Second-Hand-GuideSo findest Du ein gutes gebrauchtes Windsurfboard

Grenzenlose Vielfalt macht die Entscheidung nicht unbedingt leichter.
Foto: Surfsport Rheinhausen
Neues Windsurfmaterial ist kein Schnäppchen: Zeit, den aktuellen Gebrauchtmarkt unter die Lupe zu nehmen. Hier verraten wir euch, worauf man bei unterschiedlichen Brettklassen achten sollte, welche Fehler man beim Kauf vermeiden kann – und wie sich das Preisniveau insgesamt verhält.

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Der größte Fehler beim Gebrauchtkauf eines Boards? Ein bezüglich des Einsatzbereiches unpassendes Brett zu kaufen, nur weil es gerade günstig ist! Denn eines ist sicher: Ein dem Fahrstil, Level, Größe und Gewicht angemessenes, zehn bis 15 Jahre altes Brett wird auf dem Wasser immer mehr Spaß bringen als ein brandneuer Hobel der falschen Klasse oder Größe.

Ein zehn Jahre altes Board kann besser geeignet sein als das neueste Modell aus der falschen Brettklasse.

Aus diesem Grund wollen wir euch auf dem typischen Weg zum passenden Brett begleiten. Wir beginnen mit der Frage, welche Brettklasse oder Größe überhaupt Sinn macht und wie man anhand der Merkmale eines Boards, erkennt, zu welcher Brettklasse es gehört. Danach zeigen wir euch, wie ihr den Qualitäts-Check auch als Laie selbst machen und versteckte Schäden entdecken könnt.

Abschließend werfen wir für euch noch einen Blick auf den aktuellen Gebrauchtmarkt und zeigen euch nicht nur, wo ihr die größte Auswahl an gebrauchten Boards findet – sondern auch, was diese aktuell kosten (dürfen).

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Finnenbestückung und Schlaufenoptionen verraten viel über den Einsatzbereich. Dabei gilt: Je weiter außen die Schlaufen und je gerader die Finnen sind, desto stärker ist ein Board auf Speed und Leistung ausgelegt.Foto: Stephan GölnitzFinnenbestückung und Schlaufenoptionen verraten viel über den Einsatzbereich. Dabei gilt: Je weiter außen die Schlaufen und je gerader die Finnen sind, desto stärker ist ein Board auf Speed und Leistung ausgelegt.

Klassengesellschaft: die unterschiedlichen Boards

Wer zum Beispiel ein Board mit 115 Litern Volumen sucht, kann vom kleinen Slalomboard, über Freeride, Freemove, Freestyle bis hin zum großen Waveboard alles bekommen. Das bedeutet, dass man im Extremfall ein Board kauft, was für die eigenen Ansprüche völlig ungeeignet ist. Vor allem Ein- und Aufsteiger tappen immer wieder in diese Falle, nach dem Motto: Man sucht ein Brett zum Gleiten und für erste Powerhalsen. Der Verkäufer ist von seinem 115-Liter-Waveboard aber ziemlich überzeugt und findet, „dass das Ding super gleitet und ganz einfach dreht.“ Der Preis passt, das Volumen vermeintlich auch – und schon ist der Fehlkauf passiert.

Aus Sicht des Verkäufers muss dabei nicht mal Böswilligkeit im Spiel sein – aber eben eine völlig andere Perspektive und fehlendes Wissen darüber, was der Interessent gerade sucht. Damit du von vorneherein im richtigen Teich fischst, gibt‘s vorab noch mal einen Überblick über alle Brettgruppen und deren Charakteristika


1. Longboard/WindSUP – die Bessermacher

Zielgruppe: Anfänger & Fortgeschrittene, bis hin zu ersten Gleitversuchen; Leichtwindsurfer; Familien

Dass Longboards mit Schwert nur für Einsteiger geeignet sind, ist einer der größten Irrtümer im Windsurfen! Denn selbst wenn man das Gleiten schon beherrscht, ermöglichen die typischen Windbedingungen im Binnenland den Gleitspaß doch nur sehr unregelmäßig. Longboards sind unter diesem Aspekt die Bessermacher. Auch für geübte Surfer eröffnen sie die Möglichkeit, (fast) immer aufs Wasser zu gehen. Aufgrund ihrer Länge von 260 bis 350 Zentimetern laufen sie in Verdrängerfahrt schneller als jedes andere Board, ziehen mit Schwert maximale Höhe und sind, mit eingeklapptem Schwert, auch zum Gleiten nutzbar. Zudem lassen sich darauf Manöver wie Wenden, Halsen und andere Tricks ideal üben: die perfekte Basis für das Surfen auf Funboards. Die Formen von typischen Longboards haben sich seit ewigen Zeiten kaum verändert – „Länge läuft“ galt auch vor 20 Jahren schon. Dies bedeutet für Schnäppchenjäger, dass auch ein 20 Jahre altes Longboard bezüglich seines Shapes noch aktuell ist und bedenkenlos gekauft werden kann, sofern der Zustand noch passt. Achten sollte man lediglich darauf, dass das Board eine normale Mastschiene besitzt, in die ein moderner Mastfuß eingeschraubt werden kann. Bei sehr alten Modellen ist dies nicht der Fall, ein Ersatzmastfuß ist dann kaum zu bekommen.

Longboards und WindSUPs bieten oft einen Doppelnutzen.Foto: Oliver MaierLongboards und WindSUPs bieten oft einen Doppelnutzen.

Eine Alternative sind (aufblasbare) WindSUPs, sie bieten vergleichbare Maße wie Longboards und ebenfalls den Doppelnutzen zum SUPen und Windsurfen. Dabei gilt: Jedes Windsurf-Longboard ist prinzipiell auch zum SUPen geeignet, aber nicht jedes SUP kann auch zum Windsurfen verwendet werden. Damit das funktioniert, muss das SUP ein Gewinde im Deck haben, in das ein Mastfuß eingeschraubt werden kann. Um die seitliche Abdrift zu verringern, sollte die Möglichkeit bestehen, eine Mittelfinne zu montieren. Ist dies nicht der Fall, gibt es aber auch Systeme wie den Add-on Drift Stopper oder den Ezywing – per Spanngurt werden hier Zusatzfinnen einfach ums Board geschnallt.


2. Freerideboards – Bretter für die Masse

Zielgruppe: Einsteiger ins Gleitsurfen bis hin zu geübten Freeridern. Idealerweise in Verbindung mit camberlosen Segeln oder maximal 2-Cam-Segeln.

Die am weitesten verbreitete Brettgruppe ist Freeride. Freerideboards haben seit etwa 15 Jahren eine Länge zwischen 230 und 250 Zentimeter und zwischen 100 und 170 Liter Volumen. Im Heck sitzt in der Regel eine Powerbox- Finne mit 30 bis 50 Zentimeter Länge.

Freerideboards sollen dank einer langen Gleitfläche früh angleiten, einfach zu kontrollieren sein und entspannte Gleitmanöver wie Powerhalsen und Duckjibes ermöglichen. Die große Zielgruppe manifestiert sich auch in den Schlaufenpositionen: Hier bieten Freeridebretter einerseits weiter außen auf der Kante liegende Positionen, mit denen man auch als geübter Pilot sportlich herumheizen kann. Andererseits sind auch immer weit innen und vorne liegende Schlaufen-Plugs im Deck verbaut. Diese ermöglichen es vor allem Einsteigern ins Gleitsurfen, entspannt zu cruisen und das Schlaufenfahren zu lernen.

Und die passende Größe? Einsteigern ins Gleitsurfen und allen, die die Powerhalse noch unregelmäßig stehen, hilft Überschussvolumen. 40 bis 50 Liter mehr Volumen als das eigene Körpergewicht sind oft sehr hilfreich, damit ist dann auch ein Schotstart noch drin. Wer sicher in den Schlaufen gleitet und seine Manöver überwiegend steht, kann das Überschussvolumen natürlich auch reduzieren.

Rückblick: Früher waren Freerideboards deutlich länger und schmaler als heute. Ein Blick in die Surf-Testarchive offenbart, dass sich zwischen den Jahren 2005 und 2007 ein Trend zu deutlich kompakteren Maßen und mehr Breite durchsetzte. Für Suchende auf dem Gebrauchtmarkt heißt das, dass ein Freeridebrett von 2005 mit 130 Litern nicht vergleichbar ist mit einem neueren Modell. Ein Beispiel: Ein gängiges Freerideboard wie der Fanatic Shark 129 maß im Jahr 2005 260 mal 69 Zentimeter. 2010 war das vergleichbare Modell satte 15 Zentimeter kürzer und vier bis fünf Zentimeter breiter geworden. Seit 2010 sind die Änderungen bei den Abmessungen deutlich geringer.

Das bedeutet für Gebrauchtkäufer: Hat das Board ein Baujahr von vor 2006, ist es meist deutlich schmaler und kippliger als neuere Modelle. Dies merkt man vor allem in Manövern, zudem gleiten diese Boards aufgrund ihrer schmaleren Hecks in Windlöchern weniger gut durch. Wer also auf einem modernen 150-Liter-Freerider die ersten Gleiterfahrungen und Halsen gemacht hat und sich dann ein altes Freerideboard in gleicher Volumensgröße zulegt, wird das Gefühl haben, auf einem viel kleineren Brett zu surfen. Zumindest beim Angleiten sind die langen Oldies aber mindestens konkurrenzfähig.


3. Freerace- & Slalomboards: die Sportskanonen

Zielgruppe: Surfer, die sicher gleiten und weit außen liegende Schlaufenpositionen nutzen können; Kombination mit Cambersegeln; Regattaeinsatz; Doppelnutzen aus Windsurfen & Foilen

Freeraceboards sind ebenfalls im Volumenbereich von 100 bis 150 Liter verfügbar, die Maße unterscheiden sich nicht gravierend von Freerideboards – gerade deshalb besteht teilweise Fehlkaufgefahr. Im Vergleich zu Freeridern sind Freeracer sportlicher und mehr auf Topspeed abgestimmt. Dies wird erreicht über eine kürzere Gleitfläche, breitere Hecks und eine weiter außen liegende Standposition. Im Heck steckt oft eine schlanke und gerade Finne, montiert wird diese meist in einer Tuttlebox mit zwei Schrauben durchs Deck. Die innen liegenden Schlaufen-Plugs fehlen bei dieser Brettklasse oft – für Einsteiger ins Gleitsurfen ein großes Manko! Slalomboards gehen sogar noch einen Schritt weiter – das sind kurze, breite Boards für die Regattabahn, die für Könner und in Kombination mit leistungsstarken Cambersegeln Sinn machen. Zum Angleiten und Halsen haben diese Konzepte nur Nachteile gegenüber Freerideboards.

Freerace & Slalom – Zielgruppe sind Surfer, die sicher gleiten und weit außen liegende Schlaufenpositionen nutzen können; Kombination mit Cambersegeln; Regatta-einsatz; Doppelnutzen aus Windsurfen & Foilen | Foto Stephan GölnitzFreerace & Slalom – Zielgruppe sind Surfer, die sicher gleiten und weit außen liegende Schlaufenpositionen nutzen können; Kombination mit Cambersegeln; Regatta-einsatz; Doppelnutzen aus Windsurfen & Foilen | Foto Stephan Gölnitz

Seit der Saison 2018 bieten viele Freerace- und Slalomboards die Möglichkeit, diese auch zum Foilen zu benutzen. Wichtig ist hier immer, auf die offizielle Freigabe des Herstellers zu achten: Sticker/Prints an der Box wie „foil ready“ oder „approved for foiling“ sind der Hinweis darauf, dass die Finnenkästen verstärkt sind. Bei älteren Modellen lassen sich manche Foils zwar montieren, aber dass die Box auch hält, ist aber keineswegs garantiert. Tipp zur Größe: Damit ein Brett zum ersten Foilen geeignet ist, muss es ein möglichst breites Heck haben. Aus diesem Grund sind Freeraceboards erst ab einer Grö- ße von rund 125 Litern akzeptabel zum Foilen einsetzbar. Je kleiner die Boards sind, desto mehr wird der Flug zum Eiertanz. Reine Foilboards können diesbezüglich natürlich noch deutlich mehr.


4. Freemoveboards – die Alleskönner

Zielgruppe: Geübte Surfer, die sicher gleiten und einen Wasserstart können – und alles von Flachwasser bis hin zu moderater Brandung und Sprüngen mit einem Brett abdecken wollen. Die Kombination mit Wave-, oder Freemovesegeln ist sinnvoll. Wer das Gleiten und Powerhalsen noch übt, fährt auf Freerideboards besser.

Freemoveboards sind die stärker auf Manöver ausgerichtete Alternative zu den Freerideboards. Im Vergleich haben Freemove-Konzepte schmalere Hecks und eine rundere Bodenkurve als Freerideboards. Dadurch kommen sie im Schnitt etwas schlechter ins Gleiten und sind in Manövern weniger kippstabil, bieten aber auch eine bessere Drehfreudigkeit. Der Übergang zu den Freestyle-Waveboards ist fließend, oft spricht man in der Größe über 105 Liter von Freemoveboards, bei kleineren Volumensgrößen dann von Freestyle-Waveboards.

Bretter dieser Kategorien sind also für ein breites Spektrum an Bedingungen gemacht: Heizen und halsen auf Flachwasser soll damit ebenso möglich sein wie ein gelegentlicher Ausflug in moderate Brandungswellen oder erste Sprünge und Freestyletricks. Damit dies möglich ist, bieten Freemoveboards generell eine weit innen liegende Schlaufenposition an sowie eine leicht nach außen versetzte Position. Dies erlaubt eine Nutzung der Boards mit drei oder auch vier Schlaufen. Die Dreheigenschaften ebenfalls unterstützen soll das Finnen-Setup: Hier werden entweder stärker gebogene Singlefins mitgeliefert oder sogar ein Thruster-Setup, bestehend aus einer mäßig langen Centerfinne und zwei kleinen Sidefins.

Im Zeitraum 2005 bis 2008 hat sich das Boarddesign massiv verändert.Foto: Stephan GölnitzIm Zeitraum 2005 bis 2008 hat sich das Boarddesign massiv verändert.

Auch Freemoveboards haben in der Vergangenheit einen Wandel durchgemacht, hin zu etwas kompakteren und breiteren Maßen. Dieser vollzog sich allerdings weniger dramatisch und über einen länge- ren Zeitraum von 2010 bis 2013. Ist das Board also älter als zehn Jahre, ist es rund zehn Zentimeter länger als aktuelle Shapes. Markantester Unterschied ist sicherlich das Finnen-Setup. Vor 2014 hatten kleine Freemove- bzw. Freestyle-Waveboards immer nur die Singlefin im Heck. Mittlerweile gehört das Thruster-Setup mit drei Finnen zumindest bei den kleinen Größen unter 100 Litern zum Standard – was Surfern mehr Optionen bietet, das Brett für unterschiedliche Bedingungen wie Flachwasser oder kleine Brandung zu tunen.


5. Freestyleboards – Rotieren im Zeitraffer

Zielgruppe: Spezielle Boards für gesprungene und geslidete Manöver, in Verbindung mit Freestyle- oder Wavesegeln bis max. 5,5 qm. Wer Gleitmanöver übt, sollte sich an der Gruppe der Freestylewaver orientieren, da diese Bretter besser gleiten und Höhe laufen, schneller werden und sauberer auf der Kante laufen.

Die Disziplin Freestyle hat sich rasant entwickelt – und somit wurde auch kontinuierlich an den Brettern herumgefeilt, um diese an die neuen Manöver anzupassen. Man könnte meinen, es hätte eine Zeit gegeben, in der beinahe täglich ein neuer Trick erfunden wurde. Und genauso speziell wie die Manöver, die mit der Zeit immer ausgefallener und radikaler wurden, sind auch die Bretter. Die geslideten Manöver wie Spock, Flaka & Co sind zwar nicht tot und gehören ins Repertoire eines jeden Trickers, doch es gab einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der Disziplin – und zwar, als es höher in die Luft ging: 360er wurden nicht mehr mit extrem kurzen Finnen durchs Wasser geslidet, sondern komplett in der Luft rotiert. Segel wurden geduckt und aufgeladen, um sich dann aus flachem Wasser höchstmöglich hinauszukatapultieren. Das Volumen wanderte somit in die Brettmitte, und die Shapes wurden auf einen Schlag deutlich kürzer und kompakter.

Diejenigen, die von sogenannten Powermoves wie Kono, Burner oder Segelducken noch nie etwas gehört haben und nicht vorhaben, in Zukunft Manöver dieser Art zu üben, können beruhigt bei Freestyleboards aus dem Baujahr 2010 oder älter zuschlagen. Klassische Freestyletricks vom Carving 360er bis hin zu Spock, Flaka und ersten Switch-Moves klappen mit den längeren Oldies wunderbar. Dank ihrer längeren Finnen sind die längeren Freestyler auf der Geraden sogar einfacher zu fahren als die ganz modernen Shapes. Wer hingegen anfängt, das Segel zu ducken und Powermoves in Blick hat, ist mit einem modernen Shape unter 225 Zentimeter Länge klar im Vorteil – und wird die radikalen Manöver, bei denen man hauptsächlich in der Luft rotiert, einfacher erlernen können.


6. Waveboards - Kaulis Kinder

Zielgruppe: Einsatz überwiegend in Brandungsbedingungen, für Sprünge und Wellenritte. Nutzung in Verbindung mit Wave-Segeln. Wer mehr Tage im Flachwasser oder Chop hat als in der Brandung, sollte einen Blick zu den Freestyle-Waveboards wagen, da diese in Summe besser gleiten und mehr Kontrolle bieten.

Waveboards sind für Brandung gemacht – und damit ist nicht eine hohe Dünungswelle am Gardasee bei Starkwind oder der Ijsselmeer-Chop gemeint. Sobald es darum geht, in beiden Schlaufen stehend Turns an die Welle zu reihen, profitiert man von den vergleichsweise schmalen Hecks und den runden Bodenkurven der Waveboards. Bei den Schlaufen gibt es hier genau eine Option – weit innen. Waveboards haben in der Vergangenheit einen sehr starken Wandel durchgemacht. Maßgeblich daran beteiligt waren Fahrer wie Kauli Seadi, der zwischen 2005 und 2008 drei WM-Titel in der Welle holte und das Boarddesign beeinflusste. Statt der langen und schmalen Singlefin-Boards nutzte Kauli kompakte Shapes als Twinser (2), Thruster (3) oder Quad (4).

Moderne Waveboards sind mit Multifin-Setups bestückt – und mehrere Zentimeter breiter als die Oldies.Foto: Stephan GölnitzModerne Waveboards sind mit Multifin-Setups bestückt – und mehrere Zentimeter breiter als die Oldies.

Mit etwas Verzögerung setzte sich dieser Trend dann bei allen Marken durch. Rückblickend kann man sagen, alles vor 2008 war schmal und lang. Ein 85-Kilo- Surfer wählte seinerzeit ein 75- bis 80-Liter-Board als Allroundlösung, um passabel drehen zu können. 2008 wurden die ersten Boards breiter, hatten aber nach wie vor Singlefins, ab 2009 setzte sich dann der Trend hin zu größerer Breite, mehr Volumen und Multifin-Setup flächendeckend durch. Dies war möglich, weil auch das Multifin-Setup die Dreheigenschaften deutlich verbesserte. Man konnte jetzt also breitere Boards mit mehr Vo- lumen fahren, die trotzdem gut drehten. Dass zusätzliche Breite und Volumen beim Dümpeln, Wellenqueren und Angleiten spürbare Vorteile mit sich bringen, leuchtet ein. Heute gilt die Faustregel: Volumen gleich Körpergewicht bringt den größten Einsatzbereich.


7. Foilboards – verleihen Flügel

Seit 2017 gehen Windsurfer in die Luft - zumindest flächendeckend. Die Industrie bietet seitdem spezielle Boards zum Foilen an. Diese sind deutlich kürzer als gleichvolumige Windsurfboards, haben dafür aber ein breiteres Heck. Generell gilt: Je breiter das Heck, desto leichter fällt die Kontrolle übers Foil und desto stabiler sind die Flüge. Das ist dann auch der Grund, weshalb Windsurfboards der Kategorien Freeride oder Freerace nur mit Abstrichen zum Foilen geeignet sind. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Foilboards umgekehrt spezielle Bretter zum Foilen sind, mit Finne funktionieren sie meist gar nicht.

Breites Heck plus Foilbox gleich beste Voraussetzungen zum Abheben.Foto: Stephan GölnitzBreites Heck plus Foilbox gleich beste Voraussetzungen zum Abheben.

Wer ein gebrauchtes Foilboard kaufen möchte, sollte dies idealerweise in Verbindung mit einem passenden Foil tun. Mixt man die Marken von Foil und Board munter durcheinander, besteht die Gefahr, dass die Komponenten nicht harmonieren. Dies gilt besonders für Foilboards mit einer Tuttlebox – hier ist die Foilposition vorgegeben. Unproblematischer sind Boards, die eine Doppelschiene verbaut haben. In dieser lässt sich die Foilposition anpassen, wodurch auch Komponenten unterschiedlicher Marken besser aufeinander abgestimmt werden können.

Und die Größe: Einsteiger ins Foilen sollten 30 bis 50 Liter Überschussvolumen einplanen und ein Konzept wählen, das nicht extrem kurz (> 200 Zentimeter) ist – das garantiert müheloses Anfahren und Abheben. Wer aktiv anpumpen kann und in erster Linie Manöver oder Sprünge anpeilt, kann auch ein Modell unter zwei Meter Länge ins Auge fassen.


Zustand des Gebrauchtboards checken

Unabhängig davon, für welche Brettklasse man sich entscheidet, gibt es Mängel, die man auf dem Schirm haben sollte. Wer das Board persönlich in Augenschein nehmen kann, sollte dies tun. Liegt das Board am anderen Ende der Republik, bleibt einem nichts anders übrig, als dem Verkäufer zu vertrauen und ein paar konkrete Fragen zum Zustand zu stellen. Achte besonders auf:

Weiche Stellen im Deck

Vor allem Freestyle- und Waveboards können durch harte, flache Landungen im Bereich der Footpads und der Mastspur leiden. Lege das Board auf den Boden und drücke mit beiden Daumen die Bereiche um die Mastspur und Pads ab. Erscheint alles hart, ist das ein gutes Zeichen. Federt das Deck sichtbar, hat sich das Laminat hier vermutlich schon vom Kern getrennt. Wird so ein Schaden nicht zügig und professionell repariert, reißt das Decklaminat irgendwann ein und das Board zieht Wasser. Bei günstigem Preis kann man auch solche Boards kaufen, allerdings sollte man, je nach Umfang der Reparatur, zwischen 150 und 250 Euro an zusätzlichen Kosten einplanen.

Deck und Bug sollte man auf weiche Stellen und Risse checken.Foto: Stephan GölnitzDeck und Bug sollte man auf weiche Stellen und Risse checken.

Risse & Löcher

Kleinere Risse und Löcher müssen, sofern sie passabel repariert wurden, kein Ausschlusskriterium sein. Wichtig ist nur, dass das Board kein Wasser gezogen hat, weil es in beschädigtem Zustand benutzt wurde. Wurden zum Beispiel an Heck, Bug oder den Kanten kleinere Beschädigungen ausgebessert, kann man das Board problemlos kaufen.

Problematisch sind allerdings Risse, die im Bereich der Standfläche, unter den Footpads oder rund um die Mastspur aufgetreten sind. Vor allem bei Wave- und Freestyleboards sind das oft Zeichen einer Überbelastung durch harte Landungen. Bei Freerideboards verstecken sich Risse oft unter aufgeklebten Bugprotektoren aus Schaumstoff. Auch hier sollte man mal mit festem Druck den Bugbereich checken. Sind feste Protektoren aus Carbon oder Glasfaser aufgeklebt, muss man sich hingegen selten Sorgen machen.

Feste Protektoren am Bug sind ein Zeichen dafür, dass sich hier eher keine Risse verstecken.Foto: Stephan GölnitzFeste Protektoren am Bug sind ein Zeichen dafür, dass sich hier eher keine Risse verstecken.

Unregelmäßige Lackierungen

Wirkt bei einem Board der Lack uneinheitlich, kann dies ein Zeichen für eine Reparatur in der Vergangenheit sein. Spielt der Verkäufer mit offenen Karten und weist darauf hin, muss das überhaupt kein Ausschlusskriterium sein. Wenn ein Schaden professionell repariert wurde, muss dies die Haltbarkeit nicht limitieren. Wird ein Brett aber als unbeschädigt angeboten, können Abweichungen am Lack darauf hindeuten, dass hier ein früherer Schaden vertuscht werden soll. Dann sollte man den Preis etwas drücken können. Vor allem die Regionen um den Bug sowie im Bereich der Kanten sollte man gut inspizieren.

Farbwechsel deuten auf Reparaturen hin.Foto: Manuel VogelFarbwechsel deuten auf Reparaturen hin.

Ausgenudelte Schlaufen-Plugs

Vor jedem Gebrauchtkauf sollte man sich auch nach dem Zustand der Schlaufen-Plugs erkundigen. Diesen zu erkennen, ist nahezu unmöglich – nachfragen sollte man beim Verkäufer auf jeden Fall. Hintergrund: In die Schlaufen-Plugs aus Kunststoff werden selbstschneidende Schrauben eingedreht. Sitzt eine Schlaufe fest verschraubt, hält das Plug oft ewig. Werden die Schlaufen oft umgeschraubt oder übertrieben fest angezogen, zerböselt irgendwann der Kunststoff – und der Plug lässt sich nicht mehr nutzen. Im Normalfall stehen noch weitere Plugs zur Verfügung, auf die man ausweichen kann. Tipp: Bevor man ausgenudelte Plugs aufwändig beim Reparateur austauschen lässt, sollte man die Reparatur mit Gewindestiften ausprobieren.

Boxen & Mastspur

Die Bereiche rund um die Finnenkästen und die Mastspur sind vor allem bei Freeride-, Slalom- und Foilboards größeren Belastungen ausgesetzt. Risse im Bereich der Box sind ein Ausschlusskriterium, da die Reparatur recht aufwändig und damit teuer ist. Wer mit seinem Gebrauchtbrett foilen möchte, sollte zudem sicherstellen, dass die Box „foil approved“ ist, also ausdrücklich zugelassen zum Foilen. Generell sollte man beim Gebrauchtkauf immer nach der Originalfinne fragen, üblicherweise gehört diese zum Board dazu. Ausnahmen sind Slalomboards, die in der Regel ohne Finne verkauft werden.

Standlack

Viele ältere Boards sind rutschig. Dazu einfach mal das Board im Standbereich zwischen Schlaufen und Mastspur befühlen – und mit der Rauhigkeit zum Beispiel im Bugbereich vergleichen. Standlack lässt sich allerdings auch als Laie schnell wieder auffrischen, mit einem Investment von 30 bis 40 Euro ist das relativ preiswert zu machen.

Standlack erneuern ist easy und kostet wenig.Foto: Oliver MaierStandlack erneuern ist easy und kostet wenig.

So viel darf ein gebrauchtes Windsurfboard kosten

Was zahlt man also konkret für Boards unterschiedlichen Alters? Wir haben recherchiert. Aufgrund des stark unterschiedlichen Zustands der angebotenen Boards und unterschiedlicher Bauweisen können wir allerdings nur Preisspannen angeben.

Vorjahresmodelle

Mit jedem Modellwechsel werden auch brandaktuelle Boards auf den Gebrauchtmarkt gespült – oft von Teamfahrern, Semi-Pros oder Leuten mit Verbindung zur Windsurfbranche. Dabei gilt, grob gesagt: Für ein unbeschädigtes Vorjahresmodell zahlt man ungefähr die Hälfte des regulären Verkaufspreises. Einen Freerider in der günstigen Bauweise gibt‘s dann teilweise schon für 700 Euro, ein aktuelles Waveboard wechselt für 1300 bis 1400 Euro den Besitzer.

Best Ager

Boards im besten Alter sind zwei bis vier Jahre alt – zumindest, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis zugrunde legt. Hier sind die Shapes teilweise absolut noch auf dem neuesten Stand, man zahlt allerdings oft nur zwischen 30 und 50 Prozent des Neupreises. Beispiel gefällig? Ein Fanatic Stubby Waveboard von 2019 geht für 800 Euro über den Tisch. Ein Tabou Twister Freestyler aus dem gleichen Jahr kostet 750 Euro. Und wie wär‘s mit einem Fanatic Gecko HRS Freerideboard oder dem Freeracer Patrik F-Race für 1200 Euro?

Oldies

Ab einem Alter von fünf Jahren werden die Schwankungen immer größer. Generell sollte man im Bereich von fünf bis 15 Jahren nicht das Alter des Boards als Grundlage für eine Preisverhandlung heranziehen, sondern in erster Linie den Zustand. Hintergrund: Ein zehn Jahre altes Freerideboard kann top in Schuss sein, wenn es gut gepflegt wurde und jahrelang nur im warmen Keller gelegen hat. Ein Preis von 800 Euro kann dann angemessen sein. Umgekehrt kann ein drei Jahre altes Modell weichgetrampelt sein, wenn es monatelang über die Kabbelpisten dieser Welt geprügelt wurde – dann sind 400 Euro vielleicht schon zu viel.

Und wenn man endlich fündig geworden ist, wäre da noch die Frage nach dem Versand. Hierzu gibt‘s hier einen Ratgeber mit allen Anbietern.


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