Spots in diesem Artikel:
„Die Sonne geht im Osten auf. Doch am Ende des Tages ist auch sie froh, im Westen wieder unterzugehen.“ Es sei erlaubt, die politische Korrektheit an dieser Stelle kurzzeitig zugunsten eines platten Gags zu vergessen. Warum? Weil eine Insel mit mehr jährlichen Sonnenstunden als München und einer längeren Küstenlinie als die gesamte Ostseeküste Schleswig-Holsteins ein wenig neidvollen Spott abkönnen muss. Oft warst du nur zweite Wahl, weil deine Konkurrentinnen, die Spotschönheiten an der Nordsee, wilder waren als du. Besuchte ich dich dann doch mal, war ich bis zum Frühstück meist schon wieder weg, mied die Tage, an denen du nur schlapp herumhingst und rief nur selten zurück. Lange Zeit hatte ich kein Auge für deine vielfältige Landschaft und konnte mich weder für ausgedehnte Spaziergänge entlang deiner Kreidefelsen zum Königsstuhl begeistern, noch für das Flanieren im schönen Küstenort Binz.
Stattdessen das immer gleiche Standardprogramm: Aufwachen und sofortiger hektischer Blick durch die Heckscheibe aufs Meer – Wavesession an einem deiner wenig reizvollen Orte, der langen Hafenmole von Neu Mukran, Kaffee beim Bäcker im selbigen Ort – Flachwasser-Ausgleichssport auf dem Wieker Bodden – Fischbrötchen im Hafen von Sassnitz oder in der Räucherbude vor Dranske. Und sobald die wilderen Nordseespots mich umgarnten, war ich wieder monatelang nicht zu sehen.
Verständlich also, dass du mir erstmal einen hohlen, kopfhohen Brecher in den Rücken rammtest, als ich plötzlich anfing, mich auch für deine Westwindspots an der Nordküste zu interessieren und erstaunt feststellte, dass du ja auch richtig wild sein kannst.
Also Rügen, wenn du mir mein fürchterliches Betragen in der Vergangenheit (und den blöden Spruch vom Anfang) verzeihst, verspreche ich, ab jetzt häufiger vorbei zu kommen und nie wieder über Sätze mit dem Wortlaut „Sideoffshore-Bedingungen auf Rügen“ oder „Ostsee-Wellen bei Südwestwind“ zu lachen! In Liebe, Dein Tilo!
Windsurf-Spots auf Rügen mit Welle oder Flachwasser
1) Dranske
Parkplätze, Gastro, WC und das sehr breite Windfenster machen Dranske zu einem der beliebtesten Flachwasserspots der Insel. Der Stehbereich ist groß, die Wellen – auch bei viel Wind – nur klein. Weil hier auch die bestens ausgestattete Surfschule samt Shop der Rügen Piraten ansässig sind, bleiben keine Wünsche offen – Dranske ist ideal für Aufsteiger, Heizer, Trickser oder für Vollspeed-Runs mit dem Slalomboard. Dank des weichen Untergrunds ist der Spot auch an seichten Stellen kein Finnen-Killer. Einzig westliche Winde sind etwas abgedeckt, dann besser rüber nach Wiek, wo ein vergleichbares Set-up auf dich wartet.
2) Wiek
Gegenüber von Dranske, in Wiek, gibt‘s ebenfalls die komplette Surf-Infrastruktur mit Parkplätzen, Aufriggwiese und professioneller Surfschule (Surf & Kite Camp). Westliche Winde wehen auflandig und konstant, in Kombination mit dem großen Stehbereich findet man dann optimale Bedingungen zum Heizen, Tricksen und Manöverüben vor. Achtung nur vor einigen Steinen im Einstiegsbereich! Bei Ostwind kehrt sich das Spiel um und es wird böig, dann schnell wieder rüber nach Dranske!
3) Kreptitz
Der wohl einzige Spot der deutschen Ostsee, der bei Südwest bis Westsüdwest gute Wellen liefert! Man parkt umsonst, auch etwas Gastronomie und WCs sind vorhanden. Durch die vorgelagerte Sandbank hat man mit Sideshore von links fast 300 Meter Anlauf für Sprünge. Die Welle wird bei Sturm schnell über zwei Meter hoch, der Shorebreak kernig. Erst bei einer Windrichtung von über 260 Grad (W) wird‘s tricky wegen des zunehmenden Luvstaus. Nordost liefert ähnliche Bedingungen mit Wind von rechts, entspannter und sicherer surft man dann in Mukran. Der Weg zum Strand wird durch die steile Eisentreppe zu einer Herausforderung - die alte Treppe wurde vor einigen Jahren abgerissen, über eine Crowdfunding-Kampagne aus der Surf-Szene eine neue finanziert. Auch auf einige Steine im Uferbereich sollte man achten – in Summe ein Spot für erfahrene Waver.
4) Nonnewitz
Eine weitere Perle der „Rügener Northshore“ ist Nonnewitz. Parken kann man vor dem etwa 500 Meter entfernten Camping „Regenbogen“, hier gibt‘s auch Gastro und WC. Der lange Marsch hinunter zum Strand lohnt sich: Nonnewitz bietet bei starkem Westwind eine der kraftvollsten Wellen der Insel, diese bricht etwa 100 Meter weit draußen auf einer Sandbank. Shorebreak ist daher kein Problem, eher einige Steine im knietiefen Wasser und eine Mischung aus Strömung und Luvstau, wenn der Wind zu nördlich dreht. Auch bei Ostwind gut mit Wind von rechts fahrbar!
5) Nordstrand
Auf dem Parkplatz hinter der Steilküste darf man offiziell gegen Gebühr nächtigen und sich auf die gefühlt 300 Stufen hinab zum Sandstrand begeben. Der Einstieg ist recht problemlos, lediglich auf einige größere Steine im Uferbereich sollte man achten. Bei WNW-NW läuft Nordstrand zu großer Form auf – die Welle bricht über eine vorgelagerte Sandbank und wird schnell kopfhoch, bei Sturm auch deutlich größer und durchaus kraftvoll. Side- bis sideonshore von links erlaubt dann dicke Sprünge und Frontside-Ritte. Einziges Manko ist auch hier das kleine Windfenster – ein paar Grad zu viel Nord bringt Luvstau an der Steilküste, weht es zu westlich, „verhungert“ man in der Abdeckung. Bei O-ONO gibt’s das Gleiche mit Wind von rechts.
6) Altenkirchen/Juliusruh
Auch bei Flaute lohnt ein Besuch des herrlichen Sandstrandes, zum Windsurfen sind vor allem Nordost (sideonshore von links) und Südost (sideon von rechts) fahrbar. Etwas Shorebreak kann den Einstieg erschweren, die Welle bleibt aufgrund der südlich und nördlich gelegenen Landzungen moderat. Ostwind bringt fette Wellen, aber platt auflandigen Wind. Ausweichen kann man notfalls zum etwa 2 km weiter südlich gelegenen Strandabschnitt Tromper Wiek, wo OSO-Wind etwas mehr von der Seite kommt.
7) Neuhof und Polchow
Wem die Wavespots der Nordküste bei westlichem Wind zu heftig sind, der kann einige Kilometer weiter, am Großen Jasmunder Bodden, in idyllischer Natur völlig gefahrlos die Finne glühen lassen. Neuhof und Polchow liegen nur wenige hundert Meter auseinander, die Bedingungen gleichen sich. Ideal sind Winde aus Süd (sideshore von links, im Uferbereich leicht abgedeckt) über West (auflandig) bis Nordwest (sideonshore von rechts). In Neuhof gibt’s etwas größeren Stehbereich (ca. 200-300 Meter), in Polchow dafür etwas mehr Platz und ein nettes Fischerörtchen mit Fischbude ums Eck. Lediglich auf die gut sichtbaren Holzbuhnen im Uferbereich sollte man in Polchow achten.
8) Groß Banzelvitz
Bei südlichen bis nordöstlichen Winden ist der Große Jasmunder Bodden ebenfalls ein idealer Ausweichspot für alle, die Flachwasser lieben. Weil es in Neuhof und Polchow dann ablandig weht, empfiehlt sich der Umzug ans Westufer. Auch in Groß Banzelvitz gibt’s einen größeren Stehbereich (100-200 m), sowie den problemlosen Einstieg über den Strand. Selbst bei Starkwind kommen nur kleine Kabbelwellen an, die auch von weniger geübten Surfern leicht zu meistern sind. Ein Campingplatz direkt am Spot und die Kite- und Windsurfschule „Rügen Kite“ runden die Sache ab.
9) Neu Mukran
Der morbide Charme des in Luv gelegenen Hafens ist optisch vielleicht nicht jedermanns Sache – dankbar sein sollte man zumindest seiner langen Mole, welche die Wellen bei östlichen Winden geordnet in die Bucht rollen lässt. Ist Ostwind mit mehr als 25 Knoten prognostiziert, sind die Chancen am größten, einen der genialen Mukran-Tage abzugreifen: Sideonshorewind von links erlaubt dann sowohl Frontside-Ritte als auch riesige Sprünge an den vorgelagerten Sandbänken. Orientiert man sich weiter nach Lee, werden die Wellen zwar größer (bei Sturm bis logohoch), kommen allerdings mehr von der Seite. Weiter in Luv, Richtung Hafenmole, bricht die Welle kleiner, aber der Winkel zum Frontside-Abreiten ist besser. Parken kann man direkt am Spot, im nahen Sassnitz gibt’s Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Unterkünfte.
10) Prora
Weht der Wind in Mukran zu nördlich, sollte man sein Glück in Prora versuchen. Die Gegend um das einstmals längste Gebäude der Welt, dem fast fünf Kilometer langen „Koloss von Prora“, einem „Prestigebau“ aus der NS-Zeit, ist befremdlich, der Strand davor aber umso schöner. Seltener, starker Nordwind liefert hier fette Sahnewellen mit sideonshore von links, die an vorgelagerten Sandbänken perfekt zum Springen und Abreiten brechen. Dazu gibt’s sandigen Einstieg und sogar einen kleinen Stehbereich. Südost geht auch, dieser bringt Mini-Brandung mit Wind von rechts. Geparkt werden muss etwa 300-400 Meter vom Spot entfernt, irgendwo zwischen Jugendherberge und Eisenbahnmuseum.
11) Binz
Binz ist eher bei Wellenreitern bekannt, kann aber auch als Windsurfspot punkten. Die Zutaten sind starker Südost- bis Ostwind, dann läuft an der Seebrücke eine lange, saubere Welle, die aufgrund des löchrigen Windes im Uferbereich weniger zum Springen als zum Abreiten taugt. Die Uferpromenade des Kurortes bietet ein cooles Ambiente und reichlich Strandpublikum. Problematisch ist allenfalls die Parksituation – am besten man lädt an der Seebrücke ab und parkt in einer der Seitenstraßen des Ortes mit optimistischem Einstellen der Parkscheibe. Eine kleine Surfschule findet man direkt am Kurplatz.
12) Baabe
Der Spot im Südosten Rügens ist dank seines wunderschönen Sandstrandes vor allem bei Badegästen beliebt. Generell sind alle östlichen Richtungen fahrbar, ideal ist Südost- bis Ostwind, der dann sideshore bis sideonshore von rechts weht. Die Wellen brechen moderat auf einer vorgelagerten Sandbank, man merkt, dass diese bei Südostwind weniger Anlauf haben als bei Nordost. Da die Wellen meist kaum höher als 1,5 Meter werden, eignet sich der Spot auch gut für Wave-Einsteiger zum Springen und Abreiten. Dreht der Wind auf Ost bis Nordost wird zwar die Welle größer, es weht dann aber auflandig und es bildet sich etwas Luvstau – Zeit, über einen Umzug nach Mukran nachzudenken. Im Ort gibt es die komplette Infrastruktur samt Parkplatz, Imbiss und auch die Surfschule Surf & Sail befindet sich vor Ort und bietet alles vom Katamaran bis zum SUP-Board an. Parken kann man am besten am „Fischerstrand“.
13) Lobbe
Auch Lobbe punktet mit tollem Sandstrand und flachem Einstieg, weshalb sich hier nie ein nervender Shorebreak entwickeln kann. Bei Süd bis Südsüdost gibt’s am Spot, der sich etwas südlich des Örtchens Lobbe in Richtung Thiessow befindet, Sideonshorewind von rechts, der aber nur kleine Wellen mitbringt. Diese brechen gefahrlos an einer vorgelagerten Sandbank, so dass man sich auch als Wave-Einsteiger problemlos hineintrauen kann. SO-O ist platt auflandig und daher weniger ein Tipp, starker ONO-NO produziert hingegen Sahnetage, an denen die Wellen um das kleine Kap in Luv herumdrehen und gleichermaßen saubere Ritte nach Lee und Sprünge erlauben.
14) Thiessow Ost
Von Lobbe kommend findet ihr diesen Spot, indem ihr in die Strandstraße einbiegt und bis zum Ende durchfahrt. Nördlich der kleinen Mole, am Ende der Promenade, bieten sich ähnliche Bedingungen wie im unweit gelegenen Lobbe. Auf einer vorgelagerten Sandbank brechen schöne, bis zu zwei Meter hohe Wellen. Ideal ist NNO- bis NO-Wind, der dann sideon von links weht und gute Sprünge erlaubt. Vorsicht vor der Mole in Lee! Südost (sideshore von rechts) ist ebenfalls gut fahrbar und bietet, je nach Windstärke, Bump & Jump bis kleine Welle.
15) Thiessow Hauptstrand
Am nach Südwesten ausgerichteten Strand schlug zu DDR-Zeiten das Herz der Szene. Der Name „Thiewaii“ entsprang allerdings weniger der Wellenqualität als der Tatsache, dass man hier überhaupt in den Genuss von Wellen kam – war das Surfen auf der offenen Ostsee doch aufgrund von Flucht-Paranoia streng verboten. Kurz hinter dem Ort Thiessow befindet sich der Spot auf der linken Seite. Südwest bis West bringt Windwellen mit, die im flachen Bereich vor dem Strand brechen und Onshore-Ritte ermöglichen. Ablandiger Ostwind hingegen bügelt das Wasser glatt und lässt die Herzen aller Heizer und Manöverfans höherschlagen. Vor Ort gibt’s die komplette Infrastruktur mit Parkplätzen, Aufriggwiese, Campingplatz und den Surfschulen „Surfoase Mönchgut“ und „ProBoarding Rügen“, bei denen man Material leihen und Kurse belegen kann.
16) Thiessow Süd
Eine Alternative bei Süd- bis Südostwind ist der kleine Strandabschnitt am südlichen Zipfel der Halbinsel Mönchgut, die Anfahrt erfolgt über den Südperdweg. Das Gute an diesem Spot sind der Stehbereich (100-200 Meter) und kleine, harmlose Wellen, die über vorgelagerte Sandbänke brechen und zumindest für ein paar Backsideritte und Sprünge gut sind. Leider erschweren der teilweise steinige Einstieg, Buhnen und manchmal auch Seegrasberge am Ufer den Start.
17) Alt Reddevitz
Der recht unauffällige Spot funktioniert eigentlich nur bei Südwest, der auflandig weht. Das Wasser wird hier recht schnell tief, es bleibt aber bei kleinen Chops, die für ein paar kleine Sprünge herhalten können, im Problemfall treibt man schnell wieder an Land. Der Einstieg erfolgt am besten vor dem Cafe Moccavino im Ort, im Uferbereich stören nur ein paar Fischerboote.
18) Rosengarten
Einer der schönsten Flachwasserspots Rügens liegt ein wenig abgeschieden, Infrastruktur sucht man hier vergeblich. Am Rosengartener Dorfteich biegt man in eine kleine Straße ein, die direkt ans Wasser führt. Belohnt wird die Anfahrt mit sehr guten Flachwasserbedingungen bei Ostwinden, da eine äußere Sandbank grobes Kabbelwasser wegblockt. Lediglich ein paar „Dünungsköpfe“ rollen durch, die – je näher man der Sandbank kommt – ziemlich gute Rampen für beispielsweise erste Sprünge oder Loops bieten. Aufgrund des großen Stehbereichs sind auch Aufsteiger gut aufgehoben.
19) Altefähr
Wer besonders ungeduldig ist, kann direkt hinter dem Rügendamm in Altefähr aufs Wasser. Parken kann man kostenlos am Hafen des Örtchens, hier gibt’s auch WCs und Gastronomie. Die Bedingungen rechts des Hafens sind unspektakulär aber durchaus spaßig, der Blick auf Rügendamm und die Silhouette Stralsunds sind aber in jedem Fall etwas Besonderes. Die Surfschule Sail & Surf Rügen bietet Kurse an.
20) Suhrendorf
Zwischen der Insel Ummanz, die man über eine kleine Brücke erreicht und der vorgelagerten Insel Hiddensee erstreckt sich auf mehreren Quadratkilometern das wohl größte Stehrevier Deutschlands. Der Einstieg erfolgt am besten über den Campingplatz (Tagesticket nötig!), der Spot selbst funktioniert in einem breiten Windfenster von Süd über West bis Nordost. Weil das Wasser, abgesehen von kleinen Kabbelwellen, selbst bei Sturm glatt bleibt und man im Notfall einfach zurücklaufen kann, eignet sich dieser Spot perfekt für alle Aufsteiger, Halsenfans und auch Freestyler. Das ansässige Surfcenter, der Campingplatz und das Surfhostel runden die Sache ab und machen Suhrendorf zum perfekten Platz für alle Flachwasserfans. Ostwind ist dank des flachen Hinterlandes ebenfalls fahrbar, wenngleich etwas böig, allerdings muss man dann weiter raus ins tiefe Wasser, um konstanten Wind zu haben.
21) Schaprode
Auch hier startet man am besten vom ansässigen Campingplatz aus, an dem sich auch die Surfstation Wiking Surf befindet. Die Eckdaten des Spots gleichen denen in Suhrendorf: Großes Stehrevier mit meist sandigem Untergrund (einige, nur teilweise markierte Felsen im Wasser!), ein breites Windfenster von Süd bis Nordwest und nur kleine Kabbelwellen, sind für Aufsteiger und Heizer gleichermaßen perfekt. Ostwind surft man am besten in der etwas weiter südlichen Düse, die sich zwischen der Insel Ummanz und Schaprode ergibt und diesen etwas verstärkt. Die Fähre nach Hiddensee macht hier fest, die Fahrrinne sollte man meiden, dafür muss man sich um störende Kiter keine Gedanken machen – Kiten ist hier verboten.
Revier-Infos Rügen
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Rügen hat, verglichen mit anderen Ostseespots, einen großen Vorteil: Sowohl bei West- als auch bei Ostwindlagen ist man hier am richtigen Fleck und so verwundert es nicht, dass das Kap Arkona, laut Statistik, einer der windigsten Plätze Deutschlands ist, mit 50 bis 75 Prozent Wind über 4 Bft. Zwar dürfte für die weniger exponierten Spots die Ausbeute etwas geringer liegen, trotzdem ist wohl nirgendwo an der Ostsee die Chance auf Gleitwind derart hoch. Westwind ist an den Durchzug eines Tiefs gebunden, was das ganze Jahr über regelmäßig vorkommt, mit Schwerpunkt im Winterhalbjahr.
Bleiben Tiefdrucksysteme aus, etablieren sich vor allem im Frühjahr und Sommer regelmäßig stabile Ostwindlagen, die nicht selten tagelang anhalten – oft mit blauem Himmel, was Rügen mit über 1800 Sonnenstunden im Jahr als ähnlich sonnig qualifiziert wie Fehmarn oder Freiburg. Im Norden Rügens, beispielsweise am Wieker Bodden, wird Ostwind vor allem im Frühjahr – dann wenn die Luft schon warm, das Wasser aber noch kalt ist – thermisch verstärkt, so dass man auch bei einer 10-Knoten-Vorhersage regelmäßig mit kleinen Segeln unterwegs ist. Von September bis Mai müssen ein dicker Neo, Schuhe und manchmal auch eine Haube ins Gepäck, im Sommer tut es dann bei durchschnittlich 18 Grad Luft und 17 Grad Wasser meist ein 4/3er-Anzug.
Wellen
Rügen kann sowohl bei West- als auch bei Ostwindlage mit guten Wellen aufwarten. Bei starkem Südwest- bis Westwind haben diese 150 Kilometer Anlauf und werden bei Sturm auch mal logohoch, ein bis zwei Meter sind jedoch die Regel. Bei thermisch verstärktem Ostwind handelt es sich eher um ein lokales Windphänomen, die Wellenhöhen an den Ostseitenspots bleiben dann eher klein. Zu Hochform läuft die Ostsee auf, wenn sich ein Tief von Süden nähert und ein stabiles Hoch über Skandinavien liegt – dann entstehen echte Oststürme, die fast 500 Kilometer Anlauf haben und Wellen im Nordseeformat aufbauen.
surf-Tipp: Ein Wellenreiter- oder SUP-Board im Gepäck macht Sinn, ihr werdet euch wundern, wie viele Paddler in Binz auf dem Wasser sind.
Schattenseiten? Seegras!
Während der Sommermonate gehören Seegrasfinnen definitiv ins Gepäck – von Juni bis September geht ohne an vielen Spots gar nichts.
Anreise
Von Berlin oder Hamburg sind es keine 300 Autobahn-Kilometer bis zum Einfallstor nach Rügen, der alten Hansestadt Stralsund. Die Anreise mit dem eigenen PKW ist empfehlenswert, da Rügen viele Spotoptionen bietet, für die man, will man die maximale Surfausbeute, etwas flexibel sein muss.
Wohnen & Campen
Rügen ist eine Touri-Hochburg, 25 Prozent der jährlichen Übernachtungen Meck-Pomms entfallen allein auf Rügen. Vom Campingplatz oder günstigen Appartement bis zum Luxus-Resort ist hier alles zu haben. Interessant dürften für Windsurfer auch die zahlreichen Campingplätze sein, die sich teilweise sogar in Spotnähe befinden. Beispiele hierfür sind:
Altefähr
- Sund Camp (sund-camp.de)
Altenkirchen
- Camping Drewoldke (www.camping-auf-ruegen.de)
Bakenberg
- Mövenort (www.moevenort.de)
- Schwalbennest (www.windland.de)
Dranske
- Caravancamp Ostseeblick (www.caravancamp-ostseeblick.de)
- NoHotel Dranske (www.ostseehautnah.de)
Groß Banzelvitz
- Campingplatz Banzelvitzer Berge (ferienhaus-ruegen-ostsee.net)
Kreptitz
- Ostseewind (ostseewind.info)
Lobbe
- Dat Stranddörp (www.campingruegen.de)
Nonnewitz
- Regenbogencamp (www.regenbogen.ag)
Pritzwald
- Naturcampingplatz Pritzwald (www.ruegen-campingplatz-pritzwald.de)
Schaprode
- Campingplatz Schaproder Bodden (www.camping-schaprode.de)
Suhrendorf
- Rügen Surf Hostel (ummaii.de)
Thiessow
- Surfoase Mönchgut (www.thiewaii.de)
Wiek
- Surf & Kite Camp (www.surf-kite-camp.de)
Surfschulen
Auch die hohe Dichte an Surfschulen macht Rügen zur perfekten Destination. Quasi an jedem Bodden hat sich eine Station niedergelassen, an der man Material leihen, Kurse oder Camps buchen kann:
- Altefähr: Sail & Surf Rügen (www.segelschule-ruegen.de)
- Baabe: Surf & Sail (www.windrider.de)
- Binz: Surf & Sail Binz (www.segelschule-binz.de)
- Dranske: Rügen Piraten (www.ruegen-piraten.de)
- Göhren: ProBoarding Rügen (www.proboarding.de)
- Groß Banzelvitz: Rügen Kite (www.ruegen-kite.de)
- Schaprode: Wiking Surf (surfen-auf-ruegen.com)
- Suhrendorf: Windsurfing Rügen (surfen-auf-ruegen.com)
- Thiessow: Surfoase Mönchgut (thiewaii.de); Proboarding Rügen (www.proboarding.de)
- Wiek: Surf & Kite Camp (www.surf-kite-camp.de)
Surfshops
Dranske
- Rügen Piraten (www.ruegen-piraten.de)
Alternativprogramm
Die bekannten und über 100 Meter hohen Kreidefelsen des Kap Arkona inspirierten schon Maler Caspar David Friedrich und gehören seit 2011, in Form des Nationalpark Jasmund, zum Weltnaturerbe der UNESCO. Auch ein Ausflug in die zum Weltkulturerbe gehörende historische Altstadt von Stralsund sowie Meeresmuseum und Ozeaneum sind empfehlenswert. Bei abflauendem Ostwind? Ab zum Panorama-Wellenreiten oder SUPen nach Binz!
Dieser Artikel erschien erstmals in surf 5/2016