Dass Taty Frans ein großer Fan von Rennen auf der Finne ist, hat er oft genug deutlich gemacht. Dass er aber selbst nach einem für ihn selber eher enttäuschenden Finish mit breitem Grinsen ein “Amazing!” in die PWA-Kamera haucht, zeigt wie gut der Mann von Bonaire das neue Format Slalom-X findet. Und damit ist Taty nicht alleine: Sowohl von den allermeisten Fahrern als auch in den Kommentarspalte des Livestreams waren die Reaktionen auf die Weltpremiere beim Gran Canaria Gloria Windsurf World Cup größtenteils begeistert.
Nach dem Waveriding in den letzten Tagen war von vornherein klar, dass der Fokus in Pozo heute auf Slalom-X liegen soll. Zur Erinnerung: Slalom-Rennen mit der Finne können optional mit Elementen wie einem Beachstart oder aber Hindernissen ergänzt werden. Die Bedingungen waren durchaus kernig, 30 Knoten Wind und mehr, dazu Süd-Swell und Chop - Pozo at its best! In der dritten Elimination wurde es mit ablaufenden Wasser und größeren Wellen noch herausfordernder.
Hochspannende Finnen-Rennen in Pozo
Für die Weltpremiere des Slalom-X hatte die Rennleitung in der ersten Elimination zunächst auf die Extra-Elemente verzichtet, die letzten beiden Halsen und die Ziellinie lagen aber voll in der Zone, in der die Wellen brechen. Aber auch ohne neue Elemente gab es mega-spannenden Starkwind-Slalom zu sehen: enge Überholmanöver in der Halse, Stürze, Aufholjagden und hauchdünne Zielleinläufe. Doch auch Frühstarts mussten heute deutlich öfter sanktioniert werden als in den meisten Foil-Wettkämpfen.
Nach dem Start war vor allem die erste Halse wichtig, um sich gut zu positionieren - nicht viel anders als im “normalen” Slalom. “Es ist wichtig, seine Halsen taktisch klug zwischen den Wellen zu timen”, erklärte Sarah-Quita Offringa, “dabei hilft es, wenn man die Wellen gut lesen kann - genau wie im Waveriding!”
In der ersten Elimination gewann Pierre Mortefon, während Matteo Iachino mit einem Frühstart im Finale nur Achter wurde. Maciek Rutkowski verpasste das große Finale hauchdünn, nachdem er im Halbfinale nach einer Aufhoiljagd sehr weit downwind über die Ziellinie fuhr. Wie der VAR beim Fußball musste der Videobeweis herangezogen werden, um den exakten Ausgang zu bestimmen. Pechvogel in den ersten beiden Eliminations war Altmeister Andy Laufer, der jeweils in der ersten Halse stürzte.
Bei den Damen waren nur neun Fahrerinnen am Start, so dass jeweils nur das Finale gefahren werden musste. Angeblich hatte Sarah-Quita Offringa vor dem Start des Slalom X überlegt, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, da sie nach drei Tagen Waveriding ausgelaugt war. Glücklicherweise verfolgte Offringa diesen Plan nicht, denn sie zeigte eine makellose Leistung und gewann heute alle vier Rennen und legte damit einen perfekten Start in den Event hin.
Das Sprung-Hindernis kam in Elimination zwei
In der zweite Elimination kam dann endlich die sehnsüchtig erwartete Hindernis zum Überspringen zum Einsatz - allgemein nur “Wurst” genannt. Auf dem zweiten Schenkel musste das Feld über eine relativ dünne, aber wild auf den Wellen tänzelnde Hürde springen. Die Damen durften außenherum fahren - was das Feld zunächst geschlossen auch machte.
Bei den Herren jedoch machte es die Wurst spektakulär: Der Großteil kam gut über das Hindernis, doch immer wieder gab es zu kurze Sprünge, zu niedrige Sprünge, verunglückte Landungen und mehr. Bruno Martini sprang deutlich zu früh ab und landete voll auf der Wurst, Jordy Vonk produzierte in Führung liegend im zweiten Finale einen kapitalen Schleudersturz. Ärgerlich für die Fahrer, aber hochspannend für die Zuschauer. Vonk war ebenso wie Amado Vrieswijk noch nicht wieder topfit, weil beide in den letzten Tagen mit einer Grippe flach lagen.
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Jordy Vonk mit Crash und Sieg
Auch in der dritten Elimination - wieder mit dem Hindernis auf dem zweiten Schlag - sorgte Jordy Vonk für spektakuläre Szenen: Nach einer grandiosen Aufholjagd im Halbfinale explodierte er nur wenige Meter vor der Ziellinie. “Man kann sich bis zum Ende nie sicher sein!” kommentierte Ben Proffitt im Livestream. Im kleinen Finale gewann der Niederländer dann überlegen, während Bruno Martini die Elimination vor Pierre Mortefon gewann. Mortefon führt mit seinem Sieg und zwei zweiten Plätzen das Gesamt-Ranking nach dem ersten Renn-Tag an. Der Franzose sah stets so aus, als ob er bei Bedarf noch einen Gang zulegen könnte, während er die harten Rennbedingungen relativ mühelos meisterte.
Ingmar Daldorf, ebenfalls ein Finnen-Fan, erwischte gestern seinen bisher besten Tag auf der Tour. Der Niederländer sah den ganzen Tag über extrem schnell aus und holte einen dritten, einen vierten und einen sechsten Platz und lag damit am Ende des Tages auf dem zweiten Platz in der Event-Rangliste. Auch Benoit Merceur ließ seinen Sterm im Slalom-X aufgehen. Der Franzose, mit 22 Jahren derzeit der jüngste Fahrer in den Top 10, qualifizierte sich als Dritter für zwei Finals, in denen er Dritter und Fünfter wurde, während er in der anderen Elimination Zehnter wurde - Platz Drei im Zwischen-Ranking, punktgleich Malte Reuscher. Erst auf Platz fünf kommt dann mit Matteo Iachino einer der Favoriten
Die Damen hatten ab ihrem dritten Lauf die Wahl: Entweder über die Wurst springen oder eine Boje deutlich weiter upwind passieren. Justine Lemeteyer wählte in Führung liegend den weiteren Weg ohne Sprung, Sarah-Quita Offringa war die erste Dame, die den Sprung wagte. Beide lieferten sich ein spektakuläres Duell bis zur Ziellinie - mit einem weiteren Sieg für SQ. Eines der besten Rennen eines grandiosen Tages!
Man hätte Offringa verzeihen können, wenn sie sich im vierten und letzten Rennen des Tages mit dem zweiten Platz begnügt hätte, da Jenna Gibson nach der ersten Halse einen deutlichen Vorsprung hatte. Die Britin entschied sich jedoch dafür, upwind zu fahren, um das Sprunghindernis zu umgehen, während Offringa mit voller Geschwindigkeit auf die Wurst zusteuerte und Gibson ein gutes Stück von ihrem Vorsprung abnahm. Offringa war dann nach der vorletzten Tonne in Schlagdistanz zu Gibson, fuhr sehr tief zur letzten Halse und erwischte die bessere Linie, um den vierten Sieg in Folge zu holen.