Spots in diesem Artikel:
Tarifa ist viel mehr als nur ein Spot. Allein an dem Strandabschnitt auf dem obigen Bild, zwischen der Düne von Valdevaqueros und der kleinen Stadt namens Tarifa am Horizont, befinden sich auf circa zehn Kilometern Sand mehr als zehn verschiedene Spots, die je nach Windrichtung und Stärke unterschiedlichste Bedingungen liefern: von spiegelglattem Flachwasser durch den ablandigen Starkwind namens Levante, über ruppiges Bump and Jump, bis hin zu Brandungswelle bei schräg-auflandigem Poniente. Abwechslungsreicher geht’s kaum. Allein um diesen Bereich zu erkunden ( und die schöne, geschichtsträchtige Stadt Tarifa zu erkunden und zu besurfen), sollte man bestenfalls mehr als eine Woche Urlaub mitbringen und vor allem Dingen ein Auto dabeihaben oder mieten.
Generell ist die Meerenge von Gibraltar ein verdammt windiger Ort – und dazu für den Mittel- und Nordeuropäer, der gerade den Winter überstanden hat, an Ostern auch meistens bereits muckelig warm. Man hat sich in Tarifa vollkommen auf die Windsurfer und Kiter eingestellt – abgesehen von Haiku auf Maui gibt es wohl kaum eine Stadt, in der die Dichte an Surfbars und Shops größer ist als hier. Und genau deswegen bleiben dort viele hängen – Tarifa vermittelt einem das Gefühl, als Wind-Wassersportler zu Hause angekommen zu sein und hält einen in den engen Gassen der Altstadt gefangen. Daher (und da es bekanntermaßen ja auch noch andere, windgetriebene Wassersportarten gibt, die an den Spots teilweise viel Raum einnehmen können) lohnt es sich, einen Blick über die Düne von Valdevaqueros hinauszuwerfen. Ein Roadtrip von Tarifa aus gen Nordwesten wird oftmals mit weiteren, tollen Bedingungen belohnt.
Zwischen Valdevaqueros und Cadiz liegen diverse Spots für Wellenfans und Flachwasser-Heizer, die zwar nicht unbedingt geheim sind, jedoch etwas ferner der Windmetropole Tarifa liegen. Wer sich zwischen einer halben und maximal eineinhalb Stunden ins Auto setzt, erreicht unsere Top-Vier hinter der Düne.
Die besten Tarifa-Alternativen
Bolonia
Besonders bei starkem Levante ein echtes Paradies, das eigentlich nur ein paar Kilometer hinter der Düne liegt. Es führt jedoch keine direkte Straße an der Küste entlang, somit ist die Anfahrt ein bisschen länger, als man erwartet: Der N340 nach Norden folgen, bis die Abfahrt nach Bolonia ausgeschildert ist. Von der Hügelkette kommend links auf die Hauptstraße und diese bis zum Ende fahren. Der Spot entwickelt in Lee wunderbare Bump & Jump-Bedingungen. Wer zirca 200 Meter nach Luv kreuzt, findet auch schönes Flachwasser, da freiliegende Riffplatten – gerade bei Ebbe – die Wellen stoppen. An keinem anderen Spot bläst der Levante so konstant, und man kann selbst, wenn es drüben in Tarifa mal wieder zu sehr hackt, noch entspannt fahren. In Bolonia befindet sich auch Baelo Claudia, der am besten erhaltene Römerhafen in Spanien. An windlosen Tagen oder nach einer guten Session immer einen Besuch wert.
Canos de Meca
Wenn der Levante über mehrere Tage sehr stark bläst, beginnt sich eine gemäßigte Sideonshore-Welle über dem Riff aufzubauen, die vor allem zum Springen, aber auch zum Abreiten taugt. Funktioniert auch bei nur leichtem Levante in Kombination mit einem Westswell.
Bei Poniente hingegen entfaltet der Spot seine wahre Qualität: Nun wird er zum radikalen Pointbreak mit Wind von rechts, genial zum Abreiten. Vorsicht – die Steine im Einstiegsbereich haben schon so manche Finne gekappt. Caños erreicht man von Tarifa aus innerhalb einer knappen Stunde. Man folgt der N340 etwa 35 Kilometer Richtung Cadiz, Caños de Meca ist ausgeschildert. Local-Tipp: An windlosen Tagen die Swell-Vorhersage checken. Hier kann man oft SUPen oder Wellenreiten gehen.
Conil
Nur circa fünf Kilometer nördlich des bei Wellenreitern sehr beliebten Strandes von El Palmar liegt die Stadt Conil de la Frontera. Von der A48 die Ausfahrt 26 Richtung Conil nehmen, an der Mündung des Flusses Rio Salado kann man parken und direkt auf dem breiten Sandstrand aufriggen. Hier hört die Bebauung in Luv auf, und der starke Levante kann ungebremst, schräg ablandig, über den Sandstrand aufs Meer pusten. Man findet dementsprechend eine schön lange, wenn auch etwas ruppige Flachwasser-Piste vor, auf der einem – je nach Swell – in Ufernähe auch ab und zu eine kleine Rampe entgegengerollt kommen kann.
Sancti Petri
Noch ein Stück weiter nördlich, kurz vor Cadiz, liegt das alte, ausgestorbene Fischerdorf Sancti Petri – das Flachwasser- und somit Freestyle-Mekka auf der Iberischen Halbinsel. Hier kann man sich ausbreiten, wie man möchte, nur selten trifft man ein paar Locals auf dem Wasser. Man fährt die N340 bis Chiclana de la Frontera und folgt dann der Beschilderung. Vor Sancti Petri befindet sich Nuovo Sancti Petri, das ist der falsche Ort! Man muss noch weiter zum alten, ausgestorbenen Sancti Petri. Die riesigen Lagunen im Hinterland laufen hier mit dem Atlantik zusammen, der schmale Durchlass liegt 90 Grad zu Poniente und Levante – man findet hier also bei jeder Windrichtung zu beiden Seiten perfektes Flachwasser zum Üben von Tricks und Manövern.