Wie ein grimmiger Türsteher versperrt der Shorebreak manchmal den Weg aufs Wasser. Beim Gedanken daran, hier mit Foil und Wing vorstellig zu werden, überkommt so manchen ein Gefühl, wie damals mit 14 vor der Dorfdisco. Damit in Zukunft nicht Willkür und Laune des Türstehers entscheiden, ob du auf dem Wasser mitmachen darfst, zeigen wir dir in dieser Fahrtechnik, wie du dich am besten auf die Party schleichst.
Einstieg checken
An vielen Spots ist der Shorebreak ein Thema. Überall dort, wo der Wind Dünungswellen entstehen lässt und der Strand im Uferbereich steil abfällt, brechen die Wellen sehr nah am Ufer. Kommt dann noch eine kleine Windabdeckung unter Land dazu, können selbst Miniwellen große Probleme machen und dafür sorgen, dass sich Foil und Wing näher kommen, als gut sein kann.
Bevor du dich also mit deinem Equipment ins Wasser stürzt, nimm dir ein paar Minuten Zeit, um die Situation am Spot zu checken. Oft gibt es Bereiche, wo der Shorebreak schwächer ist als anderswo, zum Beispiel weil der Strand hier flacher abfällt oder vorgelagerte Sandbänke die Kraft der Wellen mindern. Beobachte am besten auch die anderen Wassersportler und erkundige dich nach Besonderheiten.
Setpausen abwarten = Shorebreak überwinden
Wellen kommen immer in Sets ans Ufer. Dies bedeutet, dass Brandung bzw. Shorebreak nicht immer gleich hoch sind, sondern in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen schwanken. Ein Set besteht meist aus zwei bis fünf Wellen, die deutlich größer sind als der Durchschnitt. Unmittelbar nach einem Set herrscht oft für kurze Zeit „relative Ruhe“. Genau diese Ruhephase gilt es zu nutzen. Idealerweise stehst du mit deinem Equipment an der Wasserkante in Warteposition. Sobald ein erkennbar großes Set durch ist, kannst du starten.
Material ins Wasser tragen - die besten Tipps
Beim Einstieg ins Wasser lautet die Prioritätenliste:
- Sich selbst nicht verletzen
- Das Foil nicht beschädigen
- Den Wing nicht beschädigen
Damit das klappt, sind zwei Tragetechniken sinnvoll. Die „Standardtechnik“, bei der man das Board am Griff seitlich des Körpers trägt, funktioniert nur, wenn das Wasser nicht zu tief ist und die Wellen sanft anrollen. Fällt der Strand hingegen steil ab, hat sich die Tragetechnik auf der Schulter bewährt.
Unser Fotofahrer Kristoffer Living legt dazu den Mast auf der Luvseite über die Schulter, das Foil ist dann vor dem Körper. Der Wing bleibt wie immer auf der Leeseite. Diese Technik hat einige Vorteile: Kristoffer hat jetzt die nötige Bodenfreiheit – auch mäßige Wellen laufen dann noch durch und schlagen nicht gegen das Board. Erst wenn das Wasser tief genug ist, dreht man das Board um. Halte in jeder Situation Kontakt mit dem Board, damit du dich nicht am Foil verletzt.
Vom Shorebreak ins tiefe Wasser
Sobald das Wasser tief genug erscheint, wird das Board ins Wasser abgelegt. Mache jetzt nicht den Fehler und steige hektisch aufs Brett, es sei denn, du willst dir das Foil an den Steinen demolieren. Versuche stattdessen erst, etwas weiter ins tiefe Wasser zu kommen.
Solange du mit den Füßen Grundkontakt haben kannst, besteht immer die Gefahr, dass das Foil in einem Wellental auf dem Grund aufsetzen würde. Um das zu vermeiden, greift Kristoffer das Board an den Schlaufen und schwimmt mit kräftigen Beinschlägen gegen die Wellen an. Dem Wing schenkt er dabei kaum Beachtung und zieht diesen einfach an der Leash hinterher.
Ist das Wasser tief genug, kann man auch im Stile eines Wellenreiters weiterpaddeln. Lege dich dazu mit dem Bauch aufs Brett und nimm den Wing ins Schlepptau. Musst du beim Rauspaddeln größere Weißwasserwalzen queren, halte den Bug des Boards konsequent unten, indem du das Board weit vorne belastest, damit es dich nicht nach hinten überschlägt.
Starten – mit Geduld
Sobald du die Windzone erreicht hast und das Wasser tief genug ist, kannst du an den Aufstieg denken. Beobachte auch in dieser Phase die ankommenden Wellen. Ist ein Set im Anmarsch, sitze es lieber aus, halte festen Kontakt zum Board und lass den Wing schwimmen.
Erst wenn die Setwellen durchgelaufen sind, starte zügig. Ist der Wind hier im Lineup noch leicht, lass dich vom Wing in sitzender oder kniender Position weiter nach draußen ziehen, bevor du aufstehst.
Anlanden
Wer im Internet den Suchbegriff „Wingfoil fail“ eintippt, landet schnell bei Clips, die zeigen, was passiert, wenn man die Rückkehr an den Strand etwas überheblich angeht. Auf dem Foil bis an den Strand fahren, das kann klappen, an steinigen Spots ruiniert man sich damit aber früher oder später Füße oder Material. Beende den Flug deshalb rechtzeitig im tiefen Wasser und steige vom Brett ab. Ziehe den Wing auf die Leeseite und schwimme mit dem Board in Luv und dem Wing in Lee in Richtung Strand. Sobald du stehen kannst, drehe das Board auf die Seite, damit das Foil keine Grundberührung bekommt und laufe mit der bewährten Tragetechnik an Land.
Tipp: Hüftleash für einfaches Paddeln in der Welle!
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