FahrtechnikDie perfekte Halse beim Windsurfen – so wird's gemacht!

Manuel Vogel

 · 26.12.2022

1.) Wie immer vor einer Halse gilt: Schwung holen und den freien Raum in Lee überprüfen!
Foto: Oliver Maier
Die Halse mit Segelsteuerung ist eines der absoluten Schlüsselmanöver beim Windsurfen. Wir zeigen Schritt für Schritt und im Video, wie man perfekte Halsen übt und wie man die häufigsten Fehler vermeidet.

In diesem Artikel:

Die Halse ist ein Richtungswechsel nach Lee, der durch das Abfallen eingeleitet wird. Die Variante bei Leichtwind ist absolute Voraussetzung, um irgendwann auch mal die Powerhalse auf dem Funboard angehen zu können (HIER gibt’s ein Tutorial zur Powerhalse). Damit die Basisvariante klappt, sind einige Dinge entscheidend: Ein Board mit genügend Volumen, ein leichtes Segel und ein Spot mit möglichst glattem Wasser.

80 Prozent aller Surfer, die an der Gleithalse feilen, könnten diese verbessern, wenn sie bei Leichtwind – statt auf mehr Wind zu warten – das kleine Halsen-Einmaleins üben würden. Niemand, der geglittene Halsen lernt, schafft es, diese sofort durchzugleiten.

Realistisch betrachtet, geht in der Übungsphase vielen Powerhalsen bereits vor dem Fußwechsel auf Vorwindkurs im wahrsten Sinne des Wortes „die Power flöten“. Der Rest – zum Beispiel die dem Fußwechsel folgende Schothorn-voraus-Fahrt und das abschließende Schiften – lassen sich 1:1 bei Leichtwind üben.

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Die schnelle Halse beim Windsurfen

Die einfachste Variante der Halse – bei der das Segel nur am gestreckten Arm über den Bug geschwenkt wird – begegnet einem meist schon im Grundkurs. Sitzt die Segelsteuerung, bestehend aus Anluven und Abfallen, wird oft noch die sogenannte „Basishalse“ im Grundkurs thematisiert – Abfallen bis auf Vorwindkurs, dann das Segel am gestreckten Arm über den Bug schwenken und neu starten. Die „Schnelle Halse“, die wir euch im Folgenden näherbringen wollen, geht hier nochmal einen Schritt weiter und stellt gewissermaßen das Bindeglied zwischen Basis- und geglittener Powerhalse dar. Ziel der Schnellen Halse ist es, die komplette 180-Grad-Drehung per Segelsteuerung zu absolvieren und erst ganz am Ende zu schiften, also das Segel umschlagen zu lassen. Der Vorteil dieser Technik: Vom Anfang bis zum abschließenden Schiften hat man Zug im Segel und beide Hände an der Gabel – das bringt Sicherheit, auch bei welligen Bedingungen und auf kleineren Boards

Allgemeines zur Halse

Wie die Wende, so ist auch die Halse eine 180-Grad Drehung. Während Wenden vor allem beim Kreuzen nach Luv zum Einsatz kommen und durch Anluven eingeleitet werden, wird jede Halse durch Abfallen initiiert, das Brett fährt dementsprechend eine Kurve nach Lee. Aus diesem Grund macht das Fahren einer Halse vor allem dann Sinn, wenn man ein Ziel in Lee anstrebt, also „Höhe vernichten“ möchte. Sobald man die Segelsteuerung (Anluven und Abfallen) beherrscht und sicher kreuzen und wenden kann, ist man im Prinzip gerüstet, um auch die Halse anzugehen.

Das richtige Material

Zum Üben der Basishalse sollte man idealerweise ein möglichst großes Board mit viel Volumen und einem Schwert oder Centerfinne verwenden. Passend sind Longboards, aber auch WindSUP-Bretter und große Freerideboards ohne Schwert – Hauptsache genügend Überschussvolumen.

Eine grobe Faustregel lautet: Körpergewicht + 70 Liter = empfohlenes Brettvolumen

Passend dazu wählt man am besten ein mittelgroßes und nicht zu schweres Rigg. Segel mit Cambern (Profilzangen am Mast) sind aufgrund ihres schlechteren Handlings und der breiten Masttasche, die viel Wasser aufnimmt, für neue Manöver eher ungeeignet.

Die idealen Bedingungen

Fünf bis zwöf Knoten Wind sind absolut ausreichend – auch deshalb, weil bei wenig Wind das Wasser im Normalfall glatter ist. Je welliger es ist, desto größer sollte das verwendete Board sein – Kippstabilität ist beim Üben Trumpf!

Die häufigsten Fehler bei der Halse

Fehler 1: Der Weg des geringsten Widerstandes

Das einleitende Abfallen ist mit einer Zunahme des Segelzugs verbunden – was läge also näher – wie beim normalen Geradeausfahren – einfach den überschüssigen Zug rauszulassen, indem man des Segel öffnet? Was logisch klingt, ist der Klassiker unter den Fehlern beim Abfallen, denn: Mit geöffnetem Segel ist zwar der Zug easy kontrollierbar, das Brett dreht aber auch nicht nach Lee – die Schnelle Halse bleibt da in weiter Ferne. Erst wenn die Segelhand am Gabelbaum nach hinten verschoben wird und man beim Nach-vorne-schieben des Segels voll dichtholt, beginnt das Board mit der Kurve nach Lee.

surf/200618113049_M0A9814_712e41491bfb65420609544d7e95325dFoto: Oliver Maier

Fehler 2: Dragster-Rennen

Wer abfällt, ohne dass sich der Segelzug erhöht, macht was falsch! Meistens ist das Segel einfach zu offen (siehe oben). Wer aber bei drei Windstärken mal abfällt und richtig dichtholt, wird oft nach vorne gezerrt – wie an einen Dragster gekettet. Wie soll man also den Segelzug bändigen? Ganz einfach, durch geschicktes Verlagern des Körpergewichts! Ein großer Schritt nach hinten vor dem Abfallen hilft, ebenso wie eine konsequente Rücklage des Oberkörpers. Den steigenden Segelzug wandelt man auf diese Weise in Geschwindigkeit um.

surf/200618113251_M0A9886_0e92b30e820d233e2d51a386651ade44Foto: Oliver Maier

Fehler 3: Das Ziel vor Augen

Das abschließende Schiften ist der letzte Knackpunkt einer gelungenen Halse – leider stürzt dabei das Segel mitunter auf der Leeseite ins Wasser. Der Grund: Das Rigg ist beim Umschlagen zu weit vom Körper entfernt, der Mastarm gestreckt. Versuche daher vor dem Schiften die Masthand so nah wie möglich in Richtung Mast zu verschieben und das Rigg beim Rotieren nah zum Körper zu ziehen. Auf diese Weise bleibt das Segel in der Vertikalen, ist leichter und zieht dich nicht nach Lee vom Brett.

surf/200618114151_M0A9990_827a761fd80db9d7b3ce1f7147a801b8Foto: Oliver Maier

Halsen auf dem Bierdeckel

Zum Üben der Schnellen Halse ist ein Longboard oder langes WindSUP-Brett ideal. Das einzige Problem: Die Radien fallen damit noch ziemlich groß aus. Wenn die Grundtechnik sitzt, kannst du dich deshalb daranmachen, den Radius zu verkleinern, indem du dein Körpergewicht beim Abfallen massiv nach hinten verlagerst. Auf diese Weise kannst du auch dem beim Abfallen steigenden Segelzug begegnen. Setze dazu vor allem das hintere Bein zurück und verlagere dein Gewicht aufs Heck – dieses sinkt nun etwas ein und lässt dein Brett wie auf dem Bierdeckel rotieren. Der Fußwechsel erfolgt ebenfalls weit hinten, erst vor dem Schiften muss die normale Standposition mit einem Fuß hinter dem Mastfuß wieder hergestellt sein. Nicht nur der Radius schmilzt mit dieser Technik zusammen, auch die Zeitspanne verringert sich und du verlierst weniger Höhe nach Lee.

Wer schon etwas Übung hat, kann die Radien der Halse deutlich verringernFoto: Oliver MaierWer schon etwas Übung hat, kann die Radien der Halse deutlich verringern

Die Halse beim Windsurfen im Video:


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