KaribikDie besten Windsurf-Spots auf Tobago

Die Lagune am Spot Pigeon Point ist ein Paradies für Freerider, Slalompiloten und auch Aufsteiger.
Foto: Chris Hafer
Relaxmodus – Wer auf Tobago aus dem Flieger steigt, wechselt unweigerlich in den Entspannungsmodus. Dem karibischen Lifestyle kann man sich nicht entziehen und auch die Bedingungen am Spot Pigeon Point tun alles dafür, dass hier alles aufkommt – außer Stress. Deshalb möchten wir euch diesen Spot Guide nicht vorenthalten.

In diesem Artikel:

“Die Black Pearl!? Ich hab Geschichten von der gehört. Seit fast zehn Jahren plündern sie Schiffe und Siedlungen. Lassen nie Überlebende zurück.“

„Keine Überlebenden? Woher stammen dann die Geschichten, frag ich mich?“

So ähnlich wie mit dem Schiff des berüchtigsten Piraten der Karibik, Captain Jack Sparrow, verhielt es sich auch mit der Insel Tobago. Viel hatten wir von ihr gehört, aber gesehen hatten wir sie noch nie.

Karibik: Palmen und weißer Sand, warmes und türkis-blaues Wasser, Sonne und Cocktails. Das hörte sich nach einem guten Ausweichplan für den notorisch grauen und kalten Winter in Deutschland an. Zumal Tobago größtenteils noch Karibik im Urzustand bietet – sehr entspannte Menschen, nie Hektik, Hühner in den Straßen, keine Bettenburgen. Mit relativ leeren Traumstränden, zumindest solange kein Kreuzfahrtschiff anlegt und auf einen Schlag Tausende von All-inclusive-Touristen aller Nationen für einen Tag an den Strand gekarrt werden.

Tobago gehörte schon Engländern, Franzosen, Niederländern - und Piraten

Die Insel Tobago hat eine wechselvolle Geschichte und wechselte nach der Entdeckung durch Kolumbus mindestens 31-mal den Besitzer. Mal waren es Engländer, dann Franzosen, Niederländer und sogar Esten. Zwischendurch war die Insel, nicht zuletzt aufgrund der wechselnden Machtverhältnisse, auch immer mal wieder Piratenstützpunkt. Wer allerdings denkt, man könne, trotz aller Entspanntheit, auch dem Karnevalstrubel im Februar entfliehen, hat komplett falsch gedacht. Aber von vorne…

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Anders als damals den Piraten droht heutzutage auf der Anreise kein Skorbut mehr. Bereits nach knapp neun Stunden Flugzeit tauscht man Winterkleidung und Stiefel gegen Boardshorts und Flip Flops und findet sich am überschaubaren Flughafen von Crown Point wieder. Von dort sind es lediglich wenige Minuten bis zum Hauptspot, dem Pigeon Point. Dieses Naturschutzgebiet bietet Postkarten-Ambiente – große Palmenhaine, weiße Strände und eine von einem Außenriff geschützte Bucht mit unwirk­lichen Wasserfarben.

Auf dem Wasser ist wenig los, unter Wasser umso mehr: Schildkröten und Rochen sieht man hier regelmäßig.Schon 1765 wurde ein großer Teil der Insel unter Naturschutz gestellt, was nicht nur den tropischen Wald in der Inselmitte sicherte, sondern auch den einheimischen Tieren – insbesondere der bunten Vogelwelt – Schutz bot. Hier gibt’s Kolibris in allen Farben, Ameisenwürger, Motmots, Jacamars, dazu Geckos und Eidechsen, Wasserfälle, die zu einem erfrischenden Bad einladen – welcome to the jungle!

So bunt wie die Vögel im Regenwald ist auch der Karneval, der hier ausgiebig gefeiert wird. Rosenmontag wird hier „J’ouvert“ genannt. Da in den dunklen Zeiten der Sklaverei um 1783, unter damals französischer Herrschaft, die Sklaven lediglich vor der Arbeit feiern durften, beginnt traditionell der Karnevalsumzug, etwa durch den Ort Crown Point, bereits um 4:30 Uhr morgens. Und damit auch wirklich jeder mitbekommt, dass Karneval ist, sorgen boxenbeladene Wagen im Stile der Loveparade für einen Sound, der vermutlich noch bis zur Nachbarinsel Trinidad zu hören ist.

Alkohol fließt natürlich reichlich, das Ganze gleicht eher einem großen Gelage, inklusive Farbenschlacht mit Bodypainting, erst gegen Mittag geben dann langsam die Letzten auf. Der eigentliche Karneval findet dienstags statt, etwa in der Inselhauptstadt Scarborough. Zwar mit ähnlich ohrenbetäubender Lautstärke von den Lautsprechertrucks untermalt, dafür aber mit wirklich unglaublich farbenfrohen Kostümen und der typisch karibischen Lebensfreude. Federn und Glitzer, Steelbands, viel Tanz und überall lachenden Gesichtern.

Das Tobago-Tempo: Schlurfen statt gehen

Die typische Gelassenheit auf der Insel wird aber weder durch den Karneval noch durch Tausende Kreuzfahrtouristen gestört. Dabei stellt man immer wieder fest: Speziell die stets durchorganisierten und eng getakteten Europäer haben anfangs offensichtlich erhebliche Schwierigkeiten, sich mal komplett zu entspannen, beziehungsweise „zu limen“, wie es hier genannt und praktiziert wird.

Spätestens nach ein paar Tagen auf der Insel merkt man aber, wie man ruhiger wird und man stellt sich unwillkürlich irgendwann die Frage, wie sich auf einer Insel, auf der sich fast alle in Zeitlupe bewegen, Weltklassesprinter und Olympiamedalliengewinner entwickeln konnten? Rennen sieht man hier niemand, nicht einmal schnell gehen, sondern eher gemütlich schlurfend.

Nach einer entspannten Surfsession einfach unter einer Palme zu sitzen, aufs Meer hinausschauen und in Gedanken entspannt die Probleme des Universums zu lösen, ein kühles Carib Beer oder einen Cocktail in der Hand – Jack Sparrow hätte es auch auf Tobago gefallen.


Revier-Infos: Windsurfen auf Tobago

Anreise

Condor fliegt einmal wöchentlich von Frankfurt (9 Stunden) aus direkt - und hat als Partner von surf auch unser Testmaterial transportiert. Die Transferzeit auf Tobago beträgt nur wenige Minuten. Eigene Materialmitnahme ist möglich. Mietwagen ist vor Ort nicht unbedingt notwendig, die Distanzen sind kurz und wer am Hauptspot Pigeon Point surfen will, kann eigentlich alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Für eine Inselrundfahrt kann auch ein Taxi eine gute Lösung sein, auf den engen und kurvigen Straßen bleibt so mehr Zeit, die Schönheit der Insel zu genießen. Einen Scooter zu mieten, ist weniger ein Tipp, angesichts der vielen Schlaglöcher und der durchaus eigenwilligen Interpretation der Verkehrsregeln durch die Einheimischen.

Wohnen

Das Gebiet rund um den Surfspot Pigeon Point ist ein Naturreservat, in dem keine Hotels gebaut werden dürfen. Wohnen muss man deshalb im nahen Ort Crown Point, die Unterkünfte befinden sich zwischen 25 und 40 Gehminuten vom Spot entfernt. Wem der schöne Spaziergang zu lange dauert, der sollte sich ein Fahrrad mieten, mit dem man den Spot in knapp zehn Minuten erreichen kann. Für fast jeden Geldbeutel finden sich in Crown Point Unterkünfte, vom Apartment für Selbstversorger bis hin zum All-inclusive-Hotel ist alles dabei.

Hier einige Tipps für Unkünfte, die vor allem bei Surfern beliebt sind:

Surfstationen

Radical Sports Tobago (www.radicalsportstobago.com) ist die Surfstation am Pigeon Point, sehr gepflegt und neben Wind- und Kitesurfunterricht bieten Brett und seine Crew ein breit gefächertes Programm an Aktivitäten – von Yoga bis Foilen. Neben Materialmiete kann auch eigenes Equipment eingelagert werden, Flughafen-Transfers sind ebenfalls möglich. Hier hat auch das surf-Testteam seine Basis für die Materialtests.

Am Pigeon Point gibt es auch mehrere Restaurants und Bars, aber auch Radical Sports bietet an manchen Tagen Essen nach Bestellung am Vortag. Berühmt-berüchtigt ist auch der Rumpunsch der Stationsleiter Brett & Alex!

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen

Die beste Zeit für einen Trip nach Tobago ist zwischen Dezember und Mai, dann weht der verlässliche Passat aus östlichen Richtungen an 60 bis 75 Prozent der Tage mit über zwölf Knoten. Wie an vielen anderen Spots in der Karibik weht es auch auf Tobago eher moderat – zwölf bis 18 Knoten sind die Regel. Auch Tage mit >20 Knoten können aber immer wieder mal vorkommen. Wenn es wolkig ist, bläst der Wind mitunter etwas böig, sonst aber herrlich konstant durch die Lagune. Einen Neoprenanzug kann man bei Wassertemperaturen von 27 Grad und Lufttemperaturen um die 30 Grad getrost zuhause lassen, Shorts und Lycra trägt man vor allem gegen die karibische Sonne. Schuhe sind empfehlenswert, denn in der Lagune liegen einige Korallenbänke und auch die giftigen Stachel der gelegentlich vorkommenden Steinfische sind kein Spaß.

Wellen & Strömungen

Die große Lagune am Pigeon Point ist von einem Riffgürtel umschlossen und stellt damit ein sehr sicheres Revier dar. Auch die Strömungen halten sich dadurch im Rahmen, an normalen Tagen werden die Windwellen maximal kniehoch. Weht der Wind aber aus nördlicher Richtung, was recht selten vorkommt, kann man am Außenriff in den Genuss richtig guter Brandungswellen kommen. Des Weiteren gibt es auf der Insel einige Top-Spots für Wellenreiter, z.B. Mt. Irvine im Südwesten der Insel. Swell-Vorhersagen findet ihr unter www.magicseaweed.com

Alternativprogramm

Ein magisches Erlebnis und unbedingt empfehlenswert ist eine „bioluminesence tour“ mit Duane Kenny in einer der Neumondnächte! Man paddelt bei Nacht mit Kayaks in die nahegelegene Lagune, wo neben sehr vielen Tieren in und über Wasser das fluoreszierende Plankton wirklich magisch wirkt!

Definitiv auch einen Ausflug wert ist eine geführte Tour in die Wälder zur Vogelbeobachtung. Wir können besonders eine Tour mit Newton George empfehlen, ein ehemaliger Ranger, der fast jeden Vogel persönlich zu kennen scheint und mit Herz und Seele dabei ist.

Ebenfalls interessant ist Castara/Englishman Bay: Es gibt auf der Insel eine ganze Reihe von kleinen Buchten, in denen die Uhren noch langsamer laufen. Man schaut den Fischern zu, wie der Fang angelandet wird und bekommt eine Vorstellung davon, wie die Karibik vor 100 Jahren ausgesehen haben muss.

Schnorcheln und Tauchen sind ebenfalls angesagt und angesichts der Vielfalt von Fischen und Korallen an der Schnittstelle zwischen Atlantik und Karibik ein Highlight für windlose Tage.

Gut zu wissen

Ein Mosquito-Netz und Mückenspray sollten im Gepäck sein! Malaria-Prophylaxe ist aber nicht notwendig. Schnitte und Wunden heilen im warmen Wasser sehr schlecht, es besteht Infektionsgefahr – eine kleine Reiseapotheke kann nicht schaden. Die Landessprache auf Tobago ist Englisch.

Schattenseiten

Vor allem in der Karnevalszeit wird vor Taschendieben gewarnt.


Windsurf-Spots auf Tobago

surf/09_web_Tobago_KarteFoto: surf

1) Pigeon Point/Lagune

Die geschützte, rund 2,5 x ein Kilometer große Lagune am Spot Pigeon Point befindet sich im äußersten Südwesten Tobagos, unweit des Städtchens Crown Point. Durch einen Riffgürtel ist die Lagune von den Wellen des Atlantiks abgeschirmt, auch bei Starkwind bleibt es bei kleinen Chops, die auch weniger geübten Windsurfern das Leben nicht sonderlich schwer machen. Auch, dass große Teile der Lagune stehtief sind, trägt dazu bei, dass man hier überaus sicher an seinen Manövern üben kann. Der Spot selbst bedient alle Karibik-Klischees – türkisfarbenes Badewannenwasser, weißer Sandstrand und Palmen, die sich im Wind wiegen! An sonnigen Tagen weht der Passat meist sehr konstant, an wolkigen Tagen auch etwas böiger über die Lagune. Je weiter man sich vom Ufer entfernt, desto leichter wird der Wind oftmals. Der Untergrund im Wasser ist großteils sandig, es gibt aber auch einige, scharfe Korallenblöcke – Schuhe sind kein Fehler! An der örtlichen Radical Sports Station kann man wahlweise eigenes Equipment einlagern oder auch Material mieten.

2) Pigeon Point/Boca

Am die Lagune umschließenden Riff brechen mitunter nette Brandungswellen. Bei seltenem Nordwind bricht unweit des Pigeon Point eine nette Brandungswelle in Sichtweite des Palmenstrandes, die auch Wave-Einsteigern eine Chance lässt. Mit Wind von rechts kann man die Wellen dann auch frontside abreiten, hüft- bis brusthoch ist hier eine übliche Wellenhöhe. Nur wenn richtig Swell dazu kommt, laufen auch fette Brecher übers Riff. In der Brandungszone ist es aber immer tief genug, um nicht auf dem Riff zu landen.

Bei normalem Passat aus Ost bis Nordost gibt es zudem die Möglichkeit vom Pigeon Point aus auf Halbwindkurs zum Außenriff zu starten. Der Wind lässt dabei aber nach, je weiter vom Ufer man sich entfernt – ausreichend großes Wave-material wird dringend empfohlen.

Durch einen kleinen Channel gelangt man hier durchs Riff ins tiefe Gewässer. Der Wind weht dann sideshore von rechts, die Welle erreicht meist ein bis zwei Meter Höhe und läuft recht moderat. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass man hier quasi außer Sichtweite des Ufers surft, bei Materialbruch nimmt man unweigerlich Kurs aufs rund 400 Kilometer entfernte Porlamar in Venezuela. Man sollte also den Weg an diesen Teil des Riffs nie alleine antreten und sich an der Surfstation nach den Gegebenheiten erkundigen! Auch Schuhe sind hier ratsam.


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