Windsurf-CommunityHarry Goeft über zehn Jahre JAKLAR

Julian Wiemar

 · 17.05.2024

Immer mit einem breiten Grinsen und am liebsten alles so bunt wie möglich: Harry Goeft und Marco Wedele von JAKLAR
Foto: Si Crowther
“Ich konnte mich endlich frei austoben und versuchen dem Sport etwas Gutes zu tun.” Dieses Zitat von Gründer Harry Goeft bringt es wahrscheinlich am besten auf den Punkt. Vor zehn Jahren schuf er mit JAKLAR Positive Vibes eine bunte Community und produzierte modernen Content, mit dem er im Windsurfsport viel(e) bewegte. Im Interview blickt er zurück und berichtet über Höhepunkte, Herausforderungen und was JAKLAR eigentlich genau ist.

Harry, 10 Jahre JAKLAR! Glückwunsch zum Jubiläum! Erzähl bitte nochmal, wie ist JAKLAR damals entstanden? Und warum heißt es JAKLAR?

Ich saß mit Max Matissek (damaliger Freestyle Worldcupper und Chiemsee-Teamrider, Anm. d. R.) im Auto auf dem Weg vom Neusiedlersee zum Bodensee. Max fragte mich mit seinem österreichischen Dialekt: „Du Harry, holen wir uns nen Kaffee?“ Und ich nur so: „Ja Klar“. Und er so: „Ja Klar”. Das ging dann immer weiter so hin und her (lacht). Max hat damals gemerkt, dass ich ein “JAKLAR-Sager” bin.

Wie ist daraus dann mehr entstanden?

Das war genau zu der Zeit, in der ich festgestellt habe, dass ich aus meiner Passion, die ich auch über Jahre in meine Arbeit für Chiemsee gesteckt habe, etwas Eigenes kreieren möchte – außerhalb des Deckmantels von Chiemsee. Das war die Geburtsstunde von JAKLAR Positive Vibes. In der ersten Kreativphase habe ich zusammen mit Max und Sebastian Schöffel unser pinkes, asymmetrisches Logo designt. Von dort hat es sich dann schnell in viele verschiedene Richtungen entwickelt: JAKLAR-Partys und Content-Kreation auf Events, Interviews, Facebook und Instagram… die JAKLAR-Caps und die wilden Sticker, Physio-Angebote mit den JAKLAR-Ärzten (den “JAKLÄRZTEN”) und Produkten von Blackroll, und so weiter… aber eigentlich ging es grundsätzlich immer nur darum, den Sport und den Lifestyle besonders über die Rider und Emotionen zu puschen. Ich konnte mich endlich frei austoben und versuchen dem Sport etwas Gutes zu tun – ohne die Richtlinien einer Brand.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

10 Jahre JAKLAR10 Jahre JAKLAR

Hattest du zwischenzeitig mal darüber nachgedacht ein eigenes Label aus JAKLAR zu machen? Als plötzlich die Rider zum Beispiel alle mit deinen JAKLAR-Caps rumliefen?

Dass ich den Hintergedanken die ganze Zeit gehabt hätte, haben mir am Anfang einige Leute unterstellt, besonders weil ich den beruflichen Hintergrund aus dem Vertrieb habe. Sie meinten, ich würde die Athleten als Spielbälle benutzen, um eine eigene Brand großzumachen. Die Frage wurde mir anfangs echt oft gestellt. Klar hatte man das mal im Kopf, aber ich bin schon so lange in der Branche, hätte maximale Ansprüche an Qualität und alles was dazugehört und kenne das Haifischbecken und den Wettbewerb, von daher war`s nie wirklich ein Thema was in die Richtung zu machen.

JAKLAR ist einfach der Harry, der sich in alle Richtungen entfalten wollte.”

Die Frage, was JAKLAR denn dann überhaupt sei, kam immer wieder auf. Ich sag’s mal so: Es war damals (und ist auch noch heute) einfach der Harry, der sich in alle Richtungen entfalten wollte. Daraus ist eine tolle Community entstanden und gleichzeitig auch eine Plattform für Kreative, die durch JAKLAR die Möglichkeit bekamen und immer noch bekommen, sich in der Szene zu präsentieren und dadurch an Sponsoren oder andere Jobs zu gelangen, und zudem einfach Bock auf eine gute gemeinsame Zeit auf Events haben.

Wer ist JAKLAR heute zehn Jahre nach der Gründung?

Marco Wedele hat von Anfang an JAKLAR geglaubt und mir geholfen, wo es nur ging. Auch heute nach zehn Jahren würde ich sagen, dass Marco Wedele und ich, Harry Goeft, JAKLAR sind. Wir haben dazu großartige Videographen wie Chris Czadilek oder jetzt aktuell Foivos Tsoupras oder Fabian Hain mit dabei. In 2018 und 2019 kam dann Marco Lufen mal als Moderator mit dazu, der mit seiner ungeschliffenen Art neue Akzente gesetzt hat und sehr gut bei der Community ankam. Sascha Lange habe ich dabei unterstützt mehr Aufmerksamkeit für sein Thema Personal Training zu bekommen und hab ihn kurzerhand 2022 mit nach Pozo und auch Sylt genommen, um ihm die größte Bühne in unserem Sport zu geben. Das sind zwischenmenschlich und menschlich alles Wahnsinns-Typen mit denen ich über die Jahre gearbeitet habe, denen ich auch allen sehr dankbar für ihre Unterstützung bin.

Ihr hattet irgendwann große Auftraggeber und seriöse Jobs als Content Producer bei Veranstaltungen wie dem Engadin Wind & Snow, oder dem Windsurf World Cup auf Sylt. Wie hast du das alles unter einen Hut bekommen? Du hast JAKLAR, soweit ich weiß, nie hauptberuflich betrieben.

Gute Frage. Ich stand speziell im Jahr 2019 ziemlich unter Strom. Von 29 Urlaubstagen habe ich 27 mit JAKLAR auf Events verbracht. In diesem Jahr wurden unsere Aufträge von Agenturen als Content-Produktionsfirma immer mehr und größer und auch die Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz immer intensiver. Ich hatte zu dieser Zeit auch eine Vision, und überlegt, meinen festen Job zu kündigen und mich mit JAKLAR selbstständig zu machen – dann kam Corona.

Das heißt, du hast es seinlassen?

Ja, zum Glück. Denn es wäre sehr, sehr schwierig geworden. Und vielleicht ist es auch abgesehen von Corona besser, dass ich es nicht gemacht habe. Denn eventuell wären die positiven Vibes, für die JAKLAR steht, etwas verloren gegangen. Wenn du plötzlich davon Rechnungen bezahlen musst und dann doch wieder nicht mehr machen kannst was du willst, ist das ein ganz anderes Thema. Die eigentliche Passion und der Spaß, aus der das Ganze damals entstanden ist, bleibt dann schnell auf der Strecke, und das merkt auch dein Umfeld und die Community. Das will ich nicht. Es gab 2019 Events, da haben mich die Leute vor Ort nur am Handy gesehen, wenn ich mal hochgeschaut habe, hats knapp für ein Hallo gereicht, und dann wieder zurück in den Tunnel. Ich habe es übertrieben und das schlägt auch irgendwann auf die Gesundheit. Ich bin also froh, dass es so gekommen ist, wie es ist, und ich JAKLAR nun weiter aus Spaß und purer Leidenschaft laufen lassen kann. Mittlerweile gibt es auch immer wieder gute Schnittstellen mit meinem Vertriebsjob bei Helly Hansen.

Was war der bedeutendste Moment in zehn Jahren JAKLAR?

Dafür muss ich ein wenig ausholen: Als ich damals anfing bei Chiemsee zu arbeiten, wunderte ich mich, was aus dieser legendären Windsurf-Marke geworden ist. Warum hatte sie sich so aus der Szene zurückgezogen? Ich wollte dem auf den Grund gehen und versuchen, die Marke wieder mit Windsurfleben und Emotionen zu füllen. Also buchte ich mir am Rande meines Jobs ein günstiges Apartment außerhalb von Westerland auf Sylt, und besuchte kurzentschlossen den Windsurf World Cup. Da wollte ich unbedingt hin. Aber Keiner kannte mich. Woher auch? Rider, Organisatoren und Sponsoren schauten mich mit dem Arsch nicht an. Wenn ich jetzt dort entlanglaufe, viele Jahre (und zehn Jahre JAKLAR) später, kommen sie auf mich zu, kennen mich, sagen Hallo, und respektieren und schätzen das, was ich mit JAKLAR für den Sport getan und erreicht habe. Das bereitet mir viel Freude, es fühlt sich gut an, und bedeutet mir sehr, sehr viel.

Gibt es weiter Highlights oder konkrete, magische Momente aus den letzten zehn Jahren JAKLAR?

Ja klar! Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Zum Beispiel die JAKLAR-Privatparty für Rider in einem legendären Table-Dance-Club auf Sylt (lacht), die man heutzutage gar nicht mehr so bringen könnte. Oder unser erstes Interview mit Robby Naish, nach einer völlig durchzechten Nacht. Ich weiß noch ganz genau, wie ich morgens zu Marco Wedele meinte: Ich bin gespannt wie du das machst, zwischen Sat 1 und dem ZDF (lacht). Das sage ich heute noch zu ihm. Er hat damals trotzdem sowas von abgeliefert. Robby Naish setzte die Red Bull Cap ab und lief anschließend für ein paar Minuten mit einer JAKLAR Cap durchs Pressezentrum – das war ein ganz besonderer Moment.

Robby Naish mit JAKLAR-Cap - das war ein ganz besonderer Moment!”

Naish lud uns tatsächlich nach Maui ein und stand zu seinem Wort – ein Trip mit Marco, den ich auch niemals vergessen werde. Dann die Interviews mit Kai Lenny, Francisco Goya oder Mickey Eskimo….das Interview 2019 mit Rich Page (PWA) und Simeon Glasson (IWT) und der Frage, ob miteinander arbeiten für den Sport nicht besser wäre als gegeneinander….!? Diese Frage wurde ja letztes Jahr dann für alle beantwortet. Außerdem natürlich der erste JAKLAR-Emotionsclip aus Podersdorf von Chris Czadilek, da stellt es mir heute noch die Haare auf… oder sein anschließender Wave-Clip von Sylt, der mit klassischer Musik hinterlegt wurde und komplett durch die Decke ging.

Auch das Jahr in dem wir mit den „JAKLÄRZTEN“ auf Sylt aufgefahren sind, war legendär. Die Athleten hatten mit Dr. med. Marie Prüßmann und Physiotherapeuthin Kathi Seelack ein hochwertiges Angebot an ärztlicher Beratung und Physiotherapie, und mit Blackroll einen Partner, der diesem Paket noch den Deckel aufgesetzt hat. Das war schon was ganz besonderes, auf das ich heute noch mit Stolz zurückblicke. Ich bin mir sicher, dass wir damit einen maßgeblichen Impuls gesetzt haben, genau das zum Standard auf einem Event wie Sylt zu machen. Wir haben damals unfassbar positives Feedback von den Athleten und viel mediale Aufmerksamkeit bekommen.
Aber was sicherlich auch Highlights waren, war die erste Einladung von Björn Dunkerbeck zum Worldcup nach Pozo, oder das X-Project von Chrigi Müller in der Schweiz, das ich mit organisieren und umsetzen durfte. Es gibt wirklich so viele tolle Momente. Die alle aufzulisten, würde sicherlich den Rahmen dieses Interviews sprengen... Wenn ich daran denke, bekomme ich echt Gänsehaut.

Ich habe manchmal das Gefühl, dir geht es besonders darum, dass es den Athleten gut geht, oder?

Ja, absolut. Ich helfe gerne, das macht mich happy. Ob das jetzt die JAKLAR-Party war, auf der die Rider ihren Sieg feiern konnten, oder die Plattform zu bieten, auf der sie sich präsentieren können… oder sie ins Gespräch mit Firmen zu bringen… das sind all solche Sachen, die ich schon immer sehr gerne mache. Da blühe ich total auf. Es dreht sich bei JAKLAR vieles um die Athleten. Ich statte die Rider beim World Cup Sylt teilweise mit ordentlicher Wind- und wetterfester Bekleidung von Helly Hansen aus. Ich berate Lennart Neubauer und seine Mutter seit der ersten Stunde.

Einige sagen mir, ich sollte eigentlich so eine Art Spielerberater für Windsurfer sein.”

Auch Yentel Caers habe ich über die Jahre bestmöglich unterstützt, er ist jetzt zwei Mal mit einem JAKLAR-Sticker im Segel Weltmeister geworden. Einige sagen mir, ich sollte eigentlich so eine Art Spielerberater für Windsurfer sein. JAKLAR ist viel mehr als der pinke Sticker und ein Instagram-Kanal. Es ist eine Community, und innerhalb dieser Community herrscht ein Geben und Nehmen. Ich will mit JAKLAR Synergien schaffen und vor allem eine Plattform für Leute bieten, die wirklich Bock auf das haben, was sie tun, und sie untereinander vernetzen.

Ob das Windsurfprofis, Filmemacher, Fotografen, Sponsoren, Personal Trainer, Physiotherapeuten oder Moderatoren sind… JAKLAR bietet ihnen die Chance sich zu vernetzen, auszuprobieren und sich einen Namen zu machen. Ein Chris Czadilek ist mittlerweile einer der gefragtesten Videographen in Österreich und produziert TV-Werbeclips für einen großen Sporthändler, Sascha Lange fasst als Personal Trainer in der Szene immer mehr Fuß…

Verstehe… bist du damit am Ziel angelangt, oder wo willst du noch hin mit JAKLAR?

Es gab nie ein konkretes Ziel um ehrlich zu sein. Sonst wären die Dinge aber auch nicht so gekommen, wie sie gekommen sind – das ist das schöne daran, wenn man es einfach passieren lässt. Klar liege ich manchmal im Bett und träume davon, dass das Telefon klingelt und mir jemand sagt: „Hey, was du da machst, das Gesamtpaket aus Kreativität, Netzwerk, Marketings Skills sowie über 20 Jahre Vertrieb, was du mitbringst, genau das brauchen wir.” Klar wäre das eine tolle Sache, aber ich bin aktuell sehr, sehr happy und die „Work-Life-Jaklar -Balance” passt sehr gut. Und sind wir mal ehrlich, es gibt schlimmeres, als hauptberuflich für den Weltmarktführer im Segelsport zu arbeiten (grinst).

Was steht dieses Jahr so bei JAKLAR an?

Puh, so ein Jahr ist im Windsurf-Business ja immer schwer zu planen. Aber Surf-Festival , Engadin Wing oder Wind, Gran Canaria und Sylt… das sind so die Events, die bei uns relativ sicher auf dem Programm stehen. Wir sind wahrscheinlich wieder beim Kitesurf World Cup auf Sylt dabei. Da fällt mir ein, das ist etwas, das ich ganz vergessen habe zu erwähnen: Ich versuche mit JAKLAR auch Windsurfen über unseren Kanal mit anderen kommerzielleren Funsportarten zu verknüpfen. Ich meine JAKLAR ist mittlerweile im professionellen Freeski, Freeride, Snowboard und Kitesport angelangt. Das macht mich auch in gewisser Weise stolz. Ich würde natürlich gerne viel mehr im Windsurfbereich machen, aber die Anzahl der großen, internationalen Events war in den letzten Jahren ziemlich beschränkt und die Reisekosten müssen ja auch irgendwie bezahlt werden.

Ich möchte in Zukunft tiefer in die deutsche Szene eintauchen.”

In Zukunft möchte ich im Windsurfbereich etwas tiefer in die deutsche Szene eintauchen. Denn auch wenn JAKLAR eigentlich aus Deutschland stammt, waren wir ja primär international unterwegs die letzten Jahre. Doch die German Freestyle Battles letztes Jahr beim Surffestival zu begleiten, hat unfassbar viel Bock gemacht. Da hat Foivos (Tsoupras, Freestyler und Filmer aus Kiel, Anm. d. R.) die Brücke geschlagen. Man könnte sagen, darum ist Foivos in mein Leben getreten (lacht). Auch da kann ich wieder nur sagen: Das musste alles so kommen, wie es gekommen ist. Und ich freue mich auf alles, was da noch kommen wird.

Wir auch! Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit JAKLAR.


Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen