Test 2021Freeracesegel mit Cambern 8,5

Manuel Vogel

 · 28.05.2021

Test 2021: Freeracesegel mit Cambern 8,5Foto: STEPHAN GOELNITZ
Diese Segel sind das Schärfste, das für den „Amateursport“ zugelassen ist. Doch wer hat in der Summe aus Leistung, Handling und Komfort am Ende die Bugspitze vorn?

Bei schlappen drei bis satten fünf Windstärken liegt der ideale Drehzahlbereich dieser 8,5er Segel. Das ist die vielleicht größte Bandbreite, die Segeln in unseren Tests abverlangt wird. Immerhin von den ersten Schaumkrönchen bis zu satten fünf Beaufort. An Revieren wie in Torbole am Gardasee, am Walchensee in Bayern, aber natürlich auch an allen anderen Spots mit überwiegend leichtem bis mittlerem Wind können versierte Surfer ab 80 Kilo damit praktisch immer surfen. Und das mit maximaler Leistung über den gesamten Windbereich — ohne dabei viel umtrimmen zu müssen. Wer das gesamte Potenzial ausschöpfen möchte, montiert zusätzlich eine Trimmeinrichtung am Gabelbaum für den Schothorntrimm während des Surfens. Das Vorliek bleibt bei diesen Segeln sowieso nahezu immer auf den einen „richtigen“ Punkt getrimmt.

Aber warum sollte man nicht gleich zum reinen Racesegel greifen? „Racesegel erfordern mehr Kraft und Technik“, weiß surf-Tester Nicholas Slijk — und Top-Ten-Fahrer bei der One Hour Classic, „man muss auch den deutlich kräftigeren Lift eines Racesegels kontrollieren können und muss das Segel ständig adjustieren, diese Segel hier hält man einfach fest und gibt Vollgas.“ Für surf-Tester Frank Lewisch steht aus seiner Erfahrung als Shop-Verkäufer ebenfalls der häufig geäußerte Wunsch der Kunden nach einem möglichst stabil und easy zu surfenden Segel im Vordergrund: „90 Prozent aller Surfer sind vermutlich mit einem einfacher zu beherrschenden Freeracesegel mindestens genau so schnell wie mit einem Racesegel“, meint er und „ein Racesegel will eigentlich überpowert sein, Freeracesegel funktionieren dagegen schon unten raus und bei Mittelwind optimal.“

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Drei Segel erfordern vor diesem Testbericht noch eine extra-Erwähnung: Das in der Vergangenheit sehr starke Severne Overdrive hätten wir ebenfalls gerne im Test gesehen, allerdings war es beim Corona-bedingt frühen Test — diesmal schon im September am Gardasee — noch nicht lieferbar und wird erst im April erwartet. Einen fundierten Test liefern wir auf jeden Fall nach. Duotone legte keinen Wert auf die Testteilnahme. Das ist einerseits schade, schafft aber andererseits Testkapazitäten für zusätzliche, eher „exotische“ Marken wie Challenger oder Loftsails, die sonst seltener im Test berücksichtig werden können. Das GA Sails schließlich zeigt beispielhaft, wie sich ein klassisches Freeridesegel im Vergleich schlägt. Besonderer Wunsch von GA Sails war es, dieses Segel und nicht das 3-Camber-Segel Phantom in den Test zu senden. Trotz weniger Fläche kann das sehr bauchige „Cosmic“ in vielen Disziplinen nahezu mithalten, bietet dabei allerdings in einem Trimm nicht ganz den gleich großen Wind-Einsatzbereich und erreicht auch nicht die so herausragende Kontrollierbarkeit bei viel Wind wie die Drei-Camber-Konkurrenz. Es liegt aber dennoch auch in der Kontrolle ebenfalls noch im sehr guten Bereich (Seite 28). Dazu zeigt es sich überlegen im Handling, beim Wasserstart und in der Halse.

AN LAND

Über Camber, Masttaschen und Materialien

Sämtliche Segel sind mit ausreichend dickem Monofilm ausgestattet — und das auch überwiegend über die gesamte Fläche, das große Segelfenster bei NeilPryde wirkt besonders dick. Wer sich auch in der sportlichen Freeraceklasse einen Tick mehr Haltbarkeit erhofft, bekommt bei Gunsails, Sailloft und Loftsails überdurchschnittlich viel X-Ply und Verstärkungen rundum geboten, NeilPryde und GA liegen in ähnlicher Ausstattung insgesamt im guten Standardbereich, das Challenger wirkt insgesamt am filigransten. Loftsails rundet das Segel unten mit einem besonders luxuriösen Protektor ab, aber auch alle anderen Segel sind am Mastfuß ausreichend geschützt und die Protektoren reichen weit genug herunter. Die Segel von GA Sails, Point-7 und NeilPryde kaschieren einerseits viel Monofilm mit viel Druck oder Tönung, liegen aber im ordentlichen Standard und wirken nicht unterdimensioniert. Das vor allem am Achterliek etwas spartanisch wirkende Challenger liegt auch in der Gesamtcharakteristik auf dem Wasser näher bei Racesegeln als alle anderen Produkte. Die Profile von NeilPryde und GA Sails müssen in dieser Gruppe mit zwei Cambern und etwas schmalerer Masttasche auskommen — was aber auch zum Konzept und zur Einordnung der Segel irgendwo zwischen „Freeride“ und „Freerace“ gut passt und den Segeln eine eigene Charakteristik verleiht.

Für die Masttaschen wird durchweg dickes Tuch verwendet. Im Grifftest findet man bei Gunsails dabei ein besonders soft wirkendes Material, während die Sailloft-Masttasche sich sehr steif und glatt aber ebenfalls äußerst solide anfasst. Für optimierte Aerodynamik lassen sich die Gabelaussparungen bei Gunsails, Sailloft, Challenger, Point-7 und Loftsails mit Reißverschlüssen in einem elastischen Neopreneinsatz von oben und unten bis ans Kopfstück heran perfekt verschließen. Im Segelsack des Loftsail findet man ein zusätzliches Set an Cambern, das die Verwendung eines dünneren RDM-Masts ermöglicht und leicht gegen die großen Camber ausgetauscht werden kann. „Hinsichtlich der Camberrotation muss man beim Mastkauf ein bisschen aufpassen“, warnt Materialexperte Frank Lewisch und bezieht sich dabei auf nahezu alle Cambersegel. „Wir testen hier auf 100-Prozent-Masten. Masten mit 80 Prozent haben ebenfalls noch etwa den gleichen Durchmesser, ab 60 Prozent Carbon und weniger, werden Masten dann aber meist spürbar dicker.“ Gerade die Segel, die mit unseren Testmasten bereits nicht die geschmeidigste Rotation zeigten, dürften da auf einem dicken Mittelklassemast noch zickiger reagieren. „Dicke, ältere Masten mit wenig Carbonanteil sind häufig die Ursache, wenn Kunden im Shop über schlechte Camberrotation klagen“, weiß Frank aus Erfahrung.

AUF DEM WASSER

Viel Speed und mehr

Eins vor ab: Schnell sind alle. NeilPryde setzt dabei vor allem auf maximalen Schnitt im unteren und mittleren Windbereich. Hiervon profitieren auch kräftige Surfer, die die im Vergleich etwas höheren Haltekräfte bei richtig viel Wind gut wegstecken können. Gunsails bietet einen sehr gelungenen Kompromiss zum „einfach schnell surfen“ bei eigentlich jedem Wind. Noch einen klitzekleinen Ticken setzen Challenger, Loftsails und Point-7 im High-End-Speed unter perfekten Bedingungen drauf — allerdings zum Preis eines höheren technischen Anspruches an den Fahrer und etwas weniger Druck in Windlöchern als das Gunsails es bietet. Besonders kraftvoll, aber nicht mehr schwer, setzt das Vector damit bei Gunsails den positiven Trend bei seinen Cambersegeln fort. Im unteren Gleitwindbereich nahezu so druckvoll wie das V8, aber ein Tick schneller bei Hack, ist das Sailloft die etwas direktere Alternative zum NeilPryde. Und das GA Cosmic schließlich bestätigt seine Rolle als Außenseiter aus der Freerideklasse: Deutlich besser im Handling — nahezu wie ein camberloses Segel — und auf den Race-Kursen zwar immer dicht am Feld, aber eben in der Leistung nicht ganz vorne. Die hoch vorgespannten Profile mit drei Cambern decken in dieser Gruppe einen besonders großen Windbereich ohne umzutrimmen ab. So funktionieren diese mit null Schothornspannung auch noch, wenn schon richtig Druck auf der Folie ist. Das GA benötigt im Vergleich etwas mehr Schothornspannung und auch das NeilPryde V8 werden vor allem leichtere Surfer bei zunehmendem Wind gerne mit etwas mehr Zug am Schothorn flacher und damit auch mit weniger Haltekraft einstellen. Das ist bei dem Nahezu-Racesegel von Challenger nahezu überflüssig. Hier unsere Empfehlungen:

Typ A: Dir geht es um Topspeed auf sehr schnellen Freerace- oder Race-Slalomboards, auch mit GPS-Messung, Handling ist Nebensache, du bist an technischem Material interessiert. Challenger, Loftsails, Point-7 sind erste Wahl. Gunsails und Sailloft dürften ebenfalls gut „liefern“.

Typ B: Du wählst Freerace bewusst, weil du zwar sehr gute Leistung wünscht, aber auf die Nachteile reiner Racesegel verzichten möchtest. Loftsails, Gunsails, NeilPryde und Sailloft passen bestens in dein Beuteschema. Point-7 ebenfalls, sollten sich die Camber in der Halse mit der Zeit etwas „einschleifen“.

Typ C: Dir gefallen Cambersegel vor allem wegen des Fahrgefühls, einfaches Handling steht bei dir aber ebenfalls weit oben? GA Sails hat ein vielleicht optimales Produkt, Loftsails, Gunsails, NeilPryde und mit leichten Abstrichen auch Sailloft dürften auch gut passen.

Gesichtet

Die Masttaschen von Challenger...
Foto: Stephan Gölnitz

Die Masttaschen von Challenger und Point-7 sind sehenswert. Point-7 schneidert zwischen der sehr breiten Masttasche unten und einem schmalen „Mastschlauch“ oben einen aerodynamisch und optisch sehr eleganten Übergang ins Segel. Challenger pfeift auf Wasserstartqualitäten und verpasst seinem Segel die breiteste Masttasche, die wir in dieser Klasse getestet haben. Einige Segel bietet zwei Ösen am Schothorn. Die obere wird dann eher für schwere, große Surfer oder auch für leichten Wind (etwas gespannteres Achterliek), die untere eher für leichtere Personen oder Starkwind empfohlen. Als Nebeneffekt liegt die Gabel auch bei unterschiedlich hoch montierten Positionen am Mast weniger schräg in der Hand. Ein Feature mit Seltenheitswert ist die aufgedruckte Skala (Point-7), anhand der die Verlängerung einfach eingestellt werden kann. Alle Camber laufen auf Rollen am Mast: GA Sails, Sailloft, NeilPryde, Point-7, Loftsails, Challenger, Gunsails. Der Camber von NeilPryde ist vernietet, die übrigen sind auf die Lattentasche aufgeschoben, durch zusätzliche Distanzstücke („Spacer“) lässt sich bei diesen der Druck auf den Mast erhöhen.

Diese Segel haben wir getestet:

Bild 1
Foto: Stephan Gölnitz

Challenger Sails Fluido T3 8,5

Ganz knapp schrammt das Challenger-Segel unter unserer Testbeschränkung „eine Klasse unter dem Racesegel bitte“ hindurch. Höchstens eine halbe Nummer entschärft schätzen wir das Fluido im Vergleich zu reinen Racesegeln ein — wenn überhaupt. Die extrem breite Masttasche deutet das unverhohlen an, auf dem Wasser wird der Eindruck bestätigt. Das Profil mit flacher Anströmkante bildet nach hinten einen tiefen Bauch und schöpft daraus jede Menge Leistung. Leistung, die das Segel freiwillig mit geringsten Haltekräften an der Segelhand aufs Board bringt. Leichthändig will das etwas agile Segel gekonnt geführt werden, beschleunigt dann aber vehement und erreicht in jedem Windbereich beste Speedresultate. Lediglich in längeren Windlöchern halten andere Segel mit mehr Zug auf der Segelhand das Board etwas länger im Gleiten, sobald der Wind aber wieder für eine entspannte Fahrposition reicht, beschleunigt das Challenger überdurchschnittlich gut. Bis in den Grenzbereich bleibt es leicht und äußerst gut zu kontrollieren. Das leichte Segelgefühl bleibt trotz breiter Masttasche auch in Halsen und beim Aufholen erhalten. Lediglich die ohne ordentliche Nachhilfe nicht komplett durch rotierenden Camber schmälern den Eindruck. Das könnte sich aber nach längerem Gebrauch erfahrungsgemäß etwas „einschleifen“.

surf-Fazit: Etwas anspruchsvoller aber der Wolf im Wolfspelz — sieht schnell aus und ist es auch.

GA Sails Cosmic 8,3

Könnte man eine Vergleichsfahrt gleich mit einer Halse einleiten, dann wäre das Cosmic sicher sofort Testers Liebling: Handlich, leicht und mit einem so geschmeidigen Lattenwechsel, der näher an camberlosen Freeride-Segeln liegt als am Rest dieser Gruppe — so begeistert das GA im Manöver. Dabei profitiert das Segel auch von den kleinsten Abmessungen und vom Umstand, dass es vom Konzept in der GA-Range nicht direkt unter dem Racesegel Vapor angesiedelt ist, sondern erst nach dem 3-Camber-Segel Phantom eigentlich eher in der Freeride-Klasse. So passt es auch etwas besser zu leistungsstarken Freerideboards als zum Free-
race- oder Slalomhobel. Der Trimm funktioniert auch bei Leichtwind mit zumindest leichter Schothornspannung, dann kann es mit den aufgemotzten Segeln der reinen Freeraceklasse trotz Größennachteil nahezu mithalten. Der Druckpunkt ist vergleichsweise etwas weiter vorne im Segel positioniert, mit einem tiefen Profil gleich im Bereich hinter der Anströmkante. Wir haben den Mastfuß für einen dann perfekten Decksabschluss nach einigen Varianten schließlich ebenfalls wenige Zentimeter weiter vorne montiert. Das immer sehr leicht wirkende Segel liegt im idealen Windbereich angenehm in der Hand, bei stärker wechselnden Bedingungen fühlt man sich etwas eher motiviert, den Trimm anzupassen für entweder mehr Gleitpower oder bessere Kontrolle. Insgesamt wirkt es weniger gelockt und etwas gedämpfter als die kernigeren Racetücher.

surf-Fazit: Ein klassisches Freeridesegel mit bestem Handling und Leistung nahezu wie die Tücher einer Klasse darüber.

Gunsails Vector 8,6

Mit sehr einfach anzuklappenden Cambern — hier passen auch die günstigen, etwas dickeren Masten als der „Select“ — und einfach zu findendem Trimm, verdient sich das Vector das „Easy Surfing“-Prädikat. Vor allem auch, weil es obendrein sehr entspannt schnell zu machen ist. Wegen des weiter hinten liegenden Druckpunktes lässt sich das Segel auch mit vergleichsweise etwas weiter hinten montiertem Mastfuß „luftdicht“ auf dem Deck ablegen — es stellt sich nahezu selbstständig und stabil so hin, und in Böen, wie in Windlöchern sind kaum Korrekturen nötig. In Summe aus Topspeed und Durchgleitpotenzial ist es kaum zu schlagen. Der Trimm mit optischer Hilfe (Trimmpunkt „FRED“ — fast rigging easy doing) ist easy. „Ich hab‘s einfach auf den Freddy getrimmt und es macht alles richtig“ meinte ein Tester — und das ohne nötige Korrekturen am Schothorn, denn das Segel lässt sich über den gesamten Windbereich mit einer lockeren Einstellung am Schothorn surfen. Es hat immer sehr viel Loose Leech, einfallende Böen werden so ohne zusätzlich erforderlichen Kraftaufwand in Beschleunigung umgesetzt, das Segel rührt sich dabei gefühlt so gut wie gar nicht. So satt und stabil es auf der Geraden in der Hand liegt — bei recht leichten Haltekräften — so flüssig rotieren die Camber und auch in der Halse und das gefühlte Gewicht ist erstaunlich gering.

surf-Fazit: Hier wird Race-Performance und gutes Handling als preiswertes Menü serviert.

Loftsails Switchblade 8,5

Wenn nach der Besichtigung der umfangreichen Features und der luxuriösen Ausstattung noch Zeit zum Surfen bleibt, erwartet dich ein gedämpftes, eher softes, kraftvolles und schnelles Segel mit Stärken im mittleren und oberen Windbereich. Der Trimmpunkt liegt zwar sehr weit vorne im Segel, sollte aber ernst genommen werden, denn „untertrimmt“ — was bei anderen Kandidaten teils funktioniert — gewinnt das Segel kaum an Gleitleistung, wirkt dann aber tatsächlich zu wenig gespannt. Passend zur soliden Materialanmutung liegt es etwas satter in der Hand und vor allem aber auch sehr stabil auf dem Board. Das sorgt neben hohem Fahrkomfort bei zunehmendem Wind für gute Kontrollierbarkeit, denn störende Lastwechsel kennt das Switchblade nicht. Es zieht beständig und beinahe stur nach vorne, egal, was der Wind für Kapriolen veranstaltet. Subjektiv wirkt es dabei etwas größer als angegeben und auch in der Halse rotieren die Camber zwar sehr gut, das Gefühl , mehr Material in der Hand zu halten, lässt sich aber nicht ganz leugnen. Beim Aufbau schnappen die drei Camber sehr bereitwillig an den Mast, was den komfortablen Gesamteindruck gelungen abrundet. Zu diesem trägt obendrein die große Windrange in einem Mitteltrimm bei, im Vergleich zu einem GA muss man mit dem Loftsails bei wechselnden Bedingungen erst etwas später zum Boxenstopp an Land.

surf-Fazit: Super ausgestattetes, gedämpftes Segel mit gelocktem, solidem Racefeeling.

Neilpryde V8 8,7

Mit zwar tiefem Bauch unten, dafür aber schmaler Masttasche oben und nur zwei Cambern, wummert der V8-Antrieb sehr dezent und kultiviert. Als größtes Segel verliert NeilPryde trotz viel Loose Leech kein Angleitduell in dieser Gruppe und überzeugt im unteren und mittleren Windbereich mit einem dominanten Durchschnitt über lange Strecken. In den Böen sind einige andere schneller, aber in den Windlöchern behält es kraftvoll den Druck auf der Finne und das Board solide im Gleiten. Die Gleitstärke bleibt auch dann noch weitgehend erhalten, wenn das Segel am Vorliek auf „max“ getrimmt wird — dabei geht anderen Segeln häufig ein Teil des Drehmomentes verloren, nicht so beim V8. Die Kontrolle bleibt lange sehr gut, im oberen Grenzbereich muss man aber schon kräftiger zupacken als bei einem Challenger oder Point-7. Bei Topspeedruns auf einem schnellen Slalomracer stößt das — auch größere — Segel so etwas früher ans Limit. Dafür kann es im Manöver mit klassischen Freeridetugenden punkten. Wie ein Hybridantrieb schaltet es in der Halse den Verbrenner ab und surrt mit sanft rotierenden Cambern durch die Kurve. Es liegt dabei trotz 8,7 Quadratmetern recht leicht in der Hand und sollte die Halse doch mal im Wasser enden, säuft die schmale Masttasche nur in Maßen und erleichtert den Neustart.

surf-Fazit: Ein leistungsstarkes Segel zwischen Freeride und Freerace. Perfekt besonders für Surfer höherer Gewichtsklassen.

Point-7 AC-Z 8,5

Lass dich nicht täuschen! Die schmale Masttasche im oberen Segment ist reine Tarnung. Das AC-Z ballert über den See und liegt in der Hand wie ein leichtes Racesegel. Dabei bleibt es super stabil und kraftvoll, mit dem Druckpunkt weiter hinten als ein Challenger, aber ohne dabei schwer zu wirken. Vermutlich liefert der etwas weiter hinten liegende Druckpunkt den immensen Lift — schon bei Mittelwind sorgt das für sehr viel Speed, bei Überpower dann für erhöhte Alarmbereitschaft. Je nach Fahrkönnen und Gewicht lässt sich das Board damit auf der Finne tänzelnd unglaublich schnell machen, leichtere Fahrer (unter 80 Kilo) werden bei so viel Vortrieb und Auftrieb zumindest etwas früher an die Kontrollgrenze stoßen. Das Segel vermittelt im gesamten Windbereich ein Gefühl von sehr wenig Fahrwiderstand und effizienter Aerodynamik, die sich in viel Speed bei geringen Haltekräften auszahlt. Beim Aufbau zeigt sich das Segel technischer, nach Anklappen des oberen Cambers muss für den unteren das Vorliek etwas entspannt werden, dann springt auch dieser willig an den Mast. In Manövern will der Camber ebenfalls nicht ganz rum, hier kann man den Camber stufenweise passend schleifen — das ist der Preis für ein optimal gespanntes Racefeeling im Rigg. Je nach Schothornspannung lässt sich das Segel agil oder mit deutlicher Betonung der Segelhand tunen.

surf-Fazit: Extrem schnelles Freeracesegel mit top Kontrolle und leichtem Manöverhandling.

Sailloft Hamburg Mission 8,6

Das Sailloft verfolgt eine Mission: Unaufhaltsam und unbeirrbar hält es den „Speed“, so wie der rasende Zug im gleichnamigen Film. Starke, einfallende Böen? Das Segel bleibt neutral und ruhig. Größere Windlöcher? Das Mission zieht ungebremst weiter. Mit straffem, direktem Feeling wirkt es sehr racig, das stark vorgespannte Profil (Stichwort „Trimmkräfte“) hält die perfekte Form und benötigt dafür keinerlei Zug am Schothorn. Schon mit locker an der Gabel eingehängter Trimmleine deckt das Segel einen sehr großen Windbereich ab. Am Schothorn wird nur minimal die Kontrolle geregelt, ansonsten überwiegend das Feeling und die optimale Profiltiefe. Das Segel wirkt besonders fahrstabil und gelockt, es liegt immer gut auf dem Deck auf. Auch wenn das Segel etwas wuchtiger wirkt als ein GA beispielsweise, so konzentrieren sich die Kräfte im unteren Teil, was dem Segel ein sicheres, stabiles Gefühl verleiht. Bei mehr Wind steigen zwar die Haltekräfte etwas stärker spürbar — zu viel Zug auf der hinteren Hand wird man aber auch am oberen Ende des sinnvollen Windbereiches für ein 8,5er Segel nie erleben. Etwas größer wirkt das Mission in der Halse, die Camber rotieren aber bei aktivem Schiften gut durch, wenn auch mit leicht vernehmbaren „Plöpp“.

surf-Fazit: Sehr fahrstabiles, kraftvolles Segel, das vor allem auch einen super „Schnitt“ fährt. Noch besser für kräftigere Surfer als für Leichtgewichte.

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