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Der Kauf eines gebrauchten Segels ist im Vergleich zum Board eine einfache Sache? Denn Mängel sind hier schwieriger zu übersehen? Da mag was dran sein, doch wie sieht das bei den Masten aus? Und eines ist auch hier sicher: Ein dem Fahrstil, Level, Größe und Gewicht angemessenes, älteres Segel mit passendem Mast wird auf dem Wasser immer mehr Spaß bringen als ein brandneues Tuch der falschen Klasse oder Größe (im Extremfall mit unpassenden Komponenten). Zweifellos kann man aus dem Kauf des richtigen Riggs eine Wissenschaft machen – die vielen Marken mit noch mehr Modellen hinterlassen schnell einen Kopf voller Fragezeichen.
In Teil zwei unserer Gebrauchtmarktserie wollen wir euch daher erst mal auf dem typischen Weg zum passenden Segel und Mast begleiten. In Teil drei des Guides kommen wir dann zu den weiteren Komponenten wie Gabelbaum und Mastverlängerungen. Wir beginnen auch hier mit der Frage, welche Klasse oder Größe überhaupt Sinn macht – und wie man anhand der Merkmale eines Segels erkennt, zu welcher Segelklasse es gehört und welche Masten reinpassen. Danach zeigen wir euch, auf welche Stellen ihr beim Kauf besonders ein Auge richten solltet. Und abschließend werfen wir für euch noch einen Blick auf den aktuellen Gebrauchtmarkt und zeigen euch nicht nur Möglichkeiten, gebrauchtes Material zu finden – sondern auch, was die Segel und Masten aktuell kosten (dürfen).
Beim Gebrauchtkauf kommmt es nicht unbedingt auf das Alter des Segels an, sondern wie viel Sonne, Sand und Salz es gesehen hat.
Wer zum Beispiel ein Segel in 6,2 qm sucht, kann von großen Wave- und Freestylesegeln über Freemove und Freeride bis hin zu kleinen Camber-Racesegeln auf dem Gebrauchtmarkt alles bekommen. Man kauft also schnell die gewünschte Größe, doch im schlimmsten Fall aus der völlig falschen Klasse, die für die eigenen Ansprüche ungeeignet ist. Ähnliches gilt für die Masten – die Länge ist eindeutig, doch was bedeuten SDM, RDM und die unterschiedlichen Biegekurven? Wer ein paar Basics kennt, kann sich im Angebots-Dschungel zurechtfinden und grobe Fehlkäufe vermeiden – auch als Windsurf-Aufsteiger. Los geht‘s.
Gebrauchte Segel
1. Freeridesegel – Segel für die Masse
Zielgruppe: Aufsteiger & Fortgeschrittene, sportliche Surfer, die jedoch nicht unbedingt Rennen gewinnen wollen; von Wasserstart bis Duck Jibe wachsen diese Segel mit.
Freeride ist die Golf-Klasse im Windsurfen und stellt die mit Abstand größte Gruppe in unserem Sport dar: dezent dichtholen, locker losgleiten und unbeschwert über flaches Wasser cruisen. Zwischendurch vielleicht mal ein kleiner Sprung und zum Umkehren eine schnittige Halse – das ist Freeride! Segel, die dafür konzipiert werden, sind vor allem eines: unkompliziert, dazu trotzdem effizient und sehr vielseitig. Sie können alles gut – sind jedoch in keinem Bereich Spezialisten. Freeridesegel sind in den Größen 5,5 bis 8,0 qm verbreitet und werden von fünf bis sechs Latten stabilisiert. Durch das tiefe Profil in Kombination mit einem langen Gabelbaum wird im Vergleich zu Wave- und Freemovesegeln die Gleitleistung verbessert. Gleichzeitig wird jedoch durch den Verzicht auf Camber (Profilspangen, welche die Segellatten am Mast abstützen und dadurch ein definiertes, starres Profil erzeugen) im Vergleich zu Freerace- und Racesegeln ein einfacheres Handling aufrechterhalten.
Um das Gewicht so gering wie möglich zu halten, bestehen Freeridesegel aus relativ großen Monofilmflächen – und sind nur in besonderen Stresszonen, zum Beispiel im Sturzbereich des Unterlieks, verstärkt. Auch wenn der Trend aktuell hin zu Skinny-Masten (auch für größere Segel) geht, ist das bei Freeridesegeln noch ziemlich durchmischt – viele Segel lassen sich auch mit dicken (SDM) sowie dünnen (RDM) Masten aufbauen. Wundere dich nicht, wenn du im Größenbereich unter 5,5 qm bei den Freeridesegeln nicht fündig wirst. Hier greift man gezwungenermaßen auf Freestyle-, Wave- oder Freemovesegel zurück.
2. Freemovesegel – die Alleskönner
Zielgruppe: Aufsteiger, Familien; ein Segel für fast alle Reviere.
Die Segelklasse der Freemovesegel (meist verbreitet in 5,0 bis 7,0 qm) hat absoluten Allround-Anspruch ohne Spezialeignung und daher auch viele Namen, die oft dasselbe bezeichnen: Freemove, Crossover oder Bump & Jump. Mit ordentlicher Leistung sollen die – von fünf bis sechs Segellatten stabilisierten – Tücher auf der Geraden noch ähnlich guten Speed und Fahrstabilität bieten wie reine Freeridesegel – doch gleichzeitig durch einen etwas manöverorientierteren Schnitt spielerischer in der Hand liegen und außerdem durch Verstärkungen wie Gittermaterialien und zusätzliche Nähte auch gelegentliche Welleneinsätze überstehen. Moderne Freemovesegel sind seit circa fünf Jahren größtenteils für Skinny-Masten designt – die dünnen Masten sorgen für eine leichte und weiche Lattenrotation, wie man es von Wave- oder Freestylesegeln kennt.
3. Wavesegel – (Brandungs-) Spielzeug
Zielgruppe: Brandungssurfer und fortgeschrittene Manöversurfer.
Die erste Wahl für alle, die regelmäßig in brechender Welle surfen wollen. Dickere Materialien und Verstärkungen sorgen dafür, dass Waschgänge und Stürze (meist) ohne Materialbruch ausgehen. Ohne Winddruck ziehen sie sich ziemlich flach, so wie man es sich beim Abreiten von richtigen Wellen wünscht. Doch auch als Starkwindsegel für Flachwasser sind viele Wavesegel für fortgeschrittene Manöversurfer gut geeignet. An der Gabel eines reinen Wavesegels ist zugunsten der Agilität etwas mehr Feingefühl erforderlich, um es in Böen oder Windlöchern richtig anzustellen. Konzepte mit vier und fünf Latten sind meist allroundtauglich und auch für den Flachwassereinsatz bei Starkwind gut geeignet. Moderne Drei-Latten-Wavesegel sind in Summe meist deutlich spezieller designt und in erster Linie für die Ansprüche sehr guter Wavesurfer konzipiert, die in großen Wellen mit schräg ablandigem Wind surfen. Unabhängig von Größe und Konzept sind mittlerweile seit ungefähr zehn Jahren alle Wavesegel ausnahmslos auf Skinny-Masten (RDM) abgestimmt.
4. Freestylesegel – für Trick-Spezialisten
Zielgruppe: Trickser; die auf geduckte Powermoves aus sind.
Freestylesegel sind mittlerweile genauso speziell wie die Moves, für die sie gemacht werden. Während in der Gründungszeit der Disziplin noch ausschließlich manöverorientierte Wavesegel zum Einsatz kamen, gibt es heutzutage eine solide Auswahl an speziellen Freestylesegeln auf dem Markt. Diese waren bis etwa 2010 vom Profilverlauf größtenteils noch stark an die Wavesegel angelehnt. Es wurde lediglich auf diverse Verstärkungen verzichtet, um Gewicht zu sparen.
Doch als der Trend zu Powermoves wie Kono, Culo oder Burner überging, die es erfordern, vor dem Absprung unter dem Segel durchzutauchen (ducken), wurden diese deutlich spezieller – sprich: Es musste ein komplett flaches Profil ohne störendes Eigenleben her. Gepaart mit straffem Achterliek und breiten Dacronbahnen im Vorliek, die die Segel weich machen und dafür sorgen, dass sich dichtgeholt ein tiefes Profil in das im aufgefierten Zustand neutrale Segel ziehen kann. Gängige Segelgrößen sind 4,0 bis 5,6 qm. Diese werden von vier bis fünf Segellatten stabilisiert und sind ausnahmslos auf Skinny-Masten designt. Unterm Strich sind Freestylesegel Spezialisten, für die Verwendung in Kombination mit Freestyleboards. Wer normal hin und her surft und Halsenmanöver macht, bekommt bei Freemove-, Wave- oder Freeridesegeln einen größeren Einsatzbereich.
5. Cambersegel – Windsurfen mit Überschall
Zielgruppe: Speedfreaks und Regattafahrer.
Camber sind Profilzangen, die die Segellatten am Mast abstützen und dadurch (auch ohne Winddruck) ein sehr starres und tiefes Profil erzeugen, vergleichbar mit dem eines Flugzeugflügels. Hohe Trimmkräfte am Vorliek verleihen Cambersegeln die nötige Grundspannung und stabilisieren das Profil im Grenzbereich. Der Druckpunkt bleibt somit im überpowerten Zustand ziemlich stabil, man kann das Maximum aus der Segelgröße herauskitzeln und auf dem passenden Brett mit der richtigen Technik in reinen Speed umwandeln.
Innerhalb der Klasse der Cambersegel gibt es verschiedene Konzepte: zum einen die High-End-Racesegel mit sieben bis acht Segellatten und drei bis vier Cambern, die dafür gebaut sind, als erstes über die Ziellinie zu scheppern. Und anderseits die mehr oder weniger abgespeckten Versionen mit nur zwei bis Cambern, sechs bis sieben Segellatten und einer stufenweise moderateren Grundcharakteristik, die in die Richtung Freerace bis hin zu Freeride (lediglich mit etwas mehr Leistung und Speedpotenzial) gehen. Voraussetzung, um dieses theoretische Leistungsplus auch umzusetzen, ist ein passendes Board der Kategorie Freerace oder Slalom und entsprechend höheres Fahrkönnen. Denn egal, wie extrem beziehungsweise harmlos das Cambersegel abgestimmt ist, muss man aufgrund der Camber und der breiten Masttasche (die viel Wasser und damit Gewicht aufnimmt) spürbare Abstriche beim Handling machen.
Wer noch Probleme hat, sicher zu halsen, mit weit außen liegenden Fußschlaufenpositionen (auf Freerace oder Slalomboards) nicht gut zurechtkommt und beim Wasserstart oft etwas länger braucht, sollte von Cambersegeln die Finger lassen und ein normales Freeridesegel ohne Camber vorziehen. Cambersegel sind bis auf wenige Ausnahmen auf SDM-Masten abgestimmt.
6. Segel für Kinder und Jugendliche
Zielgruppe: Kinder bis circa 13 Jahre und unter 50 Kilo.
Damit Kinder wirklich Spaß haben, reicht das kleinste Wavesegel von Mama oder Papa nicht aus! Dieses kann schnell mal wie 30 Kilo in den Händen eines Kindes wirken – wenn man einfach das Materialgewicht ins Verhältnis zum Körpergewicht setzt. Bei Kindersegeln wird aus Gewichtsgründen kompromisslos auf überflüssige Nähte und Verstärkungen verzichtet. Sie stellen sich ohne Wind schön flach und sind dadurch sehr handlich. Da die Riggs wenig Grundspannung haben, reicht bereits leichter Wind, um einen tiefen Bauch und damit Vortrieb entstehen zu lassen. Komponenten wie Mast und Gabelbaum sind auf dünne Kinderhände abgestimmt – es empfiehlt sich daher, auf Komplett-Riggs zurückzugreifen.
Auf keinen Fall sollte man Kindersegel mit Erwachsenen-Komponenten kombinieren. Gängige Größen sind 1,0 bis 4,0 qm. Diese Segel bestehen entweder aus Dacron oder Monofilm und werden, je nach Größe und Einsatzbereich, von bis zu drei Segellatten stabilisiert: Soll das Segel für Anfänger und Leichtwind sein, reichen eine oder zwei Segellatten allemal. Auch ein leichter Aluminiummast ist dann absolut ausreichend. Sobald das Segel bei Gleitwind (>12 Knoten) funktionieren soll – und der Nachwuchs Trapezsurfen, Wasserstarten und Gleiten übt, sind Segellatten zur Stabilisierung des Profils wichtig. Die Hersteller statten entsprechende Konzepte dann meist mit drei Segellatten aus und empfehlen einen Mast aus Glasfaser oder sogar Carbon.
7. Foilsegel
Zielgruppe: Foil-Enthusiasten; Verwendung auf Foilboards.
Foilsegel sind speziell für den Einsatz auf Foilboards konzipiert. Mittlerweile gibt es spezielle Arten von Foilsegeln für Freestyle, zum gemütlichen Freeriden oder für die Regattabahn. Trotz aller Unterschiede gibt es auch Gemeinsamkeiten: So sollen sich Foilsegel bei Leichtwind extrem gut anpumpen lassen, um ein maximal frühes Abheben zu unterstützen. Dies wird durch ein weiches Segelprofil und eine vergleichsweise gerade Mastbiegekurve erreicht. Auch besitzen Foilsegel normalerweise kein ausgeprägtes Loose Leech im oberen Segelbereich, da ein aktives Twisten und Dampfablassen nicht wie bei herkömmlichen Windsurfsegeln nötig ist. Durch diese Besonderheiten beim Segeldesign holt man zwar zum Foilsurfen mehr Leistung heraus, allerdings funktionieren die meisten Foilsegel auf normalen Windsurfboards mit Finne schlechter bis gar nicht. Wer also Foil und Finne gleichermaßen mag, sollte bei einem herkömmlichen Segel bleiben. Wer voll aufs Foilen setzt, kann zu einem speziellen Foilsegel greifen. Große Foilsegel für die Regattabahn werden auf SDM-Masten geriggt, die kleineren, manöverorientierten hauptsächlich auf RDM.
Gebrauchte Masten
Wer kein neues Komplett-Rigg mit den vom Hersteller empfohlenen Komponenten aus dem gleichen Haus kauft, muss gezwungenermaßen etwas tiefer in die Mast-Materie einsteigen, um den passenden Mast für sein gebrauchtes Segel zu finden. Hier wird man mit einer Vielzahl von Daten und Zahlen konfrontiert. Was für den Kauf wichtig ist – und was du getrost wieder vergessen kannst, erfährst du in der folgenden Übersicht:
RDM & SDM
RDM (Reduced Diameter Masts) heißen die modernen, dünnen Masten mit reduziertem Durchmesser, oft auch einfach skinny (dünn) genannt. Im Vergleich zu seinem dickeren Vorgänger, dem SDM (Standard Diameter Mast) macht er Segel viel handlicher, spielerischer und damit generell auch benutzerfreundlicher. Zudem sind sie aufgrund ihrer dickeren Wandstärke stabiler gegenüber Bruchbelastung. Circa 2004/2005 kam der RDM auf den Markt. Trotzdem hat sich auch der SDM nach wie vor bewährt – und zwar aufgrund von höherer Steifigkeit für große Segel über 6,5 qm und im leistungsorientierten Regattabereich.
Auf dem Gebrauchtmarkt sind aber nach wie vor auch kurze SDM-Masten aus den früheren Zeiten zu finden, die für kleinere Segel gedacht sind. Diese passen jedoch kaum noch in ein modernes Segel und sind somit fast wertlos. „Ich habe zum Beispiel lange keinen 430er SDM mehr verkauft”, meint surf-Tester Frank Lewisch, der sich durch seinen Job im Shop gut auskennt, beim aktuellen Test auf Tobago. Zur ungefähren Orientierung lässt sich sagen: Segel zwischen 3,3 qm und 6,5 qm, mit Mastlängen zwischen 340 und 430 cm, werden komplett auf RDM-Masten geriggt. Segel zwischen 7,0 qm und 9,6 qm, mit Mastlängen von 460 bis 490 cm, brauchen oft den dickeren SDM. Im Übergangsbereich (vor allem bei Freeride-/Freeracesegeln) ist teilweise beides möglich, hier sollte man unbedingt die Herstellerempfehlung beachten.
Mastlänge
Die Länge muss stimmen. Der englische Begriff Luff bezeichnet die Länge des Vorlieks und ist in der Regel auf dem Segel aufgedruckt. Der Mast, den ihr kaufen wollt, sollte irgendwie mit dieser Luff- bzw. Vorlieklänge übereinstimmen. Irgendwie deshalb, weil man einen gewissen Spielraum hat. Masten gibt es in Längenabstufungen von 30 Zentimetern (340 cm, 370 cm, 400 cm usw.). Da man zum Aufriggen immer eine Masterverlängerung benötigt, kann jede Zwischenlänge eingestellt werden. Laut unserer Erfahrung sollte man Masten jedoch nicht mehr als maximal 40 Zentimeter verlängern, da das Segel sonst spürbar weich wird und schlechter funktioniert. Bei einer Vorlieklänge von beispielsweise 440 Zentimetern ist es also empfehlenswert, einen 430er Mast um zehn Zentimeter zu verlängern statt einen 400er um 40 Zentimeter! Zu lang darf der Mast lediglich sein, wenn das Segel ein Variotopp (verstellbares Gurtband am Segeltopp) hat, durch das er oben überstehen kann – dieser darf dann bis zu 20 Zentimeter länger sein als die angegebene Vorlieklänge.
Bei Vorlieklängen von beispielsweise 432 Zentimetern stehen oft auch zwei Mastlängen zur Option: ein 400er mit 32 Zentimetern oder ein 430er mit nur zwei Zentimetern Verlängerung. Zwei Dinge sollten deine Kaufentscheidung hier beeinflussen. Erstens: Längere Masten sind immer härter. Je härter der Mast, desto straffer fühlt sich auch das Segel an. Für schwere Fahrer (> 95 Kilo) kann dies ein Vorteil sein, in den Händen leichter Surfer (< 65 Kilo) zieht sich aufgrund des harten Masts dann oft das nötige Profil nicht mehr ins Segel – ein kürzerer Mast wäre in diesem Fall besser geeignet. Zweitens: Wie passt der Mast zu deiner restlichen Segelpalette? Hast du ohnehin nur kleinere Segel, kannst du dir den langen Mast unter Umständen komplett sparen. Planst du noch größere Segel dazuzukaufen, wirst du ihn früher oder später brauchen.
IMCS-Wert
Der IMCS-Wert (IMCS = Indexed Mast Check System) ist ein Relikt aus der Vergangenheit und bezüglich seiner Aussagekraft sehr begrenzt. Er gibt die Masthärte an – je geringer der Wert, desto weicher der Mast. Da es innerhalb ein und derselben Mastlänge aber keine Härteunterschiede gibt (so haben zum Beispiel alle 400er-Masten die Härte 19, alle 430er-Masten die Härte 21 usw.), muss man über diesen Wert eigentlich gar nicht nachdenken.
Carbongehalt
Je höher der Carbonanteil, desto hochwertiger, aber auch teurer ist ein Mast. Ein Mast aus 100 Prozent Carbon ist besonders leicht, doch wie ein rohes Ei zu behandeln. Bereits kleine Schadstellen können den Mast, sobald er unter Spannung gesetzt wird, brechen lassen. Hier muss man ganz klar abwägen, was man braucht und was das Portemonnaie hergibt. In der Praxis schwingen Masten mit niedrigem Carbongehalt beim Surfen (vor allem im Kabbelwasser) recht träge, während hochwertige Carbonmasten schneller wieder in die Idealposition zurückkommen – das Segel fühlt sich dadurch leichter und reaktiver an, und der Surfer ist in der Theorie dadurch auch schneller. In der Praxis entscheidet eher das Fahrkönnen. Ambitionierte Hobbysurfer bekommen in der Carbonklasse mit 50 bis 80 Prozent Anteil ein leistungsfähiges und noch bezahlbares Produkt – die Abstriche bei Leistung und Handling sind gegenüber den Edelmasten mit 100 Prozent Carbon kaum spürbar. Für Einsteiger (bis hin zu den ersten Gleitversuchen) reicht ein günstiger Mast mit 30 bis 50 Prozent Carbonanteil völlig aus.
Hobbysurfer kriegen in der Carbonklasse mit 50 bis 80 Prozent Anteil einen bezahlbaren Mast.
Biegekurve
Bei der Biegekurve gibt es, wenn man sich nicht sicher ist, eine wichtige Regel: die goldene Mitte. Denn die Biegekurve von Masten ist ein leidiges und vieldiskutiertes Thema in der Windsurfwelt. Nicht ganz unschuldig daran sind die verschiedenen Segelfirmen, die alle ihr ganz eigenes Rezept einer gelungenen Kombination zwischen Mast und Segel verfolgen und zudem auch wollen, dass man möglichst nur Produkte von der eigenen Marke kombiniert. Je nachdem, wie sich der Mast biegt, ändert sich das Profil des Segels und verändert damit das gesamte Fahrverhalten.
Manche Firmen schwören auf ein Flex Topp, bei dem die obere Hälfte des Mastes weicher ist und sich damit etwas mehr biegt als der Rest. Andere wiederum setzen auf die Constant Curve, die sich durch eine gleichmäßige runde Mastkurve auszeichnet. Ganz zuletzt gibt es da noch das Hard Top, bei dem der Mast im oberen Bereich besonders hart ist. Glücklicherweise sind in den letzten Jahren mehr und mehr Marken auf die goldene Mitte von Constant Curve umgesattelt, die für nahezu alle Marken und Modelle recht gut passt. Wenn ihr also einen Mast kauft, der nicht von der Marke eures Segels stammt, geht ihr mit einem Mast, der die Constant Curve hat, das geringste Fehlerrisiko ein.
Zustand der Segel checken
Mängel erkennen – und somit einen angemessenen Preis verhandeln. Im folgenden listen wir ein paar Stellen auf, auf die man beim Gebrauchtkauf von Segeln ein Auge richten sollte.
Spröder Monofilm
Die durchsichtige Kunststofffolie namens Monofilm, aus der die meisten modernen Segel im Fortgeschrittenenbereich bestehen, ist leicht und verzieht sich nicht, ist jedoch empfindlich gegenüber Knicken und UV-Licht. Beim Gebrauchtkauf kommt es daher nicht unbedingt darauf an, wie alt das Segel ist, sondern wie viel Sonne es im Laufe der Zeit abbekommen hat und wie pfleglich es behandelt wurde. Fühlt sich der Monofilm trocken und spröde an, ist undurchsichtig bis milchig weiß, weist viele kleine Knicke und Abrieb durch Sand auf, sind dies Zeichen für reduzierte Haltbarkeit. Bei Stürzen ins Segel reißt der Film dann schnell mal großflächig durch. Die für Einsteiger und Kinder empfohlenen Tuchsegel aus Dacron sind weicher und unempfindlicher gegenüber Knicken und Stürzen. Auch gegenüber UV-Strahlung ist es deutlich haltbarer als Monofilm. Ein zehn bis 15 Jahre altes Dacronsegel ist deshalb oft noch absolut brauchbar, ein gleichaltes Monofilmsegel oft nicht.
Ausgetauschte Bahnen
Wirkt eine Monofilmbahn zwischen zwei Nähten (beziehungsweise Latten) deutlich klarer und heller, ist das ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass diese nachträglich eingenäht wurde. Wenn sie professionell ausgetauscht und sauber vernäht wurde, ist das meistens gar nicht weiter schlimm.
Offene Nähte
Vor allem, wenn Segel über Wochen oder Monate nass und eingerollt gelagert werden, können die Nähte langsam aufweichen. Man sollte also checken, ob diese noch richtig sitzen – oder ob Fusseln über das Segel hängen wie über eine alte Wolldecke. Ein Klassiker sind offene Nähte im Unterliekbereich, unterhalb der Gabel. Hier wird das Segel oft über den Standlack des Boards gezogen, wodurch die Nähte leiden können.
Gebrochene Latten
Knicke und Falten in den Lattentaschen weisen auf gebrochene Latten hin. Wenn man unsicher ist, einfach die Latte ein wenig biegen, und man merkt schnell, ob sie noch in einem Stück ist. Gebrochene Latten kann man relativ problemlos austauschen und müssen kein Ausschlusskriterium beim Kauf des Segels sein – aber ein gutes Argument bei der Preisverhandlung.
Risse in der Masttasche
Risse in der Masttasche sind oftmals eine Folgeerscheinung von Mastbruch – oder von häufigem Aufriggen auf Asphalt. So ein Riss ändert nichts am Fahrverhalten des Segels und ist bis zu einer gewissen Größe (circa zehn Zentimeter) unbedenklich. Das Problem besteht darin, dass sie gefühlt bei jedem Aufriggen etwas weiter aufreißen und irgendwann kriegt man den Mast kaum noch eingefädelt. Das sollte man frühstmöglich durch einen Flicken oder eine Naht vom Segelmacher unterbinden. Wenn kleine Risse vorhanden sind: Preis drücken!
Hartnäckige Aufkleber
Auf dem Gebrauchtmarkt stößt man häufig auf Saison-Segel von Teamfahrern, die beim Hersteller Sonderkonditionen auf neues Material erhalten und somit jährlich ihre Segel austauschen. Diese sind oft mit Sponsorenoder Eventaufklebern übersäht. Erstens sollte man prüfen, ob sich hinter den Aufklebern Dellen oder Risse im Monofilm verstecken, und zweitens muss man sich darüber bewusst sein, dass die Dinger je nach Kleber ziemlich hartnäckig sein können. Sollten stark klebende Aufkleber über Grafiken oder Nähten sitzen, reißt man beim Versuch, die Aufkleber abzunehmen, teilweise die Nähte auseinander – oder die halbe Farbe im Segel mit ab.
Abgeschliffene Camber
Durch Sedimente zwischen Mast und Camber, können mit der Zeit die Rollenblöcke, auf denen die Profilzangen am Mast entlanglaufen, um das Segel rotieren zu lassen, abscheuern. Es schleifen sich Ecken und Kanten in die Plastikrollen, und die Camber laufen nicht mehr sauber.
Zustand der Masten checken
Beim Gebrauchtkauf von Masten aller Art ist es grundsätzlich wichtig, Gebrauchsspuren von Schäden zu unterscheiden. Ein gut gebrauchter, eingefahrener Mast kann bei normaler Belastung noch eine halbe Ewigkeit halten. Ein nagelneuer aus dem Werk oder eben ein leicht beschädigter Mast kann beim ersten Aufriggen in zwei Teile zerspringen. Hier gibt’s ein paar Tipps, auf welche Stellen man beim Kauf genauer achten sollte.
Abriebstellen
Besonders im Bereich, wo das Gabelbaum-Frontstück den Mast umklammert, sind Abriebstellen nicht schlimm und unvermeidbar. Fallen diese jedoch auffällig stark aus, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Mast viel an sandigen Spots verwendet wurde, wo sich beim Aufriggen Sandkörner zwischen Mast und Schnellverschluss einklemmen. Dann ist es sinnvoll, einmal seinen eigenen Gabelbaum zu montieren und zu schauen, ob dieser noch genügend Grip an der abgeriebenen Stelle findet. Ecken, Kanten und Furchen in der Mastoberfläche sind hingegen deutlich problematischer, weil der Mast dort unter Spannung brechen kann.
Steckverbindung
Wenn das Vorliek gespannt wird, der Mast dabei aber nicht richtig zusammensteckt, können sich dabei schnell Risse am Verbindungsstück bilden. Daher sollte man beim Aufriggen vor dem Spannen immer prüfen, dass der Mast nicht auseinandergerutscht ist. Hat der Vorbesitzer das nicht getan – und es haben sich durch Fehlbenutzung bereits Risse gebildet, werden diese immer weiter aufreißen, bis der Mast dann gänzlich bricht. Besser nicht kaufen!
Bananenbieger?
Wenn Segel lange im aufgeriggten Zustand unter Vorliekspannung gelagert werden, verbiegen sich die Masten langsam in der Mitte, im Bereich der Steckverbindung. Der Mast verliert dann mit der Zeit an Spannung und sieht im Extremfall nach einer Saison aus wie eine Banane. Das kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein – oft findet man eine starke Krümmung bei Masten, die aus einer Surfstation stammen. Diese besser nicht kaufen! Vor dem Kauf also einfach mal den Mast zusammenstecken und mit einem Auge die Biegung betrachten. Eine minimale Krümmung ist nicht so schlimm, wie eine Banane sollte der Mast jedoch nicht aussehen.
Ränder
An den Rändern unten an der Base, wo die Mastverlängerung anliegt, und in der Mitte, wo die beiden Mastteile aneinandertreffen, können durch den hohen Druck mit der Zeit Beschädigungen wie kleine Risse und Absplitterungen an den Kanten entstehen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Mast bereits einige Zeit in Verwendung ist – muss aber je nach Ausprägung kein Ausschlusskriterium beim Kauf sein. Auf www.surf-magazin.de findet ihr unter dem Suchbegriff „Mast reparieren“ einen Workshop, wie man Stellen dieser Art im Notfall auch ausbessern kann.
Topp-Kappe
Im oberen Teil des Masts sollte die Plastikkappe, die den Mast nach oben abdichtet und beim Spannen gegen das Segeltopp presst, noch solide im Mast sitzen und sich nicht bewegen. Fällt diese raus, können die scharfen Ränder des Masts beim nächsten Aufriggen die Masttasche beschädigen.
Wasser im Mast
Durch Schütteln und Hinhören kann man sehr gut feststellen, ob sich Wasser im Mast befindet. Eine Wand im Inneren der meisten Mast-Oberteile soll verhindern, dass dieser bei längeren Schwimmeinheiten langsam von unten voller Wasser läuft und somit an Gewicht zunimmt. Ist die Topp-Kappe oben leicht undicht, aber die Wand unten dicht, staut sich Wasser im Oberteil des Masts. Die Unterteile hingegen sind nach unten offen und somit bedenkenlos, was gestautes Wasser angeht.
Welche Preise sind für gebrauchte Segel angemessen?
Vorjahresmodelle
Mit jedem Modellwechsel (in Ein- oder Zweijahreszyklen) werden auch brandneue Segel auf den Gebrauchtmarkt gespült. Oft von Teamfahrern, Semi-Pros oder Leuten mit Verbindung zur Windsurfbranche. Masten und Gabelbäume werden von den Herstellern grundsätzlich seltener überarbeitet als Bretter und Segel – somit sind nur eine Saison gefahrene Komponenten eher eine Seltenheit auf dem Gebrauchtmarkt.
Grob gesagt gilt, dass man für ein, nur eine Saison gefahrenes, unbeschädigtes Segel aus dem Vorjahr circa die Hälfte des Listenpreises zahlt. Ähnliches gilt, wenn man fündig wird, auch für Masten. Ein 4.7er Wavesegel aus dem Vorjahr wechselt zum Beispiel für um die 450 Euro den Besitzer.
Best Ager
Als Best Ager würde man unter Segeln zwei bis vier Jahre alte Modelle mit normalen Gebrauchsspuren bezeichnen, die noch auf dem neuesten Stand sind. Um beim Beispiel des 4.7er Wavesegels zu bleiben, müsste man hier für ein unbeschädigtes Exemplar noch gute 300 Euro einrechnen. Bei stärkeren Gebrauchsspuren wie gröberen Dellen – oder auch zum Beispiel einem ausgetauschten Fenster – sind oft nur noch um die 280 Euro fällig. Ob das Segel nun zwei oder vier Jahre alt ist, spielt keine große Rolle, es kommt mehr darauf an, wie viel Sonne, Sand und Salz es gesehen hat. Große Freeride- oder Cambersegel sind auf der Liste etwas teurer, die oftmals unter harmloseren Bedingungen verwendet wurden und nach zwei bis vier Jahren noch ziemlich gut erhalten sind – dementsprechend werden sie auch höher gehandelt. Die Preisspanne der Masten ist aufgrund der unterschiedlichen Carbonanteile generell enorm groß.
Während man einen 50-Prozent-Carbonmast im besten Alter teilweise schon für unter 100 Euro schießen kann, zahlt man für einen 100-Prozent-Mast schnell mal das Drei- bis Vierfache. Grob gesagt gilt: Segel und Masten im Best Age werden häufig für 30 bis 50 Prozent des aktuellen Neupreises gehandelt.
Oldies
Ein heikles Thema: Segel, die mehr als fünf bis sechs Jahr auf dem Buckel haben, sind generell mit Vorsicht zu betrachten. Während man ein gut gepflegtes, sechs Jahre altes Freeridebrett, das von einem Baggersee-Surfer stammt, noch ziemlich bedenkenlos kaufen kann, sollte man bei Segeln hingegen vorsichtig sein. Die Materialien werden mit der Zeit einfach schneller spröde – vor allem in der Sonne. Natürlich kann so ein Segel im Prinzip unabhängig vom Zustand der Materialien noch eine Menge Spaß bereiten und mit den richtigen Komponenten noch gut funktionieren – doch nur, wenn das Teil auch hält. Realistischerweise muss man nämlich sagen, dass so ein Stück alte Folie, bei der man immer davon ausgehen muss, dass sie bei der nächsten Berührung (Waschgang oder Schleudersturz) in Einzelteile zerreißt, eigentlich nicht mehr viel wert ist.
Oldies, die noch in einem Stück sind, werden teilweise für 80 bis 150 Euro gehandelt. Alte Masten (vor allem kurze SDMs) passen schlecht bis gar nicht in die meisten modernen Segel und sind somit häufig nicht mehr viel wert. Sie machen nur Sinn, wenn man ein passendes Segel kauft, das aus der selben Zeit stammt.
Im dritten Teil unserer Gebrauchtkauf-Serie verraten wir euch in Surf 6-2023 (ab 17.05.2023 am Kiosk) noch alles zum Kauf von weiterem Zubehör.