Test 2022Waveboards 84-88 Liter im surf-Test

Severne Pyro 87 - Backloop
Foto: Manuel Vogel
Waveboards für Euro-Bedingungen sollen gut drehen, aber vor allem gut gleiten. Mit welchen Modellen du aus allen Rohren feuern kannst und wo Rohrkrepierer lauern, haben wir getestet.

Diese Boards sind im Test dabei:

(per Klick geht es zu den Einzelbewertungen)

In diesem Artikel:

Nach einem eher ruhigen Sommer kam der Herbst pünktlich zum Waveboardtest 2022 mit Wucht und bescherte uns ideale Testbedingungen in Dänemark und auf der heimischen Ostsee. Aufgrund der bekannten Liefer- und Produktionsengpässe als Folge der Corona-Pandemie haben uns einige angeforderte Testmodelle (z.B. von Quatro, Goya, Bruch Boards und JP-Australia) leider nicht rechtzeitig erreicht, um diese noch ausgiebig genug zu testen. Aus diesem Grund haben wir uns für einen kleinen Nachtest entscheiden und mit Quatro Cube, Goya Custom 4, JP-Australia Magic Wave und Bruch Boards Stoked vier sehr interessante Modelle in unterschiedlichsten Bedingungen auf Nord- und Ostsee ausprobiert. Dabei haben wir auch Referenzboards aus unserer ersten Testgruppe mitlaufen lassen, wodurch die Ergebnisse und Noten gut vergleichbar sind. An dieser Stelle haben wir beide Tests für euch zusammengeführt!

Aber auch so ist diese Testgruppe einen Blick wert – auch weil alleine die Preisspanne der getesteten Bretter von 1399 bis 2700 Euro reicht.

Waveboards 2022: Details und Ausstattung

Beim Tabou DaCurve fallen die Pads im Fersenbereich sehr dick aus, das bringt viel Dämpfung bei harten Landungen.
Foto: Manuel Vogel

Shapes & Outlines

Fanatic, RRD, Starboard und Severne knacken mit ihren Boardkonzepten bei der Länge die 220er Marke, deutlich gestreckter fallen hingegen die Modelle von Patrik, Tabou und auch Naish aus. Im Unterwasserschiff geht der Trend zunehmend zu flachen Bodenkurven im Bereich der Längsachse, weiter außen im Bereich der Kanten gemessen, sind die Boards dann deutlich runder. Auf diese Weise will man erreichen, dass die Boards auf der Geraden den flachen Rocker im Mittelbereich nutzen und angekantet dann die runde Bodenkurve in Drehfreudigkeit ummünzen können.

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„Runde Bodenkurven drehen gut, gerade Bodenkurven sind dafür gleitstärker und schneller“ – so lautet die landläufige Meinung, wenn es um den Shape von Waveboards geht. Falsch ist diese Faustregel sicher nicht, trotzdem ist die Realität weit komplexer. Legt man zum Beispiel die Messlatte am Unterwasserschiff des JP Magic Wave an, staunt man erst mal nicht schlecht, denn auf der Mittellinie hat das Board zwischen Schlaufen und Heck kaum sichtbare Biegung – völlig anders, als etwa beim Quatro Cube und vor allem dem Goya Custom 4. Wie passt das beim JP mit guten Dreheigenschaften auf dem Wasser zusammen? Bei genauerer Betrachtung erkennt man dann, dass die Mittellinie zwar fast gerade ist, sich weiter in Richtung der Rails allerdings deutlich mehr Biegung, sprich „Rocker“ versteckt – ein Shape-Kniff, den natürlich auch Shaper anderer Marken längst im Repertoire haben. Surft man solche Waveboards geradeaus, ohne anzukanten, sollen sie von ihrer flachen Bodenkurve im Centerbereich profitieren. Angekantet surfen die Bretter dann auf der runden Bodenkurve und sollen auf diese Weise gute Gleitleistungen und radikale Dreheigenschaften vereinen.

Auch bei den Outlines gibt es sichtbare Unterschiede, die man bei der Wahl des passenden Boards im Hinterkopf haben sollte. So fällt der Goya Custom 4 mit 84 Litern über zwei Zentimeter schmaler aus als der nominell nahezu gleich große Bruch Stoked 85 – wie sich das auswirkt, lest ihr in den Einzelbeschreibungen.

Ausstattung

Deutliche Unterschiede gibt’s nach wie vor bei der Ausstattung. Die Pads sind durchweg dick genug und griffig, die Schlaufen fallen zwar bei allen Marken ausreichend bequem aus, werden allerdings unterschiedlich verschraubt. Während F2 und Patrik nur auf einfache Verschraubungen setzen, werden bei Severne, RRD, Starboard, Tabou, Quatro, Goya und Bruch Boards die hinteren Schlaufen doppelt geschraubt, um ein Verdrehen zu unterbinden. JP verpasst dem Magic Wave sogar die Premiumvariante und verbaut die Doppelplugs auch bei den vorderen Schlaufen. Starboard verwendet zudem dickere Schrauben als der Industriestandard, bei Severne fixiert man Straps und Finnen mit Inbusschrauben. Bei Naish und Fanatic gehören Doppelschrauben hinten und vorne zum Standard.

Guter Zug: F2 liefert den Barracuda mit einem passenden Boardbag aus.

Finnen

Quads und Thruster halten sich in diesem Testfeld die Waage. Bei Severne, Patrik, RRD, JP Australia und dem Starboard Ultrakode (nur in der 5-Star-Variante) hat man dank fünf verbauter Boxen als Endkunde alle Optionen von Singlefin bis Quad. F2 und RRD statten ihre Boards mit Kunststofffinnen von K4 aus, die aber unter Haltbarkeitsaspekten keinerlei Nachteile haben. Besonders robust sind gemeinhin Finnen aus hartem G10-Material, wie sie z.B. bei Tabou oder Patrik zum Lieferumfang gehören, Macken lassen sich hier auch leicht wieder verschleifen. Auch der Bruch Boards Stoked kommt mit Finnen aus G10, diese haben ein sehr dünnes Profil und sind demzufolge recht weich abgestimmt. Der Naish Assault Custom Quad wird komplett ohne Finnen ausgeliefert. Im Test passten Centerfinnen mit 14 bis 15 Zentimetern Länge und 9-10er Außenfinnen am besten.

Waveboards 2022: Fahreigenschaften

Den Einsatzbereich der Boards bilden wir, zusätzlich zu den Einzelbeschreibungen, in Form einer Klötzchenbewertung ab:

  • Down-the-Line: Steht für Reviere mit druckvollen Wellen und Side- bis Sideoffshorewind. Typische Vertreter sind Südafrika, Maui, Peru, Chile – oder auch die Bretagne, Galicien oder Dänemark an Sahnetagen.
  • Euro-Wave: Steht stellvertretend für Reviere wie Südfrankreich, die Niederlande, die Kanaren oder auch Nord- und Ostsee. Neben den Waveridingqualitäten stehen hier die Gleiteigenschaften, Kontrolle im Chop und die Eignung zum Springen im Fokus.
  • Bump & Jump: Beschreibt die Eignung für Reviere, in denen typischerweise keine brechenden Wellen sondern kleinere Wind- oder Dünungswellen vorzufinden sind – wie z.B. am Gardasee oder dem Ijsselmeer. Im Fokus stehen daher Gleiteigenschaften, Kontrolle und Laufruhe bei Starkwind.

Der Weg zum Testsieger

Das „Testsieger“-Label meiden wir konsequent, einfach deshalb, weil es für fünf verschiedene Surfer meist auch fünf verschiedene Testsieger gibt. Wer z.B. nur selten in die Welle kommt und von seinem 85-Liter-Brett erwartet, dass es auch bei Starkwind im Flachwasser- oder in Bump & Jump-Bedingungen funktioniert, wird gänzlich andere Prioritäten haben als ein Jemand, der jedes Jahr 50 Wavetage vor der Haustür abreißen und im Winter an die Sahnespots dieser Welt fliegen kann. Stelle dir deshalb folgende Fragen: „Wo surfe ich überwiegend? Wie hoch ist mein Level in der Welle aktuell?“ Ordne dich dazu einem der drei Surfertypen zu, wir filtern dann für dich die „Nieten“ aus. Auf diese Weise kannst du sicher die schlimmsten Fehlkäufe vermeiden.

Die surf-Typenempfehlung für Waveboards 2022

Typ „Gelegenheits-Waver“

Du willst/musst dein 85-Liter-Board zu mindestens 50 Prozent als Bump & Jump-Brett zum Herumspringen und Heizen hernehmen? Trotzdem möchtest du verständlicherweise kein träges, drehfaules Board – schnelles Angleiten, Komfort, guter Topspeed und einfaches Kreuzen der Brandung sind dir aber wichtiger als das letzte Fünkchen Radikalität? Dann achte verstärkt auf folgende Testkriterien:

  • Gleiteigenschaften: Beschreibt wie widerstandslos ein Brett auf Touren kommt und wie druckvoll die Beschleunigung ausfällt.
  • Kontrolle: Läuft ein Board in ruppigen Kabbelwellen wie auf Schienen und hat eine satte, gedämpfte Wasserlage, bekommt es hier den Highscore.
  • Speed halten im Turn: Die besten Cutbacks schlitzt oft nicht derjenige, der das radikalste Board fährt, sondern derjenige, der mit Vollspeed an der Wellenlippe ankommt. Bei Brettern mit schmalen Hecks und viel Tail-Rocker endet der Wellenritt meist früher und vor allem unspektakulärer als geplant. Boards mit breiteren Hecks, weniger Aufbiegung und guter Kontrolle auf der Kante machen es weniger geübten Wavesurfern leichter, den Speed mit durch den Bottom Turn zu bringen und in einen kraftvollen Cutback umzumünzen.

Vor dem Hintergrund dieser Kriterien machst du mit der folgender Auswahl nichts verkehrt (alphabetisch): F2 Barracuda, Fanatic Mamba, JP Magic Wave, Patrik QT-Wave, RRD Cult, Severne Pyro, Starboard Ultrakode. Auch der Quatro Cube ist in Bump & Jump Bedingungen nicht deplatziert.

Typ „Ambitionierter Wavesurfer“

Du beherrschst Frontsideritte nach Lee und kommst im Normalfall unfallfrei durch die Brandung? Du nutzt dein Waveboard zwar auch mal bei Bump & Jump-Bedingungen, surfst damit aber überwiegend in europäischen Wellenrevieren und möchtest, dass es an den meisten Wavespots funktioniert?

Dann solltest du folgende Kriterien besonders im Auge haben: Gleiteigenschaften, Kontrolle sowie:

  • Dreheigenschaften hinterer Fuß: Diese Note beschreibt, wie eng und radikal sich ein Board in kleinen Wellen, also bei Turns über den hinteren Fuß, drehen lässt.
  • Dreheigenschaften vorderer Fuß: Lassen sich lange Radien über den vorderen Fuß auch bei hohem Speed noch in enge, vertikale Turns anpassen, ist das für geübte Wavesurfer perfekt, um die Welle am perfekten Punkt zu treffen. Auch für Wavemoves wie 360er sind Boards, die variabel über den vorderen Fuß drehen, ein dickes Plus.

Wenn du dich hier angesprochen fühlst, lautet deine Hitliste (alphabetisch):

Bruch Boards Stoked, Fanatic Mamba, Goya Custom 4 Pro, JP Australia Magic Wave, Patrik QT-Wave, Quatro Cube, RRD Cult, Severne Pyro, Starboard Ultrakode, Tabou Da Curve.

Wenn du aktiv angleiten kannst und dich am etwas kippligen Fahrgefühl des Naish Assault Custom Quad nicht störst, kann auch dieses Board eine super Alternative für dich sein.

Typ „Wave-Crack“

Dein Motto lautet: Hauptsache Welle – egal ob Nordsee oder Übersee. Du reitest solide frontside ab, springst auch mal einen Front- oder Backloop und Moves wie Takas und 360er hast du zumindest schon mal probiert? Die Gleitleistung wird dir bei allen Boards dieser Gruppe ausreichen, kleinere Abstriche bei der Kontrolle oder dem Speedhalte-Potenzial vor drucklosen Wellen kannst du in diesem Fall dem maximalen Drehvermögen unterordnen. Deiner Auswahl sollten folgende Kriterien zugrunde liegen:

  • Dreheigenschaften hinterer Fuß, Dreheigenschaften vorderer Fuß und Kontrolle auf der Kante – ein Kriterium, welches beschreibt, mit wie viel Griff und Sicherheit die Kante auch in großen Wellen und bei Bottom Turns mit viel Vorlage im Wasser greift. Läuft ein Brett wie auf Schienen, gibt das volle Punktzahl. Fängt das Brett an zu hoppeln wie ein Karnickel, gibt das Abzüge.

Die Hitliste für alle „Wave-Cracks“ lautet:

Bruch Boards Stoked, Goya Custom 4 Pro, Naish Assault, Patrik QT-Wave, Quatro 87 Pro, Severne Pyro, Tabou Da Curve. Kleine Einschränkungen spürt man allenfalls beim JP Magic Wave, der vor großen Sideoffshore-Wellen zwar sauber carvt, aber sich bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr ganz so leichtfüßig steuern und im Radius variieren lässt.

Waveboards 2022 in der Einzelbewertung

Bruch Boards Stoked 85

(Länge 223,8 cm, Breite 59,1 cm, Preis 2500 Euro)

In Vollkarbon-Bauweise kommt der erklärte Allrounder von Designer Dany Bruch aus dem zum Lieferumfang gehörenden Boardbag. Im recht dünnen Heck stecken robuste G10-Thrusterfinnen. Der Stoked überzeugt auf dem Weg durch die Brandung mit druckvoller Beschleunigung. Das Speedniveau ist absolut konkurrenzfähig, der Stoked gleitet sportlich und quirlig – ideal, um gleich die erste Welle für den Absprung zu nutzen. Einzig die Finnen wollen auf der Geraden und auch beim Cutback etwas sensibler belastet werden. Auf der Welle überzeugt das Board auf ganzer Linie, bietet es doch trotz seiner üppigen Breite sehr großes Drehpotenzial. Es erfordert bei lang gecarvten Turns im Chop etwas mehr Feingefühl, zieht aber auch angepowert noch extrem variabel hoch zur Wellenlippe und lässt sich beim Cutback spielerisch in enge Turns und 360s steuern.

surf-Fazit: Das Bruch Boards Stoked ist das perfekte Spielzeug für Wavesurfer mit Ambitionen: Guter Topspeed und radikales Drehpotenzial öffnen die Tür ins nächste Wave-Level. Als Bump & Jump Brett zwar nicht deplatziert – aber eben auch nicht der Top-Tipp.

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F2 Barracuda

(Länge 222,5 cm, Breite 58,3 cm, Preis 1399 Euro)

1399 Euro für ein Waveboard, inklusive Finnen und Boardbag – da werden nicht nur Sparfüchse hellhörig! Das aus eigener Produktion stammende F2-Board fällt etwas schwerer aus, muss sich in punkto Ausstattung aber grundsätzlich nicht verstecken. Nur die Sauberkeit der Verarbeitung (Design, Standlack, etc.) entspricht nicht immer dem Cobra-Standard. Beim Anfahren merkt man, dass die Mastspur sehr weit vorne sitzt. Wir empfehlen den Mastfuß immer ganz nach hinten zu schieben!

Der Shape als solcher kommt ordentlich auf Touren, nur die Beschleunigung wirkt etwas weniger spritzig als bei manch anderem Board der Testgruppe. Im Chop läuft der Barracuda angenehm weich und ist einfach zu fahren. Mit toller Kontrolle steht der Barracuda auch auf der Kante, egal, ob man im Chop halst, oder einen lang gezogenen Turn auf die Welle carvt. Als spürbar limitiert empfanden wir allerdings die Dreheigenschaften, der F2 mag vor allem mittlere Radien – richtig enge Turns und Wavemoves wie 360er entlockt man dem Shape mit seinen dicken Rails im Heckbereich kaum.

surf-Fazit: Als komfortables Bump & Jump Board und für gelegentliche Wave-Ausflüge ist der Barracuda eine unschlagbar günstige Option, als Performance-Waveboard für radikale Radien und Wave-Moves fehlt spürbar Drehpotenzial.

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Fanatic Mamba 84 TE

(Länge 218,3 cm, Breite 57,0 cm, Preis 2699 Euro)

Bei der Mamba greift Fanatic einige Shape-Features des Vorgängermodells Stubby auf, kombiniert diese aber mit einer etwas runderen Outline im Heckbereich. Die kleinen Größen bis 84 Liter sind stärker auf Drehfreudigkeit optimiert, die Größen 94 und 104 dann eher auf Gleitpower. Fanatic verschraubt bei den neuen Wavemodellen alle Straps doppelt. Trotz der geringen Breite liegt das Board gut ausbalanciert im Wasser, das Angleiten erfolgt stufenlos und ohne spürbare Gleitschwelle – perfekt, um sich über die erste Rampe in den Orbit zu schießen.

Easy ist der Fanatic auch bei ruppigen Bedingungen – harten Chops zieht der komfortabel zu surfende Shape schnell den Zahn. Beim Abreiten zieht die Mamba mit viel Biss übers Rail und nimmt den Speed super mit hoch zum Cutback. Enge Haken in kleinen Wellen gelingen flüssig und durchaus radikal, nur in Sahnebedingungen mit schnellen Wellen erreicht die Mamba nicht die Variabilität der radikalsten Shapes.

surf-Fazit: Die Mamba überzeugt als top Allrounder mit viel Gleitpower, Speed, Kontrolle und ausgewogenen Dreheigenschaften sowohl Wave-Aufsteiger als auch versierte Waver. Für Wavemoves wie 360er und radikale Turns bietet der Grip noch spürbar mehr Potenzial.

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Goya Custom 4 Pro 84

(Länge 224,5 cm, Breite 57,1 cm, Preis 2590 Euro)

Leicht modifiziert geht der Custom 4 in die neue Saison. Dünnere Rails im hinteren Bereich, eine vergleichsweise geringe Breite und die Double Sandwich Konstruktion sind die markantesten Features dieses Boards. Der Custom 4 liegt auch nach seinem Update spürbar satter im Wasser als viele Konkurrenzboards – das Resultat ist eine top Kontrolle mit schienenartigem Fahrgefühl. Im unteren Windbereich fehlt dem Shape beim Beschleunigen etwas die nötige Spritzigkeit. Tipp für Leichtwind: Finnen und Mastfuß ins hintere Drittel schieben.

Angepowert zieht der Goya aber durchaus flott seine Bahnen. Besonders stark ist das Board beim Carven: Die Rails beißen sich in jedes Wellenface und vermitteln idealen Grip auf der Kante. Besonders über den vorderen Fuß bleibt der Goya auch bei hohen Geschwindigkeiten sehr variabel und lässt sich spielerisch umkanten. Enge Haken über den hinteren Fuß, wie man sie in moderaten Onshorewellen häufig fährt, macht der Custom 4 ebenfalls ohne zu Murren mit – und hofft trotzdem auf den nächsten Tag mit soliden Wellen.

surf-Fazit: Der Custom 4 ist ein Macht in druckvollen Wellen und bei ruppigen Bedingungen, offenbart bei Strömung und Leichtwind aber kleine Defizite.

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JP Australia Magic Wave 82 Pro

(Länge 222,6 cm, Breite 58,3 cm, Preis 2499 Euro)

Den Allround-Anspruch unterstreichen fünf Boxen, die sämtliche Finnensetups ermöglichen. Sehr bequem fallen die allesamt doppelt verschraubten Schlaufen aus. Trotz nur 82 Litern liegt der Magic Wave kippstabil im Wasser und kommt hervorragend auf Touren. Böen setzt das Brett gut in Speed um, es erreicht sofort eine freie Gleitlage, die den Blick unweigerlich nach einer Rampe schweifen lässt. Angepowert bleibt der JP bestens kontrollierbar, setzt weich ein und bietet auch im Chop viel Fahrkomfort.

Voll in seinem Element ist der Magic Wave in „Euro-Wavebedingungen“: Er nimmt die Geschwindigkeit gut mit durch den Bottom Turn, zieht mit viel Grip über die Kante und liefert damit ideale Voraussetzungen für kernig gecarvte Cutbacks. Vor allem bei schräg auflandigem Wind, wenn man die Wellen automatisch mehr über den hinteren Fuß abreitet, entfaltet der JP seine volle Magie und setzt auch Cracks keine Limits. Erst in schnellen Ozeanwellen und bei Sideoff-Bedingungen gelingen die Radien nicht mehr so eng.

surf-Fazit: Der Magic Wave punktet mit großem Einsatzbereich von Bump & Jump bis hin zu solider Brandung. Der Stallbruder Ultimate bietet Cracks für 360s und Sahnewellen noch etwas mehr Drehpotenzial.

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Naish Assault Custom Quad 88

(Länge 225,8 cm, Breite 57,8 cm, Preis 2669 Euro)

Auf Bestellung gibt’s den Assault Custom Quad beim Naish-Händler des Vertrauens, aus dem Karton kommt dann ein federleichtes Board mit sichtbar radikalerer Ausrichtung als der „normale“ Assault. Heck- und Bugbereiche fallen schmal aus, zum Lieferumfang gehören keine Finnen. Im Dümpeln wirkt der Naish Quad daher auch nicht wie ein typischer 88er, sondern gefühlt etwas kleiner und kippliger. Auch beim Angleiten setzt sich das fort, wer allerdings aktiv angleitet, wird mit druckvoller Beschleunigung und einem sehr sportlich-freien Fahrgefühl belohnt. Egal, ob bei Halsen gegen die Dünung oder auf der Welle, der Naish vermittelt ein leichtfüßiges Drehverhalten.

Beim Abreiten erfordert das Board schon spürbar mehr Fahrkönnen, um die Kante sauber greifen zu lassen und den Speed mit hoch zum Cutback zu bringen – dafür belohnt einen das Board dann aber auch mit radikalen Turns und viel Potenzial für anspruchsvollste Wavemoves. Finnen-Tipp: 14-15er Centerfinnen; 9-10er Sidefins.

surf-Fazit: Leicht, spritzig, drehfreudig – der Custom Quad empfiehlt sich vor allem für geübte Waver, die regelmäßig in soliden Wellen surfen und für die Bump & Jump weniger eine Rolle spielt. Wer auf „Easy-going-Waveboards“ steht oder nur sporadisch in die Welle geht, sollte den „normalen“ Assault vorziehen.

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Patrik QT-Wave 88

(Länge 227,8 cm, Breite 58,5 cm, Preis 2499 Euro)

Der neue QT-Wave von Patrik bietet das volle Sortiment an Finboxen, wird aber als Quad mit robusten G10-Finnen ausgeliefert. Mit knapp 228 Zentimetern Länge fällt der Shape etwas gestreckter aus als andere Testmodelle. Vor allem beim Angleiten ist das kein Nachteil, denn der Patrik kommt mühelos und ohne fühlbare Gleitschwelle auf Touren. Angepowert bietet das Board eine gute Mischung aus Kontrolle einerseits, aber auch dem gewissen Pepp, in Form eines schnellen Fahrgefühls, welches zum Springen & Loopen absolut animiert.

Besondere Stärken zeigte das Board im Test bei lang gezogenen Turns, hier beißen sich die Rails mit perfektem Griff ins Wasser und vermitteln eine großartige Kontrolle. Erfreulicherweise bleibt der QT-Wave auch bei Turns mit hohen Geschwindigkeiten noch recht variabel und lässt sich schön vertikal zur Wellenlippe hochziehen. Beim Cutback benötigt der Shape einen Tick mehr Kraft, um eng zu drehen. Mit viel Grip auf dem Heck gelingen schnell gecarvte Radien besser als Turns im Skate-Style mit Lip Slides und Takas.

surf-Fazit: Der Patrik QT-Wave hat keine Schwächen und empfiehlt sich mit einer perfekten Kombi aus Gleitpower, Speed und ausgewogenen Dreheigenschaften als waschechter Allrounder und damit für Bedingungen von Bump & Jump bis hin zu Sahnewellen.

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Quatro Cube 87 Pro

(Länge 222,0 cm, Breite 58,0 cm, Preis 2590 Euro)

Komplett überarbeitet und jetzt mit Slotboxen ausgestattet geht der Quatro Cube als erklärter Allrounder mit Quad-Finnen ins Rennen. Auch damit setzt das Board in der Angleitphase Segelzug gut in Geschwindigkeit um und erreicht sofort eine freie Gleitlage. Das recht quirlige Fahrgefühl ist auch der Grund, dass man sofort über die erste Rampe zu einem Rundflug abheben möchte. War der Cube einst ein extrem satt im Wasser liegendes Board, so wirkt die neueste Generation deutlich spritziger, ohne, dass die Kontrolle zu sehr gelitten hätte.

Auch auf der Welle setzt sich die lebendige Charakteristik fort: Mit dem Cube kann man sowohl eng über den hinteren Fuß drehen und kurze Haken ins Weißwasser wedeln, als auch in lang gezogene Bottom Turns steuern. Dabei bleibt das Board schön variabel, auch mit viel Segelzug und Speed lassen sich die Radien gut anpassen, um die Wellenlippe am perfekten Punkt zu treffen.

surf-Fazit: Der Quatro Cube fühlt sich in allen Wavebedingungen wohl und punktet mit soliden Fahrleistungen und ausgewogenem Drehpotenzial sowohl in moderater Ostseewelle, als auch in fetten Ozean-Swells.

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RRD Cult 88

(Länge 219,5 cm, Breite 58,7 cm, Preis 2728 Euro)

Markanteste Features des Cult 88 sind die massiven Winger, durch welche die recht üppige Breite im Mittelbereich in ein schmales Heck übergeht. Das Unterwasserschiff ist stark monokonkav mit Channels, im Heck stecken Kunststofffinnen von K4-Fins. Mit fünf Boxen bietet das Board alle Optionen von Singlefin bis Quad. Beim Angleiten kommt das Brett gut auf Touren, wirkt spritzig und hängt auch bei wenig Wind schon sehr frei am Fuß – gute Voraussetzungen für hohe Sprünge.

Besonders gut liegen dem Shape enge Haken über den hinteren Fuß – aus kleinen Wellen lässt sich damit das Maximum an Radikalität herausholen, denn der Cult hängt wie ein Skateboard am Fuß und slidet willig in Takas und andere Wavemoves. Um lang gezogene Bottom Turns eng und vertikal zur Welle hochzuziehen ist allerdings spürbar mehr Druck nötig als mit manch anderem Board der Testgruppe – der 82er Cult aus dem Wavetest 2020 wirkte diesbezüglich noch etwas vielseitiger.

surf-Fazit: Gleitstark und sehr loose macht das Brett vor allem in moderaten Wavebedingungen großen Spaß und kann durchaus auch als Bump & Jump Untersatz herhalten. Wer maximales Drehpotenzial für Sahnewellen sucht, sollte Alternativen checken und den Cult im Zweifel eine Nummer kleiner wählen.

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Severne Pyro 87

(Länge 218,5 cm, Breite 58,3 cm, Preis 2714 Euro)

Beim Köster-Board Pyro werden Finnen und Schlaufen mit einem Inbus-Schlüssel montiert, dank fünf verbauter Boxen bietet das Board sämtliche Optionen von Singlefin bis Quad. Dass Philip Köster ein Faible für schnelle Bretter hat, wird bei Pyro mehr als deutlich, das Brett kommt sehr gut auf Touren, gleitet wie auf Schienen und erreicht einen guten Topspeed, der reichlich Airtime ermöglicht. Auch angepowert läuft der Shape sehr komfortabel und mit recht satter Wasserlage, vor allem bei Leichtwind kann man Mastfuß und Schlaufen getrost etwas hinter der Mitte montieren, um das Board einen Tick freier zu machen.

Auf der Welle brennt der Pyro ein Feuerwerk ab: Er steht mit beeindruckendem Grip auf der Kante, ignoriert Kabbelwellen großzügig und bleibt im Turn jederzeit variabel genug, um vertikal hoch zur Wellenlippe zu steuern. Zwar erfordert das Board etwas mehr Druck als z.B. ein Tabou DaCurve oder Naish Assault, um richtig eng zu ziehen, tut dies dann aber mit perfekter Kontrolle. Aufgrund des guten Speedpotenzials können auch weniger geübte Waver dem Board radikale Turns entlocken – Cracks sowieso.

surf-Fazit: Der Pyro ist eindeutig das beste Euro-Waveboard der Severne-Range und bietet perfekte Kontrolle, viel Speed und solide Dreheigenschaften für alle Bedingungen vom Ijsselmeer bis an die Strände Kapstadts.

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Starboard Ultrakode 86 CRS FS

(Länge 218,4 cm, Breite 59,9 cm, Preis 2469 Euro)

Als „Five Star“ mit fünf Boxen oder als Variante mit drei Finnenkästen ist der Ultrakode 86 zu haben. Die leichte Carbon-Reflex-Bauweise wurde um knapp 400 Euro im Preis reduziert, in der selbst entwickelten Starbox lassen sich sowohl US-Box- als auch modifizierte Slotboxfinnen montieren. Das hochwertig ausgestattete Board kommt mit seinem 2022 unverändertem Shape hervorragend auf Touren, floatet easy übers Weißwasser, beschleunigt druckvoll und bietet auch bei ruppigen Bedingungen ein hohes Maß an Fahrkomfort. Aufgrund des hohen Speedpotenzials bietet der Starboard zudem beste Voraussetzungen zum Springen.

Beim Wellenabreiten gelingen enge Haken über den hinteren Fuß durchaus radikal und leichtfüßig, das Board hält den Speed auch vor schlappen Wellen vorzüglich und erlaubt es, mit viel Speed durch den Cutback zu carven. Die Radien in den Turns fallen dann als Folge der üppigen Breite von fast 60 Zentimetern allerdings eher gemäßigt aus, auch, wenn man mit viel Druck arbeitet.

surf-Fazit: Der Ultrakode eignet sich ideal für Surfer, die neben regelmäßigen Ausflügen in die Welle auch bei Bump & Jump Bedingungen rausgehen wollen. Als Performance-Waveboard für radikale Turns und 360er ist er einfach eine Spur zu brav.

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Tabou DaCurve 88 Team

(Länge 227,5 cm, Breite 57,7 cm, Preis 2599 Euro)

Von der Angabe „88 Liter“ sollte man sich nicht blenden lassen, denn der DaCurve wirkt mit seiner gestreckten Outline und vergleichsweise geringer Breite etwas kleiner. Im schmalen Heck sitzen Thrusterfinnen aus robustem G10-Material, die im Fersenbereich dick unterfütterten Pads bieten viel Dämpfung. Die Zeiten, in denen der DaCurve eine durchgebogene Big-Wave-Maschine war, sind längst Geschichte.

Das 2022er Modell wirkt im Dümpeln zwar etwas kipplig, kommt aber mit der ersten Böe gut vom Fleck, beschleunigt druckvoll und läuft angepowert mit einer super Mischung aus Kontrolle und einem sportlich-freien Fahrgefühl, welches zum Springen absolut animiert. Beim Abreiten carvt der Tabou wie auf Schienen, bietet mit den besten Grip des Testfeldes und bleibt dabei auch vor druckvollen Wellen variabel genug, um vertikal hoch zur Wellenlippe zu steuern. Cutbacks schlitzt der DaCurve lieber gecarvt und mit viel Grip auf dem Heck, als im Skateboard-Style.

surf-Fazit: Der DaCurve überzeugt dank gutem Speedpotenzial, ordentlicher Kontrolle und radikalen Dreheigenschaften mit richtig guten Allroundeigenschaften. Nur wer erst ins Wavesurfen einsteigt oder eine Easy-Going-Plattform sucht, wird das Board etwas zu kipplig beim Dümpeln und Wellenqueren finden.

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Waveboards 2022: Alle Shapes und Features im Video

Den gesamten Test dieser acht Waveboards aus SURF 11-12/2021 mit allen Übersichtstabellen, Daten und Noten findet ihr hier als PDF zum Download.

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