Wind-Special PassatDie Passatwindzone

Dr. Michael Sachweh

 · 20.12.2022

Wind-Special Passat: Die PassatwindzoneFoto: Pierre Bouras
Der Passat-Wind ist Lehrstoff in jedem Erdkundeunterricht. Endlich mal nützliche Infos für Windsurfer. Hier frischen wir euer Schulwissen über das globale Windsystem, das die besten Surfspots der Welt zuverlässig mit Wind versorgt, noch einmal auf.

Zwei erdumspannende Luftdruckgürtel bestimmen Wind und Wetter in den Randtropen der Südhemisphäre wie auch der Nordhemisphäre des Planeten. Randtropen, das ist die Zone, die sich zwischen den Subtropen und den äquatorialen Tropen befindet.

Bei dem einen Luftdruckgürtel handelt es sich um den polseitig gelegenen, subtropischen Hochdruckgürtel, zu dem auch unser Azorenhoch gehört. Die andere Luftdruckzone (quasi der tropische Gegenspieler) ist die Tiefdruckzone der inneren Tropen, häufig auch äquatoriale Tiefdruckrinne genannt.

Zwischen beiden Luftdruckgürteln wehen beständige Winde. Hier gibt es nicht diese unbeständigen Auf-Hochdruck-folgt-Tiefdruck- und Auf-Warmluft-folgt-Kaltluft-Wechselbäder, wie wir sie aus unseren mittleren Breiten kennen. Auch die Winde sind hier weitaus berechenbarer, sie kennen weitgehend nur eine Richtung: Sie wehen aus östlichen Richtungen – auf der Nordhalbkugel aus Nordost (Nordost-Passat) und auf der Südhalbkugel aus Südost (Südost-Passat). Eine Ausnahme bildet dabei der zentrale und nördliche Indische Ozean, der sein ganz eigenes Windsystem hat (Monsun).

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Der Fachbegriff für diese Zone sehr beständiger Ostwinde heißt Passatzone. Die Passate beider Erdhemisphären werden im Angelsächsischen „trade winds“ genannt. Die Wurzel des Wortes liegt im altsächsischen „trada“, was soviel wie bequemer Fußweg bedeutet. Die Passate haben im 17. bis 19. Jahrhundert den Überseehandel beflügelt – in einer Zeit also, als Kurs und Fahrtzeit der Großsegler noch ganz wesentlich vom Wind bestimmt wurden. Die Zone der beständigen Passatwinde, die sich etwa zwischen zehn und 30 Grad nördlicher bzw. südlicher Breite befindet, wurde zur Handelsstraße der Großschiffe. Die spanischen Seeleute schufen für den tropischen Teil des Atlantiks den Namen „el golfo de las damas“. Übersetzt heißt das: So leicht ließ sich im Passat navigieren, dass sogar eine Frau das Ruder hätte übernehmen können – typisch Spanier.

Heutzutage sind es vor allem die Blauwasser-Segler und Surfer, die diese Windzone für sich entdeckt haben. Sie bietet in Richtung und Stärke sehr berechenbare Winde, und dazu oft freundliches und warmes Wetter. Wer seine Freundin fürs Surfen begeistern möchte, sollte sie an einem Passat-Spot schnuppern lassen – viele der beliebtesten Surfspots liegen in der Passatregion.

Alles rund um die Passat-Winde:

Die Passat-Windzone ist eine riesige Sahnetorte – Surfspots mit Kirschen obendrauf

Schaut man genauer hin, ist Passat nicht gleich Passat. Da gibt es den Kernpassat: Diesen Bereich finden wir oft so etwa zwischen 15 und 25 Grad geografischer Breite. Hier ist der Passat im Sommer wie auch im Winter außerordentlich beständig - sowohl in puncto Winde als auch mit Blick auf das schöne Wetter, die Kapverden liegen zum Beispiel in dieser Zone.

Dann gibt es die weiter polwärts anschließende Wurzelzone des Passats: Hier ist auf den Passat meist nur im Sommer der jeweiligen Halbkugel Verlass. Im Winter dagegen sind die Winde unsteter, mal stärker und dann wieder schwächer, mal aus der östlichen Passatrichtung, dann wieder aus anderen Richtungen– mitunter kommen Tiefausläufer aus der Westwindzone mit ihren Regenfällen auf. Im östlichen Abschnitt der großen Ozeane herrschen oft kühle Meeresströmungen, so ist auch die Luft hier kühler als es in der Breitenlage möglich wäre. Zu dieser Wurzelzone des Passats zählen auch die Kanarischen Inseln.

Schließlich gibt es als dritte Passat-Variante die Auslaufzone des Passats. Sie finden wir oft auf den Westseiten der randtropischen Ozeane sowie in der Nähe des Äquators. Hier weht der Passat oft schwächer – und ist nicht ganz so richtungstreu wie in der Kernpassatzone. Auch die Trockenheit des Kernpassats kennt man hier nicht, lokale Schauer mit kurzzeitig starken Böen sind in manchen Monaten an der Tagesordnung. Im Sommer und Herbst gibt es zudem, in die östliche Strömung eingelagerte, Schlechtwetterstörungen – mit länger anhaltenden und gewittrigen Regenfällen. Manche von ihnen mausern sich zu tropischen Wirbelstürmen wie den Hurrikans. Zu der Auslaufzone des Passats zählen weite Teile der Karibik.


Alle Teile des Wind-Specials:

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