Diese Spots in Peru haben wir besucht:
Pacasmayo stand eigentlich schon immer auf meiner Wunschliste, bis ich 2017 endlich dorthin reisen konnte. Seitdem bin ich – außer während der Pandemie – jedes Jahr wieder gekommen, zuletzt sogar für drei Monate. Man kann daher ahnen, wie sehr ich die Surfbedingungen genieße und wie zuverlässig der Spot funktioniert. Die Wellen sind meistens recht zahm und bieten dennoch immer etwas zum Lernen. Die langen Paddelstrecken zurück zum Point sind dann fast meditativ, wenn man gerade zuvor die längste Welle seines Lebens erwischt hat. Dabei wird die Verbundenheit mit dem Spot mit der Zeit immer tiefer – je häufiger man mit Pelikanen die gleichen Wellen surft, man den Blick auf die goldene Wüste genießt, wenn der Pier und die Promenade im schwachen Licht der untergehenden Sonne liegen, oder man den Leuchtturm strahlen sieht, während man die letzte Welle zurück zum Ufer reitet. Dann zaubert das ein Lächeln auf das Gesicht, solange, bis man am nächsten Tag aufwacht – und sich genau das Gleiche wieder wünscht. Nicht umsonst wird der Ort auch Pacasmagic genannt. Schon die Mochicas wussten, dass die peruanischen Wellen dazu bestimmt sind, geritten zu werden. Doch es gibt noch soviel mehr zu entdecken.
Die Natur Perus ist reichhaltig und vielfältig: mit dem Amazonas-Dschungel, dem Anden-Hochland und einer spektakulären, scheinbar endlosen Küstenlinie. Die Kultur ist faszinierend: Machu Picchu und Cusco krönen die Liste Dutzender weltbekannter, archäologischer Stätten. Die Gastronomie ist berühmt. Dazu liegt hier der Geburtsort einer frühen Form des Standup-Paddelns, denn die einheimischen Fischer paddelten auf ihren „Caballitos de Totora“ (Schilfpferde) in den Gewässern von Huanchaco, einem wunderschönen Surfspot in Trujillo, tatsächlich bereits im Stehen auf den Wellen. Auf mehr als 3000 Jahre alten Töpferwaren sind Hinweise darauf zu finden, dass diese Mochica-Fischer an den Stränden von Huanchaco tatsächlich surften. Die guten Surfbedingungen werden dabei von einem angenehmen Klima ergänzt.
Denn auch der peruanische Winter ist mild, vor allem in den nördlichen Regionen, und obwohl das Wasser kühl ist (langer Neoprenanzug), sind die Temperaturen an Land angenehm, mit etwas kühleren Nächten. Die Strände werden in dieser Jahreszeit von nationalen Touristen wenig besucht (es ist die peruanische Nebensaison) und viele Urlauber, die nach Peru kommen, sind mehr auf den Besuch archäologischer Stätten als auf das Surfen konzentriert. Für Surfer aus den Nachbarländern gibt es wenig Reisegründe, da sie von denselben südlichen Swells gesegnet werden, die auf die peruanische Küste treffen, und die lokale Surfszene ist noch nicht so weit entwickelt, dass es an den meisten Orten überfüllte Peaks geben würde.
Die gesamte Küste Perus ist den südlichen Swells des Pazifiks ausgesetzt, selbst in der Hauptstadt Lima gibt es viele fantastische und selten überfüllte Spots. Aber je weiter man nach Norden kommt, desto schöner und weniger neblig ist das Wetter, auch wenn das Wasser aufgrund der Humboldt- Strömung immer noch kalt ist. Während der South-Swell- Saison (von April bis Oktober) habe ich die wichtigsten Spots erkundet. Als Favoriten haben sich dabei Chicama, Pacasmayo und Lobitos entpuppt. Ich würde empfehlen, sich an einem dieser Strände niederzulassen – dabei aber immer bereit für Ausflüge zu anderen Spots. Lobitos ist unter den dreien deutlich stärker besucht, daher würde ich Chicama oder Pacasmayo noch bevorzugen.
Pacasmayo
Pacasmayo ist dabei ein wahrer Swell-Magnet, der selbst die kleinsten Swells auffängt. Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage, dass er nie weniger als etwa kopfhoch ist und doch hält er auch den größten Wellen stand und ist nie überfüllt. Zum Windsurfen und Wingfoilen ist die schwache, ablandige Nachmittagsbrise perfekt geeignet.
Pacasmayo ist eine Stadt, viel größer als Chicama und Lobitos, die ihre Blütezeit in den Tagen des Guanohandels und als Knotenpunkt des Tabaktransports erlebt hat. Das Zentrum bildet eindeutig ihr majestätischer Pier, der früher direkt zu einer der wichtigsten Handelsbahnen im Norden des Landes führte. Heute erlebt die Stadt eine Art Renaissance nach der Pandemie, die das Land besonders hart getroffen hat. Mit der langsamen Wiedereröffnung von Geschäften und Restaurants kehrt Pacasmayo als charmante und blühende Stadt zurück, mit ihrer schönen Strandpromenade, dem attraktiven, ursprünglich sogar 700 Meter langen Pier und natürlich mit seinem ikonischen Leuchtturm.
In Pacasmayo findest du alle Arten von Unterkünften, entweder direkt vor dem Ort oder etwas weiter in der Stadt, sowie zahlreiche Restaurants, Autovermietungen, Reparaturwerkstätten, einen großen Supermarkt, zwei große Lebensmittelmärkte mit köstlichem Obst und viel frischem Fisch. Auf ein eigenes Auto kannst du verzichten, da alles zu Fuß erreichbar ist, oder man kann sich mit einem Mototaxi (Tuk-Tuk) in die Stadt und zurück bringen lassen. An das soziale Leben in Pacasmayo knüpft man nicht so einfach an, wie in anderen Surf- und SUP-Destinationen. Es gibt nicht viele Touristen und obwohl die Einheimischen Fremden gegenüber interessiert und sehr freundlich sind, bleiben sie oft mit einer gewissen Schüchternheit auf Distanz. Wer sich mit den Pacasmayinos anfreunden möchte, muss seinen Teil dazu beitragen, um dann ganz gewiss nette, fürsorgliche und respektvolle Menschen kennenzulernen.
Wie viele andere Spots an dieser Küste bietet Pacasmayo morgens hervorragende Bedingungen zum Surfen und Standup-Paddeln. Gegen Mittag frischt dann meistens der Wind auf: zum Kitesurfen, Windsurfen oder Wingfoilen. Dabei benötigt der Spot keinen hohen Swell für gute Wellen. Da es sich um einen großen Point Break mit viel bewegtem Wasser handelt, kann die Strömung aber immer ziemlich stark werden, vor allem bei großem Südswell. An Tagen mit kleinen Wellen kann man sich mit einem SUP zumindest etwas besser am Point halten als Wellenreiter, aber bei großen Wellen empfehle ich auch Standup-Paddlern, ein Surfboot zu mieten, das dich nach jedem Wellenritt wieder zum Point zurückbringt. Denn im Gegensatz zu Chicama und Lobitos, wo man ans Ufer paddeln und zurück zum Point laufen kann, surft man in Pacasmayo sehr weit vom Ufer entfernt. Man könnte mit dem Mototaxi für ein paar US-Dollar zurück zum Point im Leuchtturm fahren, aber das Boot ist sicher die beste Option. Für eine dreistündige Surfsession musst du mit 20 Dollar pro Person rechnen.
Im Gegensatz zu Chicama wird es, wenn der Wind zur Mittagszeit auffrischt, kabbeliger auf der Welle, da der Spot nicht von hohen Klippen wie in Chicama vor der Nachmittagsbrise geschützt ist. An Tagen mit kleinen Wellen ist Pacasmayo perfekt für größere SUPs oder Surf-Longboards. Wenn die Wellen höher werden, verwandelt sich der Spot in einen Vergnügungspark für alle Arten von Surfboards, egal ob SUP, Shortboard oder Fishboard. Dann laufen große, sich steil aufbauende Wellen, die perfekt sind, um Turns in der Welle zu verbessern und das Surfen in größeren Wellen zu erlernen. Pacasmayo ist aus Paddlers Sicht zentral gelegen und gut angebunden. So liegt Chicamas berühmte „Left“ nur etwa 45 Minuten entfernt, perfekt für eine Flucht zu einer zwar kleineren, aber kraftvolleren Welle, immer dann wenn der Swell in Pacasmayo sehr groß wird.
Auch andere Wellen wie Puemape (25 Minuten entfernt) und Huanchaco (in der Nähe von Trujillo, ca. 1,5 bis 2 Stunden Fahrtzeit) sind leicht zu erreichen. Fernbusse fahren direkt vom zentralen Busbahnhof und bringen dich weiter in den Norden, wo die bekannten Breaks wie Lobitos, Los Organos und Negritos darauf warten, gesurft zu werden. Zu den beliebten Surfspots findet man auf Surfline und Magicseaweed zahlreiche Informationen. Wer Lust auf noch mehr Entdeckungen hat, lässt den Neoprenanzug zurück und steigt in einen Bus nach Ecuador, um die endlose Küste Südamerikas weiter zu erkunden.
Chicama
Etwa 45 Minuten südlich von Pacasmayo gelegen, liegt Chicama mit einer der längsten und am besten nach links laufenden Wellen der Welt. Es ist eine perfekte Welle wie aus einem Traum, und anders als man vielleicht erwarten würde, ist sie nicht völlig überlaufen – vor allem, wenn kein großer Swell angesagt ist. Die Welle läuft so lang, da zerstreuen sich die Menschenmassen schnell. Chicama ist dabei keine besonders schwierige Welle, und die Stimmung ist meistens sehr entspannt und einladend. An ruhigeren Tagen trifft man vielleicht auf ein Dutzend Surfer. Nur, wenn ein großer Südswell vorhergesagt ist, füllt sich der Ort etwas mehr. Auch hier nimmt der Wind am späten Nachmittag meist zu, aber die Welle von Chicama behält auch bei stärkerem Wind ihre Form, da sie durch die hohen Klippen über dem Strand recht gut geschützt ist. Trotzdem können die starken Offshore- Böen für das Stand-up-Paddeln etwas lästig werden, da du beim Anpaddeln kräftig zurückgeblasen wirst, was es schwierig macht, die Welle zu erwischen.
Und auch in Chicama strömt es ordentlich. Mit einem SUP kannst du versuchen, dich am Point zu halten, aber die meisten Surfer lassen sich mit der Strömung treiben und schnappen sich unterwegs dann eine Welle, wenn ein Set kommt und laufen anschließend entweder am Strand zurück oder fahren mit einem Surfboot zum Point. Ein privates Surfboot kostet 100 Dollar für eine Gruppe von vier Personen, oder du schließt dich einem gemeinsamen Boot an, das etwa 20 Dollar pro Person kostet. Du kannst die Anzahl deiner Wellenritte am Tag verdreifachen oder vervierfachen, wenn du ein Boot nimmst, anstatt zu laufen. Chicama ist ein kleines Fischerdorf, das sich als Surfdestination einen Namen gemacht hat, und die charmante Strandpromenade mit ihren kleinen Geschäften und Restaurants hat definitiv einen Hauch von Surfer-Atmosphäre. Direkt vor dem Point gibt es einige Hotels der gehobenen Klasse, sowie zahlreiche preisgünstige Surfhostels und Wohnungen für jeden Geldbeutel.
Lobitos
Lobitos liegt etwa sieben Stunden nördlich von Pacasmayo, nur ein paar Stunden von der nördlichen Grenze Perus zu Ecuador entfernt. Lobitos liegt isoliert in einer Wüstenlandschaft voller Ölpumpen und Gasleitungen und bietet eine der besten Wellen, auf denen ich je gesurft bin.
Das Klima ist hier im Norden bereits etwas trockener, wärmer und sonniger als in Pacasmayo, aber das Wasser ist aufgrund des Humboldt-Stromes immer noch recht kühl. Die Welle in Lobitos läuft ziemlich schnell, hohl und perfekt. Sie bricht nur wenige Meter vom Strand entfernt, mit einer vertikalen Wand, die recht lange steht und so einen komfortablen Spielraum für Take-offs und dein Timing bei den Turns bietet. Da sie so nah am Ufer bricht, ist der Luxus, nach dem Wellenritt auf den trockenen Sand zu steigen und zurück zur Spitze zu laufen, ohne gegen die Strömung zu paddeln inklusive.
Du triffst hier auf erfahrene Surfer, die sich in denselben Wellen vergnügen, in denen ein paar Meter weiter Anfänger von den örtlichen Surflehrern die ersten Einweisungen bekommen. Da es sich um einen so beliebten Spot handelt, der Spaß macht, einfach zu surfen ist, gute Wellen bietet, sonnig und wärmer ist als die meisten anderen Spots in Peru, kann er natürlich auch mal überfüllt sein, vor allem bei hohem Swell. Die Stimmung unter den Surfern am Peak kann sich dann dramatisch ändern, je nachdem, wer gerade im Wasser ist – im Allgemeinen ist sie recht einladend, aber definitiv nicht immer. Das Paradoxon dabei: Lobitos braucht definitiv einen größeren Swell als Pacasmayo, um richtig zu funktionieren, also ist es am besten, sich nach der Vorhersage zu richten – aber dann wiederum musst du mit Menschenmassen rechnen. Vielleicht wählst du eine mittlere Vorhersage? Haha, viel Glück!
In Lobitos verschmelzen auf eigenartige Weise Fischerdorf und Surferstadt mit etwas Erdölausbeutung als Zugabe. Während das Dorf unter Wasserknappheit leidet, ist es unter der Erde reich an Erdöl. Bohrinseln, Ölpumpen und Gasleitungen werden dich ständig umgeben. Du surfst in der Nähe von Ölplattformen, von denen einige aber auch bereits aufgegeben und in künstliche Riffe umgewandelt wurden. An der Küste tuckern die Ölpumpen unaufhörlich, ihre Arme pumpen rhythmisch das schwarze Gold nach oben, das unter der Wüstenlandschaft verborgen ist.
Trotz der Öl- und Gasförderung ist der Strand von Lobitos wunderschön, mit einer charmanten Atmosphäre und vielen nationalen und internationalen Surfern, die hier nicht nur die perfekten Wellen genießen. Am Pier kreisen Pelikane und Surfer gemeinsam, darauf wartend, dass der tägliche Fang an Land gebracht wird. Lobitos verfügt über eine gut entwickelte Surferszene und bietet Unterkünfte für Rucksacktouristen mit kleinem Budget bis hin zu luxuriösen Surfunterkünften für diejenigen, die für ihren Surfurlaub deutlich mehr ausgeben. Ich würde mein Basislager zwar nicht in Lobitos aufschlagen, aber ich würde es auf jeden Fall auf meine Liste der Spots setzen, die man bei einer guten Swellvorhersage unbedingt besuchen muss.
Infos Peru
Beste Reisezeit
Die peruanische Küste ist sowohl Süd- als auch Nord-Swells ausgesetzt, was bedeutet, dass man fast das ganze Jahr über surfen kann. In den peruanischen Wintermonaten, also von April bis Oktober, formen die Südswells die endlosen „Lefts“ (Red.: Welle, die, vom Wasser aus gesehen, nach links gesurft wird) von Pacasmayo und Chicama. Die Wellen sind größer und beständiger, und obwohl das Wasser etwas kälter ist, ist das Wetter stabiler und weniger stürmisch. Ich bin immer zu dieser Jahreszeit gereist und wurde noch nie enttäuscht. Der Nord-Swell entstammt denselben Wellen-Systemen, die in den Monaten Oktober bis April auch die Nordküste von Hawaii treffen – also in den Sommermonaten in Peru. Das Wasser wird dann wärmer, aber die Swells kommen weniger regelmäßig und es kann etwas regnerisch sein. Trotzdem funktionieren die gleichen Surfspots und die Wellen laufen bei nördlichen Swells schneller. Es gibt sogar einige Surfspots in der Umgebung von Lobitos, die nur bei Nordswell funktionieren, sodass du im peruanischen Sommer die Chance auf epische Wellen hast, die viele Surfer so nicht erleben werden. Zwischen Oktober und April solltest du aber idealerweise einen Plan B im Kopf haben, für Kultur- und Natur-Trips vielleicht, wenn die Wellen mal eine Weile ausbleiben.
Warum überhaupt Pacasmayo
Der Norden Perus ist das perfekte Reiseziel für SUP-Surfer, die sich weiterentwickeln wollen, indem sie endlose Stunden im Wasser verbringen, sich in größeren Wellen zunehmend wohler fühlen werden und die längsten Wellen ihres Lebens erwischen.
Wenn es dich ein langer Neo nicht stört und du einfach nur abschalten und stundenlang im Wasser auf leeren Wellen surfen möchtest, ist dies dein Ort. Wer seine Frontside- oder Backside- Turns auf „linken“ Wellen verbessern will, kann so viele Turns auf einer einzigen Welle üben, dass man das Zählen vergisst. Bei mittelgroßem Swell, wenn die Wellen noch geteilt sind, kannst du zwischen verschiedenen Take-off-Spots wählen, egal ob du aggressivere Take-offs üben willst oder eine entspanntere Welle bevorzugst. An manchen Tagen werden die Wellen zwar sehr groß, aber es gibt keine unangenehmen Felsen, Riffe, Haie oder Shorebreaks. Es ist der richtige Ort, um vielleicht einige der größten und längsten Wellen deines Lebens zu erwischen, ohne die unnötigen Gefahren vieler anderer Surfspots. Wenn die Dünung noch größer wird und in den XXL-Bereich vordringt, bietet sich ein spektakulärer Anblick. Drei- bis vierfach kopfhohe Wellen, die perfekt in die Unendlichkeit und scheinbar noch darüber hinaus laufen.