ich den Spot schon ein wenig. Bei den ersten Sessions fühlte es sich ungewohnt an, mit einem 3er Segel voll überpowert in einen Forwardloop zu gehen, aber mit der Zeit kam die Gewohnheit – und ich fühlte mich sicherer. Während des Weltcups hatten wir in der U-20-Kategorie leider nicht die besten Bedingungen, aber dennoch war dieser Event ein Highlight dieser Saison. Ich konnte mir vieles von anderen abschauen, pushte mich enorm mit Freunden und genoss das Gefühl der Freiheit. Ich konnte auch einen Heat gegen einen der Pozo-Locals gewinnen, habe viel mitgenommen und fühlte mich für die anstehenden Wettkämpfe gut vorbereitet.
In Pozo mit einem 3er Segel voll überpowert in einen Frontloop zu gehen, fühlt sich erst mal sehr ungewohnt an. - Lars Bubelach
Schon zwei Monate darauf startete ja dann auch der Weltcup in Dänemark, wo du gegen ein starkes Teilnehmerfeld antreten konntest. Bist du zufrieden mit deiner Leistung?
Der letzte PWA-Tourstop war der Hammer. Die Vorhersage prognostizierte starken Wind und hohe Wellen. Glücklicherweise ist meine Schule sehr kulant und hat mich für diesen Wettkampf von dem Schulgeschehen freigestellt – somit stieg die Vorfreude. Dadurch, dass ich seit vielen Jahren fast die ganzen Ferien in Dänemark verbracht habe, kannte ich die Tricks, worauf es in dem Wettkampf ankommt. Ich habe es in der U-20-Kategorie geschafft, einige Heats zu gewinnen und verteidigte meinen vierten Platz in der Double Elimination. Ich habe viele tolle Erfahrungen mitnehmen können und hatte eine nette Zeit mit Freunden. Auch habe ich gelernt, welche Fehler ich gemacht habe. Und meiner Meinung nach sind solche Fehler enorm wichtig, um beim nächsten Mal andere Strategien zu wählen.
Man hört dabei heraus, dass die Gegend rund um Cold Hawaii so eine Art Homespot-Charakter für dich darstellt. 2020 konntest du beim Youth PWA in Klitmøller den dritten Platz belegen und hast bereits bei den Danish Open ganz oben auf dem Podium stehen können. Was macht eigentlich diese Gegend für dich so besonders? Und was verbindest du mit Dänemark?
Dänemark ist für mich und meine Familie wie eine zweite Heimat, meine Schwester hat mittlerweile in Cold Hawaii sogar ihren Wohnsitz. Schon als Baby bin ich immer mit meiner Familie nach Klitmøller gefahren. Als ich in die Schule kam, haben wir fast die ganzen Ferien dort verbracht – ich konnte sehr viel Zeit auf dem Wasser verbringen. Für mich sind Klitmøller und Hanstholm die besten Spots in ganz Nordeuropa. Zum einen ist die Anreise von zu Hause relativ kurz, zum anderen hat man die Möglichkeit, bei fast allen Windrichtungen gute Bedingungen zu haben. Mit der Zeit haben wir dort oben viele Freundschaften geknüpft und sind immer von der Gastfreundlichkeit überrascht. Hier wird es einfach nie langweilig – und man hat eine gute Mischung von guten und schweren Bedingungen. Insbesondere diese Mischung macht diese Region einzigartig. Ich finde es wichtig, auch bei schwierigen Bedingungen zu trainieren, denn bei Wettkämpfen kann man auch Pech mit dem Wind und den Wellen haben, so dass man die Judges mit Sprüngen und Wellenritten bei suboptimalen Bedingungen überzeugen muss.
Auf deiner Instagram-Seite sieht man, dass du des Öfteren mit dem Freestyleboard unterwegs bist. Welche Bedeutung hat das für das Waveriding?
Freestylen ist für mich die perfekte Ergänzung zum Waveriding, da man bei Tagen mit wenig Welle trotzdem Spaß haben, seinen Horizont erweitern und ein besseres Segelgefühl bekommen kann. Beim Freestylen lerne ich viele Moves, die ich später in die Welle übertragen kann. So ist ein Flaka beispielsweise ein guter Start zum Erlernen des Takas in der Welle. Der Fokus liegt aber bei mir dennoch auf der Wave-Disziplin.
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Sobald du dein Abizeugnis in den Händen hast, geht es erst mal weit weg, richtig? Was sind deine Pläne für diese Saison – und wo siehst du dich in fünf Jahren? Studium, Ausbildung? Oder doch nur Windsurfen?
Ja, nach meinem Abitur möchte ich erst einmal ein Jahr den Fokus nur auf das Windsurfen legen. Viel reisen, trainieren und die schönsten Ecken der Welt sehen. Im August fliege ich mit Freunden nach Peru, um an dem IWT/PWA Wettkampf teilzunehmen und eine der längsten Wellen überhaupt abzureiten. Darauf freue ich mich schon wirklich sehr. Außerdem möchte ich bei dem ikonischen Wettkampf in Tiree in Irland mitfahren, viele Erfahrungen sammeln und meinen Traum leben. Im Winter fliege ich dann zusammen mit dir nach Kapstadt, um mich auf die neue Saison vorzubereiten. Solche Reisen sind natürlich mit hohen Kosten verbunden, weshalb ich auf Sponsoren angewiesen bin und gleichzeitig noch jobbe. Wir beiden haben ja auch noch ein Videoprojekt in Island vor, für das wir bereits in voller Planung sind. Mir ist aber auch bewusst, dass nur Windsurfen auf längere Zeit nicht finanzierbar ist, weshalb ich nach dem Gap Year ein Studium im Norden in Richtung Ingenieurswesen beginnen werde. In fünf Jahren sehe ich mich auf alle Fälle noch immer mit enorm viel Spaß und Freude beim Windsurfen – und ich hoffe, den Sport weiterhin auf einem hohen Niveau ausüben zu können.
Faken über Lars Bubelach
- Geboren: 20.4.2004
- Wohnort: Neumünster
- Beruf: Schüler/Student
- Surft seit: 2010
- Erfolge: 3. Platz PWA U-17 Dänemark 2020, Dänischer Meister Youth Wave Overall 2021, 4. Platz PWA U-20 Overall 2022
- Lieblingsspots: Klitmøller, Hanstholm, Weissenhaus
- Lieblingsmoves: Shaka, Taka und Backloop
- Motto: Live your dreams
- Sponsoren: Gaastra, Tabou, K4, Die Photovoltagier
- Weblinks: Instagram: lars_ger181, www.bubelach.de