Damit ihr in der Welle wingen gehen könnt, solltet ihr euch auf Flachwasser bereits sicher bewegen können und die Starttechnik gut beherrschen, denn ein zügiger Start erleichtert das Wingsurfen lernen in der Welle ungemein. Je schneller ihr nach dem Aufstehen auf dem Board steht und den Wing in der Hand haltet, desto besser könnt ihr logischerweise das Gleichgewicht halten. Aber fangen wir erst einmal ganz von vorne an und schauen, welche Gegebenheiten am Spot die besten Lernerfolge versprechen.
Wingsurfen lernen in der Welle – der richtige Spot
Für den Anfang solltet ihr ein Revier wählen, dass am besten keinen starken Shorebreak vorweist und wo die Wellen sich auf einer vorgelagerten Sandbank brechen. Einzige Voraussetzung: Die Sandbank muss tiefer liegen als euer Foilmast lang ist! Weil Foils die Wellenenergie so effizient nutzen, müssen die Wellen nicht steil sein und sich nicht mal unbedingt brechen, eine kleine Dünung mit 0,5 bis 1,5 Metern reicht bereits aus. Der Wind sollte am besten seitlich zur Küste wehen (”sideshore”), dass erleichtert das Rausfahren gegen die Wellen und den Start. Außerdem ist es ratsam, darauf zu achten, dass der Untergrund nach Möglichkeit sandig ist und am Spot keine Hindernisse unter Wasser oder andere Gefahren (z.B. Holzbuhnen, Steinmolen, etc.) lauern. Habt ihr den passenden Platz gefunden, geht es darum, unbeschadet durch die Wellen zu kommen.
Unbeschadet durch die Brandungszone
Befestigt eure Boardleash an eurem Bein und tragt das Material wie gewohnt ins Wasser. Haltet euren Wing Richtung Lee und achtet darauf, dass ihr den Wing etwa auf Kopfhöhe haltet. Dadurch vermeidet ihr einen ungewollten Kontakt zwischen Wing und Foil, falls das umgedrehte Board von einer Welle angehoben wird. Greift mit der anderen Hand die Fuselage eures Foil und schiebt so das Board mit dem Bug voraus vor euch her. So geht ihr weiter ins tiefere Wasser und erst dann dreht ihr das Board um, so dass das Foil nun unter Wasser ist. Unser Tipp: Geht dabei lieber ein paar Schritte weiter raus als im Flachwasser, falls euch die Wellen zurückdrücken sollten, habt ihr so noch einen kleinen Puffer und setzt nicht gleich mit dem Flügel auf dem Grund auf.
Wie bereits angesprochen eignet sich seitlicher Wind zur Küste (”sideshore”) deutlich besser als auflandiger Wind (”onshore”). Dadurch zeigt euer Bug bei der Startphase immer direkt gegen die Wellen, wodurch die Wellen von vorne nach hinten unter dem Board durchlaufen können. Diese Bewegung lässt sich erfahrungsgemäß deutlich besser ausgleichen als wenn das Brett quer zu den Wellen stehen würde – wie es bei auflandigem Wind automatisch der Fall wäre. Ihr könnt die ersten Meter auf Knien zurücklegen bis ihr euch sicher seid, dass in nächster Zeit keine Wellen vor euch brechen werden. Die Startphase sollte nun zügig ausgeführt vonstatten gehen, um nicht zum Spielball der Wellen zu werden. Beobachtet beim Anfahren und Abheben die Wasseroberfläche vor euch und vertraut darauf, dass euer Körper automatisch die Wellenbewegungen ausgleichen wird. Wer auf seine Füße schaut, macht sich das Leben unnötig schwer!
Anlanden - zurück an den Strand
Beim Anlanden solltet ihr so weit Richtung Ufer fahren wie es die Wassertiefe ermöglicht. Je weiter ihr dabei Richtung Strand kommt, desto besser. Sucht euch eine Stelle, an der sich gerade keine Wellen brechen oder an der sich die Wellen bereits gebrochen haben. Dadurch verhindert ihr, dass die Wellen direkt nach dem Absteigen auf euer Material brechen und ihr unkontrolliert durchgewaschen werdet (Verletzungsgefahr!). Gerade auf der Ostsee ist es aufgrund der geringen Wellenperiode wichtig, dass ihr von eurem Material los kommt, dieses anschließend aber sofort festhalten könnt: Lasst dafür euer Foil langsam absacken, in dem ihr den Druck aus dem Wing nehmt und macht beim Aufsetzen einen beherzten Sprung nach Luv - weg vom Board. Haltet euren Wing über den Kopf und macht eine Art “Bauch- oder Rückenklatscher”, so verletzt ihr nicht eure Füße, falls der Untergrund uneben oder steinig sein sollte. Den Wing solltet ihr weiterhin am ausgestreckten Arm über euch halten und mit der freien Hand zügig das Board greifen.
Nun könnt ihr das Board weiter in Richtung Land schieben, den Wing nehmt ihr wie immer auf die Leeseite. Wenn die Wellen kleiner und kraftloser werden, könnt ihr das Board umdrehen, so dass das Foil wieder nach oben zeigt. Auf diese Weise lässt sich das Material sicher in Richtung Strand schieben. Habt jedoch trotzdem immer die Wellen hinter euch im Blick, damit ihr nicht von einer kleinen Weißwasserwalze überrascht werden und haltet den Wing konsequent über eurem Kopf!
Sollte euch doch einmal eine Welle beim Starten oder Anlanden überraschen, gilt es erst einmal Ruhe zu bewahren. Haltet den Wing immer über eurem Kopf und versucht diesen über die Welle zu heben, damit dieser nicht unkontrolliert durchgewaschen wird. Mit der anderen Hand haltet ihr das Board an den Schlaufen oder dem Tragegriff fest und versucht dieses ebenfalls über die Welle zu ziehen. Sollte die Welle zu viel Kraft haben, sodass ihr das Board nicht festhalten könnt, dann gilt die Maxime, die Welle samt Wing vor dem Board zu überqueren. Lasst in diesem Fall das Board also los, damit es von der Welle mitgezogen wird. Dadurch bringt ihr den nötigen Abstand zwischen euch und das scharfe Foil!
Im nächsten Teil der Serie “Wingsurfen lernen in der Welle” zeigen wir euch wie ihr anrollende Wellen überqueren könnt, ohne dass das Foil den Kontakt zum Wasser verliert und ihr dadurch abgeworfen werdet. Klickt gerne wieder rein und viel Spaß beim Üben!