RücktrittDaida Moreno im Interview – Die Queen of Pozo dankt ab

Lina Erpenstein

 · 27.08.2023

Moment des Glücks nach dem Sieg in Pozo. Danach verkündete Daida Moreno ihren Rücktritt. Im Interview blickt sie auf ihre Karriere zurück
Foto: John Carter
Die Moreno Twins gibt’s nur im Doppelpack! Das war einmal. Daida und Iballa Moreno haben sich die World-Cup-Podeste über zwei Jahrzehnte geteilt und sind gemeinsam zu einer Marke geworden. Daida beendet nun ihre Worldcup-Karriere.

Auch heute sind sie noch eng verbunden, aber sie sind eigenständige, starke Frauen mit unterschiedlichen Schicksalen. Nun sagt Daida dem World Cup „Tschüss“. Lina Erpenstein hat die Queen of Pozo zu einem außergewöhnlich offenen Interview getroffen.

Nur den wenigsten Sportlern wird noch während ihrer aktiven Karriere die Ehre zuteil, dass ihnen eine Statue gewidmet wird. Die Zwillinge Daida und Iballa Ruano Moreno haben es geschafft: Auf der Promenade ihres Homespots Pozo Izquierdo thront ein riesiges Metallsurfbrett, in dessen Segel die Segelnummern E-63 für Iballa, E-64 für Daida und die E-11 eines ebenfalls nicht ganz unbekannten Windsurfers aus Gran Canaria aus dem Stahl geschnitten sind. (Dunkerbeck verwendete die Segelnummer E-11, mit der er für Spanien startete.)

Die Moreno-Twins – unter diesem Markennamen vermarkteten sich Daida und Iballa über mehr als zwei Jahrzehnte – bringen es auf zusammen 28 PWA-Weltmeistertitel. Erfolgreichere Zwillinge gibt es in der Sportwelt nicht. Daida Moreno darf sich zudem zu Recht als „Queen of Pozo“ feiern lassen, immerhin gewann sie ihren Heim-World-Cup 22 Mal. 2023 wird ihr letzter Erfolg sein, sagt sie. Nach ihrem Sieg in diesem Jahr gab die 45-jährige Ausnahmesportlerin ihren Rücktritt vom Profisport bekannt. Kurz danach gab sie Lina Erpenstein, selbst gerade erst in Pozo auf Rang drei gefahren, ein außergewöhnlich offenes Interview.

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Daida, 18 Weltmeistertitel, und seit Kurzem 22 Pozo- Worldcup-Titel, wie fühlt es sich jetzt an, deinen Rückzug anzukündigen?

Ich fühle mich sehr erleichtert. Es war eine sehr überlegte Entscheidung, die schon seit einigen Jahren in meinem Kopf schwebte. Wäre meine Schwester nicht auch noch auf der Tour, hätte ich vermutlich schon viel früher aufgehört. Zudem habe ich die letzten Jahre jeweils nur ein bis zwei Events mitgemacht, da ich nicht nach einem weiteren Weltmeistertitel gestrebt habe. Am Ende ist es sehr nervenaufreibend, Wettkämpfe zu fahren und jetzt, wo ich einen Sohn habe, ist es nur noch mehr Stress. 2019 habe ich bereits meinen Rückzug aus dem professionellen Windsurfen angekündigt, da ich zu der Zeit versuchte, eine Familie zu gründen. Ich habe vier Fehlgeburten erlebt und war psychisch sehr gefordert von der ganzen Situation. Da hat mich die Ankündigung meines Rückzugs sehr erleichtert. Und jetzt mit einem Kind, muss ich sagen, ist es ziemlich unmöglich geworden, professionell zu trainieren, zu reisen und mehr Titel zu gewinnen. Es gibt eine gute Basis an jungen Mädels und Frauen mit einem guten Level, und für mich fühlt sich der Moment gut an, ihnen die Bühne zu überlassen. Es ist nicht wie damals, als ich angefangen habe und wir nur acht Frauen waren. Es ist eine gute Basis und ich sehe eine gute Zukunft. Und ich werde weiter helfen, mehr Frauen und Kinder fürs Windsurfen zu begeistern.

Wenn du dich an deine Karriere zurückerinnerst, welche Momente stechen für dich am meisten hervor?

Ich muss sagen, es waren drei Momente: Der erste war mein erster Weltmeistertitel im Jahr 2000. Der zweite war im Jahr 2012. Ich bin Zweite geworden beim World Cup hier in Pozo, hinter Iballa. Und das war nur vier Monate, nachdem ich meine Chemotherapie beendet hatte. Ich war unglaublich glücklich, wieder auf einem Podium zu stehen, da ich mir nie hatte vorstellen können, so früh schon wieder Wettkämpfe fahren zu können. Das war ein unglaubliches Gefühl. Und der dritte Moment war tatsächlich jetzt erst vor Kurzem, als ich entschieden habe aufzuhören. Ich wollte eigentlich schon dieses Jahr nicht mehr am Worldcup teilnehmen, doch ich wollte meinen Ruhestand nicht direkt vor dem Contest verkünden. So habe ich zwei Wochen vor dem Event entschieden, noch ein letztes Mal mitzumachen und danach aufzuhören.

Nur 4 Monate nach der überstandenen Chemo ist Daida wieder  fit für  Wettkämpfe.Foto: John CarterNur 4 Monate nach der überstandenen Chemo ist Daida wieder fit für Wettkämpfe.

Natürlich gab es auch harte Zeiten in deiner Karriere. Erzähl uns ein bisschen über diese Zeit. Wie war das für dich? Wie hat Windsurfen dir durch diese Zeit geholfen?

Für mich ist Gesundheit alles. Auch die Entscheidung für meinen Ausstieg ist dadurch getrieben. Krebs mit 33 Jahren zu haben und die Menschen um mich herum an der Krankheit sterben zu sehen, war sehr hart. Es hat mir sehr geholfen, meinen Dokumentarfilm zu drehen, darüber wie ich durch diese Zeit gegangen bin und wie windsurfen mir durch diese harten Zeiten geholfen hat. Gleichzeitig hat mir Windsurfen auch sehr viel Stress gemacht, wegen des Druckes der Wettkämpfe, besonders an Orten wie Sylt und Maui, wo ich nicht an die Bedingungen gewöhnt war und nie mein volles Potenzial ausschöpfen konnte. Trotzdem hat mir Windsurfen immer viel Spaß gemacht. Freies Surfen und meine Grenzen zu überschreiten fasziniert mich sehr, und wenn ich mich nicht verletze, werde ich immer weitermachen. Aber für mich muss es nicht mehr mit Wettkämpfen verbunden sein. 26 Jahre Wettkämpfe – da muss ich nichts mehr beweisen. Und ich denke, jetzt ist ein guter Moment für mich, aufzuhören.

Wie hat sich das Frauen-Windsurfen während deiner Karriere entwickelt? Siehst du gute Entwicklungen? Siehst du Dinge, die dir nicht so gefallen?

In den letzten 26 Jahren war mein größtes Ziel: mehr Frauen ins professionelle Windsurfen zu bringen und gleiches Preisgeld zu erreichen. Und ich denke, da sind wir schon ziemlich nah dran. Es ist noch nicht 100 Prozent gleiches Preisgeld, aber es ist sehr nah dran. Die Anzahl der Frauen, die Wettkämpfe fahren, ist deutlich gestiegen, genauso wie das Level der Heats. Über meine ganze Karriere habe ich das Level steigen sehen und darüber freue ich mich unglaublich. Und ich hoffe sehr, dass viele dieser Frauen lange genug auf der Tour bleiben können, um Beispiele für jüngere Generationen zu sein.

Ich habe so viele verschiedene Generationen von Frauen gesehen, und das ist hart für mich zu sehen, denn Frauen ziehen sich viel früher aus der professionellen Karriere zurück als Männer. Viele müssen studieren, wollen das „Hippie-Leben“ nicht zu lange haben, wollen eine Familie gründen und wollen und brauchen Geld. Und diesen Support gibt es nicht von Sponsoren. Deshalb ist es unglaublich schwer für Frauen, ein hohes Level über eine lange Zeit zu halten. Frauen beenden ihre professionelle Karriere in einem viel jüngeren Alter als Männer, und deshalb stagniert das Level länger. Eine positive Entwicklung, die ich sehe, ist das bessere Equipment, speziell für Frauen und leichte Personen entwickelt. Mit diesen Boards und Segeln kommen viele deutlich besser zurecht und können ihr volles Potenzial ausschöpfen. Ich freue mich auch, dass Severne ein wirklich großes weibliches Team hat. Die anderen Marken sollten da auch mehr tun. Marken sollten ein stärkeres Bild von Frauen promoten und ihre Athletinnen nicht nur mit Equipment ausstatten, sondern auch finanziell, um die besten Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Denn nur mit ausreichend finanziellem Support können Frauen lange genug vom Windsurfen leben, um sich dem Sport professionell zu widmen.

Ich werde weiter helfen, mehr Frauen und Kinder fürs Windsurfen zu begeistern.

Du hast es bereits erwähnt: Equal Prize Money. Du hattest einen großen Anteil an dieser Entwicklung. Erzähl uns ein bisschen darüber.

Als ich angefangen habe, hatten Frauen einen Anteil von zehn Prozent am gesamten Preisgeld. Wir haben sehr hart dafür gekämpft, das zu ändern und es geschafft, das Preisgeld von Männern und Frauen zu trennen, in zwei getrennte Töpfe. Zu diesem Zeitpunkt gingen 10.000 Euro an die Frauen und 50.000 Euro an die Männer. Kurz darauf waren wir bei 15.000 und 35.000 für die Männer. So blieb es für viele, viele Jahre. Erst vor ein paar Jahren konnten wir Event-Organisatoren und Politiker davon überzeugen, dass gleiches Preisgeld umgesetzt werden muss, nicht nur im Windsurfen, sondern auch in vielen anderen Sportarten. Es war ein unglaublich langer und harter Weg und Kampf.

Es gab Situationen, in denen ich physisch angegriffen wurde von Männern, da ich gehört habe, wie sie schlecht über Frauen reden und ich ihnen gesagt habe, sie sollen aufhören: „Frauen können nicht windsurfen, sie klauen unser Preisgeld“. Ein Typ hat mal mein T-Shirt zerrissen und mich gegen die Wand gedrückt, da ich ihm gesagt habe, er solle den Mund halten. Die Situation ist viel besser geworden, doch auch jetzt meinen aktive Profis noch immer, dass Frauen das Preisgeld von Männern wegnehmen. Und das ist so falsch! Es sind zwei getrennte Töpfe, Männer und Frauen, das ist alles. Doch viele Macho-Gedanken bleiben in den Köpfen. Es ist immer ein Kampf.

Daida Moreno hat sich immer an den Leistungen der Männer orientiert – das ist ihrer Meinung nach ein Grund, warum sie so gut geworden ist.Foto: John CarterDaida Moreno hat sich immer an den Leistungen der Männer orientiert – das ist ihrer Meinung nach ein Grund, warum sie so gut geworden ist.

Was denkst du selbst: Hat deine Dominanz über die Jahre Frauen motiviert, besser zu werden als du, oder sie eher frustriert, da sie das Gefühl hatten, dich nie überwinden zu können?

Ich trainiere für mich selbst und denke nicht darüber nach, was andere denken. Ich wünsche mir immer, dass Frauen ihre eigenen Grenzen überschreiten. Denn nur so werden wir auch in Zukunft mehr Respekt erhalten. Für mich ist es ein schönes Ziel, Frauen zu helfen, bessere Windsurfer zu werden. Wann immer ich im Wasser bin, versuche ich, Tipps zu geben. Wenn mich jemand nach Tipps fragt, werde ich immer für sie da sein. Ich trainiere nie in dem Gedanken, was andere Frauen über mich denken. Ich versuche, mich immer selbst zu motivieren und vergleiche mich mit Männern. Und ich denke, so ist es der beste Weg, eine bessere Windsurferin zu werden.

Jahrelang als Favoritin ins Rennen zu gehen, ist sicher nicht einfach. Wie bist du mit dem Druck umgegangen?

In Pozo habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Natürlich gibt es jede Menge Druck, aber das war meistens abseits vom Wasser. Judges erwarten mehr von dir, andere werden überbewertet, die Leute reden – alle diese Eindrücke prasseln konstant auf dich ein. Ich habe versucht, mich davon fernzuhalten, denn es frustriert einen nur. Natürlich verstehe ich, dass ich die bin, die alle schlagen wollen, und das ist auch ein gutes Gefühl. Ich habe immer versucht, mit Respekt und Bescheidenheit zu reagieren, denn wenn Menschen das nicht zeigen können, ist das nicht richtig. Respekt verdient man sich über eine lange Zeit und mit der Performance im Wasser. Und am Ende geht es einem selbst so auch besser. Ein Zwilling zu sein, ist schon eine besondere Lebenssituation. Mit seinem Zwilling auf höchstem Niveau um Weltmeistertitel zu kämpfen, kann wohl nicht einzigartiger sein.

Wie hat das deine Beziehung mit Iballa beeinflusst?

Zusammen zu reisen, die gleiche Leidenschaft zu teilen, Wind und Wellen, so viel Zeit zusammen zu verbringen, das ist wirklich einzigartig. Nur die Tarifa Twins werden das verstehen. Sie werden es mit der Zeit erleben, denn noch sind sie sehr jung. Eine Zwillingsschwester neben dir zu haben, die dich immer herausfordert, besser zu werden, ist wirklich schön.

Ist es nicht auch viel Druck?

Es gab zwar keinen Druck, aber am Ende konnte immer nur eine von uns beiden gewinnen. Manchmal hat sie gewonnen, mal habe ich gewonnen, mal hat Sarah-Quita gewonnen. Es ist hart, denn natürlich wollen alle gewinnen, aber das ist nun mal Wettkampf. Doch es gibt so viel mehr Leben um das Wettkampfleben herum, das wir immer teilen konnten. Für uns sind alle Trophäen zu uns nach Hause gekommen, zu allen in der Familie. Iballa hat zehn, ich habe 18 Weltmeistertitel, ich denke, das ist nicht so schlecht.

Eine Zwillingsschwester zu haben, die Dich immer herausfordert, ist wirklich schön.
Einzigartig – Zwillingsschwestern, die eine Sportart beherrschen.Foto: John CarterEinzigartig – Zwillingsschwestern, die eine Sportart beherrschen.

Über viele Jahre warst du auch Event-Organisatorin. Wie hat das deine Karriere beeinflusst?

Das hat meine Karriere zu 100 Prozent beeinflusst, denn ich habe angefangen, beide Seiten zu erleben. Als Fahrerin ist es manchmal sehr frustrierend zu sehen, wie viel besser ein Wettkampf sein könnte, wenn doch nur dies oder das anders gemacht werden würde. Die Sicht der Organisatorin ist viel komplexer: Man managt ein sehr kleines Budget und versucht, ein großes Event auf die Beine zu stellen, bei dem alle glücklich sind. Das ist eine ziemlich große Herausforderung. Zusammen mit meiner Schwester Iballa haben wir das Event acht Jahre lang organisiert, und das war unglaublich ermüdend. Im Grunde war ich „burnt out“. Als ich das verstanden habe, habe ich angefangen, Abstriche zu machen, um mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen zu können, denn das ist mein größtes Ziel.

Kurz vor dem Event auf Gran Canaria hast du uns mit einem Wechsel zu einem neuen Boardsponsor überrascht. Seit Kurzem bist du auf Bruch Boards unterwegs. Wie kam es dazu?

Dani (Bruch) und ich haben eine sehr enge freundschaftliche Beziehung seit vielen Jahren. Ich habe ihm immer gesagt, dass ich ihn in seinen Projekten unterstützen werde. Und ich denke, es war ein guter Zeitpunkt. Severne wollte jüngere Athletinnen unterstützen, und der Austausch war gut für beide Seiten. Ich habe das Gefühl, dass ich durch Danis Boards mein Waveriding noch weiter verbessern konnte, und ich freue mich darauf, was auch in Zukunft möglich sein wird. Ich habe viel Spaß mit den Boards und bin im engen Kontakt mit Dani in der Entwicklung der Prototypen. Diese Kommunikation hatte ich nie mit größeren Marken. Ich bin sehr dankbar, das jetzt gefunden zu haben, und wir arbeiten an einer langfristigen Zusammenarbeit. Am Ende versucht er, von einer kleinen Marke zu leben, und ich unterstütze ihn dabei. Ich denke, das ist ein ziemlich guter Deal für beide Seiten.

Wirst du auch ohne Wettkämpfe weiter für Bruch und Severne fahren?

Ja, ich werde auf jeden Fall weiter mit Dani zusammenarbeiten. Mit Severne habe ich einen Vertrag bis Dezember, und danach werden wir sehen, wie es weitergeht.

Wie geht es mit dem Moreno Twins Club weiter?

Da geht es auf jeden Fall weiter. Wir haben ihn 2001 gegründet, um Unterricht für Frauen und Kinder zu geben. Jetzt ist die Idee, das noch weiter auszubauen. Mehr Clinics, mehr Projekte et cetera. Nächste Woche gehe ich zum Beispiel an verschiedene Schulen und spreche mit den Kindern über Windsurfen. Wir können nicht das ganze Windsurfen auf Wettkämpfe reduzieren, denn es gibt noch so viel mehr drum herum. Es gibt Leute, die Wettkämpfe fahren und Leute, die keine Wettkämpfe fahren. Wettkämpfe habe ich mittlerweile durchgespielt (lacht). Alles, was ich mache, mache ich, so gut ich es kann. Das ist vermutlich der Grund, warum ich häufig so gestresst bin, aber so bin ich einfach.

Was steht noch auf deiner „Windsurf Bucket List“? Doubleloops in Pozo?

Double forward loops sind auf jeden Fall auf der Liste. Ich bin relativ nah dran. Ich habe bereits ein paar gelandet, alle leider nicht auf Kamera gebannt. Aber das kriegen wir noch hin! Ich denke auch, du (Lina) kannst sie, ich habe schon Versuche von dir gesehen, es ist möglich! Okay, Pushloop Forward, das ist ein wirklich harter Move. Nur die Top-7 der Männer können ihn wirklich konstant. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ricardo (Campello) versucht mich seit Jahren dazu zu bringen, aber ich denke, ich habe nicht das Alter oder die physische Kraft dafür. Mental ja, aber physisch nein, denn man muss unglaublich stark sein für diesen Move. Er ist definitiv nicht auf meiner Liste, aber irgendwo in meinem Kopf fliegt das noch rum. Außerdem möchte ich mehr Wave Moves konstant landen: Goiter, Wave360, Shakas, denn das ist, was ich wirklich liebe. Im Springen bin ich deutlich wählerischer geworden, vielleicht ist es das Alter (lacht).

Windsurfen in Pozo ist extrem hart für den Körper, und man muss super fit sein, um das auszuhalten. Das werde ich auch weiter versuchen! Manche Leute sagen mir: „Hey, selbst wenn du bis nächstes Jahr nicht trainierst, wirst du wieder gewinnen“. Aber mir ist das Gewinnen nicht mehr wichtig. Ich sorge mich um mich und möchte den Druck nicht mehr haben. Das ist der eigentliche Grund, warum ich aufhöre. Meine Motivation ist, neue Moves zu landen, coole Videos zu produzieren, andere zu unterrichten. Und nicht das ganze Marketing nur auf Contests zu stützen.

Mehr Zeit für ihren Sohn, das ist ein großer Wunsch von Daida.Foto: John CarterMehr Zeit für ihren Sohn, das ist ein großer Wunsch von Daida.

Worauf möchtest du dich in Zukunft konzentrieren? Wirst du noch gleich viel Zeit im Wasser verbringen oder wirst du dich mehr auf deine Familie und Physiotherapie konzentrieren?

Tatsächlich wird sich gar nicht so viel ändern. Unter der Woche sieht mein Tag so aus: Ich bringe meinen Sohn in die Schule, arbeite, windsurfe, hole ihn ab. Wenn es nachmittags richtig gute Bedingungen gibt, gehe ich noch mal aufs Wasser, sobald sein Vater zu Hause ist, sonst arbeite ich. Meine Wochentage sind quasi Arbeiten und Windsurfen und Zeit mit meinem Sohn verbringen. Am Wochenende mache ich die meiste Zeit Sport. Rennrad fahren, ich liebe es und habe tatsächlich schon ein paar Wettkämpfe mitgemacht (lacht). Aber da ist mein Ziel eher, die Distanz zu schaffen, als wirklich der Wettkampf. Ich liebe Herausforderungen.

Was macht eine Weltmeisterin aus?

Sehr, sehr viel Einsatz. Unterstützung, nicht nur von Sponsoren, sondern auch von der Familie und Freunden. Mentale Stärke und Vorstellungskraft, denn du musst immer darüber nachdenken, was du erreichen möchtest. Träume davon. Geh so lange aufs Wasser, bis du es erreicht hast. Schreib deine Moves auf, deine Ziele, träume davon, Videos, Coaching, alles gehört dazu. Ich sehe einige Frauen, die das machen, und es ist extrem effektiv. Mit ein bisschen Glück am Anfang und viel Einsatz macht das eine Weltmeisterin. Und sobald man einen Titel hat, muss man das alles verdreifachen, um den Titel zu behalten. Mit den Jahren wird das immer schwieriger und herausfordernder, denn von unten kommen neue Generationen nach, die den Titel auch haben wollen. Es ist wie ein Hamsterrad, das erst stoppt, wenn man die Reißleine zieht.

Daida Moreno hat sich immer an den Leistungen der Männer orientiert – das ist ihrer Meinung nach ein Grund, warum sie so gut geworden ist.Foto: John CarterDaida Moreno hat sich immer an den Leistungen der Männer orientiert – das ist ihrer Meinung nach ein Grund, warum sie so gut geworden ist.

Wenn du der 19-jährigen Daida, die gerade ihre Karriere anfängt, etwas sagen dürfest, was wäre es?

In meinem allerersten Interview, als ich 19 Jahre alt war, habe ich gesagt: „Ich möchte im Neoprenanzug bekannt werden“. Alle meine Fotos im Magazin Forza7 waren mit Neoprenanzug. Denn ich wollte durch mein Windsurfen bekannt werden und nicht durch meinen Körper, mein Gesicht oder meine Präsenz. Es ist total okay, wenn Leute das für sich wählen, aber ich wollte das nie. Noch immer werden Frauen und sogar Sportlerinnen, die sich über ihr Äußeres vermarkten, häufig besser bezahlt.

Wie gehst du damit um?

Das ist ein riesiges Thema. Die Marken, die uns als Athletinnen unterstützen sollten, unterstützen Models häufig besser. Das ist unglaublich frustrierend. Ich habe mein ganzes Leben dafür gekämpft, das zu ändern. Wenn mich jemand unterstützen will, dann geht es um mich als Athletin und um das, was ich tue, denn ich trainiere unglaublich hart, um meine Ziele zu erreichen. Aber am Ende gibt es andere, die zwar auch Windsurfen, sich aber durch äußere Merkmale vermarkten und viel besser bezahlt werden. Das ist unglaublich frustrierend, denn ich glaube nicht, dass Männer aufgrund ihres Aussehens gesponsert werden. Und genau das machen sie mit Frauen. Es ist der gleiche Kampf wie mit dem Preisgeld. Es hört nie auf, und wir sind schon weit gekommen, aber jetzt überlasse ich der jüngeren Generation diesen Kampf, denn ich habe ihn die letzten 26 Jahre gekämpft.

Was würdest du einem jungen Mädchen, das professionelle Windsurferin werden möchte, heute sagen?

Finde deine eigene Persönlichkeit und bleib ihr treu. Höre nie auf zu lernen. So wirst du dir Respekt erarbeiten. Versuche immer, Spaß zu haben, am Reisen, am Lernen, denn Windsurfen ist ein Lifestyle.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft? Worauf freust du dich am meisten?

Die Zukunft ist jetzt. Ich möchte mehr unterrichten, denn es macht mir großen Spaß, und dafür hatte ich nie die Zeit. Besonders mit Frauen und Kindern.

Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für die Zukunft.

Teneriffa, Gran Canaria, Maui – Daida war an allen Spots überragend.Foto: John CarterTeneriffa, Gran Canaria, Maui – Daida war an allen Spots überragend.

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