Fünf Tage Dauerdüse – mit diesem Gastgeschenk konnten wir die elf Freeridesegel gründlich und genau so in die Mangel nehmen, wie es die meisten Freerider wohl auch tun werden. Mit ausgiebigen Vergleichsfahrten mit identischen Boards (Tabou Rocket Plus 133). Zwischendrin hängt man sich mal an den einen oder anderen Race-Surfer dran – was auch die Grenzen auslotet – dazu jede Menge Halsen und natürlich immer wieder Angleiten, Beschleunigen, Durchgleiten. Vor allem das Fahrgefühl machte dabei am Ende die Unterschiede aus, mehr noch als die pure Fahrleistung. Denn ein zumindest guter Topspeed ist mit allen Segeln drin – bei dem einem gelingt das allerdings leicht und mit viel Vergnügen, bei anderen mit Biss und Durchhaltevermögen. Und auf kurzen Schlägen mit vielen Halsen, tauchen dann die Segel mit sanfter Rotation ganz oben auf. Unsere darauf beruhende „Selektion“ findest du am Ende dieses Textes im Abschnitt „Typempfehlung“.
AN LAND
Schnitte und Profile
Sechs bis sieben Latten sind in dieser Größe und Klasse Standard, lediglich RRD geht mit fünf Latten weniger stabilisiert ins Rennen. Eine Latte ist dabei häufig als „Cross Batten“ ausgeführt – diagonal durch den Gabelbaum. Damit werden die oft gesehenen Schnitte mit der „Zacke“ am Schothorn erst möglich. Außerdem stabilisiert diese Latte bei Segeln, die mit wenig Schothornspannung gesurft werden können oder sollten, das Profil. Dass es auch ohne geht, zeigt das GunSails in klassischem Schnitt. Üblicherweise erfordert diese Lattenkonfiguration ohne Cross Batten etwas Zug am Schothorn (Ezzy und RRD) um das Profil zu stabilisieren, das Gun-Segel ist eine – funktionierende – Ausnahme und bleibt auch mit lockerer Leine handzahm. Ezzy und Point-7 zeigen dabei schon gleich die deutlich unterschiedlichsten Trimmkonzepte. Während bei Ezzy ein sehr elastisches, komfortables Profil mit sehr weitem Trimmweg an der Gabel gespannt und stabilisiert wird und so auch die Option auf maximalen Bauchtrimm für konstanten Leichtwind bietet, setzt Point-7 auf ein bereits über Latten und Vorliekspannung nahezu maximal stabilisiertes Profil. Hier wird das Schothorn immer sehr locker getrimmt, mit spürbarem Zug würde man dem Segel lediglich bei Angleitbedingungen die Luft abschnüren, ohne die sehr gute Kontrollierbarkeit nennenswert zu beeinflussen. Zwischen diesen beiden Konzepten finden sich zahlreiche Mischformen.
Ausstattung
So vielfältig wie die Schnittkonzepte, sind auch die Ausstattungslisten der einzelnen Marken. Von der Membran-Vollausstattung (Avanti) bis zur gewichtsoptimierten („abgespeckten“) Variante von RRD ist alles dabei. Als besonders üppig hinsichtlich Material und Verstärkungen ausgestattet, fallen auch Ezzy, Goya, Loftsails und Sailloft auf. Darauf gehen wir ausführlich in unserem Video ein, in dem alle Segel an Land gezeigt und vorgestellt werden.
AUF DEM WASSER
Gleiteigenschaften
Ein breites Board, satte sieben Quadratmeter Fläche und 80 Kilo Testergewicht – mit diesen Eckdaten gehen alle Segel-Kombos ähnlich früh los. Die stärker spürbaren Unterschiede liegen in der folgenden Beschleunigung und im Durchgleiten. Hier können Segel mit etwas mehr „Betonung“, also Zug auf der Segelhand, Vorteile verbuchen.
Speed & Kontrolle – camberlos top
Wie gut diese Segel auch bei starkem Wind funktionieren, hat uns tatsächlich nicht nur etwas überrascht, sondern auch überzeugt. Segel vor allem wie das Point-7, Avanti oder Severne vereinen auch richtig angepowert beste Kontrolle und sportlich schnelles Feeling – nur für vermeintlich bessere Starkwindeignung muss man nicht zwangsläufig zum Cambersegel greifen.
Manöver
Viele Halsen, ab und zu eine Wende und vielleicht mal eine Duck Jibe – so sieht vermutlich in der freien Wildbahn das Manöverprogramm in dieser Gruppe und Segelgröße aus. Das können alle Segel gut. Besonders elegant und weich schiften und rotieren die Segel mit wenig Lattenberührung am Mast und weicherem Profil: wie Ezzy, Avanti, Loftsails oder RRD. Wie unser Notenschnitt zeigt, ist aber auch das „schlechteste“ Segel in dieser Disziplin absolut gesehen noch richtig gut. Im Vergleich mit den Freeracesegeln mit Cambern spielen diese Segel bei der Halse in der Champions League statt Kreisklasse.
Typ-Empfehlung
Die camberlosen Segel dieser Gruppe unterscheiden sich trotz einer Ausstattungs-Bandbreite von fünf bis sieben Latten in der messbaren Leistung zwar erkennbar, aber nicht umwerfend. Auch die idealerweise verwendeten Boards der Freerideklasse lassen die Unterschiede weniger wichtig werden. Das Fahrgefühl spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle, ob das Gesamtpaket eher „sehr leistungsorientiert“ wirkt, oder eher „komfortabel sportlich“ oder „klassisch vielseitig“. Wir haben versucht, die Segel nach diesen Anforderungen in drei Gruppen zu sortieren.
- Performance-Plus
Für Freerider, die sich ungern überholen lassen oder einfach nur nahezu unbegrenzten Speed mit camberlosen Segeln genießen, empfehlen wir besonders Avanti Poweride V2, GunSails Zoom, Goya Mark Pro, Point-7 ACX Slalom, Loftsails Oxygen, Sailloft Cross und Severne NCX. Zu diesen Segeln passen neben Freeride- auch Freeraceboards. - Performance-Komfort
Leistung ist dir ebenfalls wichtig, aber Kontrolle und Dämpfung sind bei dir höher angesiedelt als kerniges Sportfeeling? Avanti Poweride V2, Ezzy Cheetah, Goya Mark Pro, GunSails Zoom, Loftsails Oxygen, NeilPryde Ryde, Severne NCX bieten das in sehr guter Form. Der ideale Untersatz ist das klassische Freerideboard. - Freeride-Classic
Wenn gutes Gleiten, komfortables Fahrgefühl, und geschmeidiges Handling zusammen kommen sollen, dann kommen Avanti Poweride V2, Ezzy Cheetah, GA Matrix, Goya Mark Pro, NeilPryde Ryde, RRD Evolution und Severne NCX ins Spiel. Die am besten geeigneten Boards sind eher komfortable, gut kontrollierbare Freerider.
Freeriden – was ist das eigentlich?
Die Manöversession bei der jede gelungene Halse Glückshormone ausschüttet (Point-7 ACX Slalom, oben und RRD Evolution, unten) oder übermütige Hüpfer über die Bootswelle (Avanti Poweride)? Aber auch im Speedduell mit Freunden kann der prickelnde Reiz liegen (NeilPryde Ryde und Ezzy Cheetah). Auf jeden Fall kommt es nicht auf eine Eigenschaft eines Segels alleine an. Dem Aufsteiger und auch dem sportlichen Freerider bieten diese Segel jedenfalls eine besonders gelungene Mischung. Die besten Boards dazu findest du übrigens in surf 5/2021.
Gesichtet
Erwartungsgemäß die meisten „Klicks“ heimst bei den Detailfotos das Ezzy ein: Der Mastprotektor ist sehenswert, die Trimmhilfe am Rollenblock einzigartig und die Ausstattung mit ausschließlich X-Ply und sogar PVC-Fenster ebenfalls. Protektoren mit Tasche wie bei GA sind Standard, die lange Motocrossversion von Loftsails dagegen schon Luxusklasse. Zwei Segelösen bieten die Option für mehr Power oder große Surfer (oben) und für mehr Kontrolle oder kleinere Personen (unten). Der Severne-Block mit vier Rollen funktioniert mit einer passenden Severne-Verlängerung (drei Rollen) hervorragend, aber auch so wie hier lässt er sich mit jeder x-beliebigen Rollenkonfiguration noch recht ordentlich fädeln. Mit nur fünf Latten, flachem Profil und wenig Verstärkungen wirkt das RRD leicht und handlich, das GunSails setzt mit sehr viel Loose Leech (locker faltiges Segel hinten) auf optimierte Aerodynamik für Topspeed.
Diese Segel haben wir getestet:
Avanti Poweride V2 7,0
Das teuerste Freeridesegel das man kaufen kann, hat dafür auch einiges zu bieten, man kann dem Designer – auch in Anbetracht des kleinen Segelfensters – nicht vorwerfen, er hätte das aufwändige Membranmaterial etwa sparsam eingesetzt. Das gesamte Segel wirkt schon beim Ausrollen und Aufriggen sehr solide, aber ebenfalls flexibel. Das ohne Druck eher flach wirkende Profil verleiht dem Avanti beim Losdümpeln ein agiles Handling, fast wie ein Wavesegel lässt es sich in Böen schnell auffieren und drucklos stellen. Dennoch zieht es auch im Vergleich früh los und baut dann zunehmend Vortrieb auf, ohne die Kontrolle zu verlieren. Sehr stabil, mit gleichmäßigem Zug auf beiden Händen – dabei sehr angenehm gedämpft an der Gabel wirkend – beschleunigt es bis in den oberen Windbereich souverän. Auch bei über 50 Sachen auf dem Tacho hängt man noch entspannt im Trapez, das Segel liegt sauber an Deck auf. Der Zug bleibt dabei nahezu durchgehend gleichmäßig auf beide Hände verteilt. Weich und vor allem mit sehr sanfter, kaum spürbarer Lattenrotation überzeugt das Segel in der Halse maximal, es wirkt obendrein eine halbe Nummer kleiner. Einzige Kritik: Das sehr kleine Fenster schränkt die Sicht vor der Halse deutlich ein. surf-Fazit: Das Avanti bietet – für einen satten Aufpreis in der Laminatversion – auch spürbaren Mehrwert. Ein leistungsstarkes und obendrein komfortables, nobles Segel.
Ezzy Cheetah 7,0
Aus den Skistiefeln in die Hüttenschuhe – so ist das Feeling wenn man von den lift-starken, direkten und bei Topspeed auch mal etwas „steifen“ Segeln wie Sailloft oder Point-7 auf das Ezzy wechselt. Das Segel vermittelt unglaublich viel Komfort durch die Dämpfung und die gleichmäßige Lastverteilung auf beide Hände. Dazu hält es das Board eher flacher auf dem Wasser, als dich bei viel Wind ungefragt in den Orbit zu katapultieren. Das sorgt für gute Laufruhe – im Topspeed muss es aber dennoch ein, zwei Vertreter vorlassen. All das erreicht das Ezzy mit einem außergewöhnlichen Segeldesign, von der Outline bis zum Trimmkonzept. Kein anderes Segel hat so viel Trimmweg am Schothorn, drei Tampen am Segel zeigen hier die richtige Gabeleinstellung an. Nur so wird das elastische Segel, das komplett auf Monofilm verzichtet, so schön stabil gespannt. Im Mittelwindtrimm deckt es dabei bereits eine sehr große Windrange ab, die sich aber zusätzlich noch in beide Richtungen erweitern lässt. Das weiche Setup, die flexiblen Materialien – das sorgt für ein ebenso softes Manöverhandling in dem ohne Druck flachen Profil. Angenehmer Nebeneffekt: Im Dümpeln reichen kleine Segelbewegungen, um in Böen den Dampf abzulassen. surf-Fazit: Sehr komfortables und bei „normalen“ Windbedingungen leistungs- und gleitstarkes Segel mit geschmeidigem Manöverhandling.
GA Sails Matrix 7,2
Besonders gutes Gleiten plus geschmeidiges Handling – mit diesen Zutaten würzt das Matrix das Freeridemenü für viele Freerider vermutlich sehr geschmackvoll. Das Segel benötigt immer spürbare Schothornspannung, wirkt dennoch elastisch gedämpft und lässt sich so sehr gut anpumpen. Aber auch ohne Armeinsatz zieht es gleitstark los, mit anfangs leichter, bei zunehmendem Wind stärkerer Betonung der hinteren Hand, erzielt es vor allem bei leichtem Wind im Durchgleiten und im Höhelaufen Topleistungen. Der früh einsetzende leichte Zug hinten hilft, das Board schön auf die Finne zu stellen und Höhe zu pressen. Bei viel Wind muss der zunehmende Zug am Schothorn „weg getrimmt“ werden, was nicht ganz so gut gelingt wie bei den Starkwindspezialisten der Gruppe. Dennoch erzeugt das Segel keinen übermäßigen Lift, auch sehr frei laufende Boards hält es schön auf dem Wasser, selbst wenn man mit der Segelhand kraftvoll dicht nimmt. Das Segel wirkt in der Hand dabei immer etwas agil, vermittelt kein eingefrorenes Racefeeling und überzeugt vor allem auch mit der sehr weichen Lattenrotation in Manövern. Lediglich am Schothorn muss es mehr angepasst werden als einige andere Tücher. Wer zwischen „Low End“ und „High“ an der Gabel nachadjustiert, deckt aber auch mit dem GA einen großen Windbereich ab. surf-Fazit: Manöverfreundliches und gleitstarkes Freeridesegel.
Goya Mark Pro 7,2
Nur ein kleiner Unterschied auf dem Papier – der auf dem Wasser aber spürbar ist. Mit 7,2 Quadratmetern, langer Gabel (inkl. „Zacke“) und viel Materialeinsatz wirkt das Goya einen Tick größer als in der Gruppe üblich. Mit viel Shape in den Latten zieht es gut los, liegt satter in der Hand und beim Manövrieren vor dem Angleiten ist der nötige Segelweg immer etwas weiter als bei einem Avanti beispielsweise. Sehr komfortabel und mit spürbarer Profildämpfung beschleunigt es aber gut und wird „oben raus“ so schnell wie das Sailloft. Ganz allein auf dem See würde man sich vielleicht gar nicht so rasend schnell fühlen, die direkten Vergleichsfahrten enttarnen das Goya aber als Supersportler im Designeranzug. Wenn es darauf ankommt kann das Segel sehr guten Topspeed entfesseln, die Beschleunigung im Leichtwindbereich fällt im Vergleich zu einem Sailloft aber nicht ganz so druckvoll aus. Auch wenn das Segel ab mittlerem Windbereich immer eine spürbare Betonung der Segelhand hat, liftet es das Board nicht unangenehm und das Gesamt-Setup bleibt sehr lange gut zu kontrollieren. Der RDM-Testmast ist dabei schon ordentlich gefordert, im Kabbelwasser dürfte der Mast die Segelmitte noch besser stützen. Surfern mit deutlich über 80 Kilo Gewicht würden wir zu dem vermutlich strafferen SDM raten. surf-Fazit: Ein sehr einfach schnell zu surfendes Segel in überdurchschnittlicher Materialausstattung.
GunSails Zoom 6,9
Ein Gen-Test wäre hier wirklich mal interessant. Denn die letzte Generation Freeridesegel von GunSails zeigt durchweg die gleiche Mischung guter Eigenschaften – aus sportlich knackiger Fahrleistung bei sehr fahrstabilem Verhalten. So lässt sich vom Angleiten bis zum Topspeed jeder Windhauch gut nutzen. Am Schothorn hatten wir das Segel im Test meist nur locker eingehängt, die Kontrolle bleibt auch so bis in den obersten Einsatzbereich sehr gut, bei dann auch maximaler Gleitleistung. Einzig die stark vorprofilierten Latten mit sattem Bauch – schon ohne Winddruck – schieben sich dann seitlich am Mast vorbei und benötigen in der Halse etwas beherzteres Schiften, um gleich auf Anhieb komplett umzuschlagen. Beim Speeden steht das Segel solide und stabil über dem Board, die Mischung aus Power und Kontrolle wirkt sportlich aber auch gut zu bändigen. Der leichte Zug auf der hinteren Hand hilft beim Beschleunigen, Duchgleiten und Höhelaufen, wird aber bei viel Wind nie übermäßig stark. Damit mausert es sich zu einem sehr vielseitigen, eher sportlich orientierten Freeridesegel, das aber auch für entspanntes Cruisen keine nachteiligen Eigenarten mit sich bringt. surf-Fazit: Schöne Mischung aus Sportfeeling bei einfachem Fahrhandling. Lediglich die stärker vorgespannten Latten wirken für Manöverfreaks und für Duck Jibe und Co. nicht optimal.
Loftsails Oxygen 7,0
Rekordverdächtig leicht ist der 430er Mast mit 1,5 Kilo. In dieser Kombi wirkt das Segel angenehm leicht – wenn auch nicht so extrem wie ein Severne NCX – und dabei immer komfortabel gedämpft. Die robuste Ausstattung und Verstärkungen hinterlassen einen sehr hochwertigen Eindruck. Im optimalen Trimm (Falten bis Vorderseite Trimmpunkt) stehen die Latten hinter dem Mast und berühren diesen auch in der Halse nicht merklich, was für eine geölte Rotation sorgt, da muss man schon genau hinschauen – hören oder spüren kann man im Manöver vom Lattenwechsel nichts. Sehr angenehm komfortabel wirkt das Segel auch auf der Geraden, das reichliche Loose im Segel flattert nicht, sondern federt mehr. Die Beschleunigung fällt eher besonnen aus, einmal auf Reisetempo kommt es aber mit dem schnellen Sailloft gut mit, lediglich in den Spitzenböen unserer Vergleichsfahrten beschleunigen die allerschnellsten Tücher kurzfristig ein winziges Stückchen mehr. Dabei steht das Segel sehr stabil und unbeirrt von Böen vor dir, wirkt weniger spielerisch, aber sehr easy auch schnell zu surfen, hier muss man an der Gabel nichts korrigieren, einfach satt drangehängt, erreicht das Segel schon nahezu seine maximale Leistung ohne viel erforderliches Feingefühl. surf-Fazit: Sehr solide wirkendes, gut durchgleitendes Segel mit ordentlichem Durchschnittsspeed und sehr gutem Handling.
Neilpryde Ryde 7,2
Trotz viel Fläche wirkt das Ryde mit der im Verhältnis kompakten Gabel leicht und handlich. Die sparsamen Verstärkungen im Achterliek des Segels sorgen ebenfalls für die gefühlt geringe Schwungmasse beim Manövrieren. Die fehlenden Trimmmarkierungen erfordern etwas Gespür für die richtige Vorlieksspannung, das „Loose“ im Achterliek verläuft nie so weit herunter wie bei den meisten Segeln der Gruppe. Auf dem Wasser ist das NeilPryde ein angenehm unauffälliger Vertreter, weder zappelig, noch extrem fixiert über dem Board stehend, immer mit leichtem Zug auf der hinteren Hand, der aber nie Überhand nimmt. So lässt es sich einfach surfen, kann den Topspeed-orientierten Surfer allerdings nicht voll überzeugen, sondern eher den klassischen Freerider, der nicht ständig am Limit surft. Mit einem Magic Ride harmoniert das Ryde so besser als mit einem Super Sport oder Super Ride – wenn man mal die hausinterne JP-Boardrange als Maßstab nimmt. Aufsteiger und Freerider, die ein leichtes Segel mit gutem Mittelwind-Speed suchen, werden mit dem Segel sicher glücklich – wer gerne angepowert auf maximale Performance schielt, ist mit dem Stallgefährten Speedster vermutlich besser beraten. surf-Fazit: Ein leichtes Freeridesegel mit sehr gutem Handling und guter Fahrleistung im unteren und mittleren Gleitwindbereich.
Point-7 ACX Slalom 7,0
Extrem viel „Loose“ und viel sichtbares Profil in den Latten lässt die Pulskurve jedes Amateurheizers schon beim Aufriggen hoffnungsvoll ausschlagen. Mit locker eingehängtem Schothorn geht es dann auf den Vergleichs-Trip. Das Segel wirkt nicht federleicht wie ein NCX, aber auch nicht schwer. Es gleitet recht stabil stehend flott an und legt gleich mächtig los. Bei unterstem Gleitwind würde man sich zum Höhelaufen und Durchgleiten vielleicht etwas mehr Zug auf der hinteren Hand wünschen, denn trotz nicht vorhandener Schothornspannung sitzt der Druckpunkt vorne und bleibt auch bei zunehmendem Wind dort – bis zur oberen Grenze dessen, was man einem 7,0er noch zumuten würde. Ab dem mittleren Gleitbereich zündet das Konzept die zweite, dritte und vierte Antriebsstufe – im Speed ist das Point-7 Extra-Klasse. Und in der Kontrolle ebenfalls. Selbst nochmals lockerer am Schothorn baumelnd eingehängt – jetzt bietet es etwas mehr Zug „unten raus“– wird es nur unwesentlich backhanded, bietet mehr Power auf Amwind und bleibt in der Kontrolle weiterhin Spitze. In diesem Trimm – das Segel liegt jetzt sogar an der Gabel an – ist es auch bei leichtem Wind sehr fahrstabil. Wer einmal den für sich passenden Schothorntrimm gefunden hat, muss so nahezu nie umtrimmen und deckt einen sehr großen Windbereich ab, der vor allem Richtung Speedsurfen bei Highwind kaum Grenzen kennt. surf-Fazit: Ein straffes, sehr sportlich schnell wirkendes Segel für leistungsstarkes Freeriden.
RRD Evolution 7,0
Mit nur fünf Latten setzt RRD voll auf Gewichtsdiät und das geht, teilweise sogar recht gut auf. Optisch wirkt es – wegen viel Monofilm – leicht und luftig aber auch nicht ganz so solide (Die Größen unter 6,5 qm sind dagegen in Full X-Ply). Für gute Fahreigenschaften will das Profil auch am Schothorn gut gespannt werden. Dann kann es in der Fahrleistung im unteren und mittleren Windbereich den Anschluss an die Gruppe gut halten. Bei wirklich sehr leichtem Feeling im Dümpeln, beim Angleiten und in Manövern benötigt es besonders wenig Kraftaufwand. Mit genügend Spannung am Schothorn lässt es sich auch für stärkeren Wind neutral trimmen und mit Technik und Kraft schnell surfen, doch für überpowerte Speedruns gemacht ist es nicht. Dann spürt man, wie das Segel im Center leicht staucht, es fehlt einfach das subjektiv sportliche, direkte Fahrgefühl und auch die „Lenkung“, die Kontrolle an der Gabel, wirkt nicht mehr so präzise. Die Gesamtabstimmung ist eher gedämpft und soft. Die objektive Kontrollierbarkeit bleibt dabei aber völlig in Ordnung und erfordert nicht mehr Krafteinsatz als beim GA Matrix. surf-Fazit: Ein Handling-orientiertes Segel, das zum Freeriden ordentlich geeignet ist, am besten mit eher komfortablen als mit sehr leistungsorientierten Boards. Mit deutlicherem Preisvorteil wäre das RRD sicher auch ein gutes Aufsteigersegel.
Sailloft Hamburg Cross 7,0
Sportfahrwerk serienmäßig – dürfte man bedenkenlos in die Werbung schreiben. Das Cross ist das straffste Segel, das dir das intensivste Speedfeeling vermittelt. Mit locker eingehängtem Schothorn bietet das Segel enorm viel Lift, beschleunigt subjektiv – und objektiv – vehement und sorgt bei leichtem bis mittlerem Wind für sehr viel Speed und sehr gutes Durchgleiten, auch auf schwereren Boards. Freie Boards werden dadurch noch freier, was für den Speedkitzel schon bei Mittelwind sorgen dürfte. Am oberen Windlimit ist das für den ungeübten Surfer vielleicht ein bisschen viel des Guten. Denn auch wenn das Segel weiterhin keine Zicken macht, lässt es sportliche Boards auf der Finne tanzen. Wenn man das kontrollieren kann, wird der Run super schnell. Für den Mastfuß kann man für mehr Boardkontrolle auch mal eine zwei bis drei Zentimeter weiter vorne liegende Position wählen als vielleicht gewohnt. Solange du die hintere Hand dicht hältst, steht das Segel stabil wie schockgefrostet über dem Board, straff und direkt. Das deutliche Profil, das die Latten schon an Land aufzeigen, schlägt auch in Halsen spür- und hörbar um, die Vorlieksbahn aus X-Ply zeigt wenig dämpfende Wirkung. Die eigentliche Rotation des Segels ist dabei flott und recht leicht. surf-Fazit: Sehr sportlich direktes Segel, das den engagierten Freerider anspricht, der es auf dem Wasser etwas flotter angehen möchte. Passt bestens zu sportlichen Freeride- und zu Freeraceboards.
Severne NCX 7,0
Der Ausdauersportler der Gruppe ist das Severne NCX. Leicht, druckpunktstabil und komfortabel liegt das Segel in den Händen, stundenlanges Heizen kostet hier – mit ein, zwei anderen Segeln gemeinsam – die wenigsten Körner. Allerdings muss es dafür erstmal korrekt aufgeriggt werden. Mit den aufgedruckten Maßen wird das nix, denn Gabel und Vorliek sind etwa vier bis fünf Zentimeter kürzer einzustellen. Einige RDM-Verlängerungen bieten diese kurze Einstellmöglichkeit nicht. Mit hohen Trimmkräften am Vorliek wird das 7-Latten-Segel stabilisiert, doch das zahlt sich aus: In top Kontrolle auch bei richtig viel Wind und ebenso sehr guter Höchstgeschwindigkeit. Der weit vorne liegende Druckpunkt (bei Leichtwind wäre ein Tick mehr Zug hinten zum Höhepressen hilfreich) bleibt dort beharrlich sitzen, mit wenig Kraft lässt sich das Segel selbst am oberen Windlimit dirigieren. Es wirkt im gesamten Windbereich eher spielerisch in der Hand, selbst bei geringer Schothornspannung. Leicht lässt es sich auf dem Deck ablegen, hält das Board mehr unter Kontrolle, als dass es anliftet. Die geringe Spannung lässt die Latten weit am Mast vorbei schieben. Das führt in Manövern zu einem hörbaren Umschlagen – das leichte Gewicht und die flotte Segelrotation sorgen aber dennoch für ein sehr gutes Halsenhandling. surf-Fazit: Vollgassurfen mit Funfaktor – das ist das NCX. Aber ebenfalls für Freerider, die einfach nur entspannt gleiten wollen.