Neptun hat uns in diesem Jahr das #stayathome leicht gemacht, denn dass wir den kompletten Wavetest coronabedingt diesmal in heimischen Revieren durchziehen mussten, war bezüglich der Bedingungen sicher kein Nachteil. Von Ende September bis Mitte November gab’s reihenweise gute Testtage, von Ostsee-Chop mit viel Wind bis hin zu logohohen Nordsee-Lines in Dänemark und Wind am Gleitlimit war alles dabei. Gerne hätten wir euch in diesem Test auch das neue Simmer Blacktip vorgestellt, leider war dieses — wie auch das ursprünglich eingeplante Sailloft Quad — nicht rechtzeitig verfügbar. Aber auch so sollte in dieser Testgruppe für alle Ansprüche etwas dabei sein — egal, ob ihr euer Wavesegel primär auf Flachwasser, in der Nordseewelle oder in dicken Ozeanswells verwendet.
AN LAND
Ausstattung
Die Gewichte der Segel auf ein Minimum zu drücken, gehört zu den vorrangigen Zielen der Hersteller. Möglich machen es spezielle Gittermaterialien, bei denen zwischen zwei dünne Monofilmfolien Fasern aus Polyester, Technora oder gar Carbon eingeklebt werden. Die Idee: In Zugrichtung eingearbeitete Fasern sollen die auftretenden Kräfte aufnehmen, wodurch der eigentliche Film dünner und damit leichter dimensioniert werden kann. Auf diese Weise knacken Modelle wie das Severne Blade, S2Maui Dragon, Hot Sails Maui Firelight oder auch das Ezzy Wave die 3-Kilo-Schallmauer und auch Point-7, GunSails und Naish liegen nur knapp darüber. Aber: Die Waage erzählt nur die halbe Wahrheit! Ein gemessen extrem leichtes Segel muss sich nicht zwingend auch auf dem Wasser leicht anfühlen! Druckpunktlage und Profilverlauf sind unserer Testerfahrung nach am Ende sogar wichtiger für die gefühlte „Leichtigkeit“ als das reine Gewicht an der Waage. Trotz aller Gewichtsoptimierung wirken aber auch die Federgewichte der Gruppe durchweg solide dimensioniert und absolut wavetauglich.
Ein Hinweis noch für besonders große oder kleine Surfer/-innen: Wir messen als zusätzlichen Service die Höhe der Gabelaussparung von der Oberkante des Rollenblocks bis hin zum oberen bzw. unteren Ende der Aussparung. Wer bei seinem aktuellen Segel also die Gabel schon komplett am oberen oder unteren Ende der Aussparung montiert, sollte vor dem Neukauf nachmessen, die Unterschiede sind groß: Beim Severne Blade oder dem Hot Sails Maui Firelight sind die Aussparungen knapp 60 Zentimeter lang, beim Naish oder Point-7 15 bis 18 Zentimeter kürzer.
Masten – kurz oder lang?
Die 4,7er Größe ist oft ein Grenzfall: Bei einigen Segeln kann man laut Hersteller wahlweise den 370er oder 400er Mast nutzen, dazu gehören Ezzy, Goya, GunSails und Sailloft. Das S2Maui Dragon sowie das NeilPryde Combat sind hingegen nur auf einem 370er fahrbar. Auch GA Sails Manic, Hot Sails Maui Firelight und Point-7 Salt werden auf einem 370er empfohlen, könnten mit Vorlieksmaßen um die vier Meter aber theoretisch auch auf einem 400er Mast (mit auf null Zentimeter einstellbarer Verlängerung) genutzt werden. Umgekehrt ließen sich Naish Force 4, RRD Compact Vogue und Severne Blade noch auf einem 370er Mast fahren, sofern man eine Verlängerung mit 36 Zentimetern in petto hat.
Die Verwendung des längeren und damit härteren Masts macht das Segel in der Regel etwas direkter und kontrollierbarer im Grenzbereich, vor allem, wenn sehr schwere Fahrer (>90 Kilo) am Holm ziehen. Für leichte Fahrer und Frauen kann hingegen die kürzere Mastlänge spürbare Vorteile mit sich bringen — das Segel bildet ein weicheres Profil aus und liegt oft etwas fahrstabiler und einfacher zu surfen in der Hand als mit einem langen Mast. Ob die Verwendung des jeweils längeren oder kürzeren Masts im Einzelfall Sinn macht, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Zwei Beispiele: Das Naish Force 4 und das Goya Banzai wirken selbst auf dem 400er Testmast vergleichsweise gedämpft, die Verwendung eines 370er Masts sollten daher allenfalls sehr leichte Surfer/-innen (<70 Kilo) ins Auge fassen. Genau umgekehrt gestaltet es sich z.B. beim Point-7 Salt, welches selbst auf dem empfohlenen 370er Mast schon ziemlich straff und direkt wirkt. Ein härterer 400er Mast wäre in diesem Fall allenfalls für schwere Brocken (>90 Kilo) eine sinnvolle Option. Einen Sonderweg geht Ezzy, hier sind generell Masthälften verschiedener Längen kombinierbar — ein Vorteil, wenn man mal Bruch gebaut hat. Für den Test des Ezzy Wave wurde uns ein 370er Unterteil mit 400er Oberteil empfohlen.
surf-Tipp: Im Video stellen wir euch alle Testsegel vor und geben dabei auch immer wieder Trimmtipps und Empfehlungen zur Mastlänge. Einfach unter www.surf-magazin.de den Webcode #2690a ins Suchfeld eintippen und los geht’s!
AUF DEM WASSER
Die surf-Typenempfehlung
Wo „Wave“ draufsteht, ist in der Regel „Allrounder“ drin — und das ist gut so. Denn unter 5,5qm gibt es zu Wavesegeln quasi keine Alternative und so landen eben auch Flachwasserfans oder Gelegenheitswaver notgedrungen bei dieser Segelklasse. Unabhängig von der jeweiligen Charakteristik sind — das hat unser Vergleich gezeigt — alle 12 Segel dieser Gruppe zu 100 Prozent wavetauglich. Gerade aber bei der Eignung für Flachwassersurfer, Gelegenheitswaver und auch ambitionierte Wave-Freestyle-Fans gibt es gewaltige Unterschiede, die über Top oder Flopp entscheiden.
Ordne dich deshalb für eine erste Vorauswahl einem der folgenden drei Typen zu, dann bist du vor den schlimmsten Fehlkäufen gefeit. Innerhalb dieser Vorauswahl kannst du dann auf Basis der Einzelbeschreibungen, Noten und Preise deinen persönlichen „Testsieger“ herausfiltern:
Typ 1: Starkwind-Heizer
Wenn du den Großteil deines Surferlebens auf Flachwasser oder in der Dünungswelle verbringst, benutzt du dein Wavesegel vermutlich vorrangig zum Herumheizen und Halsen auf Freeride-, Freemove- oder Freestyle-Waveboards und nur sporadisch in der Brandung. In diesem Fall kannst du erwarten, dass dich dein Segel ohne zu zögern über die Gleitschwelle bringt, sich einfach fahren lässt, wenig Trimmanpassungen verlangt und auch mit mittlerem Fahrkönnen einfach zu kontrollieren ist. Achte besonders auf folgende Kriterien:
Gleiteigenschaften: Wir bewerten, wie gut ein Segel im Normaltrimm (der auch eine akzeptable Kontrolle bietet) passiv, also ohne Anpumpen, ins Gleiten kommt. Stellt sich der richtige Anstellwinkel zum Wind quasi von selbst ein und lädt sich das Profil spürbar auf, schlägt sich das positiv in der Bewertung nieder. Wirkt das Segel hingehen zappelig und technisch zu surfen, gibt das Abzüge in der Gleitnote, auch wenn geübte Surfer kleinere Einschränkungen mit Können und Pumpeinsatz wettmachen können.
Kontrolle bei Starkwind: Beschreibt, ob ein Segel im mittleren Trimm (der auch noch eine akzeptable Gleitleistung bietet) den Druckpunkt hält. Macht sich in Böen zunehmend Zug auf der Segelhand bemerkbar und ergeben sich Lastwechsel auf den Händen, die man mit Kraft und Technik ausgleichen muss, gibt das Abzüge.
Drive: Gelegenheitswaver möchten meist erstmal sicher übers Weißwasser kommen und im Bottom Turn nicht einparken, sondern mit genügend Speed oben an der Wellenlippe ankommen. Segel mit gutem Drive bieten konstanten Vortrieb.
Wenn du dich dem Typ 1 zurechnest, sollte deine Hitliste folgende Modelle beinhalten (alphabetische Sortierung): Ezzy Wave, GunSails Seal, NeilPryde Combat Pro, Point-7 Salt, Sailloft Curve, Severne Blade.
Typ 2: Allesfresser
Du nimmst auf dem Wasser mit, was du kriegst? Surftage im Flachwasser und Trips in die Nord- und Ostseewelle halten sich bei dir in etwa die Waage? Dem Stadium „Wellen-Einsteiger“ bist du entwachsen, kommst im Normalfall unfallfrei übers Weißwasser und reitest Wellen frontside nach Lee ab? Auch klassischen Freestyle-Tricks wie Carving-360, Duck Jibe oder Spock bist du nicht generell abgeneigt? Wenn dies zutrifft, sollten für dich, neben den bereits erklärten Noten „Gleiten“ und „Kontrolle“, auch folgende Kriterien maßgeblich sein:
Handling: Dieses Kriterium beschreibt, wie handlich sich ein Segel in Manövern (Halsen, Duck Jibes, etc.) und bei sonstigen Rotationen in der Hand anfühlt. Mehr noch als das gemessene Segelgewicht wirkt sich unserer Erfahrung nach die Lage des Druckpunktes auf das gefühlte Gewicht aus. Segel mit weiter vorne liegendem Druckpunkt und flachen Latten rotieren oft flinker um die Längsachse. Sie lassen sich schneller ablegen und wieder aufrichten als Segel mit weiter hinten liegendem Druckpunkt und größerer Fahrstabilität.
Wie du hingegen die Noten „Drive“ und „Neutralität“ für dich gewichtest, ist mehr eine Frage des Geschmacks als von „gut“ oder „schlecht“.
Neutralität beschreibt, wie gut ein Segel den Druck in aufgefiertem Zustand und bei der Einleitung des Turns wieder ablässt. Tücher mit vorgeformtem Profil und weit hinten liegendem Druckpunkt bieten im Turn oft beständigen Vortrieb, während Segel mit flachen Latten und weicher Charakteristik das Profil beim Auffieren, Ducken oder Wellenabreiten auf Knopfdruck verstecken — man surft dann eher übers Brett als mit Segelzug.
Die Gruppe der Allrounder ist natürlich groß, folgende Modelle gehören dazu (alphabetisch): Ezzy Wave, GA Sails Manic, Goya Banzai, GunSails Seal, Naish Force 4, NeilPryde Combat Pro, Point-7 Salt, RRD Compact Vogue, Sailloft Curve, Severne Blade.
Das Hot Sails Maui Firelight ist, abgesehen von seiner Trimmsensibilität, ebenso ein ordentlicher Allrounder. Gleiches gilt für das S2Maui Dragon, welches ein gehobenes Fahrkönnen verlangt, um den Anstellwinkel zu finden.
Typ 3: Wave-Freestyler
Du surfst auf hohem Niveau und an nationalen und internationalen Topspots. Loops, Frontsideritte und erste Wave-Moves gehören zu deinem Repertoire, ebenso wie erste Duck- und Powermoves auf dem Freestylebrett? Falls dies zutrifft, kannst du deinen Fokus auf Segel einschränken, die ein leichtes Handling mit einem hohen Maß an Neutralität/Off vereinen. Auch besonders leichte Fahrer (<70 Kilo) und Frauen dürften die Kombi aus Leichtigkeit und Neutralität, welche die folgenden Segel in besonderem Maße bieten, schätzen.
Deine Top-Auswahl lautet dann (alphabetisch): GA Sails Manic, S2Maui Dragon
Mit kleinen Abstrichen sind auch Goya Banzai, GunSails Seal, Naish Force 4 und das RRD Compact Vogue gute Tipps.
Diese Segel haben wir getestet:
EZZY SAILS Wave 4,7
Obwohl das vollvergitterte Ezzy den Maßstab bei der Ausstattung setzt — z.B. in Form der pfiffigen Trimmhilfen und eines längenverstellbaren Protektors — knackt es die 3-Kilo-Schallmauer. Mit seinem schlanken Topp wirkt es vielleicht etwas „oldschool“, betrachtet man die Maße aber genauer, fällt auf, dass es ähnlich kompakt ist, wie andere Modelle. In der Angleitphase wirkt das Ezzy mit seiner kurzen Gabel etwas weniger kraftvoll und eher agil als fahrstabil, sobald man die Gleitschwelle aber überschritten hat, stabilisiert sich das Profil sehr gut, wodurch das Segel leicht und angenehm ausbalanciert in der Hand liegt. Böen und Chops dämpft das Ezzy wunderbar weg, es vermittelt viel Fahrkomfort und darüber hinaus eine sehr gute Kontrolle ohne störendes Eigenleben und Druckpunktwanderungen. In Manövern wie Halsen oder Duckjibes ist der etwas größere Weg der Latten beim Seitenwechsel spürbar, trotzdem wirkt das Konzept mit seinem weit vorne liegenden Druckpunkt und geringem Eigengewicht überaus handlich. Und auf der Welle? Hier bietet das Ezzy vor allem guten Drive, der es einem auch bei schlappen Wellen ermöglicht, den Speed gut mit hoch zur Wellenlippe zu bringen. surf-Fazit: Ausgewogen in der Welle, leicht in Manövern, komfortabel und kontrollierbar bei Starkwind — das Ezzy Wave deckt einen großen Einsatzbereich von Binnensee bis Big Wave ab. Nur wer ein maximal gleitstarkes Segel oder ein neutrales Tuch für getauchte Freestyle-Moves sucht, findet bessere Alternativen.
GA Sails Manic 4,7
Der GA-Allrounder geht nur marginal verändert in die neue Saison und funktioniert unserem Eindruck nach mit moderatem Loose Leech zwischen den oberen beiden Segellatten am besten. Die Anpassung an die jeweiligen Bedingungen erfolgt dann vorrangig über die Trimmschotspannung. Im mittleren Trimm lädt sich das Manic gut auf, bringt auch schwere Brocken zügig über die Gleitschwelle und bewahrt sich über alle Windbereiche hinweg ein leichtes, agiles Segelgefühl. Das leicht gedämpfte Profil schluckt Schläge und Chops angenehm weg und liegt schön ausbalanciert in der Hand. Der Druckpunkt beginnt beim GA in sehr starken Böen zwar einen Tick früher zu wandern als bei den Kontrollwundern der Gruppe — wir „jammern“ hier allerdings auf sehr hohem Niveau. Absolut überzeugt hat uns das Handling: Mit butterweicher Lattenrotation, gefühlt sehr geringem Eigengewicht und großartiger Neutralität lässt sich das Manic bei Halse, Duckjibe und sämtlichen Freestyletricks mit zwei Fingern dirigieren. Im mittleren und flachen Trimm geht es in der Welle als flaches „Off-Segel“ und Tipp für cleane Sideoff-Bedingungen durch, bauchig getrimmt bietet das Manic aber auch noch genügend Drive für Tage mit wenig Wind- oder Wellenschub.
surf-Fazit: Egal ob als leichtes Manöversegel für Starkwind, zum Tricksen oder an Wavespots von Heiligenhafen bis Hookipa, das Manic gibt sich nirgends eine Blöße und überzeugt als überaus gelungener Allrounder mit breiter Zielgruppe.
Goya Banzai Pro 4,7
Dem Hochruf „Banzai“ soll im japanischen Freude und Glück für 10.000 Jahre bringen. Annähernd lange könnte das Goya-Segel vermutlich aufgrund seiner noblen Ausstattung überleben: Eingearbeitete Carbonfäden sollen den Stretch minimieren und das dicke Kevlarpolster am Top dürfte selbst dann problemlos überleben, wenn man das Rigg kopfüber ins Riff steckt. Das Banzai sollte stets mit vergleichsweise viel Loose Leech geriggt werden, dann vermittelt es die beste Kombi aus Leistung und Leichtigkeit. Trotz eines 400er Masts wirkt das Konzept gedämpft, es lädt sich in der Angleitphase wunderbar auf und bietet überdurchschnittlich viel Gleitleistung sowie eine sehr fahrstabile Fahrcharakteristik, die es leicht macht, den Anstellwinkel sofort zu finden. Legt der Wind zu, will das Goya etwas früher umgetrimmt werden als andere Segel der Gruppe, flach gezogen bleibt die Kontrolle aber auf gutem Niveau. Tipp: Der im Banzai 4,7 theoretisch nutzbare kurze und damit noch weichere 370er Mast macht in unseren Augen allenfalls für sehr leichte Fahrer/-innen Sinn, über 75 Kilo sollte man beim härteren 400er bleiben. Besonders ausgewogen präsentiert sich das Banzai auf der Welle, bietet es doch eine gute Mischung aus Drive und Neutralität, mit der man eigentlich an jedem Wavespot gut leben kann.
surf-Fazit: Gute Fahrleistung trifft hier auf eine ausgewogene Wavecharakteristik – Euro-Waver und Flachwasser-Heizer werden absolut happy sein. Nur in böigen Revieren muss man immer mal wieder etwas umtrimmen.
GunSails Seal 4,7
Mit spürbar geringerem Gewicht, kürzerer Gabel und weicherem Profil will Designer Renato Morlotti Handling und Neutralität des Seal spürbar verbessert haben. Auf die gewohnten GunSails-Features wie die Trimmhilfe Fred muss man aber nicht verzichten. Das Seal wartet mit sehr moderaten Trimmkräften am Vorliek auf, man trimmt windunabhängig bis zur Markierung, die Anpassung an den Windbereich erfolgt dann in erster Linie über den Gabeltrimm. Das Seal fühlt sich gedämpft und komfortabel an, wirkt aber selbst in den Händen schwerer Surfer (>85 Kilo) auch auf dem 370er Mast nie schwammig. Das Segel stabilisiert sich in der Angleitphase sofort, liegt ausbalanciert in der Hand und entwickelt überdurchschnittlich viel Gleitleistung. Erfreulicherweise entpuppt sich das 2021er Modell sowohl auf der Geraden als auch in Manövern spürbar handlicher als man es aus der Vergangenheit kannte. Auch auf der Welle hat uns das Seal voll überzeugt, bietet es doch noch immer genügend Drive, um auch bei schlappen Bedingungen mit genug Dampf an der Wellenlippe anzukommen, aber jetzt eben auch mehr Neutralität und Leichtigkeit im flachen Trimm, was sowohl für Sideoffshorewellen und Freestyletricks den Einsatzbereich spürbar erweitert.
surf-Fazit: Gleitleistung, Kontrolle, Handling — das GunSails-Wavesegel spielt jetzt überall in der Spitzengruppe mit! Derart ausgewogen entpuppt es sich als treuer Gefährte für Starkwind-Freerider, Trickser und Wavesurfer gleichermaßen.
Hot Sails Maui Firelight 4,7
Mit seinem weit ausgestellten Unterliek, freiliegenden Segellatten und einem im Vorlieksbereich sehr flachen Profilverlauf hat der Fünflatter Firelight gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale. Apropos „light“ — das Segel gehört auf der Waage in der Tat zu den leichtesten Tüchern und knackt sogar die 3-Kilo-Schallmauer. Im unteren Windbereich entwickelt das vorne recht flache Profil eine etwas gedrosselte Gleitleistung, angepowert lädt sich das Segel dann aber gut auf und liegt fahrstabil und recht leicht in der Hand. Zu viel Spannung an der Gabel killt das Profil komplett, am besten funktionierte im normalen Windbereich ein Trimm mit vergleichsweise viel Loose Leech und nur moderater Spannung an der Trimmschot. Dann bietet das Hot Sails auf der Welle satten Drive, der einen auch bei schlappen Wind- und Wellenbedingungen kraftvoll hoch zur Wellenlippe zieht, in Verbindung mit einem guten Handling. Wer das Hot Sails an der Gabel flach zieht, verwandelt es im Nu in ein neutrales Segel mit feinem Off für cleane Sideoff-Bedingungen, allerdings leidet dann die Fahrleistung auch überdurchschnittlich stark.
surf-Fazit: In den Trimm des Hot Sails Maui Firelight muss man sich reinfuchsen, damit das Segel sein flinkes Manöverhandling und den guten Drive auf der Welle zeigen kann. Wer ein Powerpaket sucht, wird nicht komplett glücklich, ambitionierte Freestyler dürften etwas Elastizität für Powermoves vermissen.
Naish Force 4 4,7
Das Force 4 ist schon beinahe ein Klassiker. Dank eines größeren Fensters hat man jetzt spürbar mehr Durchblick als beim Vorgängermodell. Trotz eines 400er Masts und vergleichsweise hoher Trimmkräfte wirkt das Naish ziemlich gedämpft, in der Angleitphase lässt sich das Force 4 gut anpumpen und lädt sich spürbar auf. Damit auch die Beschleunigung passt und keine störenden Querkräfte auftreten, empfehlen wir ordentlich Vorliek- und nur moderate Trimmschotspannung anzulegen und einen 400er Mast zu nutzen, denn auf dem 370er wirkt das Segel etwas schwammig. Das Force 4 liegt ausbalanciert und fahrstabil in der Hand und auch der Druckpunkt bleibt selbst bei wenig Spannung an der Trimmschot lange stabil. Das Manöverhandling ist als Folge des geringen Eigengewichts und einer butterweichen Lattenrotation auf sehr hohem Niveau. Überaus wandlungsfähig zeigte sich das Naish auf der Welle: Im normalen Trimm geht es als absolut nordseetauglich durch und zieht kraftvoll durch den Bottom Turn. Mit etwas mehr Zug an der Trimmschot tunt man das Segel dann spürbar Richtung Off und Neutralität.
surf-Fazit: Passend erscheint das Konzept für sämtliche Wavebedingungen von Onshore bis Sideoff und zudem als gedämpftes Segel für gelegentliche Freestyletricks. Für große und schwere Fahrer (>1,90 Meter; >90 Kilo), die auch mal auf breiten Freeride- oder Freemoveboards Gas geben wollen, passt die Charakteristik mit niedriger Gabelaussparung weniger gut.
NeilPryde Combat Pro 4,7
Outline und Profilverlauf hat Designer Robert Stroj weitgehend beibehalten, die Anordnung der Bahnen wurde jedoch überarbeitet, um Gewicht im oberen Bereich einzusparen. Die Trimmkräfte fallen vergleichsweise gering aus, im mittleren und oberen Windbereich will das Combat sowohl am Vorliek als auch an der Gabel mit ordentlich Spannung in Form gebracht werden. Das Konzept stabilisiert sich in der Angleitphase sofort und liegt schön ausbalanciert in der Hand, sicher auch, weil die Gabel einen Tick länger ausfällt und der Druckpunkt etwas weiter hinten angesiedelt ist, als bei manch anderem Segel. Kontrollierter Zug auf der Segelhand macht es einem leicht, sofort Druck auf die Finnen zu bekommen und die Gleitschwelle überdurchschnittlich früh zu überqueren. Das Handling ist sowohl auf der Geraden als auch in Manövern erstklassig: Die Haltekräfte sind im normalen Windbereich sehr gering, zudem lässt sich das Combat in Manövern oder beim Bottom Turn spielerisch leicht ablegen und butterweich schiften. Einzig am obersten Windlimit kommt das Pryde etwas früher ans Kontroll-Limit, hier könnte ein 400er Mast sogar hilfreich sein. Massentauglich ist in jedem Fall die Wave-Charakteristik, denn das Combat bietet eine perfekte Kombi aus Drive im Turn, Leichtigkeit und der nötigen Neutralität, um auch cleane Sideoffshorewellen mit Bravour zu meistern.
surf-Fazit: Einfach zu fahren, gleitstark und obendrein gefühlt federleicht – das Combat überzeugt eine große Zielgruppe von Wave bis Flachwasser.
Point-7 Salt Pro 4,7
Das Salt benötigt sichtbares Loose Leech, welches bei diesem Konzept weiter runter Richtung Schothorn verläuft als bei anderen Wavesegeln. Rein optisch sieht das Salt aus wie ein kleines Slalomsegel von Entwickler Andrea Cucchi. Nimmt man die Beschleunigung als Maßstab, trifft dieser Eindruck sogar zu, das agile Point-7 stabilisiert sich nach Überschreiten der Gleitschwelle sofort, liegt dann schön fahrstabil in der Hand und sprintet los, als ginge jeden Moment die grüne Flagge an der Startlinie hoch. Dabei bewahrt es sich sein leichtes Handling über alle Windbereiche, nerviges Umtrimmen kann man sich getrost sparen, denn das Salt hält den Druckpunkt im mittleren Trimm über einen großen Windbereich stabil — folgerichtig holt es sich den Sieg in der Kontrollwertung. Überraschend ist, dass das Konzept auch auf dem kurzen 370er Mast durchaus straff wirkt — auch wenn schwere Fahrer (>85 Kilo) am Holm ziehen —wirkt es komfortabel gedämpft aber nie schwammig. Das Handling in Manövern und auf der Welle ist, wie der Italiener sagen würde, „molto bene“ — agil, leicht abzulegen und mit geschmeidiger Rotation lässt das Point-7 auch hier keine Wünsche offen. surf-Fazit: Als Starkwindsegel für Flachwasser und Bump & Jump ist das schnelle, leichte und extrem kontrollierbare Salt eine Macht und auch in der Welle präsentiert es sich überaus ausgewogen! Einzig für ambitionierte Freestyler die an Duckmoves üben, ist das Konzept mit viel Loose Leech und leicht vorgeformtem Profil nicht ganz ideal.
RRD Compact Vogue 4,6
RRD setzt beim Compact Vogue auf kompakte Packmaße. Die Latten lassen sich sekundenschnell teilen, das Segel längs an einer Dacronbahn falten. In Verbindung mit dem erhältlichen Compact Rigg Pack mit mehrfach teilbarem Mast und teilbarer Carbongabel lässt sich ein komplettes Rigg in einem großen Rucksack verstauen. Doch das Compact Vogue hat mehr zu bieten als nur kleine Packmaße: Mit seinem vorne recht flachen Profil gehört es nicht zu den Dampfhammern der Gruppe, ist die Gleitschwelle mal überschritten, stabilisiert sich das Profil aber gut. Es liegt neutral in der Hand, bietet bei ruppigen Bedingungen die wünschenswerte Dämpfung und glänzt mit einer sehr guten Druckpunktstabilität. Im direkten Vergleich wirkt das RRD in Manövern sowie beim Wellenabreiten einen Tick schwerer, die Messlatte liegt in dieser Gruppe aber auch ungemein hoch. Gut gefallen hat uns das Compact Vogue auf der Welle insofern, dass es sich überaus ausgewogen präsentiert: Tendenziell hat es zwar mehr Off als Drive, bietet aber auf der Segelhand stets etwas Grundzug, der hilft, den Speed gut mit hoch zur Wellenlippe zu bekommen.
surf-Fazit: Mit kompakten Packmaßen und guter Allroundtauglichkeit hat das Compact Vogue genügend Argumente, es eignet sich für sämtliche Wavereviere, aber auch als flaches Freestyletuch und als Starkwind-Freeridemotor. Nur Fans maximal leichter oder extrem kraftvoller Segel finden besser geeignete Alternativen.
S2Maui Dragon 4,6
2,8 Kilo — bei solchen Fabelgewichten kann in dieser Gruppe nur das Severne Blade mithalten. Trotzdem erscheint das S2Maui keineswegs unterdimensioniert. Abgesehen vom etwas spartanischen Protektor wirkt der Materialmix absolut hochwertig. Bereits beim Anfahren liegt das Dragon federleicht in der Hand, wirkt dabei aber auch etwas nervös. Weil das Profil sehr flach designt wurde, will es mit Technik im richtigen Winkel angestellt werden. Trimm-Tipp: Moderates Loose nur zwischen den oberen beiden Latten erhöht die Fahrstabilität etwas! Angepowert stabilisiert es sich aber spürbar, ohne sein wunderbar leichtes Fahrgefühl zu verlieren und bietet dabei angenehme Dämpfung im Chop. Das Maß der Dinge ist das Dragon in Manövern, aus einem extrem starken Feld sticht es hier nochmal mit kaum spürbarer Lattenrotation und absoluter Leichtigkeit heraus. Das gilt 1:1 auch für das Einleiten des Bottom Turns, hier schaltet der Motor auf Knopfdruck aus und sorgt für extrem neutrales Handling, sprich das beste Off. Umgekehrt wird man sich vor allem bei schlappen Bedingungen mehr Power und Vortrieb wünschen, um mit Schmackes an der Wellenlippe anzukommen.
surf-Fazit: Das Dragon setzt bezüglich Handling und Neutralität den Standard und punktet damit vor allem bei versierten Wave- und Freestylesurfern. Zum Allrounder fehlt dem Konzept etwas Fahrstabilität und Gleitpower, um auch den typischen Flachwasser- bzw. Bump & Jump-Surfer glücklich zu machen.
Sailloft Hamburg Curve 4,7
Der Fünflatter Curve ergänzt seit Jahren als Freewave-Segel das Modell Quad innerhalb der Sailloft-Palette. Längst sind auch beim Curve die Vorliekstrimmkräfte überschaubar, im Vergleich besitzt das Segel etwas mehr vorgeformtes Profil als andere Konzepte dieser Testgruppe. Dass sich das Sailloft die Gleitkrone sichert, liegt aber vor allem an der großartigen Fahrstabilität und einem etwas weiter hinten angesiedelten Druckpunkt. Auch als weniger geübter Surfer findet man dadurch den Anstellwinkel sofort und kann sich auf dem Weg durch die Brandung aufs Wesentliche konzentrieren. Bereits mit moderater Spannung an der Trimmschot sitzt der Druckpunkt festzementiert, das Curve reduziert notwendiges Umtrimmen auf ein Minimum. Dass sich das Segel in Manövern und beim Wellenabreiten etwas träger und schwerer anfühlt als andere Konzepte, liegt weniger am unwesentlich höheren Eigengewicht, als an Druckpunktlage und Profilverlauf. Wenig verwunderlich punktet es auf der Welle nicht mit Neutralität sondern vor allem mit viel Drive — durch seinen guten Vortrieb und die Tatsache, dass man stets etwas Zug auf der Segelhand verspürt, bringt man den Speed gut mit hoch zum Cutback.
surf-Fazit: Das Sailloft Curve überzeugt mit einem Mix aus überdurchschnittlich viel Gleitpower, Drive, Fahrstabilität und Kontrolle vor allem für Starkwind-Freerider und Wavesurfer, die unkompliziert auf Touren kommen wollen. Kleine Abstriche muss man beim Handling machen, größere Abstriche beim Off.
Severne Blade 4,7
Das Blade ist trotz fünf Latten auf der Waage das leichteste Segel der Testgruppe. Trotzdem wirkt der Materialmix nicht flatterig oder gar unterdimensioniert. Erfreulich unkompliziert ist das Konzept bezüglich des Trimms: Sichtbares Loose Leech zwischen den oberen beiden Latten sollte man immer reinziehen, den Rest regelt man über den Gabeltrimm. Dabei reicht moderate Spannung an der Trimmschot, dann lädt sich das Blade gut auf und setzt den Segelzug hervorragend in Speed um. Ist das Segel im Dümpeln noch etwas agil, stabilisiert sich das Profil angepowert überaus gut und liegt dann fahrstabil, komfortabel und etwas straffer in der Hand als andere Konzepte — sicher auch eine Folge des härteren 400er Mast. Die Kontrolle überragt, auch in den Händen schwerer Fahrer verzieht sich nichts, der Druckpunkt liegt stabil und lästiges Umtrimmen kann man sich meist schenken. Butterweich rotieren die Latten in Manövern um den Mast, in Verbindung mit dem geringen Eigengewicht setzt sich das Blade somit auch beim Handling an die Spitze des Feldes. Die ganz feine Klinge führen kann man auch beim Wellenabreiten — hier schlägt das Blade in keine Richtung zu stark aus und bietet eine allroundtaugliche Mischung aus Drive und Off.
surf-Fazit: Das Blade überzeugt rundum und gibt sich weder bei Fahrleistung, Kontrolle noch beim Handling eine Blöße. Egal ob es ein Starkwindrevier mit Flachwasser oder ein Wavespot zwischen Kühlungsborn und Kapstadt sein soll, mit dem Blade macht man nichts verkehrt.