NorwegenWindsurfen auf den Lofoten – Auf der Jagd nach den Polarlichtern

Flo Luther

 · 11.06.2023

Für einen reinen Windsurf-Urlaub eignen sich die Lofoten definitiv nicht. Dafür wären sie auch zu schade. Trotzdem findet man mit etwas Entdeckergeist tolle Spots.
Foto: Valerie Luther
Die Lofoten, hoch oben in Norwegen, sind Sehnsuchtsziel vieler Menschen mit der Liebe zu atemberaubenden Landschaften und Naturphänomenen. Windsurfer haben die Inselgruppe nördlich des Polarkreises eher selten auf dem Plan. Zu Unrecht, findet Florian Luther, wenn man nicht nur Surfen im Kopf hat.

Seit einigen Jahren schon erkunden wir mit unserem Camper die mit dem Auto von Deutschland aus gut erreichbaren Reiseziele. Immer auf der Suche nach der perfekten Kombination aus Windsurf-Urlaub und gleichzeitig möglichst unberührter Natur, wilden Tieren und guten Wandermöglichkeiten für ausgedehnte Touren mit unseren Hunden. Dabei führten uns unsere Trips zuletzt immer häufiger nach Skandinavien, vor allem nach Schweden und Norwegen – nicht zuletzt, weil man aufgrund des Allemannsretten (Jedermannsrecht) in diesen Ländern noch sehr entspannt mit dem Van freistehend übernachten kann.

Bei der Planung unserer Herbst-Tour 2022 war auch schnell klar, dass es wieder in den Norden gehen sollte. Das ausgegebene Ziel unserer Urlaubsmission: Einmal im Leben Polarlichter sehen und fotografieren, hoffentlich Elche und Rentiere in der freien Natur erleben – und ganz nebenbei natürlich auch noch möglichst viel Zeit auf dem Wasser verbringen.

Faszination Polarlichter

Polarlichter, die auf der Nordhalbkugel als Aurora borealis bezeichnet werden, entstehen durch eine Wechselwirkung energiereicher, geladener Teile des Sonnenwindes und dem Magnetfeld der Erde. Dort, wo diese Teilchen nach ihrer zwei- bis viertägigen Reise von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen, bildet sich die spektakuläre Lichterscheinung. Die Elektronen und Protonen reisen dabei mit einer Geschwindigkeit von unvorstellbaren 500 bis 800 Kilometern pro Sekunde. Das grünliche Licht entsteht in einer Höhe von etwa 100 bis 200 Kilometern über der Erdoberfläche, das rötlichere Licht in noch größeren Höhen.

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"Die Polarlichter tanzten am Himmel. Es schien wie ein Feuerwerk, direkt über unseren Köpfen." Flo LutherFoto: Valerie Luther"Die Polarlichter tanzten am Himmel. Es schien wie ein Feuerwerk, direkt über unseren Köpfen." Flo Luther

Die Intensität der Polarlichter hängt von der Intensität der Sonnenwinde ab. Diese richtet sich nach dem sogenannten Sonnenzyklus, der ungefähr elf Jahre umfasst. Die Sonnenaktivität wird heute kontinuierlich beobachtet, somit kann das Auftreten von Polarlichtern mittlerweile relativ gut vorhergesagt werden. Wer nicht direkt Zugriff auf Daten von ESA oder NASA hat, kann sich hierfür verschiedener Apps bedienen. Wir empfehlen die Apps Aurora und Norway Lights, die Kombination beider Vorhersagen hat bei uns auf den Lofoten super funktioniert und war sehr zuverlässig.

Im Übrigen sind Polarlichter nicht jedes Mal gleich gut zu sehen. Wir nehmen Farben bei geringer Intensität des Lichts nur begrenzt wahr, daher wirken die Polarlichter in farbschwachen Nächten oft eher weißlich bis hellgrün, so dass man sie leicht mit hellen Wolken verwechseln kann. Bei stärker werdender Intensität leuchten die Polarlichter dann deutlich grün, manchmal auch violett oder rötlich. Auf Fotos wirken die Farben gerade an schwachen Tagen oft deutlich stärker, als sie einem selbst erscheinen. In intensiven Nächten sieht man aber auch mit dem bloßen Auge ein absolutes Farbspektakel.

Die lange Reise zum Licht

Bei einer etwas genaueren Recherche wurde schnell klar, dass uns unsere Mission höher in den Norden führen müsste, als wir es bisher geschafft haben. Lappland, das Nordkap, Island oder entlegene Gegenden im nördlichen Russland sind am besten geeignet, um mit hoher Wahrscheinlichkeit Polarlichter zu sehen. Da wir aber nur drei Wochen Zeit hatten und Russland aktuell für uns aus gegebenem Anlass keine Option darstellt, entschieden wir uns, auf den Lofoten in Nord-Norwegen unser Glück zu versuchen. Etwa 2500 Kilometer Anfahrt von Kiel oneway mit einer etwa vierstündigen Fährüberfahrt von Nord-Dänemark nach Süd-Norwegen erschienen uns für die Zeit noch ganz gut machbar – unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man in Norwegen mit einer deutlich geringeren Reisegeschwindigkeit unterwegs ist als auf deutschen Autobahnen. Außerdem wollten wir mit Rücksicht auf unsere vierbeinigen Begleiter täglich ein paar Stunden Wanderungen einplanen. Aber die Gegend entlang der Strecke ist ohnehin viel zu schön, um ohne Zwischenstopps einfach durchzurauschen.

Karte LofotenFoto: Google Maps

Wie sich herausstellte, stehen die Aussichten auf Polarlichter nördlich von Trondheim schon recht gut, und von den Lofoten findet man online einige beeindruckende Bilder von sensationellen Polarlicht-Nächten. Auch die Jahreszeit schien gut geeignet – die besten Chancen auf das spektakuläre Licht-Ereignis hat man nach unseren Recherchen nach Ende September, Anfang Oktober sowie von Februar bis März.

So lassen sich Polarlichter fotografieren

Den Großteil unserer Reisevorbereitung verbrachten wir damit, Tipps und Anleitungen für das Fotografieren unseres Zielobjektes zu sammeln. Um Polarlichter optimal abzulichten, benötigt man natürlich vor allem einen wolkenfreien Himmel und die entsprechenden Sonnen-Aktivitäten. Also muss man einfach Glück haben, dass beides in den wenigen verfügbaren Tagen zusammenfällt. Nebenbei schafften wir uns auch noch einiges an Equipment an, um möglichst gute Aufnahmen mitbringen zu können.

Die Minimal-Ausstattung hierfür sind eine Kamera, mit der man manuell Blende und Belichtungszeit einstellen kann, ein Stativ und ein möglichst weitwinkliges und lichtstarkes Objektiv. Sinnvoll ist noch ein Fernauslöser, wobei man sich hier auch mit einer Selbstauslöser-Funktion behelfen kann. Bei Belichtungszeiten rund um zehn bis 15 Sekunden ist manuelles Auslösen keine Option. Ansonsten durchwühlten wir das Internet nach Windsurf- und Surfspots, Beschreibungen von Nationalparks, und studierten ein paar Reiseführer und den „Roter Wanderführer“ über die Lofoten und die etwas weiter nördlich gelegenen Vesterålen.

Ist das Meer ruhig, erwischt man die majestätischen Pottwale häufig – die Chance auf gute Freestyle-Bedingungen ist ebenso groß.Foto: Valerie LutherIst das Meer ruhig, erwischt man die majestätischen Pottwale häufig – die Chance auf gute Freestyle-Bedingungen ist ebenso groß.

Das Windsurfbrett muss warten

In der zweiten Septemberhälfte war es dann soweit, wir brachen endlich zu unserem Nordland-Abenteuer auf. Schon kurz hinter Oslo verwandelt sich die Landschaft, und man bekommt einen ersten Eindruck von der Schönheit Norwegens, die man allerdings nach unserer Erfahrung so richtig nur zu Fuß bei Wanderungen abseits der belebten und bebauten Gebiete erleben kann.

Bereits nach den ersten Stunden unserer Tour erlebten wir mehrere Highlights unserer Reise. Bei einer mehrstündigen Wanderung im Nationalpark Dovrefjell konnten wir einen Moschusochsen aus geringer Entfernung bewundern. Schon am Abend zuvor hatten wir von der Hauptstraße E6 aus das Glück, eine Gruppe dieser mächtigen, prächtigen und haarigen Tiere beobachten zu können, allerdings nur aus größerer Entfernung. Eine Begegnung auf kurze Distanz ist dann noch mal deutlich beeindruckender.

Etwas weiter, kurz hinter der eher unspektakulären Überquerung des nördlichen Polarkreises, hatten wir das Glück, zwei Rentiere in unmittelbarer Nähe zur Straße beobachten zu können, die sich nicht an dem vorbeirauschenden Verkehr zu stören schienen. Es waren unsere ersten Rentiere in freier Wildbahn – und blieben leider bisher auch die einzigen.

Camping und Reisen auf den Lofoten

Je weiter wir in den Norden kamen, desto ruhiger und ursprünglicher wurde die dünn besiedelte Gegend. Das ändert sich dann ein wenig, wenn man auf die Lofoten übersetzt. Die Inselgruppe ist geprägt von kleinen, malerischen Orten entlang der Küste. Das Straßennetz ist recht überschaubar – im Prinzip führt eine Hauptverbindung von Lødingen bis nach Å im äußersten Südwesten der Lofoten. Für die Strecke von 230 Kilometern muss man fast vier Stunden einplanen. Da es nur wenige Nebenstraßen gibt, ist es oft nicht ganz einfach, gute Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Viele Camper stehen daher einfach entlang der (nachts wenig befahrenen) Hauptstraße in kleinen Schotterbuchten, was aber mit wildromantischem Camping eher wenig zu tun hat. Die typischen Apps wie park4night sind sehr hilfreich, mit etwas Entdeckergeist und Mühe findet man zumindest in der Nebensaison gute Schlafplätze.

In der Hauptsaison dagegen muss es auf den Lofoten zugehen wie im Tollhaus. Die Inseln sind bei Campern sehr beliebt – und sogar zu unserer Reisezeit, in der absoluten Nebensaison, hat man mancherorts das Gefühl, dass alle Wohnmobile dieser Welt gerade auf den Inseln versammelt sind.

Anspruchsvolle Wandertouren auf den Lofoten

Einige der Örtchen auf den Lofoten sind als Fotomotive richtiggehend berühmt. Das fotografische Gesicht der Lofoten ist beispielsweise die Ortschaft Reine, im Abendlicht oder bei Nacht. Ansonsten sind die kleinen Fischerhütten bei Hamnøy und das malerische Nusjford auf jeden Fall einen Abstecher wert. Letzteres nicht nur des Ortes wegen, sondern auch, weil von hier aus eine sehr schöne Küstenwanderung startet.

Apropos Wanderungen: Wie schon gesagt, erlebt man Norwegen am besten zu Fuß abseits der ausgetretenen Pfade – und auch auf den Lofoten gibt es unzählige, wunderschöne Wandermöglichkeiten. Die App Outdooractive enthält den Großteil der Touren, die man auch beispielsweise im „Roter Wanderführer“ beschrieben findet. Allerdings geht es bei den meisten Touren zumindest teilweise steil bergauf. Einige Touren sind dabei sehr anspruchsvoll und lang, man sollte sich langsam herantasten.

Das Örtchen Reine im Südwesten der Lofoten ist mit seinen Rorbuers (Fischerhütten) eines der meistfotografierten Motive der Inselgruppe.Foto: Valerie LutherDas Örtchen Reine im Südwesten der Lofoten ist mit seinen Rorbuers (Fischerhütten) eines der meistfotografierten Motive der Inselgruppe.

Windsurf-Spots auf den Lofoten

Windsurftechnisch sind die Lofoten relativ schlecht erschlossen. Es gibt nur ganz wenige bekannte Windsurfspots, die auch immer nur in engen Windfenstern funktionieren. Auf der Nordseite der Inseln liegen die bekanntesten Spots, die Südküste ist oftmals sehr felsig, und das Wasser ist sehr schlecht zugänglich. Echte Wavespots gibt es nur wenige. Bei OSO kann man in Eggum gute Down-the-line Bedingungen antreffen. Allerdings ist der Spot steinig, und der Einstieg anspruchsvoll. Zum Wellenreiten kann man hier Glück haben, der bessere Spot und das Mekka des Wellenreitens in der Gegend ist allerdings der Ort Unstad, der mit zwei Pointbreaks sehr gute Left- und Righthander bietet. Dafür wird es hier schnell voll, der Einstieg ist aufgrund der vielen Felsen auch nicht trivial.

Auf den westlich gelegenen Inseln gibt es einen fantastischen Freestyle-Spot in Fredvang (SO), sowie zwei Spots mit Chancen auf kleinen Swell in Ramberg und in Flakstad. Gerade mit Longboards kann man in Flakstad auch durchaus mal gute Wellenreit-Bedingungen an einem einfachen Beachbreak vorfinden. Schwierig ist, dass beide Spots nur in äußerst schmalen Windfenstern funktionieren. Ein paar Grad Winddreher führen schnell dazu, dass es extrem böig wird oder gar kein Wind mehr ankommt, während es auf der anderen Bergseite aus allen Rohren ballert.

Zwischen den schroffen Bergmassiven trifft man immer wieder auf flache Sandbuchten, wie hier nördlich von Fredvang.Foto: Valerie LutherZwischen den schroffen Bergmassiven trifft man immer wieder auf flache Sandbuchten, wie hier nördlich von Fredvang.

Neue Spots selber entdecken

Einfacher und komfortabler ist es am Vinjestranda auf Gimsøya, wo man an einem wunderschönen Sandstrand einfache Freeride- und Freestyle-Bedingungen und (vor allem bei verschiedenen Windrichtungen) relativ gleichmäßigen Wind vorfinden kann.

Abgesehen von diesen bekannteren Spots (an denen man in der Regel auch allein auf dem Wasser sein wird), gibt es natürlich viele Möglichkeiten, auf den unzähligen Fjorden aufs Wasser zu gehen. Dabei ist oft die Parkplatzsuche die größte Herausforderung – man sollte die Tidezeiten gut im Blick behalten, da die Strömung teilweise beachtlich und durchaus gefährlich werden kann. Grundsätzlich gilt hier: Wer sucht, der findet. Möglichkeiten zum Surfen gibt es viele, aber es braucht auch hier wieder Entdeckergeist, um gute Spots und Einstiegsmöglichkeiten bei unterschiedlichen Windrichtungen zu finden.

Nach dem Regen kommt das Polarlicht

Aber zurück zum eigentlichen Thema – den Polarlichtern. Auf unserem Weg in den Norden begleitete uns beständiger Regen – und als wir auf den Lofoten ankamen, schüttete es derart heftig, dass man nur im Schneckentempo fahren mochte, um überhaupt die Straße erkennen zu können. Doch dann wendete sich das Blatt, als wir bei Reine im Westen der Lofoten ankamen. Der Regen ließ nach, die Wolkendecke wurde dünner, und was folgte, kann man nur als unfassbares Glück bezeichnen. Bis zur unserer Abreise hatten wir SO bis O-Wind, der an wenigen Tagen zum Windsurfen reichte und dafür sorgte, dass das Wetter immer besser wurde. Dadurch konnten wir in neun Nächten in Folge unser Zielobjekt beobachten.

Schon in der zweiten Nacht zeigte sich am Himmel ein heller Schimmer, den wir gar nicht als Polarlicht erkannt haben. Doch dann wurde die Aurora von Tag zu Tag intensiver und farbenfroher, und wir konnten jeden Abend ein immer intensiveres Spektakel am Himmel beobachten und fotografieren. Für uns war das ideal, da wir so zunächst die perfekten Kameraeinstellungen finden und optimale Plätze zum Fotografieren suchen konnten. Irgendwann möchte man nicht mehr nur stumpf in den Himmel knipsen, sondern noch perfektere Reflexionen auf einem Wasserfilm am Strand oder einen schönen Vordergrund haben.

Einsame Strände ohne Ende ...Foto: Valerie LutherEinsame Strände ohne Ende ...

Foto-Interessierten empfehlen wir die Webseite von Sven Herdt (svenherdt.com). Diese bietet Foto-Informationen zu vielen Locations weltweit, unter anderem auch für die Lofoten, die man als Download mitnehmen und sich so die Suche nach den besten Fotospots für Landschaftsbilder und Polarlichtaufnahmen deutlich erleichtern kann.

Polarlichter wie ein Feuerwerk

Nach etwa vier Tagen erreichte die Polarlicht-Intensität ihr Maximum. Die Lichter erschienen in drei aufeinanderfolgenden Nächten schon mit dem bloßen Auge genauso farbenfroh und intensiv, wie man sie von den besten Fotos kennt. Mal statisch, mal leicht wabernd, mal bewegt und dynamisch, als ob sie am Himmel tanzen – und in der besten Nacht für etwa eine halbe Stunde so, als würde das Feuerwerk zum Abschluss der Kieler Woche direkt über dem eigenen Kopf explodieren.

Naturphänomen PolarlichterFoto: Valerie LutherNaturphänomen Polarlichter

Die Bilder vermitteln hoffentlich einen Eindruck von dem, was wir erleben durften: Aber sicherlich können sie es nicht ersetzen, live dabei gewesen zu sein. Die schönsten Erinnerungen habe ich an eine sehr intensive Nacht, in der wir dick vermummt im Skianzug auf unseren Campingstühlen hockten und – mitten an einem einsamen Strand – etwa drei Stunden Sternschnuppen und Polarlichter am Himmel beobachtet und nur alle 30 Sekunden auf den Fernauslöser der Kamera gedrückt haben. Ein absolut unvergleichliches Erlebnis, das uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Wale beobachten auf den Vesterålen

Nach etwa einer Woche auf den Lofoten entschieden wir, unsere Reise noch um einen Abstecher auf die nördlich gelegene Inselgruppe der Vesterålen zu erweitern. Wir hatten das Gefühl, unsere Ziele auf den Lofoten erreicht zu haben und verspürten den Drang, noch mehr neue und unbekannte Gegenden zu erkunden. Die Vesterålen sind bei den Touristen etwas weniger angesagt – und so findet man auf den nördlichen Inseln noch mehr Ruhe als auf den Lofoten. Neben wieder sehr schönen -und teilweise anspruchsvollen Wandermöglichkeiten, weiteren Polarlicht-Nächten und wunderschönen Sonnenuntergängen, gibt es auf den nördlichen Vesterålen noch ein besonderes Highlight für alle Ocean Lovers.

Etwa eine Bootsstunde von dem nördlichsten Ort Andenes befindet sich eine Stelle, wo der Meeresboden vom Kontinentalsockel bis in die Tiefsee um mehrere Hundert Meter steil abfällt. Genau hier tauchen männliche Pottwale auf der Jagd nach Tiefsee-Tintenfischen, bevor sie zirka alle 30 Minuten wieder für etwa fünf bis zehn Minuten an die Meeresoberfläche kommen. Mit www.whalesafari.no kann man sehr gut organisierte Touren buchen, auf denen man dank Sonar-Technologie und der großen Erfahrung mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Pottwale (und vor allem deren beeindruckende Fluke) beim Abtauchen bewundern kann. Die majestätischen Pottwal-Männchen werden in der Regel zwischen 15 und 20 Metern lang, mit einem Gewicht um 20 Tonnen sind sie echte Gentle Giants of the Sea.

Die Chance, Pottwale zu sehen, ist in Andenes an der Nordspitze der Vesterålen am größten. Von hier aus starten zahlreiche Whale-Watching-Touren.Foto: Valerie LutherDie Chance, Pottwale zu sehen, ist in Andenes an der Nordspitze der Vesterålen am größten. Von hier aus starten zahlreiche Whale-Watching-Touren.

Nach vier Tagen auf den Vesterålen mussten wir uns langsam auf den Heimweg machen, wollten dabei aber noch den letzten Punkt auf unsere To-do-Liste für den Trip abhaken: Elche!

Die Elchjagd zum Abschluss

Am Südrand der Inselgruppe, in Sichtweite der Lofoten, gibt es auf Hadseløya auf einem etwa fünf Kilometer langen Straßenabschnitt einer kleinen Landstraße eine besonders gute Chance, Elche in der Dämmerung zu beobachten. Da die Tiere sehr scheu sind, sieht man sie am besten aus dem Auto heraus und nur extrem selten bei Wanderungen – und das schon gar nicht, wenn man Hunde dabei hat. Auch hier hatten wir Glück und konnten an unserem letzten Abend auf den Vesterålen eine komplette Elch-Familie beobachten, die aus einem kleinen Birkenwäldchen kommend das saftige Gras auf einer kleinen Wiese neben der Straße zum Abendessen verspeiste.

Elche haben mit einer Schulterhöhe von bis zu 2,3 Metern und einem Gewicht von bis zu 800 Kilo einen Körperbau wie Kühe auf Stelzen, und sie bewegen sich so grazil und langsam schreitend wie Giraffen. Da sie relativ ortstreu sind, besteht hier auf Hadseløya auf dem genannten Streckenabschnitt eine große Chance, ebenfalls diese faszinierenden Tiere einmal im Leben live zu sehen. Tipps und eine Ortsbeschreibung für unseren Elch-Spot findet man auf www.nordlandblog.de/elche.

Auch im Land der Elche sind Begegnungen mit den gewaltigen Tieren eher selten.Foto: Valerie LutherAuch im Land der Elche sind Begegnungen mit den gewaltigen Tieren eher selten.

Auf den etwa 2500 Kilometern Heimweg hatten wir dann erstaunlicherweise noch mehrmals das Glück, Elche aus dem Auto am Straßenrand beobachten zu können – meist an Stellen und in Gegenden, in denen wir gar nicht damit gerechnet haben, aber immer in der Abenddämmerung. Also, Augen auf!

Unglaubliche Naturerlebnisse, auch abseits vom Windsurfen

Insgesamt 6000 Kilometer und unzählige Stunden Fahrtzeit, viele Wander-Kilometer und Höhenmeter, zwei Rentiere, fünf Moschusochsen, neun Elche, zwei Wale und neun Polarlicht-Nächte: So lautet die Gesamtbilanz unseres Trips in den Norden. Mission successfully accomplished!

Die Windsurf-Sessions während der Reise beschränkten sich aufs Flachwasser.Foto: Valerie LutherDie Windsurf-Sessions während der Reise beschränkten sich aufs Flachwasser.

Etwas ernüchternder war die Windsurf-Bilanz der Reise. Aufgrund des untypisch guten Wetters mit Südost-Windlage konnte ich tatsächlich nur an fünf Tagen aufs Wasser, zweimal davon mit sehr guten Freestyle-Bedingungen. Gute Wave-Bedingungen haben wir zwar mehrfach, allerdings immer vergeblich gesucht. Der Zugang zu den wenigen vielversprechenden Wellenspots war meist durch Steilklippen oder extrem viele Felsen versperrt, die Gefahr, das Material nicht einmal heil ins Wasser zu bringen, war mir immer zu hoch. Die wenigen bekannten Wavespots auf unserer Reiseroute haben leider – aufgrund der während unserer Reisezeit vorherrschenden Windrichtung – nicht funktioniert.

All denen, die Lust haben, Windsurfen mit beeindruckenden Naturerlebnissen zu kombinieren, die damit leben können, im Urlaub vor allem im Flachwasser auf Fjorden, Seen oder an vor Wellen geschützten Stränden unterwegs zu sein, die Entdecker-Geist mitbringen und keine Mühen scheuen, um gute Spots zu finden, kann ich einen Trip in den Norden Norwegens nur empfehlen. Für alle, die Hunger auf Wellen haben, gibt es aber zugegebenermaßen bessere Destinationen. Oftmals dann allerdings ohne Aussicht auf Polarlichter und Elche. Aber irgendwas ist ja bekanntermaßen immer…

Flo und Valerie hatte mit ihren Hunden Mali und Coco unvergessliche Momente auf den Lofoten.Foto: Valerie LutherFlo und Valerie hatte mit ihren Hunden Mali und Coco unvergessliche Momente auf den Lofoten.

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