ReiseBabaomby auf Madagaskar - Traumspot mit 98 Prozent Windquote

Manuel Vogel

 · 02.02.2024

Bild 1
Foto: Pandora Chiara Socin
Durch die Straße von Mosambik vom afrikanischen Kontinent getrennt, ist Madagaskar ein verstecktes Juwel in der Weite des Indischen Ozeans. Maria Andres zog los - und kehrte begeistert zurück.

Text: Maria Andres

Als viertgrößte Insel der Welt bietet Madagaskar fast 5.000 Kilometer unberührte Küste, in der man sich in den türkis- und smaragdfarbenen Schattierungen verlieren kann. Die Insel wird aufgrund ihrer einzigartigen Evolutionsgeschichte auch als "Welt für sich" bezeichnet und dient nicht nur als Zufluchtsort für die Artenvielfalt, sondern auch als Utopie für Abenteuer-, Wind- und Wellenbegeisterte. Strategisch gut positioniert, zusammen mit ihren beliebten Nachbarinseln La Réunion und Mauritius, ist sie direkt den Swells und Passatwinden des Indischen Ozeans ausgesetzt. Da Madagaskar immens größer ist als die anderen Inseln und mit unzähligen Kaps und Riffen gesegnet ist, besteht das Potenzial, zahlreiche unglaubliche Spots zu entdecken - etwas, woran ich nicht aufhören konnte zu denken!

Auf nach Madagaskar!

Die Idee, Madagaskar zu besuchen, kam auf, als ich nach einem abgelegenen paradiesischen Ort suchte, an dem ich jeden Tag Windsurfing, Wingfoilen und SUPen konnte - mit warmem Wasser und einer schönen Kulisse zum Fotografieren. Ein Ort zum Eintauchen in die Kultur mit konstantem Wind und Wellengang für tägliches Training - vor allem aber nicht überfüllt. Madagaskar stand schon lange auf meiner Wunschliste und jetzt, rückblickend, kann ich nur sagen, dass meine Erwartungen hier mehr als erfüllt wurden!

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Warum die Lagune Smaragdsee heißt, dürfte klar sein...Warum die Lagune Smaragdsee heißt, dürfte klar sein...

Als Mitstreiterin konnte ich Chiara Socin gewinnen. Ich kannte sie vorher persönlich nicht, aber sie ist auch Teil des Duotone-Teams und eine super talentierte Fotografin. Wie erhofft, zögerte sie keine Sekunde! Nach etwas Recherche war klar, dass der konstanteste Spot für Wind und Wellen in Madagaskar die sogenannte Smaragdsee war - diese rund 12 Kilometer lange und drei Kilometer breite Lagune im Norden der Insel vereint so viele Grün-, Türkis- und Blautöne wie man es sich nur schwer vorstellen kann. Als wir in Diego Suarez ankamen, sahen wir die traditionellen madagassischen Fischerboote mit ihren wunderschönen Segeln entlang der Küste schippern. Diese Boote werden aber nicht nur zum Fischen verwendet, sie sind das Hauptverkehrsmittel für den Transport von Waren und auch für touristische Ausflüge. Auch für uns ging es an Bord, um unser Ziel Babaomby zu erreichen. Auf dem Boot wurden uns sogleich warme Regenjacken gereicht - bei ruhiger See und 27 Grad. Warum das sinnvoll war, bekamen wir kurze Zeit später zu spüren. Gegen den Wind ging es zu Beginn noch mit etwas Motorunterstützung. Aber als wir die Öffnung der Bucht von Diego Suarez erreichten, drehte der Wind auf. Mit 35 Knoten blies es hier und die Crew zögerte nicht lange und setzte das Segel. Was soll ich sagen - Chiara und ich lernten uns auf dieser Fahrt besser kennen, denn solch ein Überfahrt schweißt definitiv zusammen. Am Eingang der Lagune begrüßten uns Wale! Konnte es noch besser werden?! Schließlich überquerten wir die lange Lagune der Smaragdsee und erreichten, eingerahmt von kleinen Inselchen, Untiefen und Riffen, unser Ziel Babaomby. Wir beide mussten ob des Anblicks einfach nur grinsen - wir hatten das Paradies erreicht!

Windquote: 98 Prozent!

Windstatistiken lügen nicht - Babaomby zählt zu den windigsten Spots der Welt! An 98 Prozent aller Tage weht es hier laut Statistik während der Windsaison zwischen April und Ende November mit über 20 Knoten. Während der windigsten Monate Juli und August liegt die Durchschnitts-Windgeschwindigkeit bei etwa 30 Knoten und es weht praktisch von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (und manchmal sogar nachts). Entsprechend liefert der Windswell, der auf die Riffe trifft, eine surfbare Welle nach der anderen! Die Temperaturen tagsüber liegen normalerweise um die 30 Grad Celsius, aber dank des Windes fühlt es sich nicht heiß an. Die Nächte sind kühl und perfekt zum bequemen Schlafen. Die Wassertemperatur liegt zwischen 26 und 28 Grad Celsius. Aufgrund der Geographie der Smaragdsee - einer weiten Lagune, umgeben von Dünen und Mangrovenlandschaften sowie Riffen, Inselchen und Kanälen - haben sowohl Wind als auch Wellen ihre eigene Dynamik mit Richtungswechseln und kleinen Düsen, die den Spot noch interessanter machen. Innerhalb weniger Kilometer kann man Rampen für Sprünge in beide Richtungen, wunderschönes Wellenreiten, Windswells für Downwinder oder Flachwasserpisten für Manöver und Freestyle vorfinden.

Babaomby ist ein Spektakel

Aber auch die Umgebung ist atemberaubend! Die Vielfalt der Landschaften und Farben in der Smaragdsee ist beispiellos. Flüsse, Mangroven- und Baobabwälder, Dünenstrände, sandige Inseln, bewaldete Eilande sowie kristallklares Wasser und endlose Strände - Kitsch kann so schön sein. An Land beobachten einen Lemuren mit ihren großen Augen während im Wasser Schildkröten auftauchen, um einen zu begrüßen oder Buckelwale jenseits des Riffs mit ihren Sprüngen beeindrucken. Babaomby ist ein Spektakel.

Babaomby - ein Ort für viele Sportarten

Die Smaragdsee ist nicht nur eine Windmaschine, sondern bietet auch Bedingungen für alle Wassersportarten. Chiara mochte das Wingfoilen auf flachem Wasser mehr und ich war eher am Windsurfen in der Welle interessiert - hier konnten wir beide alles machen und fanden immer was wir wollten! Hier ein kleiner Überblick über einige Spots außerhalb der Flachwasserlagune:

Toreky IslandToreky Island

Toreky Island - das Sprungparadies!

Etwa sieben Minuten von der Lodge Lodge entfernt, erreicht man diese felsige Insel, bewacht von Seevögeln. Um sie herum sorgt ein Riff auch bei Ebbe für Wellen - jeden Tag waren diese ein bis zwei Meter hoch! Wir liebten diesen Spot, da er scheinbar immer funktioniert! Es ist ein ziemlich sicherer und super lustiger Spot, mit steilen Rampen, der Wind weht hier sideonshore von rechts. Die Wellen brechen direkt neben der Insel während alles drumherum flach ist - perfekt, um Geschwindigkeit aufzunehmen und die Rampe mit Vollgas anzugehen.

Suarez IslandSuarez Island

Suarez Island - Wellen und Wale!

Suarez Island mit seinem schönen weißen Sand liegt im äußeren Bereich der Lagune. An seinem Ufer versammeln sich lokale Segelboote und Tagesausflügler, um den Tag zu genießen und frisch gefangenen Fisch zu verkosten. Die Farben in dieser kleinen Ecke des Planeten sind wirklich einzigartig. Das Riff davor gilt als der beste Spot zum Wellenreiten in der Gegend. Manchmal kommen lokale Kiter und Windsurfer aus anderen Gebieten hierher, aber im Allgemeinen sind hier kaum Menschen. Der Wind kommt side- bis sideonshore von rechts. Diese Welle war einer der Gründe, warum ich nach Babaomby wollte - um für den Aloha Classic auf Maui trainieren zu können. Und tatsächlich fand ich einige Ähnlichkeiten! Es gibt super spaßige Tage mit Wellen, die sich für mehrere Turns öffnen!

Madagaskar/Babaomby - Reisetipps

Anreise

Die lange Anreise ist der einzige Kritikpunkt. Man fliegt in die Hauptstadt Madagaskars, Antananarivo und dann per Inlandsflug nach Diego Suarez. Den finalen Transfer per Boot nach Babaomby bucht man am besten über die Lodge.

Wohnen

Die Babaomby Island Lodge ist zweifellos der ideale Ort am Smaragdmeer. Diese charmante Öko-Lodge im Paradies ist ein wahrer Traum für jeden Wassersportler, denn sie wurde von einem solchen entworfen! Als Nicolas Martin Madagaskar zum ersten Mal zum Windsurfen besuchte, erkannte er das Potenzial. Er baute seine wunderschöne Lodge direkt am Spot, direkt vor der besten Welle in der windigsten Gegend des Landes, so dass er sie mit einem Schlag erreichen und vom Riff zurückkehren konnte! Besser geht's nicht!

Land & Leute

Madagaskar ist arm, trotzdem habe ich in Diego Suarez und anderswo generell eine entspannte und freundliche Atmosphäre erlebt. Die madagassischen Menschen sind fröhlich und lebhaft. Sie tragen ein Lächeln, das ihre Gesichter erstrahlen lässt und sind mit den schönsten Kleidern geschmückt. Die reiche und vielfältige madagassische Kultur, die Traditionen, die Küche, der Tanz, die Besonderheiten und die Ästhetik sind das Ergebnis einer einzigartigen und perfekten Mischung aus asiatischen, afrikanischen, arabischen, indischen und europäischen Einflüssen.

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Obwohl Madagaskar nur 400 km von Afrika entfernt ist, wurde es zuerst von indonesischen Seefahrern besiedelt, die aus einer Entfernung von mehr als 5000 km kamen! Daher rühren einige der Merkmale, Bräuche, die Sprache und bestimmte Tiere, wie das auf der Insel allgegenwärtige Zebu. Später kamen auch Menschen aus Nigeria und Kamerun hinzu. Verschiedene madagassische Königreiche lösten einander ab, bis Madagaskar 1890 französische Kolonie wurde. 1960 erlangte Madagaskar wieder seine Unabhängigkeit und gründete sich als Republik.

Madagaskar war einst Teil des Superkontinents Gondwana. Vor etwa 165 Millionen Jahren trennte sich Afrika von diesem Kontinent, wodurch die madagassische Westküste entstand. Dann, vor 65 Millionen Jahren, trennte sich Madagaskar vom indischen Subkontinent und ist seitdem völlig isoliert. Die Evolution der Arten auf der Insel verlief anders als auf anderen Kontinenten. Madagaskar verfügt über eine reiche und vielfältige endemische Fauna und Flora mit einzigartigen Tieren wie den Lemuren, die es biologisch gesehen zu einer "anderen Welt" machen.

Surfschule & Verleih

Die Surfschule in Babaomby verfügt über Leihmaterial, aber es ist immer eine gute Idee, sich im Voraus zu erkundigen, was alles vorhanden ist. Zum Üben ist der Standort ideal und sicher, die Lehrer sind erfahren und es gibt es sogar einen Jetski.

Gut zu wissen

Mitbringen sollte man:

  • Sonnenschutzmittel
  • Insektenschutzmittel
  • Shorty oder einen dünnen Neo
  • Eine Windjacke, denn Abends kann es kühl werden

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